Ich wollte mal in die Runde fragen, ob ihr alle Teilzeit arbeitet oder ob jemand von euch auch bewusst Teilzeit arbeitet, weil er andere Verpflichtungen hat oder sich entschieden hat mehr vom Leben haben zu wollen?
Ich arbeite nur in Teilzeit (fast noch weniger als Teilzeit 25 Stunden), weil ich meinen Opa pflege und nebenher noch studiere.
An manchen Tagen wundere ich mich selbst, wie ich das schaffe. Es bleibt überhaupt keine Restzeit für mich.
Ich bin für meine Teilzeitentscheidung oft kritisiert wurden von Kollegen, die nicht verstehen konnten dass ich mit Pflege und Studium kein Vollzeit schaffe.
Arbeitet ihr alle Teilzeit oder habt ihr euch bewusst dagegen entschieden und wie geht es euch damit?
Ich kenne die Situation der Pflege, da ich ca. 1,5 Jahre meine Großmutter gepflegt habe. Damals wollte ich auf 50% Arbeitszeit reduzieren, aber bevor mein Antrag durch war, ist meine Großmutter dann sehr plötzlich verstorben.
Ob man Vollzeit neben anderen Dingen wie Pflege arbeiten kann, hängt davon ab, was man für einen Job hat und wie hoch z.B. die Pflegebedürftigkeit ist.
In jedem Fall solltest du dir aber kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Einen Menschen zu pflegen kann sehr aufwändig sein. Bei einem hohen Grad der Pflegebedürftigkeit, kann man manchmal nicht mal mehr in Teilzeit arbeiten.
Es ist gewiss auch ein Unterschied, wie sehr man seinen Job mag und wie viel Einkommen man in Teilzeit hat. Wer seinen Job nur als leidige Notwendigkeit ansieht und in Teilzeit genug Geld verdient, why not? Wer seinen Job aber hasst, sollte vielleicht eher einen Jobwechsel in Betracht ziehen als eine Teilzeit.
Überlegenswert wäre auch deine langfristige Lebensplanung. Grundsätzlich liebäugel ich mit der Idee lange Vollzeit zu arbeiten um dann früher in Rente zu gehen oder eben früh in Teilzeit zu gehen. Zum Beispiel Vollzeit bis 50 Jahre und dann bis 67 nur noch halbe Tage arbeiten. Dann hat man im Idealfall vor der Teilzeit auch ein finanzielles Polster aufgebaut. Oder Rente mit 60 oder noch früher wenn möglich.
Überleg dir, was für dich das richtige ist und was du durchhälst. Deinem Opa ist auch nicht gedient wenn du das jetzt ein halbes Jahr durchhälst und danach zusammenbrichst oder zunehmend gestresst und unfreundlich deinem Opa gegenüber wirst. Ich sag das aus eigener Erfahrung. In meinem Fall: Jeden Morgen 1-2 Stunden früher aufstehen um die Person für den Tag zu versorgen, dann 10 Stunden zur Arbeit aus dem Haus sein und anschließend nochmal 1-2 Stunden mit der Person zu verbringen + allgemeiner Haushalt ist ne Menge!
Ich kann mich an einen Tag erinnern, an dem ich eine Erkältung hatte aber dennoch all das gemacht habe. Ich lag Abends nach so einem 14 Stunden-Tag mit leichtem Fieber im Bett und meine Großmutter rief nach mir weil sie noch was wollte. Es war nichts lebenswichtiges und ich bin nicht mehr aufgestanden, aber sowas läuft mir bis heute hinterher weil ich mich fragen ob ich meine Priorität damals nicht hätte mehr auf meine Oma als auf meine Arbeit lenken müssen. Meine Großmutter war die wichtigste Bezugsperson in meinem Leben und ich hätte rückwirkend gerne mehr Zeit für sie gehabt.