Hallo Marie!
Vielleicht kannst du etwas tröstliches finden in den Antworten von Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass es nach dem Tod noch weitergeht, oder aber darin, dass der Tod letztlich eben auch das Ende aller schmerzhaften Dinge bedeutet, auch der Angst vor dem Tod selbst.
Ich aber konnte mich selber bisher nie mit diesen Gedanken anfreunden, weil sie mir selbst zu nihilistisch, oder aber zu unsicher sind - keiner kann beweisen, dass nach dem Tod noch etwas kommt, das kann man nur glauben.
Ich kann dir aber vielleicht als jemand, dem es ziemlich genau so geht, wie dir, einige Dinge mitgeben, die dir vielleicht etwas Mut zurückbringen:
Ich kenne die Gedanken nur allzu gut, in die man sich verliert, wenn man zu viel Zeit hat, über sie nachzugrübeln und zugleich keine "Sicherung" vorgesehen hat, wenn man wieder droht, vom hundertsten ins tausendste zu kommen.
Ein solcher Gedanke sieht z.B. so aus (verkürzt und paraphrasiert):
"Schon wieder ein Tag vorbei -> wenn man mal nachrechnet, hat man echt nicht besonders viele Tage im Leben -> das Leben ist so kurz -> nur noch ein paar Jahre, dann bin ich schon alt -> ich will nicht alt sein und ständig den Tod vor Augen haben -> Und was, wenn es nach dem Tod nicht weitergeht? -> Dann bin ich irgendwann tot und im Sarg und ich kann nichts mehr fühlen und verliere absolut alles -> nichts geht mehr weiter ... -> es ist alles so sinnlos -> ..."
Letztlich folgen diese Gedanken, wie alle irrationalen Ängste dem Prinzip, dass sie eine ganz bestimmte, von vornherein präsente Idee nur immer weiter präzisieren, in diesem Fall, dass es kein Leben nach dem Tod gibt.
Man neigt dann dazu, in immer katastrophaleren Aussagen richtiggehend zu "schwelgen" und immer weiter auszumalen, wie furchtbar das alles ist.
Letztlich verdrängt man durch dieses endlose Kreisen die aktuelle, bestehende Realität und man verliert sich in seinen Gedanken, bis man nur noch in seinem Teufelskreis aus katastrophalen Zukunftsvisionen gefangen ist.
Diesem Strom an Gedanken halte ich immer, wenn er gerade wieder einmal aufkeimt etwas ganz zentrales entgegen, was zwar banal klingt, aber mich immer sehr aufbaut: JETZT lebe ich noch.
Das bedeutet auch: JETZT kann ich mich an einem guten Kuchen, oder an einem freien Tag erfreuen, JETZT habe ich eine wunderbare Familie und erfüllende Hobbies, JETZT geht es mir gut.
Die Frage, welchen Sinn das alles hat, weil wir ja doch irgendwann sterben werden, ist entgegenzuhalten, dass gerade weil man irgendwann stirbt, ja eigentlich sein Leben JETZT genießen kann.
Es gibt da ein Zitat von Epikur (ich finde unterschiedliche Versionen davon, aber die hier finde ich am passendsten):
"Der Tod kümmert mich nicht. Wo ich bin, ist er nicht und wo er ist, bin ich nicht."
Das bedeutet, du als Person, genau so, wie wir alle, haben, solange wir leben, eben nichts mit dem Tod zu schaffen. Er mag vielleicht irgendwann kommen, aber warum sollte ich mich darum kümmern, wenn ich stattdessen etwas angenehmes tun kann?
Z.B. Zeit mit meiner Familie verbringen? Oder etwas lesen?
Ich möchte den Tod nicht kleinreden, ich finde ihn angsteinflößend und er wird mit ziemlicher Sicherheit irgendwann kommen, aber die Angst vor ihm nimmt einem Lebensqualität, lässt einen kaum zur Ruhe kommen und kann einen in ein tiefes Loch werfen, aus dem man nicht mehr herauskommt, wenn man sich ständig die Frage nach der Sinnhaftigkeit all unserer Tätigkeiten im Leben stellt.
Mir hilft es, wenn ich mir vor Augen halte, was ich im Moment habe, was ich gerne tue, oder welche Menschen mir nahestehen, mit denen ich gerne Zeit verbringe. Ich versuche auch immer, etwas in naher Zukunft zu planen, auf das ich mich freuen kann.
Ich möchte dich ermutigen, dir solche Dinge ebenfalls zu suchen: Dinge, an denen zu Freude hast und dich darauf zu konzentrieren,
dass sie dir Freude machen,
genau dann, wenn sie dir Freude machen.
Dass du "erst" 12 Jahre bist (wenn ich mich nicht verlesen habe), ist dann doch ermutigend: so bleiben dir noch sehr viele Momente, die du genießen kannst
Viel Glück,
Nagelring