Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Antrieb ohne Angst vor Selbstwertverlust?

G

Gelöscht 72699

Gast
Hey,
wer aktiver auf dieser Plattform unterwegs ist weiß vielleicht, dass ich eine ziemlich schlimme Vorgeschichte habe.
Ich habe in meiner Kindheit nie gelernt was Liebe geschweige denn Selbstliebe eigentlich bedeutet. Kein Wunder, immerhin führte meine Mutter dreimal einen Suizidversuch durch, ohne Erfolg, weil sie mein Vater immer rechtzeitig fand. Mein Vater hingegen hat das Leben immer als Hart und qualvoll beschrieben.

Seit meiner Kindheit träume ich davon ein "Jemand" zu sein. Eine Person, die in der Gesellschaft anerkannt ist. Wenn ich Musik höre, dann genieße ich nicht die Musik, sondern stelle mir vor die Person zu sein, die da gerade Musik macht. Wenn ich Filme sehe, stelle ich mir vor der Schauspieler zu sein. Jeder Mensch, der in irgendeiner Form toll für Andere sein könnte, wird von mir in meinen Gedanken imitiert. Das habe ich über viele Therapien verstanden. Und dank dieser Therapien und einem ganz tollen Buch, welches sich "Ganz viel Wert" nennt habe ich erkannt, dass ich auch so wie ich bin "Jemand" bin. Ja, vielleicht sogar einer den man in irgendeiner Form bewundern kann. Der vielleicht sogar Liebenswürdig sein kann.

Jetzt hänge ich aber irgendwie fest.

Ich habe das Gefühl meinen Antrieb verloren zu haben. Bisher habe ich immer mein Bestes gegeben aus Angst nicht ein "Jemand" zu sein. Ich hatte immer Angst, dass ich meinen Wert verliere, wenn ich keine Leistung mehr zeige. Aber diese Angst ist jetzt weg. Was übrig bleibt ist ein Mann der nicht weiß, woher er seinen Antrieb schöpfen soll.

Wenn ich doch schon gut bin, so wie ich bin, warum sollte ich dann z. B. noch mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten? Warum sollte ich mir neue Hobbys aneignen, wenn ich das Ziel, ein angesehener z. B. Gitarrist zu werden, nicht mehr vor Augen habe?

Was ist der Sinn? Was ist mein Antrieb?
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Wenn ich doch schon gut bin, so wie ich bin, warum sollte ich dann z. B. noch mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten? Warum sollte ich mir neue Hobbys aneignen, wenn ich das Ziel, ein angesehener z. B. Gitarrist zu werden, nicht mehr vor Augen habe?
Du musst nicht mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten, aber ein Studium oder eine Ausbildung fertigmachen, um einen Beruf zu haben, damit Du Dich ernähren kannst.

Es gibt auch andere Ziele als angesehener Gitarrist zu sein. Man hat Hobbies oder Ziele, um Dinge zu tun, die einen entweder weiterbringen, weil man mehr Geld verdienen will oder einfach bestimmte Dinge in der Ausbildung machen muss, weil man sie sonst nicht abschließen kann.

Und Hobbies muss man nicht haben, aber ich persönlich stelle mir ein Leben ohne Hobbies langweilig vor. Ich will in meiner Freizeit keine Leistungen erbringen, sondern das Leben in seiner Vielfalt genießen, daher mache ich viele verschiedene Dinge und interessiere mich für viel, weil es mir Freude macht.

Den Sinn im Leben muss jeder für sich finden. Für viele ist es, glücklich zu sein. Und ich z.B. bin ich glücklich, wenn ich nur zuhause wäre und nichts tun würde.

Man muss sich keine extremen Ziele setzen und dann die Tatsache, dass man sie nicht erreichen kann als Ausrede nehmen, gar nichts mehr zu tun.

Wie ist die Situation mit Deinem Studium, was hat sich da ergeben, machst Du die Ausbildung oder das Studium nun zuende?
 
G

Gelöscht 72699

Gast
Du musst nicht mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten, aber ein Studium oder eine Ausbildung fertigmachen, um einen Beruf zu haben, damit Du Dich ernähren kannst.

Es gibt auch andere Ziele als angesehener Gitarrist zu sein. Man hat Hobbies oder Ziele, um Dinge zu tun, die einen entweder weiterbringen, weil man mehr Geld verdienen will oder einfach bestimmte Dinge in der Ausbildung machen muss, weil man sie sonst nicht abschließen kann.

