Es wird halt schon schwer, wenn das Makro oder Formular Dinge vorgibt, von denen der Berufsschüler keine Ahnung hat;
beispielsweise, wie eine Adresse aufgebaut ist (da ist bei Serienbriefen gerne auch mal nur ein leeres Feld) oder welche Grußformeln passend sind....
Beim Freitext, der trotz aller Formulare immer noch angesagt ist, muss auch einem bestimmten Aufbau gefolgt werden....
auch müssen neuere Gepflogenheiten mit einbezogen sein, um sich positiv zu präsentieren, dass man z.B. nicht mehr "Betreff" vor den Betreff schreibt und so Zeug....
wie schreibe ich gendergerecht....
Anrede groß, klein....
wie mahne ich an, wie formuliere ich das, wie fordere ich was ein, wie biete ich was an auf eine Art und Weise, dass ich ernst genommen werde?
Kann ich es mir wirklich leisten, Kunden zu verprellen, weil ich sie nicht korrekt anspreche, von ihnen Geld fordere in Sätzen, die ich entweder selbst nicht verstehe (!) oder die von mir frei formuliert auf allen sprachlichen Ebenen Defizite aufweisen? Muss man sich halt überlegen....
ich möchte das nicht für meine SuS, ich möchte, dass sie wissen, was sie da machen, dass sie, gerade als Berufsschüler mit meist ohne Schulabschluss, auch die Möglichkeit haben mal Jobs zu ergattern die sie nicht zwingen, für den Mindestlohn zu arbeiten - auf dass sie mehr Freizeit für sich und ihre Familie haben.
Seit den 50iger Jahren galt richtiges Standarddeutsch als Qualitätsmerkmal, davon kommt man erst seit Anfang der 90iger langsam ab, mittlerweile gilt, auch in der Schule (das merkt man daran, dass Rechtschreibung nicht mehr bewertet wird oder nur eingeschränkt):
hauptsache, schreiben, vor allem auch im Bereich der Mehrsprachigkeit, Zuwanderung.
Nur wird das nicht von allen so gesehen und eine Hundsorthograpie disqualifiziert nach wie vor, kann man gut finden, oder nicht.
Ich finde es nicht gut, aber ich weiß:
das ist das (Arbeits-)leben. Und deswegen reagiere ich kritisch wenn ich Arbeitsblätter von Kollegen sehe, die den SuS was Falsches zeigen und wenn es "nur" die falsche Anwendung von "das" und "dass" ist. Ich will meinen SuS, die in der Berufsschule sowieso schon oft auf dem loser-Satz sind,
jeden Vorteil verschaffen und alles mitgeben, was ich im Rahmen meiner Möglichkeiten kann.
Ich beherrsche Rechtschreibung- also vermittele ich das ihnen auch. Als eine Kompetenz von vielen und diese ist nicht weniger wert als zu wissen, wie ich welchen Pinsel für was nehme.
Nicht umsonst gibt es Korrekturbüros, Lektorate, Sekretariate und eben auch digitale Hilfsmittel - weil Kommunikation eben was aussagt und nicht willkürlich ist, sondern Regeln folgt.
Sprachbeherrschung qualifiziert und klassifiziert, wenn dem nicht so wäre,
würde es solche Berufsbilder doch gar nicht geben.
Darüber hinaus gibt es ja auch Berufs- oder Berufsfachschulen die anleiten, wie man die von Dir erwähnten digitalen Hilfsmittel aufsetzt - spätestens, wenn man die HTML-Seite, die die Maske darstellt, in die ein Mahnbrief eingepflegt werden soll konstruiert, wird eine passende Syntax schon wichtig.
Und wenn diese dann selbst dem Lehrer abgeht - das bedeutet für die jeweiligen SuS schon erhebliche Einschränkungen bei ihrem Start in die Arbeitswelt.
PS:
wärst Du mein Schüler, den ich sozial fit machen möchte, würde ich Dir nun raten:
es ist nicht höflich, andere als Lügner zu diffamieren, schon gar nicht öffentlich.
Wenn Dir das noch nicht möglich ist, andere Meinungen aus Lebens- und Erfahrungswelten, die Dir verschlossen sind, zumindest stehen zu lassen (ideal wäre, Du würdest an der Erfahrung anderer partizipieren und davon profitieren) solltest Du solche Foren (noch) meiden.
PPS:
für den weniger schulischen und beruflichen Erfolg von Leuten mit Migrationshintergrund ist auch und nicht unerheblich die Sprachbeherrschung verantwortlich....
muss man sich dem fügen? muss man das so aufrecht erhalten?
Nö.... deshalb: Rechtschreibpflicht, auch für Berufsschullehrer.