Hallo,
folgende Situation: ich war mein Leben lang eher der zurückgezogene Typ, der nie wirklich absichtlich Streit gesucht hat und auch in einer Beziehung eher immer der harmoniebedürftige Teil war. Nun, vor etwa 19 Jahren wohnte ich übergangsweise mal wieder im Hotel Mama (da war ich 27), hatte aber ständig Zoff mit meinem Vater, der sich damals in einer dicken Midlifecrisis befand. Im Internet lernte ich zu dieser Zeit eine junge Frau S. kennen, die gerade ihre Hauptbezugsperson in ihrem Leben (ihren Großvater) verloren hatte. Wir chatteten einige Monate regelmäßig und trafen uns auch mehrfach. Wir verstanden uns prima, aber ich würde das eher als kumpelhaftes Verhältnis bezeichnen. Im Grunde genommen ergänzten wir uns dahingehend, als dass wir beide jemanden brauchten, bei dem man sich mal den Frust von der Seele reden konnte, ohne verurteilt zu werden. Im Grunde bildeten wir eher eine Art WG, als wir einige Monate später zusammenzogen, aber sowas wie Liebe bildete sich erst im Laufe der Zeit. Und das, obwohl wir interessensmäßig nicht übermäßig viele Gemeinsamkeiten hatten. Sie eher künstlerisch talentiert, ich eher der Nerd, der sich mit allem Technischen befasste, was einen Stecker hatte.
Leider schlich sich sehr schnell Routine in die Beziehung ein,was noch schlimmer wurde, als sie ihren Job verlor und sich entschloss, sich selbstständig zu machen. Natürlich half ich ihr dabei (d.h. ich war quasi ihr Angestellter), aber nach Feierabend machte jeder sein eigenes Ding zur Entspannung. Es gab kaum noch Abwechslung und wir hätten in den Augen eines Außenstehenden genausogut Bruder und Schwester sein können, wenn wir nicht im gleichen Bett geschlafen hätten.
Irgendwann kündigte einer unserer Kunden an, S. ins Ausland holen zu wollen, d.h. sie sollte vom Lieferanten zum Angestellten werden. Dem stimmte sie zu unter der Bedingung, dass ich auch nachkommen könnte, sobald die rechtlichen Gegebenheiten erfüllt sind. Also heirateten wir noch kurz vorher. Das war vor nunmehr 5,5 Jahren, in denen wir räumlich getrennt leben. Zwar besuche ich sie 2x pro Jahr und wir skypen täglich, aber auch dann ist der Alltagstrott deutlich spürbar vorhanden. Gespräche sind meist belangloses Bla Bla: "Wie gehts der Katze ?","Wie hast du geschlafen?", "Hats bei euch auch geschneit?" usw. Auch wenn ich sie besuche, gliedere ich mich eigentlich nur in den normalen Alltagstrott ein, wirkliche gemeinsame Unternehmungen haben wir höchstens noch alle 3 Wochen mal. Im Grunde sind wir also wie ein altes Ehepaar (nach 18 Jahren Beziehung und 5 Jahren Ehe ist das ja gar nicht mal so daneben). Wir haben schon vor ihrem Umzug quasi meist nebeneinander her gelebt und tun es immer noch. Ich denke, was uns noch zusammenhält, ist eher die Furcht, allein zu sein, wenn wir uns trennen sollten.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich seit längerer Zeit wieder Kontakt mit einem Mädel (J.) habe, mit der ich vor Jahrzehnten zusammen die Schule besucht habe. Damals war sie so ein bißchen ein Schwarm für mich, auch wenn ich mir damals eine Beziehung niemals hätte vorstellen können. Mit 14 verschwendet man an sowas halt keine Zeit.
Nun, inzwischen ist auch bei J. viel Zeit ins Land gegangen,d.h. sie hat inzwischen 4 Kinder und lebt als Single und wir sind sowas wie sehr gute Freunde geworden.Wir chatten/telefonieren fast jeden Abend miteinander und tauschen uns über Sachen aus, die ich mit S. niemals so offen besprechen würde. Ich habe mich in J. verliebt, was sie auch weiß. Leider ist J aber in einer Phase, wo sie eigentlich keine Beziehung mehr haben will (generell nicht, nicht nur mit mir), sondern mich lieber als besten Freund behalten will. Tja, da kann man wohl nix machen.
