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Die wichtigste Zeit im Leben verpasst?

Lukram

Mitglied
Hallo zusammen.

Die Überschrift wirkt auf manche sicher etwas übertrieben und manche kennen mich ja von diesem Thread. Einige Aspekte von dort möchte auch hier aufgreifen, aber das Thema etwas erweitern.

Ich denke nämlich, dass ich habe meine Jugendzeit und meine 20ziger komplett verpasst habe, ohne nennenswerte Erfahrungen zu machen.

Ein kurzer Umriss:

Kindheit und frühe Jugend waren durch viele Umzüge gekennzeichnet. Nirgendwo blieb ich lange haften. Als ich dann irgenwdo länger blieb, war ich schon im Gynasium und hatte so ziemlich keine Ahnung, wie ich mit meinen Mitschülern interagieren sollte. Und so blieb ich am Rande sitzen... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wurde nicht einmal soweit beachtet, dass man in mir ein potentielles Mobbingopfer sah. Niemand redete mit mir. Niemand wollte etwas mit mir unternehmen. In den Pausen tigerte ich umher, bis die Glocke scholl. Ich hatte 0 Freundschaften und habe nie mit Gleichaltrigen irgendwas unternommen. An den meisten Schultagen habe ich kein Wort gesprochen. Selbst die Leher übersahen mich anscheinend, da ich nie drangenommen wurde im Unterricht (habe natürlich nie die Hand gehoben). Meine Eltern hatten in dieser Zeit auch ein angespanntes Verhältnis und sie interessierten sich überhaupt nicht für mich und meine Schwester. Sie erkundigten sich nie nach potentiellen Freunden. Sie wunderten sich nie darüber, dass ich gar nicht rausging. Sie meldeten mich bei keinem Sportverein oder Musikkurs an. Sie verschwendeten keine einzige Sorge an mich. Sie waren wohl ganz froh, wenn ich den Tag auf meinen Zimmer am PC, mit Büchern oder mit Musikhören verbrachte. Manchmal stellten sie mir Essen hin und wenn ich nach 21:00 noch laut war, klopften sie wütend an meiner Zimmertür. Damit erschöpften sich unsere Interaktionen.

Nach dieser tristen Schulzeit rutschte ich in die Uni und meine erste Wohnung. Zuerst schien es eine Wende zu geben. Ich traf Leute in den Seminaren. Wir verbrachten Zeit miteinander. Gingen Trinken, spielten Brettspiele und unterhielten uns über Literatur, Kunst etc. Dies war aber nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Semester verliebte sich jemand innerhalb der Gruppe in die falsche Person und es folgte solch ein erschütterndes Drama, dass alles in die Brüche ging. Auf Details will ich nicht eingehen, aber ich war dann zumindest wieder allein. Es gab noch einige Kontakte zu anderen Leuten, doch die verbrachten ihr Leben auch meist vor dem PC und da ich kein Multiplayer bin, verschwanden diese Kontakte auch irgendwann im Nebel. Zaghafte Versuche dann Leute in den Seminaren kennenzulernen scheiterten immer.

Zweimal fuhr ich allein ins Ausland für ein Wochenende und übernachtete in Hostels. Dort traff ich dann Leute aus allen möglichen Ländern, aber auch da enstand nichts Langfristiges. Meistens fotografierte ich tagsüber die lokalen Touristenfallen ab und saß dann abends an einem multikulturellen Tisch in der Lobby und trank Bier. Bekam einige interessante Einblicke in das Leben anderer Länder, aber nichts was wirklich haften blieb.

Ansonsten sind meine 20ziger ein graues Nichts. Ich stand auf, ging zu Vorlesungen und Seminaren, dann in die Bibliothek um zu lernen und verbrachte den Rest des Tages am PC. Am Wochenende dann den ganzen Tag am PC. Ich war wie ein Geist, der an der Peripherie der Gesellschaft unbeachtet von allen und jeden lebte.

