So ging es mir im Studium. Als es dann vorbei war, sind all diese Kontakte weggezogen. Leider habe ich dann auch so unschöne Dinge wie "Ghosting" erlebt, was mir bis heute unbegreiflich ist. Aber manche haben es wohl einfach nicht nötig, die Kontakte aufrecht zu erhalten.Für mich änderte sich damals von heute auf morgen plötzlich alles. Plötzlich hatte ich durch sie und ihre Freunde ein soziales Umfeld, vernünftige und offene "Schwiegereltern", Kontakte und es war endlich etwas los in meinem Leben.
Normalerweise würde man bei einem emotional distanzierten Vater ja eher vermuten, dass die Dinge geleugnet werden. So ist es zumindest in meinem Elternhaus. Ich würde abgesehen davon beide Möglichkeiten in Betracht ziehen. Bei mir in der Familie war es lange so, dass Kindheit und Jugend auch von Mutter als völlig "normal" dargestellt wurden. Das Thema wurde abgewürgt, teilweise sogar einfach aufgelegt. Obwohl Vater auch noch nach meinem Auszug diverse Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat, die eigentlich ziemlich erschütternd waren.Die emotionale Distanz zu meinen Eltern wird sehr schwierig. Ich habe darüber auch mit den Therapeuten gesprochen und sie meinten es sei meine Entscheidung was ich tue:
Möglichkeit 1: Einfach distanzieren und Kontakt beschränken
Möglichkeit 2: Wirklich emotional distanzieren und mit ihnen reden
Ich habe bei meiner Mutter mal anklingen lassen, dass auch sie und mein Vater das Problem sind bzw. ihr Verhalten. Wisst ihr was meine Mutter sagte? Nämlich Folgendes: "Wenn ich Papa sage, dass er ein Problem hat oder Mitschuld trägt, dann bringt er sich um!".
Tolle Familie!
Erst in den vergangenen Jahren - sicher auch durch die räumliche Distanz - hat sich zumindest Mutter diesem Thema gegenüber geöffnet und sieht heute wohl auch ein, dass da eben vieles nicht wirklich "normal" war. Ich würde an deiner Stelle einfach mal etwa die besinnliche Weihnacht und andere Dinge ausfallen lassen und verdeutlichen, dass dich die Vergangenheit bis heute sehr belastet.
Das klingt eben schon sehr nach dem engen Provinzleben. Ich kenne das zwar alles noch, konnte diese toxischen Verhältnisse aber immerhin hinter mir lassen. An diversen Orten ist es mir dann eigentlich auch gelungen, ein gewisses Sozialleben aufzubauen. Diese negative Selbstbetrachtung, die man von anderen nach Jahren solcher Demütigungen übernimmt, verliert sich tatsächlich mit der Zeit bzw. eben auch mit positiven Erlebnissen.Die Leute von damals gaben mir einfach zu erkennen das ich scheisse bin: "Hey, es ist peinlich mit dir gesehen zu werden". Teilweise wollten die Leute auch nicht bei mir im Auto mitfahren oder mit mir gesehen werden, sie stiegen vorne an der Straße aus, so dass sie nicht mit mir nach Hause fahren/gehen mussten usw.
Allerdings sehe ich nun, dass es mit jedem Lebensjahr schwieriger wird. Die ständigen Umzüge in den vergangenen zehn Jahren waren und sind bezüglich Sozialleben einfach katastrophal. Bei mir sind es mittlerweile ganz klar die äußeren (beruflichen) Umstände, die das Sozialleben massiv beeinträchtigen. Im Grunde habe ich zwar nicht mehr diese Komplexe, die du beschreibst (und mir ging das lange Zeit ganz genauso), aber die Möglichkeiten, sich ein neues Sozialleben aufzubauen, die sind eben auch nicht unendlich. Zumal ich von all diesen Dingen zwar keine Komplexe mehr habe, aber eine Angststörung ist bis heute vorhanden. Mal mehr, mal weniger.
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