Danke für eure Antworten!
Erst einmal
@Odysseus
Ich finde es einerseits nett, dass du versuchst, meine Schwächen schön zu reden. Doch deine Sichtweise finde ich nicht ganz realistisch.
Ja, ich war gut in Latein, aber die Sprache hat wenig mit logischem Denken zu tun. In meiner Klasse hat man mich runtergemacht, weil ich nichts so richtig konnte und Latein ein Fach sei, wo man nur auswendig lernen müsse. Das wurde kein bisschen geschätzt. Daher habe ich diese Leistung auch als wertlos erachtet.
Mathe musste ich leider bis zur 12. Jahrgangsstufe durchziehen, aber da ich nur Bahnhof verstand, handelte ich mir entsprechende Defizite durch die Klausuren ein. Kein Thema in der Oberstufe habe ich verstanden.
Ich bin natürlich keine Heilerziehungspflegerin. Diese Ausbildung hätte ich mir niemals zugetraut. Es wäre allerdings schön, denn man verdient nicht schlecht. Ich bin nur eine Sozialassistentin. Die Ausbildung war nicht sehr anspruchsvoll, und ich unterstütze die Heilerziehungspfleger lediglich. Der Umgang mit den behinderten Menschen gefällt mir auch, aber manchmal stoße ich da echt an Grenzen.
Du hast mich nach Diagnosen gefragt. Vor ein paar Jahren wurde bei mir Epilepsie diagnostiziert, in Form von Aussetzern im Bewusstsein, ohne Krampfanfälle. Ich habe der Diagnose nicht vertraut und bin daher zu einem anderen Neurologen gegangen. Der meinte nach den Untersuchungen, dass bei mir "nur" eine Angststörung vorliege. Aber langsam und unkonzentriert wegen Ängsten? Das kam mir auch komisch vor und ich hakte die Sache einfach ab.
@ FridaySun
Die Liste von möglichen Diagnosen, die du aufgeführt hast, finde ich gar nicht so abwegig.
Ich könnte mir vorstellen, dass zumindest in leichter Form eine Dyskalkulie bei mir vorliegt. Ich habe einfach keinen Zugang zu Zahlen und schon mal gar nicht zu abstrakteren Dingen wie Algebra, Geometrie und Vektorenrechnung. In der Maßnahme vom Jobcenter fielen mir ja schon Prozentrechnen und Dreissatz schwer - wie gesagt Niveau der 6. Klasse. Alle Teilnehmer im Kurs hatten natürlich eine Eins in der Klassenarbeit. Meine Drei war schon peinlich.
Der Begriff "Dyspraxie" sagte mir nichts. Nachdem ich mir etwas dazu durchgelesen habe, denke ich, auch das könnte auf mich zutreffen. Ich hatte schon immer Probleme mit der Feinmotorik und Koordinationsstörungen. Wie schafft man es, beim Limbo seinen Körper unter einer Stange hindurchzubewegen, ein Rad zu schlagen oder beim Schwimmen beide Beine synchron zu bewegen? Für mich unbegreiflich!
@ die Anderen, die sich so bemüht haben mit ihren Anworten
Leider ist die Langsamkeit allein schon ein großes Handicap in der heutigen Arbeitswelt. Man bezeichnet mich als "gemütlich" und "behäbig", was ich gar nicht sein möchte. Es kommt auch nicht dadurch zustande, dass ich permanent Angst vor Fehlern habe und deswegen alles genau kontrolliere. Nein, ich bin in allen Lebensbereichen so langsam, auch im Haushalt oder wenn ich im Bad bin.
Ich habe mich selbst erschrocken, als ich mir am Wochenende Fotos von mir als Kind angeguckt habe. Auf einem Foto sitze ich bei Verwandten mit ein paar Kindern beim Kuchenessen am Tisch. Die anderen gucken interessiert, während ich mit geschlossenen Augen und im Stuhl weit nach hinten gelehnt dasitze. Kein Wunder, dass ich schon als Kind träge und lahm gewirkt habe.
Ich danke euch für die Ratschläge, was ich beruflich machen könnte, denn als Sozialassistentin werde ich mit Sicherheit in ein paar Jahren nicht mehr arbeiten. Einen handwerklichen Beruf schließe ich definitiv aus. Ich verrichte zwar gern gröbere Arbeiten, bin aber im Grunde sehr ungeschickt. Die Spachtelarbeit auf meinem Balkon hat mir zwar großen Spaß gemacht, aber da muss man nicht geschickt sein. In meiner Wohnung habe ich schon kleinere Flächen mal beigestrichen, aber an größere Flächen traue ich mich nicht so ran. Beruflich wäre das sicherlich auch schwierig, weil ich eben so langsam bin. Ebenso sieht es mit einer Tätigkeit als Haushälterin aus. Ich habe eine Freundin, dir mir mal innerhalb einer Stunde alle 5 Fenster in meiner Wohnung blitzblank geputzt hat. Ich hingegen brauche schon für ein Fenster 20 Min. Bügeln ist noch viel schlimmer.
Als Kind hatte ich mal die Vorstellung, Schriftstellerin zu werden. Doch realistisch betrachtet ist es sehr schwer, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Da muss man schon etwas wirklich Interessantes rausbringen, und die Fantasie habe ich nicht. Mir würde auch die Geduld fehlen, lange Zeit an etwas dranzubleiben.
Ich habe mir die Arbeit mit Behinderten als ideal für mich vorgestellt. Es gibt viele interessante Momente und wird nie langweilig. Ich bin gut zu den Menschen, nur habe ich nie damit gerechnet, dass sie so unberechenbar werden können. Ein Mann im Heim hat mir schon mal mit Handgreiflichkeiten gedroht. Ebenso kann ich mit Tobsuchtsanfällen nur schwer umgehen. Dazu noch ein Team, dass nicht richtig hinter mir steht und mir einfach nur sagt, ich müsse zeigen, wer der Herr im Haus ist.
Ich weiß nicht so richtig, wie es weitergehen soll. Manchmal habe ich Angst, in einer Behindertenwerkstatt zu landen.