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Ein Mathematiklehrer
Gast
Hach, solche Schüler möchte ich nochmal haben... Wenn du das kannst, gehörst du bei uns schon fast zur mathematischen Elite.Also, 0,3 mal 0,2 schaffe ich noch 😉
Bisher konnte ich es wenigstens einem Teil der Schüler noch wieder beibringen, aber ab nächstem Jahr werde ich nicht einmal mehr den Versuch dazu unternehmen können. Das heißt: Die Schüler können es nicht und sie werden es auch nicht mehr lernen.
Das wäre wirklich wichtig, dass an den Schulen drauf geachtet wird, dass die Grundlagen sitzen. Aber wenn sie nicht sitzen, wird oft einfach zum nächste Thema übergegangen - statt das Erlernen der Grundlagen auch einzufordern.Aber hier wäre es eben wichtig, etwas am Mathematikunterricht so zu verbessern, dass lernwillige Schüler diese Grundlagen auch wirklich begreifen und verinnerlichen. Nach dem Wechsel von Grundschule auf Gymnasium war es zumindest bei uns so, dass man recht schnell mit doch recht anspruchsvollen Aufgaben begann, ohne eben darauf zu achten, ob die Grundlagen auch sitzen. Wobei das sicherlich auch auf den Lehrer ankommt.
Und ja, genau da sitzt "der Fehler in diesem gottverdammten Schulsystem", um den Threadtitel nochmal zu erwähnen.
Bei uns genauso. (Bin auf einer entsprechenden Schule in Nordrhein-Westfalen.)Bei uns liegt der Schwerpunkt mehr auf Themen wie Kosten- und Preistheorie, also Themen mit einem wirtschaftlichen Bezug.
Thematisch nicht. Und möglicherweise sind die Unterschiede zwischen Österreich und Bayern auch nicht groß. Aber von dem her, was die Schüler tatsächlich können, siehts hier in Nordrhein-Westfalen (also nicht in Bayern) zappenduster aus, auch wenn wir thematisch dasselbe machen.Ich nehme aber an, dass sich der Matheunterricht an Gymnasien in Österreich und an Gymnasien in Deutschland nicht wesentlich voneinander unterscheiden wird.
Du sagst, 0,2*0,3 kannst du noch. Aus hiesiger Sicht ist das gradezu phantastisch gut. Vielleicht kannst du sogar im Kopf überschlagen, dass 19% Mehrwertsteuer auf 300 Euro knappe 60 Euro sind, vielleicht kriegst du sogar den exakten Wert raus. Ich dagegen muss damit leben, dass da auch mal 1578,95 Euro Mehrwertsteuer rauskommen können und dem Schüler gar nicht auffällt, dass das wohl nicht sein kann. (Und das an einer kaufmännischen Schule...)
Oder nimm eine Gleichung wie 4x²+4x=8. Dir fällt hoffentlich auf, dass es sich um eine quadratische Gleichung handelt, du ziehst auf beiden Seiten 8 ab, dividierst dann beide Seiten durch 4, erhältst x²+x-2=0 und die p-q-Formel liefert dir x=-2 oder x=1.
Wenn einer dagegen rechnet
4x²+4x=8 |Wurzel
4x+4x=2,828
8x=2,828
x=0,354 (*)
dann fragst du dich hoffentlich, aus welcher Irrenanstalt der wohl entlaufen ist, weil das an deiner Schule (hoffentlich) undenkbar wäre.
Als ich sowas vor über 10 Jahren an einer Höheren Handelsschule gesehen habe, hab ich mir auch nur noch gedacht "Die hat ja überhaupt keinen blassen Schimmer" und habe die Schülerin mit Hilfe einer 6 ("ungenügend") statt nur mit einer 5 ("mangelhaft") an der Versetzung gehindert. Heute habe ich sowas nicht nur auch noch im Wirtschaftsgymnasium, und es ist dort auch kein Einzelfall mehr, und sowas kommt sogar im Leistungskurs Mathematik vor und: Der kriegt dann auch noch Abitur, ich kann es nicht mehr verhindern.
Daran kannst du hoffentlich erkennen, dass wir vielleicht thematisch dasselbe machen, tatsächlich aber können die Schüler hier nichts mehr.
(*) Hübsche Alternative, bei uns inzwischen auch im Leistungskurs Mathematik vorkommend:
4x²+4x=8
8x³=8 |:8
x³=1 |:3
x=1/3
Zum Zentralabitur:
Zentralabitur ist eine Möglichkeit, das Niveau zu halten, weil die Lehrer dann nicht mehr dem Druck nachgeben können, die Ansprüche ins Bodenlose zu senken. Ein Zentralabitur kann aber auch dazu missbraucht werden, von der Regierung aus die Ansprüche ins Bodenlose abzusenken.