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Der Fehler in diesem gottverdammten Schulsystem

G

Gast

Gast
Huhu ihr da draußen,
pünktlich zum Ferienende hier in Niedersachsen, habe ich das unbändige Bedürfnis mal ein bisschen Dampf abzulassen.
Und zwar geht es darum, dass das Schulsystem auf absolutem Schrott basiert - meiner Meinung nach.
Ich besuche derzeit die 10. Klasse eines Gymnasiums, war immer eine gute bis sehr gute Schülerin und darf ab morgen die ersten Arbeiten in Empfang nehmen, die ich - rein gefühlsmäßig - vollkommen in den Sand gesetzt habe.
Hier kommt das lästige Thema G8 bzw. G9 zur Sprache. Ich befinde mich ungünstigerweise in einem jener Jahrgänge hier im Bundesland (Welcher Idiot hat sich eigentlich ausgedacht, dass das national nicht einmal einheitlich ist?!), die in knackigen 8 Jahren das Gymnasium bestehen müssen. Stress PUR, ich sag's euch! Übertrieben viel Nachmittagsunterricht (1 Mal wöchentlich bis 17 Uhr, 3 Mal wöchentlich bis 15:30 Uhr und einen wunderschönen Tag bis 13 Uhr) und in Verbindung mit dem unheimlich kurzen ersten Halbjahr hier kaum machbar wenn man so spät nach Hause kommt neben Hausaufgaben auch noch für Klausuren zu lernen und etliche Tests am Rande. Wenigstens die könnten einem die glorreichen Lehrer ja ersparen!
So, und dann sitzt man da mit mehreren schlechten Noten, weil einfach Zeit (und ja - auch Antrieb) zum Lernen fehlten und jetzt? Ganz klar, Klappe halten im Unterricht, gut aufpassen und immer fleißig den Finger hoch.
Danke wertes Schulsystem für deinen Respekt gegenüber schüchternen, stark introvertierten oder gar sozialphoben Menschen.
Mal ganz davon abgesehen, dass jeder Lehrer seinen kleinen Liebling hat, der mehr Chancen bekommt sein Wissen kundzutun als alle anderen.
Der Leistungsdruck steigt und steigt!
Und notfalls? Greift man zum Spickzettel, weil es heutzutage NIEMANDEM, wirklich gar niemandem, mehr darum geht, dass die Schüler den Stoff verstehen sondern, dass sie ihn wiedergeben und damit gute Noten erzielen.
Irgendwo las ich einmal von Bulimie-Lernen: Du stopfst all das Wissen in deinen Kopf und der Lehrer steckt dir wenig später den Finger in den Hals, dass du alles wieder von dir gibst - und im Affekt auch direkt wieder vergisst.

Aber was weiß ich schon und noch viel mehr: Was hab ich schon zu melden?
Ich bin ja auch nur ein dummer, fauler Teenager, der nichts anderes im Kopf zu haben scheint, als zu chillen und dem seine Zukunft am A**** vorbei geht.
Ja ne, ist klar.
 
Und notfalls? Greift man zum Spickzettel, weil es heutzutage NIEMANDEM, wirklich gar niemandem, mehr darum geht, dass die Schüler den Stoff verstehen sondern, dass sie ihn wiedergeben und damit gute Noten erzielen.
Irgendwo las ich einmal von Bulimie-Lernen: Du stopfst all das Wissen in deinen Kopf und der Lehrer steckt dir wenig später den Finger in den Hals, dass du alles wieder von dir gibst - und im Affekt auch direkt wieder vergisst.
Doch, es gab einen, der wollte, dass man es versteht: mich. Ich habe darum gekämpft, gegen alle Widerstände, viele Jahre lang.

Auswendig gelerntes Wissen hat mich einen Schießdreck interessiert, ich wollte nur wissen, ob der Schüler etwas verstanden hat.

Basis meines Unterrichts war, dass man die Grundlagen verstanden haben muss, bevor man darauf aufbauenden Stoff erlernen kann. Sonst kann man es ja auch nicht verstehen.

