Lukram
Mitglied
Hallo zusammen.
Die Überschrift wirkt auf manche sicher etwas übertrieben und manche kennen mich ja von diesem Thread. Einige Aspekte von dort möchte auch hier aufgreifen, aber das Thema etwas erweitern.
Ich denke nämlich, dass ich habe meine Jugendzeit und meine 20ziger komplett verpasst habe, ohne nennenswerte Erfahrungen zu machen.
Ein kurzer Umriss:
Kindheit und frühe Jugend waren durch viele Umzüge gekennzeichnet. Nirgendwo blieb ich lange haften. Als ich dann irgenwdo länger blieb, war ich schon im Gynasium und hatte so ziemlich keine Ahnung, wie ich mit meinen Mitschülern interagieren sollte. Und so blieb ich am Rande sitzen... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wurde nicht einmal soweit beachtet, dass man in mir ein potentielles Mobbingopfer sah. Niemand redete mit mir. Niemand wollte etwas mit mir unternehmen. In den Pausen tigerte ich umher, bis die Glocke scholl. Ich hatte 0 Freundschaften und habe nie mit Gleichaltrigen irgendwas unternommen. An den meisten Schultagen habe ich kein Wort gesprochen. Selbst die Leher übersahen mich anscheinend, da ich nie drangenommen wurde im Unterricht (habe natürlich nie die Hand gehoben). Meine Eltern hatten in dieser Zeit auch ein angespanntes Verhältnis und sie interessierten sich überhaupt nicht für mich und meine Schwester. Sie erkundigten sich nie nach potentiellen Freunden. Sie wunderten sich nie darüber, dass ich gar nicht rausging. Sie meldeten mich bei keinem Sportverein oder Musikkurs an. Sie verschwendeten keine einzige Sorge an mich. Sie waren wohl ganz froh, wenn ich den Tag auf meinen Zimmer am PC, mit Büchern oder mit Musikhören verbrachte. Manchmal stellten sie mir Essen hin und wenn ich nach 21:00 noch laut war, klopften sie wütend an meiner Zimmertür. Damit erschöpften sich unsere Interaktionen.
Nach dieser tristen Schulzeit rutschte ich in die Uni und meine erste Wohnung. Zuerst schien es eine Wende zu geben. Ich traf Leute in den Seminaren. Wir verbrachten Zeit miteinander. Gingen Trinken, spielten Brettspiele und unterhielten uns über Literatur, Kunst etc. Dies war aber nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Semester verliebte sich jemand innerhalb der Gruppe in die falsche Person und es folgte solch ein erschütterndes Drama, dass alles in die Brüche ging. Auf Details will ich nicht eingehen, aber ich war dann zumindest wieder allein. Es gab noch einige Kontakte zu anderen Leuten, doch die verbrachten ihr Leben auch meist vor dem PC und da ich kein Multiplayer bin, verschwanden diese Kontakte auch irgendwann im Nebel. Zaghafte Versuche dann Leute in den Seminaren kennenzulernen scheiterten immer.
Zweimal fuhr ich allein ins Ausland für ein Wochenende und übernachtete in Hostels. Dort traff ich dann Leute aus allen möglichen Ländern, aber auch da enstand nichts Langfristiges. Meistens fotografierte ich tagsüber die lokalen Touristenfallen ab und saß dann abends an einem multikulturellen Tisch in der Lobby und trank Bier. Bekam einige interessante Einblicke in das Leben anderer Länder, aber nichts was wirklich haften blieb.
Ansonsten sind meine 20ziger ein graues Nichts. Ich stand auf, ging zu Vorlesungen und Seminaren, dann in die Bibliothek um zu lernen und verbrachte den Rest des Tages am PC. Am Wochenende dann den ganzen Tag am PC. Ich war wie ein Geist, der an der Peripherie der Gesellschaft unbeachtet von allen und jeden lebte.
Manchmal besuchte ich Verwandte in London, aber auch da machte ich gefühlt nichts mit der Weltmetropole die da vor mir lag und bunkerte mich meist im Haus ein, sofern man gemeinsam kein Museum oder Restaurant besuchte.
Und jetzt bin ich in meinen 30zigern und habe das Gefühl eine wichtige und prägende Zeit verschwendet zu haben. Keine erste Party, keine wirklichen Freundschaften, keine Geburtstagsfeiern, keine großen Reisen, keine erster Kuss, kein Herzschmerz, keine Abenteuer... nix. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich ernsthaft jemals in eine Frau verliebt habe, da ich nie eine gut genug kennenlernen konnte. Es wird häufig gesagt, dass die Zeit als Jugendlicher und die 20ziger der wichtigste Abschnitt für das weitere Leben ist. Dort wird das meiste gelernt und die Gleise für die eigene Zukunft gelegt.