Und Hobbies muss man nicht haben, aber ich persönlich stelle mir ein Leben ohne Hobbies langweilig vor. Ich will in meiner Freizeit keine Leistungen erbringen, sondern das Leben in seiner Vielfalt genießen, daher mache ich viele verschiedene Dinge und interessiere mich für viel, weil es mir Freude macht.

Den Sinn im Leben muss jeder für sich finden. Für viele ist es, glücklich zu sein. Und ich z.B. bin ich glücklich, wenn ich nur zuhause wäre und nichts tun würde.

Man muss sich keine extremen Ziele setzen und dann die Tatsache, dass man sie nicht erreichen kann als Ausrede nehmen, gar nichts mehr zu tun.

Wie ist die Situation mit Deinem Studium, was hat sich da ergeben, machst Du die Ausbildung oder das Studium nun zuende?
Ich mache meine Ausbildung auf jeden Fall zuende.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Wenn ich doch schon gut bin, so wie ich bin, warum sollte ich dann z. B. noch mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten? Warum sollte ich mir neue Hobbys aneignen, wenn ich das Ziel, ein angesehener z. B. Gitarrist zu werden, nicht mehr vor Augen habe?

Was ist der Sinn? Was ist mein Antrieb?
Ich fürchte, du bist bei der Interpretation dieses Buches weit über das Ziel hinausgeschossen.
Natürlich ist es wichtig, zu lernen, sich selbst mit Stärken und vor allem Schwächen zu akzeptieren, zu erkennen, dass man einen Wert besitzt, der in einem selber ruht.

Für Außenstehende, für die Gesellschaft, bist du nichts desto trotz das wert, was du imstande bist für diese Gemeinschaft zu leisten oder zumindest geleistet hast.
Viele werden mir hier sicher widersprechen, doch es ist schlicht und ergreifend genau so.

In deinen anderen Posts sprachst du nicht nur von dir, sondern auch von deinen großen Sorgen besonders um deine Schwester...

So, wo sollen nun die Resourcen herkommen, die dich und deine Schwester später über Wasser halten? Wer gibt sie dir ohne Gegenleistung? Klar, wir leben in einem Sozialsystem. Das Nötigste erledigt der Staat im Fall der Fälle... doch glaubst du ernsthaft du bekommst Anerkennung dafür? Glaubst du, dass dich das zu "Jemand" macht? Ein Bittsteller zu sein? Abhängig von der Leistung anderer zu sein?

Diese ganzen Selbstwert-Bücher und Weisheiten lassen schnell vergessen, dass es im Leben gewisse Notwendigkeiten gibt. Und auch wenn sie sich alle Mühe geben, können sie das naturbehaftete soziale Gefüge einer Gemeinschaft bestenfalls kaschieren, nicht jedoch außer Funktion setzen. Für die Gesellschaft ist dein Wert die Summe der Leistungen, die du in sie einbringst, nicht mehr, nicht weniger. Du brauchst die Gesellschaft, braucht sie dich auch?
 
G

Gelöscht 118297

Gast
Zu deiner Frage: Vielleicht ist der Sinn wieder einen zu finden. Da bist du gerade drüber und das finde ich sinnvoll.

Hast du Gitarre nur für die anderen gelernt oder hast du auch Spaß daran? Wenn du dich entscheiden könntest ein Gitarrist zu werden oder einen normalen Job auszuführen, für was würdest du dich entscheiden?

Was du eig. wirklich wolltest, ist Anerkennung. Jetzt ist dir bewusst geworden, dass du diese nicht brauchst oder anders ausgedrückt: nicht von ihr abhängig bist. Jetzt kannst du eig. erst richtig erforschen, was du tief im Inneren möchtest. Zuvor war dein Blick abhängig von dem, was andere von dir halten.
 

Sadie02

Aktives Mitglied
Hi!

Ich denke mal, ein Hobby macht man vor allem, um Spaß zu haben. Wenn du Musik magst, ist das Hobby gut, um deine Tage schöner zu machen. Nicht unbedingt, um jetzt in einem Hobby extrem gut oder ein Vorbild zu werden. Das geht ohne großes Talent sowieso meistens nicht.

Ich liebe Fußball, denke auch, dass ich nicht schlecht bin. Aber ich gehe nicht mit der Einstellung rein, jemals erste Liga zu spielen.