Manchmal besuchte ich Verwandte in London, aber auch da machte ich gefühlt nichts mit der Weltmetropole die da vor mir lag und bunkerte mich meist im Haus ein, sofern man gemeinsam kein Museum oder Restaurant besuchte.

Und jetzt bin ich in meinen 30zigern und habe das Gefühl eine wichtige und prägende Zeit verschwendet zu haben. Keine erste Party, keine wirklichen Freundschaften, keine Geburtstagsfeiern, keine großen Reisen, keine erster Kuss, kein Herzschmerz, keine Abenteuer... nix. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich ernsthaft jemals in eine Frau verliebt habe, da ich nie eine gut genug kennenlernen konnte. Es wird häufig gesagt, dass die Zeit als Jugendlicher und die 20ziger der wichtigste Abschnitt für das weitere Leben ist. Dort wird das meiste gelernt und die Gleise für die eigene Zukunft gelegt.

Ich kann nur meine akademischen Leistungen vorweisen, die ich schon immer gewissenhaft vorangetrieben habe. Doch dafür blieb vieles andere auf die Strecke und als Konsequenz habe ich das Gefühl, dass ich nun wegen mangelnder Erfahrungen häufig auf die Fresse fliege.

Man kann natürlich sagen, dass man mit Mitte 30 noch jung ist und ein Großteil des Lebens noch vor einem liegt. Ich versuche auch optimistisch zu denken. Ich habe einen sicheren Job, eine schöne und billige Wohnung in Brandenburg mit guter Bindung nach Berlin, ein inzwisches gutes Verhältnis zur Familie und nur kleinere gesundheitliche Probleme. Ich denke mir auch, dass ich das Leben noch anpacken und viel erleben kann. Meine zahllosen Unternehmungne vom letzten Jahr bezeugen dies.

Aber solch positive Laune hält sich auch nicht immer. Ich sehe wir meine Schwester und alte Klassenkameraden (deren Status ab und an bei Facebook in mein Auge fällt) Familien gründen, während ich hier mit einer leeren Kontaktliste im Handy sitze. Auch befürchte auch, dass ich Dinge nicht mehr so frisch und mit solch jugendlichem Eifer betrachten kann mit man es mit 20 tun würde, wie zum Beispiel die erste wirklich große Reise. Ob es mit eigener Familiengründung klappt steht auch noch in den Sternen.

Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.

Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?

Soviel von mir.
 

NezukoChan

Sehr aktives Mitglied
Hallo zusammen.

Die Überschrift wirkt auf manche sicher etwas übertrieben und manche kennen mich ja von diesem Thread. Einige Aspekte von dort möchte auch hier aufgreifen, aber das Thema etwas erweitern.

Ich denke nämlich, dass ich habe meine Jugendzeit und meine 20ziger komplett verpasst habe, ohne nennenswerte Erfahrungen zu machen.

Ein kurzer Umriss:

Kindheit und frühe Jugend waren durch viele Umzüge gekennzeichnet. Nirgendwo blieb ich lange haften. Als ich dann irgenwdo länger blieb, war ich schon im Gynasium und hatte so ziemlich keine Ahnung, wie ich mit meinen Mitschülern interagieren sollte. Und so blieb ich am Rande sitzen... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wurde nicht einmal soweit beachtet, dass man in mir ein potentielles Mobbingopfer sah. Niemand redete mit mir. Niemand wollte etwas mit mir unternehmen. In den Pausen tigerte ich umher, bis die Glocke scholl. Ich hatte 0 Freundschaften und habe nie mit Gleichaltrigen irgendwas unternommen. An den meisten Schultagen habe ich kein Wort gesprochen. Selbst die Leher übersahen mich anscheinend, da ich nie drangenommen wurde im Unterricht (habe natürlich nie die Hand gehoben). Meine Eltern hatten in dieser Zeit auch ein angespanntes Verhältnis und sie interessierten sich überhaupt nicht für mich und meine Schwester. Sie erkundigten sich nie nach potentiellen Freunden. Sie wunderten sich nie darüber, dass ich gar nicht rausging. Sie meldeten mich bei keinem Sportverein oder Musikkurs an. Sie verschwendeten keine einzige Sorge an mich. Sie waren wohl ganz froh, wenn ich den Tag auf meinen Zimmer am PC, mit Büchern oder mit Musikhören verbrachte. Manchmal stellten sie mir Essen hin und wenn ich nach 21:00 noch laut war, klopften sie wütend an meiner Zimmertür. Damit erschöpften sich unsere Interaktionen.

