BerryCake96
Mitglied
Hallo zusammen,
ich bin eine Frau Mitte 20 und habe seit kurzem die Diagnose Lipödem.
Ich war als Kind sehr schlank, es fing mit der Pubertät an: Meine Oberschenkel wurden extrem dick und breit während der Rest des Körpers sehr schlank blieb. Trotzdem war ich von da an "dick". Meine Heutige Situation: Oberteile Grösse 38 (M), Hosen Grösse 52 (5XL). ich bin 180cm gross und wiege 79kg, laut Arzt sind 8-10kg davon krankhaftes Fettgewebe.
Meine Mutter hatte vom Moment an, als meine Beine anfingen dicker zu werden, das Gefühl, ich würde heimlich essen. Am Familientisch gab es bei uns nämlich selten die typischen Dickmacher. Deswegen wurde mir Taschengeld entzogen und regelmässig Taschen und Zimmer kontrolliert, um sicher zu gehen, dass ich nirgends heimlich Süssigkeiten verstecke. Meine Mutter wurde richtig besessen von meinem Gewicht und meiner Körperform, ich musste regelmässig auf die Wage und wurde auf Diät gesetzt. Trotzdem wurden die Beine dicker und dicker und die Vorwürfe an mich heftiger. Ich habe mir selber Vorwürfe gemacht, ich würde eifach viel zu wenig Sport machen, müsste mich mehr anstrengen, noch weniger essen etc.
Eskaliert ist das Ganze als meine Mutter als ich 16 war Kleidung zurück gebracht hat, weil sie mich mit meinen "überstämmigen Beinchen" so nicht vor die Tür lassen könne. Es handelte sich dabei um ein kürzeres Kleid, danach trug ich nie wieder so etwas. Ich bin dann im gleichen Jahr ausgezogen und habe ein Praktikum begonnen, wo ich gemobbt wurde, unter anderem wegen meiner Körperform.
Meine Eltern haben weiterhin ständig kommentiert. Es wäre ja sooo schade, dass ich so dicke Pfosten habe, ich soll doch mal ein bisschen Disziplin haben und die paar Kilo abspecken, das Leben würde sooo viel einfacher werden. Ich fing an meinen Körper und mich zu hassen.
Irgendwann habe ich Body Positivity entdeckt. Ich fing an, mich dafür einzusetzen, dass fülligere Körperformen mit Respekt und Akzeptanz begegnet wird, un habe mich mit anderen menschen vernetzt. Dort hat mir das erste Mal eine andere Frau gesagt, dass sie es merkwürdig finde, dass nur meine Oberschenkel so dick sind, der Rest aber zierlich, schlank und sportlich. Als hätte man verschiedene Körper zusammengesteckt.
Letztes Jahr habe ich mir dann vorgenommen, jetzt mal richtig intensiv Sport zu machen und mich strikt gesund zu ernähren. Mit einem ausgebildeten Trainer habe ich einen Plan zusammengestellt, um schlanke Oberschenkel zu bekommen. Eine Ernährungsberatung hat mir einen Diätplan zusammengestellt. Mehrere Monate ging ich 4-5x wöchentlich intensiv Sport treiben, gezieltes Krafttraining in Kombination mit 90min Ausdauersport. Meine Arme, mein Bauch und meine Unterschenkel wurde schön schlank und definiert. Aber am Gewicht und an den Oberschenkeln hat sich quasi nichts getan. Vor ein paar Wochen war ich Outdoorkleidung kaufen, da ich mal in eine richtig hochwertige Ausrüstung investieren wollte. Die Verkäuferin dort hat dass auch angemerkt, dass sie den Eindruck hat, dass ich keine gesunde Fettverteilung habe, dass da irgend etwas nicht stimmen könne, es hat einfach nichts gepasst. Das war das erste mal, dass ich mir wirklich Gedanken gemacht habe, dass da tatsächlich etwas nicht "normal" sein könnte.
Deswegen bin ich zum Arzt gegangen. Die Diagnose Lipödem, eine Fettstoffwechselstörung, die nicht durch den Lebensstil bedingt ist. Die Therapie wird für mich eine Operation sein, die ich selber bezahlen werde, da die Kasse nichts übernimmt.
Aber ums Geld ist es mir nicht schade. Schade ist es mir um die vielen Jahre, in denen ich mich beschissen gefühlt habe. Mir die Schuld gegeben habe. Mich gefragt habe, ob ich unbewusst esse, ob ich einfach zu faul wäre, ob es irgendeine Strafe wer, dass ich wie eine Karikatur aussehe. Karikatur trifft es am besten, ich sehe aus, als hätte man die Oberschenkel einer andere Person drangeklebt.
Auch die vielen Male, in denen ich verletzende Kommentare von aussen bekam. Auf einer Schulexkursion, bei dir ich nicht an der Kletteraktivität teilnehmen durfte, weil der Instruktor keine Klettergurte hatte, die auf meine Oberschenkel gepasst hätten. Die Fremden, die ein Zugabteil weiter mit schallendem Gelächter hörbar kommentierten, da sitze eine mit einem "obszönen kotzbreiten A****". Der Deutsche, der mich im Italienurlaub am Strand ansprach, ich soll doch "himmel*rschundzwirn bisschen Sport machen, dan ist der Poppes auch nicht so dick". Die fremde Frau auf der Rolltreppe hinter mir bemerkte, dass ich bei so dicken Beinen wohl "nur am fressen" sei. Die alkoholisierte Obdachlose, die mir mehrere hundert Meter durch die Innenstadt gefolgt war, und laut brüllte "guckt mal alle auf den breiten Drecks*rsch".