Grundsätzlich finde ich, ohne jetzt deine Geschichte genauer zu kennen, dass du sowieso stolz auf dich sein kannst. Wenn du eine ganz miese oder schwere Kindheit und Jugend hattest und dich berappelt hast...das alleine ist eine Leistung für sich. Du gibst vermutlich das Negative, was du selbst erlebt hast, nicht andere weiter. Das ist doch viel mehr, als in irgendetwas anderem nur aufgrund von zufälligem Talent gut zu sein.

Ich denke, die meisten Menschen sind „Jemande“. Das sehe ich nicht als negativ an.


Alles Gute!
 

LW84

Aktives Mitglied
Für Außenstehende, für die Gesellschaft, bist du nichts desto trotz das wert, was du imstande bist für diese Gemeinschaft zu leisten oder zumindest geleistet hast. Viele werden mir hier sicher widersprechen, doch es ist schlicht und ergreifend genau so.
Wenn man sieht, was für unverschämte bis lächerlich niedrige Löhne in diesem Land häufig gerade für gesellschaftlich relevante Tätigkeiten bezahlt werden, sind die Gedanken des TE durchaus nachvollziehbar.

Klar, wir leben in einem Sozialsystem. Das Nötigste erledigt der Staat im Fall der Fälle... doch glaubst du ernsthaft du bekommst Anerkennung dafür? Glaubst du, dass dich das zu "Jemand" macht? Ein Bittsteller zu sein? Abhängig von der Leistung anderer zu sein?
Und wo genau bekommt der ausgebeutete Amazon-Paketfahrer, die unterbezahlte Service-Kraft im Krankenhaus oder die Putzfrau große Anerkennung? Wir leben in einer Marktwirtschaft.

Ich habe das Gefühl meinen Antrieb verloren zu haben. Bisher habe ich immer mein Bestes gegeben aus Angst nicht ein "Jemand" zu sein. Ich hatte immer Angst, dass ich meinen Wert verliere, wenn ich keine Leistung mehr zeige. Aber diese Angst ist jetzt weg. Was übrig bleibt ist ein Mann der nicht weiß, woher er seinen Antrieb schöpfen soll.
Das ist ganz unabhängig von deiner tragischen Vergangenheit und den Erlebnissen ein Problem der sog. Leistungsgesellschaft. Dieser "Jemand" möchte ja niemand sein, denn man muss angeblich Karriere machen, viel Geld verdienen und leisten, leisten, leisten. Was hinten raus kommt - Burnout, zerstörte Familien, verschwendete Lebenszeit - ist zweitrangig. Dank der extremen Gehaltsgefälle, der zunehmenden Segregation in Städten (Wohnraum!) und dem Umstand, dass Wohlhabende laut aktuellen Zahlen drei Mal soviel in ihre Kinder investieren können wie andere, möchte eben niemand ein "Jemand" sein, auch wenn die natürlich die große Mehrheit stellen und es auch keinen Sinn macht, wenn wir hier 40 Millionen Medizinprofessoren mit Harvard-Diplom und 40 Millionen Nobelpreis-Atomphysiker haben.

Wenn ich doch schon gut bin, so wie ich bin, warum sollte ich dann z. B. noch mit aller Kraft an einer Karriere arbeiten?
Gute Frage. Ich hatte darauf auch noch nie Lust. Das Problem ist eben, dass man heute ohne "Karriere" nicht einmal einen mittleren Lebensstandard erarbeiten kann. Das war bis in die 90er problemlos möglich, selbst der Postbeamte war eben verbeamtet und die Krankenschwester im kommunalen Krankenhaus musste sich nach einigen Berufsjahren auch keine großen Sorgen machen, ob die Miete ansteigt oder nicht.

Was ist der Sinn? Was ist mein Antrieb?
Wenn man gar keinen Antrieb hat, sich irgendwie einzubringen - sei es über Lohnarbeit oder andere Tätigkeiten -, ist man im Normalfall psych. erkrankt und hat resigniert. Was aufgrund bestimmter Lebenslagen nachvollziehbar sein kann und prekäre Arbeitsmärkte und Perspektivlosigkeit fördern das geradezu. Aber der Mensch ist als Sozialwesen quasi darauf programmiert, sich irgendwie einzubringen. Ob das alles einen Sinn ergibt, ist eine andere Frage.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
Wenn man sieht, was für unverschämte bis lächerlich niedrige Löhne in diesem Land häufig gerade für gesellschaftlich relevante Tätigkeiten bezahlt werden, sind die Gedanken des TE durchaus nachvollziehbar.