Nach dieser tristen Schulzeit rutschte ich in die Uni und meine erste Wohnung. Zuerst schien es eine Wende zu geben. Ich traf Leute in den Seminaren. Wir verbrachten Zeit miteinander. Gingen Trinken, spielten Brettspiele und unterhielten uns über Literatur, Kunst etc. Dies war aber nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Semester verliebte sich jemand innerhalb der Gruppe in die falsche Person und es folgte solch ein erschütterndes Drama, dass alles in die Brüche ging. Auf Details will ich nicht eingehen, aber ich war dann zumindest wieder allein. Es gab noch einige Kontakte zu anderen Leuten, doch die verbrachten ihr Leben auch meist vor dem PC und da ich kein Multiplayer bin, verschwanden diese Kontakte auch irgendwann im Nebel. Zaghafte Versuche dann Leute in den Seminaren kennenzulernen scheiterten immer.

Zweimal fuhr ich allein ins Ausland für ein Wochenende und übernachtete in Hostels. Dort traff ich dann Leute aus allen möglichen Ländern, aber auch da enstand nichts Langfristiges. Meistens fotografierte ich tagsüber die lokalen Touristenfallen ab und saß dann abends an einem multikulturellen Tisch in der Lobby und trank Bier. Bekam einige interessante Einblicke in das Leben anderer Länder, aber nichts was wirklich haften blieb.

Ansonsten sind meine 20ziger ein graues Nichts. Ich stand auf, ging zu Vorlesungen und Seminaren, dann in die Bibliothek um zu lernen und verbrachte den Rest des Tages am PC. Am Wochenende dann den ganzen Tag am PC. Ich war wie ein Geist, der an der Peripherie der Gesellschaft unbeachtet von allen und jeden lebte.

Manchmal besuchte ich Verwandte in London, aber auch da machte ich gefühlt nichts mit der Weltmetropole die da vor mir lag und bunkerte mich meist im Haus ein, sofern man gemeinsam kein Museum oder Restaurant besuchte.

Und jetzt bin ich in meinen 30zigern und habe das Gefühl eine wichtige und prägende Zeit verschwendet zu haben. Keine erste Party, keine wirklichen Freundschaften, keine Geburtstagsfeiern, keine großen Reisen, keine erster Kuss, kein Herzschmerz, keine Abenteuer... nix. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich ernsthaft jemals in eine Frau verliebt habe, da ich nie eine gut genug kennenlernen konnte. Es wird häufig gesagt, dass die Zeit als Jugendlicher und die 20ziger der wichtigste Abschnitt für das weitere Leben ist. Dort wird das meiste gelernt und die Gleise für die eigene Zukunft gelegt.

Ich kann nur meine akademischen Leistungen vorweisen, die ich schon immer gewissenhaft vorangetrieben habe. Doch dafür blieb vieles andere auf die Strecke und als Konsequenz habe ich das Gefühl, dass ich nun wegen mangelnder Erfahrungen häufig auf die Fresse fliege.

Man kann natürlich sagen, dass man mit Mitte 30 noch jung ist und ein Großteil des Lebens noch vor einem liegt. Ich versuche auch optimistisch zu denken. Ich habe einen sicheren Job, eine schöne und billige Wohnung in Brandenburg mit guter Bindung nach Berlin, ein inzwisches gutes Verhältnis zur Familie und nur kleinere gesundheitliche Probleme. Ich denke mir auch, dass ich das Leben noch anpacken und viel erleben kann. Meine zahllosen Unternehmungne vom letzten Jahr bezeugen dies.