Nun ist mir diese Grundlage entzogen. Stoff der 6. Klasse darf ich in der 11. Klasse nicht mehr verlagen. Auch dann nicht, wenn ich es nochmal vorher wiederhole. Sowas Schreckliches wie 18 geteilt durch 0,3 darf ich von einem Oberstufenschüler nicht verlangen. Es wäre simpel: mit 10 erweitert steht da 180 geteilt durch 3, und das ist 60. Aber nein, meine Kollegen haben das eh schon längst aufgegeben, also darf ich es auch nicht, sonst wäre es ungerecht.

Wenn aber keiner mehr die Grundlagen kann und keiner mehr irgendwas versteht, dann ist es ja gerecht.

Verflixt, wie soll ich noch jemandem das Differenzieren und Integrieren beibringen, wenn er schon von Dezimalzahlen und Brüchen nichts versteht, und ich ihm letzteres auch gar nicht mehr beibringen darf? Wie soll das gehen?

Die Kollegen haben längst aufgegeben. Eine Kollegin einer anderen Schule hat die Devise "Wer absolut nichts versteht, aber ein bisschen fleißig auswendig lernt, muss doch damit eine 3 erreiche können!". Bei mir gabs dafür bisher eine 5. Nichts verstanden ist doch wohl nicht ausreichend. Dachte ich jedenfalls, bisher.

Aber wenn ich den Schülern die Mathematik nun auch nicht mehr von Grund auf beibringen darf, weil das ja angeblich sooooo schwer wäre, dann kann ich ja eigentlich nur noch aufgeben.

Da muss ich doch nun dasselbe elende Spiel mitspielen: Weil wir aufs Verstehen verzichten, müssen wir halt unverstandenes Wissen in die Schüler reinstopfen wie in Mastgänse, und zur Klausur gibts denn den Finger in den Hals, und der ganze unappetitliche Müll wird einmal übers Papier gekotzt, wo ich dann irgendeine Note drunterschreiben muss...

Schule wird so natürlich völlig sinnfrei. Und macht auch keinen Spaß mehr.

Es ist entsetzlich.

Aber was soll ich tun?
 
War das früher anders?

Ich hatte früher ab 11 Klasse auch schon nachmittags Unterricht. Mein Leben war auch nur mit Lernen ausgefüllt. Immer hatte ich das Gefühl im Rückstand zu sein. Vielleicht war ich auch zu blöde, wer weiß.

Ich habe ein naturwissenschaftl. Fach studiert. Teilweise musste man sich auch den Stoff reinkloppen. Wir haben das Wissen angewendet durch Projekte und Laborarbeiten.

Ich habe dadurch mehr in Studium profitiert als auf dem Gymnasium. Ich dachte immer, das Abitur ist viel schwerer als die Diplomarbeit.

Gast
 
Hallo Gäste, hallo Mathematiklehrer,
man soll ja immer lösungsorientiert leben. Mir kommt das geschilderte Problem so vor, als ob die Spielregeln geändert wurden. Aber wie lautet das Problem, welches gelöst werden muss, damit man das „Spiel“ auch mit geänderten Spielregeln gewinnen kann?