Alls das hätte ich nicht an mich rangelassen, hötte ich gewusst, dass ich nichts für meine Körperform kann...
ich bin eine Frau Mitte 20 und habe seit kurzem die Diagnose Lipödem.
Ich war als Kind sehr schlank, es fing mit der Pubertät an: Meine Oberschenkel wurden extrem dick und breit während der Rest des Körpers sehr schlank blieb. Trotzdem war ich von da an "dick". Meine Heutige Situation: Oberteile Grösse 38 (M), Hosen Grösse 52 (5XL). ich bin 180cm gross und wiege 79kg, laut Arzt sind 8-10kg davon krankhaftes Fettgewebe.
Meine Mutter hatte vom Moment an, als meine Beine anfingen dicker zu werden, das Gefühl, ich würde heimlich essen. Am Familientisch gab es bei uns nämlich selten die typischen Dickmacher. Deswegen wurde mir Taschengeld entzogen und regelmässig Taschen und Zimmer kontrolliert, um sicher zu gehen, dass ich nirgends heimlich Süssigkeiten verstecke. Meine Mutter wurde richtig besessen von meinem Gewicht und meiner Körperform, ich musste regelmässig auf die Wage und wurde auf Diät gesetzt. Trotzdem wurden die Beine dicker und dicker und die Vorwürfe an mich heftiger. Ich habe mir selber Vorwürfe gemacht, ich würde eifach viel zu wenig Sport machen, müsste mich mehr anstrengen, noch weniger essen etc.
Eskaliert ist das Ganze als meine Mutter als ich 16 war Kleidung zurück gebracht hat, weil sie mich mit meinen "überstämmigen Beinchen" so nicht vor die Tür lassen könne. Es handelte sich dabei um ein kürzeres Kleid, danach trug ich nie wieder so etwas. Ich bin dann im gleichen Jahr ausgezogen und habe ein Praktikum begonnen, wo ich gemobbt wurde, unter anderem wegen meiner Körperform.
Meine Eltern haben weiterhin ständig kommentiert. Es wäre ja sooo schade, dass ich so dicke Pfosten habe, ich soll doch mal ein bisschen Disziplin haben und die paar Kilo abspecken, das Leben würde sooo viel einfacher werden. Ich fing an meinen Körper und mich zu hassen.
Irgendwann habe ich Body Positivity entdeckt. Ich fing an, mich dafür einzusetzen, dass fülligere Körperformen mit Respekt und Akzeptanz begegnet wird, un habe mich mit anderen menschen vernetzt. Dort hat mir das erste Mal eine andere Frau gesagt, dass sie es merkwürdig finde, dass nur meine Oberschenkel so dick sind, der Rest aber zierlich, schlank und sportlich. Als hätte man verschiedene Körper zusammengesteckt.
Letztes Jahr habe ich mir dann vorgenommen, jetzt mal richtig intensiv Sport zu machen und mich strikt gesund zu ernähren. Mit einem ausgebildeten Trainer habe ich einen Plan zusammengestellt, um schlanke Oberschenkel zu bekommen. Eine Ernährungsberatung hat mir einen Diätplan zusammengestellt. Mehrere Monate ging ich 4-5x wöchentlich intensiv Sport treiben, gezieltes Krafttraining in Kombination mit 90min Ausdauersport. Meine Arme, mein Bauch und meine Unterschenkel wurde schön schlank und definiert. Aber am Gewicht und an den Oberschenkeln hat sich quasi nichts getan. Vor ein paar Wochen war ich Outdoorkleidung kaufen, da ich mal in eine richtig hochwertige Ausrüstung investieren wollte. Die Verkäuferin dort hat dass auch angemerkt, dass sie den Eindruck hat, dass ich keine gesunde Fettverteilung habe, dass da irgend etwas nicht stimmen könne, es hat einfach nichts gepasst. Das war das erste mal, dass ich mir wirklich Gedanken gemacht habe, dass da tatsächlich etwas nicht "normal" sein könnte.
Deswegen bin ich zum Arzt gegangen. Die Diagnose Lipödem, eine Fettstoffwechselstörung, die nicht durch den Lebensstil bedingt ist. Die Therapie wird für mich eine Operation sein, die ich selber bezahlen werde, da die Kasse nichts übernimmt.
Aber ums Geld ist es mir nicht schade. Schade ist es mir um die vielen Jahre, in denen ich mich beschissen gefühlt habe. Mir die Schuld gegeben habe. Mich gefragt habe, ob ich unbewusst esse, ob ich einfach zu faul wäre, ob es irgendeine Strafe wer, dass ich wie eine Karikatur aussehe. Karikatur trifft es am besten, ich sehe aus, als hätte man die Oberschenkel einer andere Person drangeklebt.
Auch die vielen Male, in denen ich verletzende Kommentare von aussen bekam. Auf einer Schulexkursion, bei dir ich nicht an der Kletteraktivität teilnehmen durfte, weil der Instruktor keine Klettergurte hatte, die auf meine Oberschenkel gepasst hätten. Die Fremden, die ein Zugabteil weiter mit schallendem Gelächter hörbar kommentierten, da sitze eine mit einem "obszönen kotzbreiten A****". Der Deutsche, der mich im Italienurlaub am Strand ansprach, ich soll doch "himmel*rschundzwirn bisschen Sport machen, dan ist der Poppes auch nicht so dick". Die fremde Frau auf der Rolltreppe hinter mir bemerkte, dass ich bei so dicken Beinen wohl "nur am fressen" sei. Die alkoholisierte Obdachlose, die mir mehrere hundert Meter durch die Innenstadt gefolgt war, und laut brüllte "guckt mal alle auf den breiten Drecks*rsch".
Alls das hätte ich nicht an mich rangelassen, hötte ich gewusst, dass ich nichts für meine Körperform kann...