@gigi2
Hi!
Alles, was du schreibst, sehe ich auch so. Aber die Fragen, die du stellst, lassen sich leicht beantworten.
Ein Kultusminister ist ja vor allem jemand, der in der Politik Karriere gemacht hat. Interesse für Schulen gehören nicht dazu. Mancher, der jetzt Kutlusminister ist, war vielleicht vorher im Ladnwirtschaftsministerium oder ganz woanders. Wirkliches Interesse für Bildung ist da kaum vorhanden. Es ist einfach ein Job, den man macht, um weiter reichlich Geld zu bekommen. Und passieren kann einem ja nichts.
Ein Schulleiter wird kaum gegen seine eigenen Vorgesetzten reden. Und die Eltern? Bei jeder Demo wird man als Virenleugner von den Medien verleumdet, außerdem haben die meisten Eltern noch schlimmere Sorge, nämlich Angst um ihre Jobs und die Frage, wie man wirtschaftlich überleben soll.
Dazu täglich die Behauptung in den Medien wie toll die Regierung alles macht. Das führt dazu, dass lieber keiner mehr den Mund aufmacht. Es will ja keiner außen stehen.
Im März war ich selbst noch Realschülerin, und es war eine Katastrophe. Es fand keinerlei Unterricht statt und selbst wenn er angeboten worden wäre, hätte ich ihn online von daheim aus nicht nutzen können. Dabei wird übersehen, dass es nicht „nur“ auf die nötigen technischen Geräte ankommt, sondern auch um das Wissen wie man sie für Unterricht und Lernen anwendet. Das hätte ich noch geschafft, andere, mit schlechteren Sprachkenntnissen, und viele Jüngere nicht. Was gar nicht in den Diskussionen vorkam, war die Sache, dass viele sehr beengt wohnen und keinerlei Ruhe haben, um irgendwo daheim zu lernen oder gar online-Unterricht zu haben. Das war das große Problem meiner Prüfungsvorbereitungen, denn die Bibliotheken, in denen ich immer gelernt habe waren ja auch geschlossen und sind es im Prinzip bis heute, denn um in ihnen zu lernen, muss man sich Tage vorher auf abenteuerliche Weise (wieder mal online) anmelden, um dann eine Atmosphäre zu haben, die an den Besuch in einem Hochsicherheitstrakt erinnert.
Und selbst wenn Mami und Papi ein Haus und mehr Geld haben und Online-Unterricht nicht an Platz und Geräten scheitert und auch die Lehrer motiviert sind, weil die Eltern es auch sind, ist das niemals ein Ersatz für richtigen Unterricht, weil Schule eben nicht nur Lernort ist, sondern auch für viele ein Ort, an dem man Leute trifft. Und Einsamkeit mit Sicherheit etwas ist, was sich langfristig auf die Gesundheit schlimmer auswirkt, als ein Erkältungsvirus, an dem seit Mai (zum Glück) kaum mehr jemand stirbt und bei dem das durchschnittliche Todesalter bei 85 Jahren liegt.
Daher denke ich, dass es zum normalen Unterricht wie er derzeit stattfindet, eben doch keine echte Perspektive gibt, es sei denn, man will die, die sowieso schon abgehängt sind, noch weiter ins Abseits drängen. Bei meiner kleinen Schwester läuft es bisher gut, von den Schlangen vor den Klos berichtet sie auch, allerdings ist an ihrer Schule ausreichend Desinfektionsmittel vorhanden. Zum Glück gibt es in meinem Bundesland (noch!) keine Mundschutzpflicht im Unterricht, was ja eine völlig sinnlose Gängelei ist, da man ohnehin auseinander sitzt und den Unterricht auch extrem stört.
Ich denke, man wird damit leben müssen, dass sich eben Kinder und Jugendliche infizieren, dass immer mal wer nicht in die Schule darf. Das ist im Moment Realität. Würden erneut alle Schulen geschlossen, wäre das endgültig der Bildungs-Todesstoß für eine ganze Generation. Und das machen ja auch jene Länder nicht, deren Zahlen weit höher sind als bei uns!