Ich versuche mal, das Problem – wie ich es sehe – zu beschreiben:
Wenn Schüler der 6. Klasse Lernstoff vergessen, den sie in der 11. Klasse benötigen, dann ist das „normal“, aber nicht hilfreich. Kann es nicht sein, dass den Schülern nicht bekannt oder klar ist, dass „vergessen“ eine Hürde darstellt, den Lernstoff in der höheren Klasse zu packen?
Ich denke, Schüler sind Kinder und können daher nicht (immer) strategisch denken. Und dieses menschliche, kindgerechte Manko wurde bisher von Lehrern der höheren Klassen durch Wiederholen ausgeglichen. Durch die verkürzte Schulzeit geht Wiederholen nicht mehr. Die Frage stellt sich, wie lässt sich das Problem lösen?
Mein Lösungsansatz wäre folgender:
In den unteren Klassen werden die Schüler aufgefordert, den Lernstoff in Mappen zu dokumentieren. Also nicht einfach Hausaufgaben auf Blätter schmieren – die Blätter werden dann nach dem Schuljahr weggeworfen – sondern: Die Hausaufgabenlösungen, die als richtig feststehen, werden in Mappen/Ordnern zu einer Lernstoffsammlung zusammengefügt. Weil es Unterrichtsstoff und Hausaufgaben gibt, die in höheren Klassen oder für das Abitur nicht als Voraussetzung relevant sind, liefert der jeweilige Lehrer den Hinweis, so dass ggf. zwei Mappen entstehen.
Diese Lösung, so sie denn durchführbar und gut ist, käme – heute gesehen – nur den unteren Klassen zugute. Die heutigen höheren Klassen müssten eigentlich diese Lernmappen nacharbeiten. Das könnte ggf. mit Hilfe der Lehrer und in den Ferien erfolgen. Die Lehrer müssten zumindest den Schülern der heutigen höheren Klassen angeben, was so eine Lern-, Wiederholung-, Referenzmappe beinhalten sollte.

LG, Nordrheiner

 
Ich kann deinen Frust gut nachvollziehen. Ständig Nachmittagsunterricht zu haben ist natürlich alles andere als toll. Ich finde es schade, wenn die Lehrer dann überhaupt keine Rücksicht auf die Schüler nehmen und sie trotzdem noch unvernünftig viele Hausaufgaben aufgeben. Denn Hausaufgaben bringen nicht einmal besonders viel. Manchmal macht die gerade mal ein Schüler, der Rest schreibt ab oder sucht sich die Lösung halt aus dem Internet raus.

Da könntet ihr wohl nur als Klasse die Lehrer darum bitten, euch manchmal weniger Hausübung zu geben bzw. euch für die Hausübung dann immer etwas länger Zeit zu geben.

Ganztagsunterricht klappt wohl vor allem deshalb nicht, weil man manchmal noch am Nachmittag mit sehr anspruchsvollen Fächern klarkommen muss. Eine gute Ganztagsschule sollte für ein optimales Verhältnis zwischen Lernen, Ruhephasen und Bewegung sorgen, was im deutschen und österreichischen Schulsystem aber nicht gegeben ist.

Und auf individuelle Schwächen und Stärken geht man in unserem Schulsystem leider auch viel zu wenig ein. Hier bräucht es einfach ein breiteres Angebot für Schüler, damit diese ihre Talente und Begabungen ausleben können und gezielt gefördert werden. Wenn man introviert ist ist es an einer Regelschule natürlich oft ziemlich tough. Aber wenn man sogar eine richtige Sozialphobie hat, dann braucht man wohl therapeutische Hilfe. Wäre natürlich gut, wenn Schulen auch auf solche Themen sensibilisiert werden könnten, aber andererseits kann eine Schule natürlich auch nicht alles leisten.

Einigen Studien zufolge kommt es ja hauptsächlich auf den Lehrer an. Ein Lehrer kann den Schülern das Gefühl vermitteln, die gerade durchgenommenen Thema sind interessant, kann einen Bezug herstellen zum Leben junger Menschen. Für mich sind wichtige Qualitäten eines guten Lehrers Fairness, Verständnis, Einfühlungsvermögen und fachliche Kompetenz. Ein gutes Verhältnis zu den Lehrern kann sich auch auf die Noten sehr positiv auswirken, da spreche ich durchaus aus Erfahrung. Mein schlechtestes Schulfach ist ein Fach, in dem ich mit der Lehrkraft einfach nicht so gut kann. Meine stärksten Fächer sind oft die Fächer, in denen ich mich gut mit den Lehrern verstehe und nicht nur Respekt vor ihnen habe, weil ich es "muss"; sondern weil ich sie wirklich schätze und sie mir auch mit Respekt begegnen.

Kann es also sein, dass du gefrustet bist von den Lehrern an deiner Schule? Anscheinend hast du ja auch das Gefühl, diese würden ungerecht benoten.
 