Aber solch positive Laune hält sich auch nicht immer. Ich sehe wir meine Schwester und alte Klassenkameraden (deren Status ab und an bei Facebook in mein Auge fällt) Familien gründen, während ich hier mit einer leeren Kontaktliste im Handy sitze. Auch befürchte auch, dass ich Dinge nicht mehr so frisch und mit solch jugendlichem Eifer betrachten kann mit man es mit 20 tun würde, wie zum Beispiel die erste wirklich große Reise. Ob es mit eigener Familiengründung klappt steht auch noch in den Sternen.

Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.

Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?

Soviel von mir.
Für mich persönlich gibt es keine 'Wichtigste Zeit im Leben'.....Alle Momente sind für mich wichtig. Und selbst wenn die Vergangenheit bisher nicht so berauschend lief, liegt es an einem selbst aus diesen Erfahrungen zu wachsen und sein Leben bestmöglichst zu gestalten. Dafür ist es niemals zu spät.
 

unschubladisierbar

Sehr aktives Mitglied
Wenn du nicht zufällig besonders gut aussiehst, wird das schwierig, denn die fehlenden Erfahrungen werden sich bemerkbar machen.
Das halte ich für Quatsch. Ab wann hat man den Erfahrung und ab wann ist es genug? Gerade die "Erfahrenen" benehmen sich gern wie die Axt im Walde. Bloß weil einer im Jahr 100 Weiber wegpimmelt, heißt das nicht das er Erfahrung hat. Für mich eher ein Zeichen von Unreife und das man nicht in der Lage ist eine Bindung einzugehen oder eine Frau auf längerer Sicht befriedigen zu können.

Lieber einen Rohdiamanten als einen Bauchschwager.
 
G

Gelöscht 125119

Gast
Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.

Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?

Soviel von mir.
Ja, meine Jugend war scheiße.Ich saß in einer toxischen Familie, die mir vor allem Angst eingeredet hat. Draußen war alles gefährlich, andere wollen einem nur Böses, Freunde meinen es eh nie ehrlich und verlassen kann man sich auf sie auch nicht. Wenn man nach Dunkelheit auf die Straße geht, wird man vergewaltigt und so weiter und so fort.
Das letzte bisschen Entdeckungswillen, das man mir mit Angst nicht ausgetrieben hatte, hat man mir einfach verboten.

Also, ja... mir fehlt zumindest die sehr prägende Zeit der Jugend und auch in den 20ern hab ich länger gebraucht, um warm zu werden. Für mich waren die 20er allerdings dennoch sehr prägend, eben weil ich noch in den 20ern begann, dann einfach zu tun und gegen diese Ängste anzukämpfen, die man mir eingepflanzt hatte, um mich "im Haus zu behalten". Die prägendste Zeit ist dann halt, die man dazu macht.

Mein Tipp ist genau das, was du nicht hören willst: Dann musst dus halt jetzt machen. Jetzt da hocken und jammern, dass es früher scheiße lief, hilft nix. Weil das führt nur dazu, dass es auch jetzt scheiße lief. Einfach dafür sorgen, dass es JETZT gut geht, dass man JETZT was erlebt.
Ich hab das zu meiner Therapeutin mal so gesagt: Mehr als die erste Hälfte meines Lebens war komplett unfrei und fremdbestimmt und scheiß, ich will jetzt so frei wie möglich leben und es mir so schön wie nur möglich machen.
Und sie meinte: Sie machen das ganz ganz richtig.