Was mir wirklich zu denken gibt, sind ihre Analysen zum Zustand meiner Ehe mit S.. Beide kennen sich persönlich nur flüchtig, S weiß, dass J mal ein Schwarm von mir war, aber nicht wie meine aktuellen Gefühle sind. J hat messerscharf erkannt, dass S. und ich eigentlich nur noch aus Gewohnheit zusammen sind und weil wir beide nicht der Typ Mensch sind, der zum Alleinsein geschaffen ist. Schon irgendwie merkwürdig, wenn Leute 5,5 Jahre getrennt leben und trotzdem behaupten, sie seien nicht zum Alleinsein geschaffen, oder ?
Nun, steh ich quasi vor der Frage, wie ich verfahren sollte: Eine ansich "totgelaufene" Ehe am Leben halten, in der der Alltagstrott die Oberhand gewonnen hat ? Ich weiß, dass S. noch weit mehr Gefühle hat als andersrum, aber das ist wohl auch bei ihr eher eine Mischung aus Gewohnheit und der Furcht vor dem allein sein. Man klammert halt gerne an das, was man hat. Im Grunde habe ich nur folgende Möglichkeiten:
a) Alles so lassen wie es ist. Das ist für das Seelenheil nicht gerade toll, zumal mein Herz ja inzwischen einer anderen (die ich nicht haben kann) gehört.
b) Die Ehe beenden und S. vor den Kopf stoßen? Das widerstrebt mir eigentlich, weil ich genau weiß, wie man sich als verlassenen Person fühlt, da meine letzte Beziehung genau SO endete. Ich bin nicht der Typ, der eine Beziehung mal eben im Vorbeigehen mit "Ach übrigens...es ist aus!" beendet.
c) Die Ehe beenden und dann wieder als Single leben ? Dann hätte ich nicht nur S verletzt, sondern auch noch 2 Leute "produziert", die eigentlich nicht der Typ zum Alleinleben sind.
d) Die für mich einfachste Lösung wäre wohl, quasi von der Ehe mit S direkt in eine Beziehung mit J zu rutschen, aber letztere will ja keine Beziehung mehr. Dann hätte ich "nur" noch den Umstand auf dem Gewissen, S. verletzt zu haben, was allein schon schlimm genug wäre.
Wie würdet ihr vorgehen ?
folgende Situation: ich war mein Leben lang eher der zurückgezogene Typ, der nie wirklich absichtlich Streit gesucht hat und auch in einer Beziehung eher immer der harmoniebedürftige Teil war. Nun, vor etwa 19 Jahren wohnte ich übergangsweise mal wieder im Hotel Mama (da war ich 27), hatte aber ständig Zoff mit meinem Vater, der sich damals in einer dicken Midlifecrisis befand. Im Internet lernte ich zu dieser Zeit eine junge Frau S. kennen, die gerade ihre Hauptbezugsperson in ihrem Leben (ihren Großvater) verloren hatte. Wir chatteten einige Monate regelmäßig und trafen uns auch mehrfach. Wir verstanden uns prima, aber ich würde das eher als kumpelhaftes Verhältnis bezeichnen. Im Grunde genommen ergänzten wir uns dahingehend, als dass wir beide jemanden brauchten, bei dem man sich mal den Frust von der Seele reden konnte, ohne verurteilt zu werden. Im Grunde bildeten wir eher eine Art WG, als wir einige Monate später zusammenzogen, aber sowas wie Liebe bildete sich erst im Laufe der Zeit. Und das, obwohl wir interessensmäßig nicht übermäßig viele Gemeinsamkeiten hatten. Sie eher künstlerisch talentiert, ich eher der Nerd, der sich mit allem Technischen befasste, was einen Stecker hatte.
Leider schlich sich sehr schnell Routine in die Beziehung ein,was noch schlimmer wurde, als sie ihren Job verlor und sich entschloss, sich selbstständig zu machen. Natürlich half ich ihr dabei (d.h. ich war quasi ihr Angestellter), aber nach Feierabend machte jeder sein eigenes Ding zur Entspannung. Es gab kaum noch Abwechslung und wir hätten in den Augen eines Außenstehenden genausogut Bruder und Schwester sein können, wenn wir nicht im gleichen Bett geschlafen hätten.
