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Alternativen zum Lehrerberuf?

Ist das aber nach mehreren Jahren die Regel?
Wenn man den Beruf ernst nimmt, kann das sein.

Es kann auch sein, dass man sich vorbereitet hat und es alles anders kommt, weil die Klasse gerade "anders" drauf ist. Damit zurechtzukommen erfordert Kraft. Jeder macht das anders - aber eines ist gewiss: Gute Lehrer sind auch dann vorbereitet, wenn sie sich nicht vorbereiten, weil es bei solchen Tagen gar nicht möglich ist. Das weiß man aber nicht vorher.

Es ist wie überall: man wächst da hinein, wenn man dabei bleibt. Wenn. Denn es kann anstrengend sein, wenn man den Beruf ernst nimmt ...

Sollte eigentlich klar sein.
 
Ich wollte eigentlich mal aufgeklärt werden wie es so im Schnitt bei den Lehrern ist die das schon über Jahre machen.

Natürlich, wenn man es so ernst nimmt das man jede Stunde vorbereitet ist es ne Menge Arbeit, keine Frage.

Ist das aber nach mehreren Jahren die Regel?

Selbstverständlich. Was glaubst Du, wie Unterricht zu Stande kommt?

Sicher gibt es viele Lehrer, die, wie meine Kollegin sarkastisch meint, Türschwellenpädagogik betreiben. Meint, dass die sich erst an der Türschwelle überlegen, was und wie sie heute unterrichten wollen.

Aber Unterricht musst Du Dir schon wie eine Vorstellung im Theater vorstellen. Geplanter Unterricht hat Phasen, einen Einstieg, Mittelteile und einen Abschluss. Man muss überlegen, was man heute erreichen will und wie man da hin kommt. All das will überlegt und geplant, die richtigen Materialien vorbereitet sein.

Dass es manchmal gar nicht zu realisieren ist, weil die Klasse heute soundso drauf ist oder man feststellt, dass grundlegende Lücken sind, so dass man so gar nicht weiter kommt, das ist dann das Sahnehäubchen 😀 und nur mit Erfahrung und Können gut zu lösen.
 
Ja, das stimmt. Und ich bin mir so unsicher, ob ich das leisten kann. Ich will meine Freizeit haben und wie ich es mitbekommen habe, habe ich diese dann wohl nicht mehr. Gerade mit zwei Korrekturfächern wie Deutsch und Englisch.
Ich hoffe jeden Tag aufs neue, dass ich Mitte Januar eine Zusage für den anderen Job bekomme, und nicht eine Absage, denn dann weiß ich nicht , was ich machen soll.
Aus Not würde ich ins Referendariat gehen, aber alles in mir sträubt sich dagegen. Ich schlafe schon schlecht deswegen. Dabei hat mir Nachhilfe geben immer Spaß gemacht. Was mich sdo bedrückt ist das "System Schule".
 
Hallo,

weiß jemand von euch vielleicht ab wann man Stunden reduzieren kann als Lehrer? Ich befinde mich momentan im Studium, habe aber später vor nur in Teilzeit zu arbeiten da ich finanziell keine hohen Ansprüche hab und somit auch dann die einzelnen Stunden gelassener planen könnte.
Ich habe leider bisher auch nur negatives über das Referendariat gehört und weiss gar nicht, ob ich es schaffe das zu bestehen. Mir haben meine bisherigen Praktikas und das Unterrichten viel Spaß gemacht aber ich bin gar nicht der Typ, der lange komplett ohne Freizeit funktionieren kann (ist auch leider psychisch bedingt). Leider soll es aber genau so im Ref sein und ich finde das ich da nicht gerecht bemessen werde da ich eben später garantiert nur auf Teilzeit arbeiten werde.
Eine Reduzierung der Stunden während des Ref (und damit eine Verlängerung der Gesamtzeit) ist wahrscheinlich nicht möglich, oder das einlegen einer Pause??

Ich habe auch gehört, dass man nach dem Ref noch 2 Jahre arbeiten muss bis man endgültig verbeamtet ist. In dieser Zeit kann man auch nicht in Teilzeit gehen?
 