Klar, jetzt kann ich keine sweet-sixteen-Jugendliebe mehr haben. Ich werde jetzt nie mehr erleben, wie es ist, mit 17 mit Freunden in die Disco zu gehen etc. All diese Dinge fehlen mir. Und die kann ich SO nicht nachholen. Aber ich kann vieles andere tun, manches sogar besser und leichter, weil ich volljährig bin und Geld habe, das ich früher nicht hatte. Weil ich Lebenserfahrungen habe, die vieles leichter machen (z.B. beim Reisen).
Was man immer tun kann: Dafür sorgen, dass Gegenwart und Zukunft nicht davon ruiniert werden, dass man früher was verpasst hat. Denn dann sorgt man nur dafür, dass man auch in Gegenwart und Zukunft was verpasst.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Hallo zusammen.

Die Überschrift wirkt auf manche sicher etwas übertrieben und manche kennen mich ja von diesem Thread. Einige Aspekte von dort möchte auch hier aufgreifen, aber das Thema etwas erweitern.

Ich denke nämlich, dass ich habe meine Jugendzeit und meine 20ziger komplett verpasst habe, ohne nennenswerte Erfahrungen zu machen.

Ein kurzer Umriss:

Kindheit und frühe Jugend waren durch viele Umzüge gekennzeichnet. Nirgendwo blieb ich lange haften. Als ich dann irgenwdo länger blieb, war ich schon im Gynasium und hatte so ziemlich keine Ahnung, wie ich mit meinen Mitschülern interagieren sollte. Und so blieb ich am Rande sitzen... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wurde nicht einmal soweit beachtet, dass man in mir ein potentielles Mobbingopfer sah. Niemand redete mit mir. Niemand wollte etwas mit mir unternehmen. In den Pausen tigerte ich umher, bis die Glocke scholl. Ich hatte 0 Freundschaften und habe nie mit Gleichaltrigen irgendwas unternommen. An den meisten Schultagen habe ich kein Wort gesprochen. Selbst die Leher übersahen mich anscheinend, da ich nie drangenommen wurde im Unterricht (habe natürlich nie die Hand gehoben). Meine Eltern hatten in dieser Zeit auch ein angespanntes Verhältnis und sie interessierten sich überhaupt nicht für mich und meine Schwester. Sie erkundigten sich nie nach potentiellen Freunden. Sie wunderten sich nie darüber, dass ich gar nicht rausging. Sie meldeten mich bei keinem Sportverein oder Musikkurs an. Sie verschwendeten keine einzige Sorge an mich. Sie waren wohl ganz froh, wenn ich den Tag auf meinen Zimmer am PC, mit Büchern oder mit Musikhören verbrachte. Manchmal stellten sie mir Essen hin und wenn ich nach 21:00 noch laut war, klopften sie wütend an meiner Zimmertür. Damit erschöpften sich unsere Interaktionen.

Nach dieser tristen Schulzeit rutschte ich in die Uni und meine erste Wohnung. Zuerst schien es eine Wende zu geben. Ich traf Leute in den Seminaren. Wir verbrachten Zeit miteinander. Gingen Trinken, spielten Brettspiele und unterhielten uns über Literatur, Kunst etc. Dies war aber nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Semester verliebte sich jemand innerhalb der Gruppe in die falsche Person und es folgte solch ein erschütterndes Drama, dass alles in die Brüche ging. Auf Details will ich nicht eingehen, aber ich war dann zumindest wieder allein. Es gab noch einige Kontakte zu anderen Leuten, doch die verbrachten ihr Leben auch meist vor dem PC und da ich kein Multiplayer bin, verschwanden diese Kontakte auch irgendwann im Nebel. Zaghafte Versuche dann Leute in den Seminaren kennenzulernen scheiterten immer.

Zweimal fuhr ich allein ins Ausland für ein Wochenende und übernachtete in Hostels. Dort traff ich dann Leute aus allen möglichen Ländern, aber auch da enstand nichts Langfristiges. Meistens fotografierte ich tagsüber die lokalen Touristenfallen ab und saß dann abends an einem multikulturellen Tisch in der Lobby und trank Bier. Bekam einige interessante Einblicke in das Leben anderer Länder, aber nichts was wirklich haften blieb.

Ansonsten sind meine 20ziger ein graues Nichts. Ich stand auf, ging zu Vorlesungen und Seminaren, dann in die Bibliothek um zu lernen und verbrachte den Rest des Tages am PC. Am Wochenende dann den ganzen Tag am PC. Ich war wie ein Geist, der an der Peripherie der Gesellschaft unbeachtet von allen und jeden lebte.

Manchmal besuchte ich Verwandte in London, aber auch da machte ich gefühlt nichts mit der Weltmetropole die da vor mir lag und bunkerte mich meist im Haus ein, sofern man gemeinsam kein Museum oder Restaurant besuchte.

Und jetzt bin ich in meinen 30zigern und habe das Gefühl eine wichtige und prägende Zeit verschwendet zu haben. Keine erste Party, keine wirklichen Freundschaften, keine Geburtstagsfeiern, keine großen Reisen, keine erster Kuss, kein Herzschmerz, keine Abenteuer... nix. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich ernsthaft jemals in eine Frau verliebt habe, da ich nie eine gut genug kennenlernen konnte. Es wird häufig gesagt, dass die Zeit als Jugendlicher und die 20ziger der wichtigste Abschnitt für das weitere Leben ist. Dort wird das meiste gelernt und die Gleise für die eigene Zukunft gelegt.

Ich kann nur meine akademischen Leistungen vorweisen, die ich schon immer gewissenhaft vorangetrieben habe. Doch dafür blieb vieles andere auf die Strecke und als Konsequenz habe ich das Gefühl, dass ich nun wegen mangelnder Erfahrungen häufig auf die Fresse fliege.

Man kann natürlich sagen, dass man mit Mitte 30 noch jung ist und ein Großteil des Lebens noch vor einem liegt. Ich versuche auch optimistisch zu denken. Ich habe einen sicheren Job, eine schöne und billige Wohnung in Brandenburg mit guter Bindung nach Berlin, ein inzwisches gutes Verhältnis zur Familie und nur kleinere gesundheitliche Probleme. Ich denke mir auch, dass ich das Leben noch anpacken und viel erleben kann. Meine zahllosen Unternehmungne vom letzten Jahr bezeugen dies.

Aber solch positive Laune hält sich auch nicht immer. Ich sehe wir meine Schwester und alte Klassenkameraden (deren Status ab und an bei Facebook in mein Auge fällt) Familien gründen, während ich hier mit einer leeren Kontaktliste im Handy sitze. Auch befürchte auch, dass ich Dinge nicht mehr so frisch und mit solch jugendlichem Eifer betrachten kann mit man es mit 20 tun würde, wie zum Beispiel die erste wirklich große Reise. Ob es mit eigener Familiengründung klappt steht auch noch in den Sternen.

Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.

Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?

Soviel von mir.
Die wichtigste Zeit in deinem Leben ist genau die Zeit, die du dazu machst. Dafür ist es nie zu spät.

Versuch es doch mal in Perspektive zu sehen.
Viele Leute studieren nie, beispielshalber weil sie kein Abitur haben. Andere müssen so viel arbeiten, dass sie nicht viel von ihrem Studentenleben haben.
Wieder andere (zum Beispiel in der Ukraine) sind unfreiwillige Kriegsteilnehmer statt Studierende.

Ich hätte unheimlich gerne studiert, habe mich aber nach der FOR-Q nicht getraut, Abitur zu machen. Ich bin Anfang 20 und arbeite und das ist okay. Ich finde nicht, dass ein Studium oder ein typisches Studentenleben zum Erwachsenwerden dazu gehört.

Wenn du gerne mehr erleben möchtest oder Kontakte aufbauen möchtest, ist jetzt die Zeit dafür.
 

Lukram

Mitglied
Ok, da geht man einmal um den Block spazieren und plötzlich sind da mehr Antworten als man erwartet hat XD

Ich gehe mal stichpunktartig auf einiger eurer lieben Antworten ein.
Warum hast Du denn nicht alleine was unternommen ?
Beispielsweise in London.
Im Studium fehlte es an Geld. Allein die Flüge nach Londen haben mein Konto so ziemlich auf 0 gebracht und ich war dann komplett auf die Gastfreundschaft meiner Verwandten angewiesen. Manchmal tigerte ich durch das Nachtleben, konnte mich aber nie überwindne in eine Bar oder Konzert reinzugehen. Große Nervosität spielte auch eine Rolle.

Inzwischen sitze aber gerne alleine im Café und lese ein gutes Buch.

Du hast eine solide Berufsausbildung. Ein Zuhause, mit dem du zufrieden bist. Das sind Dinge, die wirklich zählen und mit denen du nicht auf die Schnauze fliegst.
Durchaus wahr. Aber ich hätte wirklich einfach gerne irgendjemanden mit dem ich reden kann. Ich habe gefühlt genug Schweigsamkeit bisher im Leben gehabt.

Ich will auch anmerken, dass ich nicht nur Zuhause sitze und Däumchen drehe. Den ganzen Tag am PC zu sitzen erfüllt mich schon längst nicht mehr. Ich gehe raus, versuche neue Sachen und habe letztes Jahr vieles erlebt. Auch für dieses Jahr habe ich viele größere Pläne.

Die wichtigste Zeit im Leben ist genau jetzt. Es gibt keine wichtige oder unwichtige Zeit. Das hier und jetzt ist was zählt und eine Zeitmaschine kann keiner bauen. Also konzentriere dich auf das, was noch kommt, und nicht auf das, was du eh nicht mehr ändern kannst.
Versuche ich durchaus. Ich hoffe es ist aber verständlich, dass man niemals zu 100% optimistisch im Jetzt leben kann, sondern manchmal auch über die Vergangenheit siniere - wie heute. Ich versuche aber auch wirklich mich davon nicht zu stark runterziehen zu lassen.

Wichtig ist allerdings, dass du nun die Kurve bekommst. Wenn du nicht zufällig besonders gut aussiehst, wird das schwierig, denn die fehlenden Erfahrungen werden sich bemerkbar machen. Frauen werden es merken, wenn du wenig bzw. gar keine Erfahrung hast, es wird also ungemein schwieriger in eine Beziehung zu kommen, soziale Kompetenzen müssen aufgebaut werden, sodass es auch schwieriger sein wird ein Netzwerk an Freunden und sozialen Kontakten aufzubauen. Wenn dir viel fehlt, ist es umso wichtiger jetzt so viel wie möglich zu tun und nicht zu trödeln. Je länger du (zu) wenig machst, desto kniffliger wird es, und irgedwann wird es auch für die Dinge, die dir wichtig sind, zu spät sein. Noch ist wenig unmöglich, in zwei Jahren schon mehr, in vier Jahren noch viel mehr.
Ich hoffe diese Diskussion versteift sich nicht zu stark auf das Thema Frauen, aber ja, ich merke schon, dass ich nicht wirklich viel Ahnung habe wie man da was in die Weg leitet. Selbst Single-Frauen zu treffen erweist sich als schwierig jetzt, wo die Uni-Zeit vorbei ist.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Ich finde, dass du dich auf positive Aspekte konzentrieren solltest.
Du hast im Gegensatz zu anderen Abitur, du hast ein Studium. Vielleicht hättest du weder das eine noch das andere, wenn du immer nur Party gemacht hättest.

Ein Bekannter von mir hat mit Anfang 20 ständig Party gemacht, Frauenherzen flogen ihm nur so zu. Mit Mitte 20 dann ungewollt Vater geworden, überstürzt geheiratet, jetzt, mit Ende 20, lebt er in Trennung. Besser?

Gut, dass du rausgehst und neue Sachen erlebst.
 

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