Ich denke, das Problem trifft hauptsächlich die langfristigen Singles. Trennungen macht ja im Normalfall jeder mal durch und deswegen wird man dann auch nicht ausgeschlossen. Erst wenn sich das Singledasein (ungewollt) über mehrere Jahre hinzieht, wird man in die Ecke des mitleiderweckenden Versagers geschoben, mit dem man lieber nichts zu tun haben möchte und der dann eher nicht so für voll genommen wird. Nicht von allen, aber doch von einigen.
So sehe ich das auch. Und gerade, wer alleinerziehend ist, kann dabei gar nicht mitreden. Wer ein Kind hat, das nicht gerade adoptiert ist oder von einer Leihmutter ausgetragen wurde bzw. einer IVF oder Samenspende zu verdanken ist, der hat den offensichtlichen Beweis dafür erbracht, dass er mindestens
einmal eine Beziehung inklusive Sex gehabt hat. Also mag er es zwar in organisatorischer und finanzieller Hinsicht schwer haben, wird aber als vollwertiger Mensch respektiert, ja, von vielen sogar bewundert, wie er das alles allein mit dem Kind bzw. den Kindern schafft. Oder er kommt in den Genuss von Mutter- bzw. Vater-Kind-Kuren, weil jedem, selbst den Krankenversicherungen, einleuchtet, dass er es als Alleinerziehender ja so schwer hat. Auch Geschiedene werden viel mehr für voll genommen als
Langzeit-Singles oder gar solche, die "man" noch
nie mit einem Partner oder einer Partnerin gesehen hat. Mit denen will man lieber nichts zu tun haben, man will sich ja vor anderen nicht blamieren, das man sich mit so komischen Typen, die nicht ganz im Leben stehen, abgibt. Die brauchen auch keine besondere Erholung, eigentlich sollten sie auf ihren kompletten Jahresurlaub verzichten, wovon müssen die sich denn regenerieren, die brauchen sich doch jahrein, jahraus nur um sich selbst zu kümmern.
Und am überheblichsten reagieren diejenigen, die sich selbst mit dem oder der Erstbesten zufrieden geben, nur um sagen zu können, dass sie verheiratet bzw. wenigstens liiert sind. Hauptsache, die Fassade stimmt, selbst wenn's dahinter vor lauter Unterdrückung und häuslicher Gewalt nur so kracht.
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