Die Abwertung von Wissen zu einem notwendigen Übel oder Werkzeug für den Broterwerb kreide ich seit Jahren an. Dabei sollte Bildung bereits einen Eigenwert besitzen, es ist gerade in jungen Jahren so wichtig für das Enstehen eines eigenen Weltbildes und damit entscheidend für die Persönlichkeitsbildung.

Dieser Niedergang ist leider genau so gewollt, es wird alles dafür getan um das Niveau weiter zu verschlechtern. Inzwischen haben wir hier in Deutschland eine Analphabetenquote wie in Brasilien, als ich zuletzt nachgeschaut habe lag sie bei 11,8%. Zum Vergleich, zu Zeiten unseres letzten Kaisers lag sie bei 0,2%
Auch der Durchschnitts-IQ ist von ehemals 102 auf 97 gesunken, in nur 15 Jahren. Das schafft nicht einmal Alkohol.

Letztendlich hast du als junger Mensch, ohne ausreichend Lebenserfahrung und Überblick, um zu entscheiden was wirklich wichtig ist, oder wo dir in der Schule politische Lügen erzählt werden, praktisch keine Chance.
 
Das ist in ganz Deutschland so, nicht nur in Niedersachsen.
Ich wohne in NRW und das Schulsystem hier ist der absolute Dreck.
Unnützes Wissen, welches vermittelt wird (besonders in Mathematik), Lehrer die einem das gesamte Wissen durch Unwissen verbauen und man nach der 10. Klasse einfach nicht den Q-Vermerk bekommt, damit man das Abitur machen kann.

Ich bin seit Langem am Verzweifeln.

Mein größter Traum ist es zu studieren, aber wie soll man das bitte schaffen, wenn man nicht in jedem Fach eine Bombe ist?

Wie soll man das schaffen?
Ich bin enttäuscht von diesem Schulsystem, nein nicht nur enttäuscht, sondern ich bin angewidert davon.
Diese ständige "Nur Geistesheronen dürfen ihr Abitur machen" Mentalität widert mich sowas von an, dass ich fast am Ausrasten bin.
Ich dachte jeder Mensch wäre gleichberechtigt?
Nein, scheinbar nicht, denn wenn man etwas aus seinem Leben machen möchte, bekommt man nur Grenzen zu spüren.
Ich bin aktuell 20 und nur weil ich EIN EINZIGES Thema in Mathe nicht kapiere, kann man einem die gesamte Zukunft verbauen?
Tolles System...
 
Ich bin aktuell 20 und nur weil ich EIN EINZIGES Thema in Mathe nicht kapiere, kann man einem die gesamte Zukunft verbauen?
Tolles System...

Auch mit Mathe 0 Punkten kann man das Abi bestehen, jedenfalls in Niedersachsen 😀
Das Schulsystem hat eine Reform nötig, was keine besondere Neuigkeit ist:nerv:
Du könntest auch an die Fachoberschule gehen und später an die FH oder vllt. auch an die Uni.
 
Auch mit Mathe 0 Punkten kann man das Abi bestehen, jedenfalls in Niedersachsen 😀
Das Schulsystem hat eine Reform nötig, was keine besondere Neuigkeit ist:nerv:

Wäre ja toll, wenn ich wie gesagt, überhaupt mal das Abitur anfangen könnte.
Aber nein, für sowas braucht man ja diesen bescheuerten "Q-Vermerk", ansonsten wird man ja weit vom Gymnasium ferngehalten.
Und diesen erhält man nur, wenn man in jedem Hauptfach (D, M, E) mindestens einen Schnitt von 3.0 besitzt und das schaffe ich einfach nicht (maximal 4.0).
 
Auch mit Mathe 0 Punkten kann man das Abi bestehen, jedenfalls in Niedersachsen 😀
Du könntest auch an die Fachoberschule gehen und später an die FH oder vllt. auch an die Uni.
Werde es jetzt eh durch eine Ausbildung versuchen. Nach dieser Ausbildung + 2 Jahre Berufserfahrung wäre ich auch bei der Allgemeinen Hochschulreife.
Dauert zwar länger, aber bis an diesem Schulsystem was geändert wird, haben wir schon zehn Mal Kanzlerwechsel.
 

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