Ich kann nur meine akademischen Leistungen vorweisen, die ich schon immer gewissenhaft vorangetrieben habe. Doch dafür blieb vieles andere auf die Strecke und als Konsequenz habe ich das Gefühl, dass ich nun wegen mangelnder Erfahrungen häufig auf die Fresse fliege.
Man kann natürlich sagen, dass man mit Mitte 30 noch jung ist und ein Großteil des Lebens noch vor einem liegt. Ich versuche auch optimistisch zu denken. Ich habe einen sicheren Job, eine schöne und billige Wohnung in Brandenburg mit guter Bindung nach Berlin, ein inzwisches gutes Verhältnis zur Familie und nur kleinere gesundheitliche Probleme. Ich denke mir auch, dass ich das Leben noch anpacken und viel erleben kann. Meine zahllosen Unternehmungne vom letzten Jahr bezeugen dies.
Aber solch positive Laune hält sich auch nicht immer. Ich sehe wir meine Schwester und alte Klassenkameraden (deren Status ab und an bei Facebook in mein Auge fällt) Familien gründen, während ich hier mit einer leeren Kontaktliste im Handy sitze. Auch befürchte auch, dass ich Dinge nicht mehr so frisch und mit solch jugendlichem Eifer betrachten kann mit man es mit 20 tun würde, wie zum Beispiel die erste wirklich große Reise. Ob es mit eigener Familiengründung klappt steht auch noch in den Sternen.
Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.
Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?
Soviel von mir.
Die Überschrift wirkt auf manche sicher etwas übertrieben und manche kennen mich ja von diesem Thread. Einige Aspekte von dort möchte auch hier aufgreifen, aber das Thema etwas erweitern.
Ich denke nämlich, dass ich habe meine Jugendzeit und meine 20ziger komplett verpasst habe, ohne nennenswerte Erfahrungen zu machen.
Ein kurzer Umriss:
Kindheit und frühe Jugend waren durch viele Umzüge gekennzeichnet. Nirgendwo blieb ich lange haften. Als ich dann irgenwdo länger blieb, war ich schon im Gynasium und hatte so ziemlich keine Ahnung, wie ich mit meinen Mitschülern interagieren sollte. Und so blieb ich am Rande sitzen... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich wurde nicht einmal soweit beachtet, dass man in mir ein potentielles Mobbingopfer sah. Niemand redete mit mir. Niemand wollte etwas mit mir unternehmen. In den Pausen tigerte ich umher, bis die Glocke scholl. Ich hatte 0 Freundschaften und habe nie mit Gleichaltrigen irgendwas unternommen. An den meisten Schultagen habe ich kein Wort gesprochen. Selbst die Leher übersahen mich anscheinend, da ich nie drangenommen wurde im Unterricht (habe natürlich nie die Hand gehoben). Meine Eltern hatten in dieser Zeit auch ein angespanntes Verhältnis und sie interessierten sich überhaupt nicht für mich und meine Schwester. Sie erkundigten sich nie nach potentiellen Freunden. Sie wunderten sich nie darüber, dass ich gar nicht rausging. Sie meldeten mich bei keinem Sportverein oder Musikkurs an. Sie verschwendeten keine einzige Sorge an mich. Sie waren wohl ganz froh, wenn ich den Tag auf meinen Zimmer am PC, mit Büchern oder mit Musikhören verbrachte. Manchmal stellten sie mir Essen hin und wenn ich nach 21:00 noch laut war, klopften sie wütend an meiner Zimmertür. Damit erschöpften sich unsere Interaktionen.
Nach dieser tristen Schulzeit rutschte ich in die Uni und meine erste Wohnung. Zuerst schien es eine Wende zu geben. Ich traf Leute in den Seminaren. Wir verbrachten Zeit miteinander. Gingen Trinken, spielten Brettspiele und unterhielten uns über Literatur, Kunst etc. Dies war aber nur von kurzer Dauer. Nach nicht einmal einem Semester verliebte sich jemand innerhalb der Gruppe in die falsche Person und es folgte solch ein erschütterndes Drama, dass alles in die Brüche ging. Auf Details will ich nicht eingehen, aber ich war dann zumindest wieder allein. Es gab noch einige Kontakte zu anderen Leuten, doch die verbrachten ihr Leben auch meist vor dem PC und da ich kein Multiplayer bin, verschwanden diese Kontakte auch irgendwann im Nebel. Zaghafte Versuche dann Leute in den Seminaren kennenzulernen scheiterten immer.
