Der Charakter kann noch so toll sein, das optische ist das wesentlich anziehendere.
Daher, beides muss stimmen. Ich kann dir nur von mir berichten, vom Charakter her könnte man sich keinen besseren Partner wünschen, aufgrund meiner Optik gewinne ich aber keinen Blumentopf bei einer Frau.
Liebe Gast-Schreiberin,
das Optische ist - zumindest am Anfang - sicher ein wichtiger Grund des Kennenlernens. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Ausstrahlung, für die die Optik wirklich nur punktuell wichtig ist. Wenn ich die andere Person anlächel, dann ist dieses Lächeln das optisch wichtige Merkmal. Hier möchte ich auf das Stichwort "Charme" aufmerksam machen. Ich denke, kleines Seelchen, das wird von Dir unterschätzt.
Für manche Menschen stellt sich die Frage nach einem Kompromiss, z.B. nach einer Vernunftehe.
Eine romantisch startende Ehe ist in gewisser Weise ein Abenteuer. Sie wird oftmals an den Gefühlen festgemacht. Diese sind aber bekanntlicherweise nie stabil. Eine Vernunftehe basiert auf nachvollziehbaren Werten und Gedanken. Diese sind i.d.R. weniger schwankend als es Gefühle sein können. Auch hier möchte ich den Abenteuer-Faktor nicht ausschließen. Keiner weiß, wie sich der andere verändert - ja, wie werde ich mich verändern.
Dazu ein kleines Erlebnis, von dem ich erfuhr:
Ein junger gut aussehender aber armer Student lernte eine ältere sehr reiche Dame kennen. Diese verliebte sich in den armen Studenten. Sie heirateten. Sie förderte erst sein Studium und dann seine berufliche Karriere. 10 Jahre später - auf einer Party - wurden alle Gäste Zeuge, wie sich die beiden neckten. Er sagte zu ihr: Du weisst ja, dass ich Dich nur wegen Deinem Geld geheiratet habe." Sie antwortete: "Ja, aber heute würdest Du mich aus Liebe heiraten."
Ich denke, diese kleine Begebenheit macht verschiedene Aspekte einer Vernunftehe, ja eigentlich einer jeden Ehe/Partnerschaft deutlich.
1) die unterschiedlichen Gründe müssen auf beiden Seiten klar benannt sein. Es ist absolut schädlich dem Partner einen Grund vorzugaukeln, der nicht besteht.
2) Die Basis der Verbindung ist nicht (immer beidseitig) Liebe oder Gefühle, sondern die Vereinbarung von X oder Y. Es sind gemeinsame Ziele, die von beiden erreicht werden wollen. Im Fall meiner Erzählung sind es: finanzielle und moralische Förderung der studentischen und der nachfolgenden beruflichen Karriere.
3) Der Verkaufsaspekt. Dieser ist aus dem Marketing bekannt. Der Interessent, der den Supermarkt betritt, muss erst an einigen Reihen mit Verkaufsangeboten vorbeigehen, bis er zur Kasse kommt. Es geht um die Verweildauer. Je länger er in dem Supermarkt verweilt, je größer ist die Chance, dass er zum Käufer wird.
Ich behaupte: Du kannst sehr hässlich sein. Jedoch je länger die attraktive Frau ihre Zeit mit Dir verbringt, je größer sind Deine Chancen, dass sie erkennt, welche wertvollen Werte Du vertrittst.... solltest Du welche haben.
Die attraktive Frau wird jedoch wieder "ohne zu kaufen" auf Distanz bleiben, wenn sie erkennt, dass Dein großes Interesse an ihrer Optik festgemacht wird. "Du liebst sie, weil sie so schön ist, ...." ist aus meiner Sicht ein fragwürdiger und instabiler Grund. Was machst Du, wenn sie morgen z.B. durch einen Unfall ihre Schönheit verliert?
Besteht dein Interesse an ihr, weil sie schön ist? Oder ist Dir z.B. langweilig und Du kannst es mit Dir alleine nicht aushalten und suchst deshalb einen Partner? Glücklicherweise findet sich sogar eine attraktive Frau.... Mich schüttelt es, wenn über eine Freundschaft hinaus - von sich gegenseitig sympathischen Menschen - Partnerschaften geschlossen werden, deren wahrer Grund beiden oder wenigsten einem von beiden nicht wirklich klar ist.
Für mich ist Authentizität wichtig und das Vorhandensein gemeinsamer wichtiger Werte und Ziele. Jeder Rechtsanwalt und jeder Richter wird bei Vertragsprüfung die Frage stellen: Was hat Partei X und was hat Partei Y eigentlich angestrebt, als es zur vertraglichen Vereinbarung kam? Sind die einzelnen Passagen im Vertrag zielführend? Wurde evt. sogar ein Vertrag abgeschlossen, der nicht abgeschlossen worden wäre, wenn man sich im Klaren gewesen wäre, dass eben diese oder jene Passage zielhinderlich ist oder wenn man gewusst hätte, dass eine entscheidende Passage im Vertrag fehlt? Was ich damit sagen will: Eine auf Vernunft basierende Partnerschaft ist so gut, wie die Klarheit sowie die Überlegung dessen, welche Ziele angestrebt werden und was dafür erforderlicherweise vereinbart werden soll. Man sollte sich die Frage stellen: Wenn es zu einem Streit - aus welchem Grund auch immer - kommt, bietet mir der Vertrag dann eine harmonische klare Regelung?
Es wäre fatal, wenn bei einem Streit der Vorwurf berechtigt ist: Hätte ich gewusst.... dann hätte ich nicht....
Wäre ich ein hässlicher Mann - aber mit viel Geld - dann würde es mich wundern, wenn meine äusserst attraktive aber arme Partnerin keine konkreten materiellen Ziele benennt. Ich würde ein Budget und einen festen Zeitraum dafür festlegen wollen. Dies dient ihrer und meiner Sicherheit. Es gibt vernünftige Klarheit für beide Seiten. Das klingt sicher schrecklich materialistisch und völlig unromantisch. Ja, stimmt. Aber es geht ja - zumindest von ihrer Seite - nicht um Romantik und Liebe, sondern um Geld. Dass "ich" ggf. ein netter Kerl bin und äusserst höflich und respektvoll, ist ein schönes Sahnehäubchen, aber ein wichtiges, denn ohne käme es zu keinen "Vertragsverhandlungen".
"Wir finden uns beide nett" oder "jeder von uns ist auf seine Weise allein" ist eine gute Basis, mehr oder weniger seine Zeit miteinander zu verbringen. Ein anderer Grund für Freundschaft: "Ich finde Dich schön und Du wirst gerne bewundert" oder: "wir sind nicht gerne alleine."
Aber für mich wären diese Gründe nicht ausreichend, eine möglichst lang andauernde Partnerschaft - über die Freundschaft hinaus, einzugehen. Da ziehe ich "als reicher Mann" und als "schöne arme Frau"
klare Zielvorstellungen vor. Ich bekomme was ich will "Deinen schönen Körper" und Du bekommst was Du willst: Mein Geld, monatlich X.XXX €. Und das Schöne an dem klaren Deal: Wir sind uns beide sehr sympathisch, können miteinander lachen, teilen unsere Hobbies (Golf oder was auch immer). So könnte Vernunftehe Spass machen.
Übrigens: Es gibt nicht nur Romantikehe und alternativ die Vernunftehe. Es gibt auch noch die vernünftige Romantikehe.
LG, Nordrheiner