Und wo genau bekommt der ausgebeutete Amazon-Paketfahrer, die unterbezahlte Service-Kraft im Krankenhaus oder die Putzfrau große Anerkennung? Wir leben in einer Marktwirtschaft.



Das ist ganz unabhängig von deiner tragischen Vergangenheit und den Erlebnissen ein Problem der sog. Leistungsgesellschaft. Dieser "Jemand" möchte ja niemand sein, denn man muss angeblich Karriere machen, viel Geld verdienen und leisten, leisten, leisten. Was hinten raus kommt - Burnout, zerstörte Familien, verschwendete Lebenszeit - ist zweitrangig. Dank der extremen Gehaltsgefälle, der zunehmenden Segregation in Städten (Wohnraum!) und dem Umstand, dass Wohlhabende laut aktuellen Zahlen drei Mal soviel in ihre Kinder investieren können wie andere, möchte eben niemand ein "Jemand" sein, auch wenn die natürlich die große Mehrheit stellen und es auch keinen Sinn macht, wenn wir hier 40 Millionen Medizinprofessoren mit Harvard-Diplom und 40 Millionen Nobelpreis-Atomphysiker haben.



Gute Frage. Ich hatte darauf auch noch nie Lust. Das Problem ist eben, dass man heute ohne "Karriere" nicht einmal einen mittleren Lebensstandard erarbeiten kann. Das war bis in die 90er problemlos möglich, selbst der Postbeamte war eben verbeamtet und die Krankenschwester im kommunalen Krankenhaus musste sich nach einigen Berufsjahren auch keine großen Sorgen machen, ob die Miete ansteigt oder nicht.



Wenn man gar keinen Antrieb hat, sich irgendwie einzubringen - sei es über Lohnarbeit oder andere Tätigkeiten -, ist man im Normalfall psych. erkrankt und hat resigniert. Was aufgrund bestimmter Lebenslagen nachvollziehbar sein kann und prekäre Arbeitsmärkte und Perspektivlosigkeit fördern das geradezu. Aber der Mensch ist als Sozialwesen quasi darauf programmiert, sich irgendwie einzubringen. Ob das alles einen Sinn ergibt, ist eine andere Frage.
Jetzt würde mich aber auch mal deine Empfehlung für diesen Sachverhalt interessieren.

Bis auf Verständnis und Weltschmerz wurde wenig gesagt, ein Lösungsansatz lässt sich hier nicht extrahieren.

Soll @Umaro auf die sozialistische Revolution warten?
Darauf hoffen, dass die Welt über Nacht ein (für ihn) angenehmerer Ort wird?
Sich vielleicht dem psychischen Druck des Resignierens hingeben und Geld von Staat nehmen?

Er hat eine durchaus vielversprechende Ausbildung (Logopädie, wenn ich mich recht erinnere) und er hat wohl auch Menschen, die ihm wichtig sind, für die er Verantwortung übernehmen möchte, vielleicht sogar muss.
Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern, man kann sich nur im besten eigenen Sinne mit ihr arrangieren. Auch dies ist eine der harten Wahrheiten im Leben. Eine Therapie dient in der Regel immer dazu, genau das (stufenweise) zu erkennen, denn es ist schlicht nicht mehr abänderbar.

Ob es gefällt oder nicht, die gesellschaftliche Uhr mit ihren Grundregeln wird auf absehbare Zeit genau so weiterticken wie bisher. Für Schwache wird es in Zukunft eher schwerer als besser. Daher sollte man sich tunlichst darum bemühen, eine schwache Position zu verlassen, wenn man eine solche innehat, was bei @Umaro übrigens NICHT der Fall ist, solange er er am Ball bleibt.

Die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten.... ja, dabei könnte eine Therapie helfen, keine Frage. Doch niemals zum Preis der gesellschaftliche Selbstaufgabe.

Auch ist Selbstwert niemals ein Ersatz für den Wert innerhalb einer Gesellschaft und umgekehrt. Das sind beides grundverschiedene Ansätze. Und genau hier liegt der Denkfehler von dir @Umaro ? Dein Selbstwert wird den Wert der Arbeit die du im gesellschaftlichen Kontext arbeitet nicht ausgleichen, erst recht nicht im materiellen Sinne.
Bedenke das bitte immer.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
A Plötzlich gar keine Motivation und Antrieb mehr Ich 72
Esox Mir fehlt der Antrieb Ich 5
FarbSpiel Plötzlich Nachrichten vor Terminen ohne Zustimmung Ich 16

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben