Wie genau schätzt du denn selbst deine Erwerbsfähigkeit ein? Wie sieht es derzeit aus? Wenn du zum 1.12. anfangen müsstest zu arbeiten, würdest du das schaffen?
Wenn nicht, was denkst du, in welchem Zeitraum könnte deine Erwerbsfähigkeit wieder hergestellt sein? In drei Monaten oder in sechs? Oder vielleicht doch noch länger?
Ich habe mich vor einigen Jahren mit dem gleichen Problem rumschlagen müssen. Und zwar zwei mal. Das erste Mal war 2001. Ich war damals 35 Jahre alt und hatte bis zu meinem 26. Lebensjahr in seit Kindheit fortlaufenden Mißbrauchssituationen verbracht. Ich hatte einzig einen Realschulabschluss vorzuweisen, eine nicht abgeschlossene Z-Prüfung und einen Fernkurs Abitur ohne Prüfung.
Dann hatte ich eben 2001 nach einer stationären Therapie das Gefühl, jetzt kann ich durchstarten und meine Traumausbildung machen. Ich bin also zum Arbeitsamt und wollte eine Umschulung und promt wurde mir gesagt, ich sei nicht Erwerbsfähig und zudem hätte ich keine Tagesstruktur etc. Ich habe dann die initiative ergriffen und hab mir ein Vorpraktikum gesucht, halbtags und halbtage ehrenamtlich in einem Mütterzentrum in der Erwachsenenbetreuung gearbeitet. Und jeden morgen! habe ich vor Beginn meines Praktikums vor der Tür meiner Sachbearbeiterin vom AA gesessen, ihr einen schönen guten Morgen gewünscht und ihr gesagt dass ich mich jetzt auf den Weg zu meiner Praktikumstelle mache und Mittags dann bis um 17 Uhr ins Mütterzentrum gehe und dass ich gerne eine Ausbildung zur Ergotherapeutin machen möchte. Das ganze habe ich neuneinhalb Monate durchgezogen,jedem Morgen von Montags bis Freitags. Mir hat diese Aktion bewiesen dass ich es schaffe, diese Regelmäßigkeit und auch den Stress auszuhalten und meine damalige Sachbearbeiterin sowie ihren Vorgesetzten hat meine Aktion auch überzeugt, ich durfte meinen Beruf lernen.
Neun Jahre konnte ich meine volle Erwerbsfähigkeit aufrecht erhalten und hatte viel Freude an meinem Beruf. Dann hat mich meine Herkunftsfamilie ausfindig gemacht und absoluten Psychoterror betrieben. Ich binn innerhalb weniger Monate völlig zusammengebrochen und landete letztendlich absolut suizidal in der geschlossenen. Nach einem Ortswechsel gab ich mir dann 6 Wochen um wieder auf die Beine zu kommen, nach ablauf dieser 6 Wochen gab ich mir 3 Monate... dann sechs Monate und dann noch einmal ein halbes Jahr... Bis ich akzeptiert habe, ich brauche Zeit, vielleicht 1Jahr oder auch 2Jahre oder solange es braucht. Diese Akzeptanz ist jetzt drei Jahre alt und mittlerweile weiß ich, dass ich nicht wieder arbeitsfähig werde.
Was es mir leichter macht diesen Zustand zu akzeptieren ist, dass ich nicht von Grundsicherung leben muss sondern auch jetzt noch ein gutes Auskommen habe. Das macht es leichter.