Vor einigen Wochen bekam ich in einem Café ein Gespräch zwischen zwei älteren Damen mit, beide etwa Mitte 70. Die eine Dame beklagte sich bei ihrer Bekannten über Taktlosigkeiten in ihrem Bekannten- oder Verwandtenkreis. Ich hörte, wie sie sagte: "Und dann erzählen die mir immer lang und breit, wieviel Freude ihnen ihre Enkelkinder machen. Obwohl sie wissen, dass ich mein einziges Kind verloren habe. Dann denke ich immer: 'Könnt ihr eigentlich gar nicht so weit denken, dass mir das weh tut?' " Ich konnte es. Ich finde es auch taktlos, wenn man Menschen, von denen man genau weiß, aus welchen Gründen sie kein Familienglück erleben durften, das eigene so demonstrativ vorführen muss. Nicht mit demjenigen, dem das weh tut, stimmt etwas nicht, sondern mit den gefühlsmäßig abgestumpften anderen.
Deshalb würde ich auch dem oder der TE auch nicht ohne nähere Kenntnis der Hintergründe vorwerfen, dass er/sie sich über "Zwangsbeglückung mit Kinderfotos" beklagt. Klar, grundsätzlich ist es völlig normal und angemessen, dass Eltern gern die Fotos ihrer Kinder zeigen. Aber es gibt auch Situationen, in denen man von ihnen bei allem verständlichen Stolz auf die Nachkommen durchaus ein wenig Rücksichtnahme auf die Gefühle derjenigen erwarten darf, denen dieses Glück durch tragische Umstände nicht vergönnt ist. Wer meint, darüber wie ein Bulldozer hinwegwalzen zu können, ist der eigentliche Unsympath. 😎