Irgendwann kündigte einer unserer Kunden an, S. ins Ausland holen zu wollen, d.h. sie sollte vom Lieferanten zum Angestellten werden. Dem stimmte sie zu unter der Bedingung, dass ich auch nachkommen könnte, sobald die rechtlichen Gegebenheiten erfüllt sind. Also heirateten wir noch kurz vorher. Das war vor nunmehr 5,5 Jahren, in denen wir räumlich getrennt leben. Zwar besuche ich sie 2x pro Jahr und wir skypen täglich, aber auch dann ist der Alltagstrott deutlich spürbar vorhanden. Gespräche sind meist belangloses Bla Bla: "Wie gehts der Katze ?","Wie hast du geschlafen?", "Hats bei euch auch geschneit?" usw. Auch wenn ich sie besuche, gliedere ich mich eigentlich nur in den normalen Alltagstrott ein, wirkliche gemeinsame Unternehmungen haben wir höchstens noch alle 3 Wochen mal. Im Grunde sind wir also wie ein altes Ehepaar (nach 18 Jahren Beziehung und 5 Jahren Ehe ist das ja gar nicht mal so daneben). Wir haben schon vor ihrem Umzug quasi meist nebeneinander her gelebt und tun es immer noch. Ich denke, was uns noch zusammenhält, ist eher die Furcht, allein zu sein, wenn wir uns trennen sollten.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich seit längerer Zeit wieder Kontakt mit einem Mädel (J.) habe, mit der ich vor Jahrzehnten zusammen die Schule besucht habe. Damals war sie so ein bißchen ein Schwarm für mich, auch wenn ich mir damals eine Beziehung niemals hätte vorstellen können. Mit 14 verschwendet man an sowas halt keine Zeit.
Nun, inzwischen ist auch bei J. viel Zeit ins Land gegangen,d.h. sie hat inzwischen 4 Kinder und lebt als Single und wir sind sowas wie sehr gute Freunde geworden.Wir chatten/telefonieren fast jeden Abend miteinander und tauschen uns über Sachen aus, die ich mit S. niemals so offen besprechen würde. Ich habe mich in J. verliebt, was sie auch weiß. Leider ist J aber in einer Phase, wo sie eigentlich keine Beziehung mehr haben will (generell nicht, nicht nur mit mir), sondern mich lieber als besten Freund behalten will. Tja, da kann man wohl nix machen.
Was mir wirklich zu denken gibt, sind ihre Analysen zum Zustand meiner Ehe mit S.. Beide kennen sich persönlich nur flüchtig, S weiß, dass J mal ein Schwarm von mir war, aber nicht wie meine aktuellen Gefühle sind. J hat messerscharf erkannt, dass S. und ich eigentlich nur noch aus Gewohnheit zusammen sind und weil wir beide nicht der Typ Mensch sind, der zum Alleinsein geschaffen ist. Schon irgendwie merkwürdig, wenn Leute 5,5 Jahre getrennt leben und trotzdem behaupten, sie seien nicht zum Alleinsein geschaffen, oder ?
Nun, steh ich quasi vor der Frage, wie ich verfahren sollte: Eine ansich "totgelaufene" Ehe am Leben halten, in der der Alltagstrott die Oberhand gewonnen hat ? Ich weiß, dass S. noch weit mehr Gefühle hat als andersrum, aber das ist wohl auch bei ihr eher eine Mischung aus Gewohnheit und der Furcht vor dem allein sein. Man klammert halt gerne an das, was man hat. Im Grunde habe ich nur folgende Möglichkeiten:
a) Alles so lassen wie es ist. Das ist für das Seelenheil nicht gerade toll, zumal mein Herz ja inzwischen einer anderen (die ich nicht haben kann) gehört.
b) Die Ehe beenden und S. vor den Kopf stoßen? Das widerstrebt mir eigentlich, weil ich genau weiß, wie man sich als verlassenen Person fühlt, da meine letzte Beziehung genau SO endete. Ich bin nicht der Typ, der eine Beziehung mal eben im Vorbeigehen mit "Ach übrigens...es ist aus!" beendet.
c) Die Ehe beenden und dann wieder als Single leben ? Dann hätte ich nicht nur S verletzt, sondern auch noch 2 Leute "produziert", die eigentlich nicht der Typ zum Alleinleben sind.
d) Die für mich einfachste Lösung wäre wohl, quasi von der Ehe mit S direkt in eine Beziehung mit J zu rutschen, aber letztere will ja keine Beziehung mehr. Dann hätte ich "nur" noch den Umstand auf dem Gewissen, S. verletzt zu haben, was allein schon schlimm genug wäre.
Wie würdet ihr vorgehen ?