Zweimal fuhr ich allein ins Ausland für ein Wochenende und übernachtete in Hostels. Dort traff ich dann Leute aus allen möglichen Ländern, aber auch da enstand nichts Langfristiges. Meistens fotografierte ich tagsüber die lokalen Touristenfallen ab und saß dann abends an einem multikulturellen Tisch in der Lobby und trank Bier. Bekam einige interessante Einblicke in das Leben anderer Länder, aber nichts was wirklich haften blieb.
Ansonsten sind meine 20ziger ein graues Nichts. Ich stand auf, ging zu Vorlesungen und Seminaren, dann in die Bibliothek um zu lernen und verbrachte den Rest des Tages am PC. Am Wochenende dann den ganzen Tag am PC. Ich war wie ein Geist, der an der Peripherie der Gesellschaft unbeachtet von allen und jeden lebte.
Manchmal besuchte ich Verwandte in London, aber auch da machte ich gefühlt nichts mit der Weltmetropole die da vor mir lag und bunkerte mich meist im Haus ein, sofern man gemeinsam kein Museum oder Restaurant besuchte.
Und jetzt bin ich in meinen 30zigern und habe das Gefühl eine wichtige und prägende Zeit verschwendet zu haben. Keine erste Party, keine wirklichen Freundschaften, keine Geburtstagsfeiern, keine großen Reisen, keine erster Kuss, kein Herzschmerz, keine Abenteuer... nix. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich ernsthaft jemals in eine Frau verliebt habe, da ich nie eine gut genug kennenlernen konnte. Es wird häufig gesagt, dass die Zeit als Jugendlicher und die 20ziger der wichtigste Abschnitt für das weitere Leben ist. Dort wird das meiste gelernt und die Gleise für die eigene Zukunft gelegt.
Ich kann nur meine akademischen Leistungen vorweisen, die ich schon immer gewissenhaft vorangetrieben habe. Doch dafür blieb vieles andere auf die Strecke und als Konsequenz habe ich das Gefühl, dass ich nun wegen mangelnder Erfahrungen häufig auf die Fresse fliege.
Man kann natürlich sagen, dass man mit Mitte 30 noch jung ist und ein Großteil des Lebens noch vor einem liegt. Ich versuche auch optimistisch zu denken. Ich habe einen sicheren Job, eine schöne und billige Wohnung in Brandenburg mit guter Bindung nach Berlin, ein inzwisches gutes Verhältnis zur Familie und nur kleinere gesundheitliche Probleme. Ich denke mir auch, dass ich das Leben noch anpacken und viel erleben kann. Meine zahllosen Unternehmungne vom letzten Jahr bezeugen dies.
Aber solch positive Laune hält sich auch nicht immer. Ich sehe wir meine Schwester und alte Klassenkameraden (deren Status ab und an bei Facebook in mein Auge fällt) Familien gründen, während ich hier mit einer leeren Kontaktliste im Handy sitze. Auch befürchte auch, dass ich Dinge nicht mehr so frisch und mit solch jugendlichem Eifer betrachten kann mit man es mit 20 tun würde, wie zum Beispiel die erste wirklich große Reise. Ob es mit eigener Familiengründung klappt steht auch noch in den Sternen.
Was nun meine Frage ist? Schwierig. Es kommen sicher wieder die Antworten, dass es nie für irgendwas zu spät ist und ich mich einfach auf meine Zukunft freuen soll. Das versuche ich auch, keine Frage, aber meine Vergangenheit will ich dabei auch nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen (viel was man vergessen könnte, gibt es da sowieso nicht). Ich weiß nichtmal ob ich wirklich Tipps brauche, wie man damit umgeht. Ich denke ich halte mich ganz gut. Aber ich wollte diese Gedanken einfach mal loswerden.
Vielleicht würde ich gerne einfach wissen, wie andere Leute damit umgegangen sind keine wirkliche Jugend und experimentierfreudige Zeit gehabt zu haben. Als wie wichtig seht ihr die 20ziger im Leben eines Menschen? Gibt es für euch Dinge, die eigentlich zur normalen Erwachsenenwerden dazugehört und wo ihr es schade findet, wenn ihr diese Erfahrungen verpasst hättet?
Soviel von mir.