Hallo Rascas,

Referendariat ist wirklich der Wahnsinn, aber später wird es in der Tat besser. Eine Stunde, die man schon fünfmal gehalten hat, muss man nicht so detailliert vorbereiten. Mit etwas Glück ist ein 8-Stunden-Tag in 5 Minuten vorbereitet: Ich frage mich zu jeder Stunde, wie weit ich zuletzt gekommen bis, was ich nun machen muss, und wenn ich dann auch noch klar habe, welches Material ich dazu verwenden kann, ist unter Umständen schon alles fertig oder ich muss noch noch mit dem Material zum Kopierer.

Klingt nach einem easy Halbtagsjob, aber das läuft nicht immer so einfach. Das einfachste Problem dabei ist, dass ich zwar inzwischen einiges Material habe, aber doch erstmal das richtige suchen/aussuchen muss. Das kann dann durchaus mal dauern. Auch kommt es immer wieder mal vor, dass man etwas unterrichten muss, was man so noch nie oder das letzte Mal vor vielen Jahren unterrichtet hat. Da muss die Stunde wirklich neu vorbereitet werden, und das kann dauern.

Außerdem sind Klausuren und Tests zu korrigieren, aber nicht nur das: Sie müssen auch erstmal aufgestellt werden. Und wenn dann einer fehlt, muss eine Nachschreibarbeit aufgestellt werden, ein Nachschreibtermin organisiert werden, die Nachschreibarbeit auch korrigiert werden. Das ist ziemlich aufwendig.

Dazu kommen dann noch gelegentlich Konferenzen, Besprechungen etc.

Und du darfst nicht denken, 6 Stunden a 45 Minuten zu halten sind ja nur 4,5 Stunden, also ein halber Arbeitstag. Nein, danach bin ich erstmal mehr oder weniger erledigt, denn so einfach ist das nicht. Niemand könnte 8 Zeitstunden täglich unterrichten.

Und Pausen habe ich zwischen den Unterrichtsstunden gar keine. Es gibt zwar Pausen, aber die gehen bei mir komplett für irgendwelche notwendige Kommunikation mit anderen Lehrern und organisatorischen Krams drauf.

Aber wenn das, was ich bisher schrieb, alles wäre, dann wäre der Job eigentlich ganz ok, von der Zeitbelastung her. Schon stressig während der Schulzeit, aber zum Ausgleich gibts ja viele Ferien.

Nur: Das oben geschriebene ist das, was man tun muss, wenn es keine Probleme gibt.

Es gibt aber Probleme, und das nicht zu knapp. Nicht nur Disziplinprobleme wie schwatzende Schüler, die Schüler können auch nicht, was sie in ihrem Alter sollten, sie tun nicht, was man ihnen sagt, vergessen ihr Material zu Hause, hören nicht zu, denken nicht mit, schwänzen, schreiben schlechte Noten, halten Mitschüler von der Arbeit ab. Und wenn dann dementsprechend die Noten schlecht sind, ist das Gejammer groß, bei Schülern, Lehrern, unter Umständen auch bei Kollegen, und natürlich ist das Desaster erstmal der Lehrer schuld. Und dann muss man sich rechtfertigen, vor Schülern, Eltern, Kollegen, Schulleiter.

An dieser Stelle muss letztlich jeder selbst wissen, wie er damit umgeht. Man kann sich das gewiss einfach machen, insbesondere in manchen Fächern: In Religion kann man jedem Schüler, der sich beteiligt, eine Eins aufs Zeugnis geben und jedem, der nur mehr oder weniger heimlich im Unterricht Karten spielt, eine Zwei, und schon hat man kaum noch ein Problem.

Bei mir ist das anders, ich will eigentlich meinen Schülern bestimmte Dinge beibringen, mir reicht es nicht, wenn die Schüler bei mir drei Jahre nur Mau-Mau spielen. Wenn ich ihnen aber bestimmte Dinge beibringen will, kann das nur klappen, wenn ich sie irgendwie dazu bringe, sich bestimmte Vorkenntnisse anzueignen. Fordere ich hier aber zu offensichtlich Dinge ein, die der Kollege in der Parallelklasse nicht einfordert, dann gibts wieder Stunk... weil das ja sooooo ungerecht ist. Das ist verdammt schwierig, da den richtigen Mittelweg zu finden.

Und dann gibts in einigen Klassen so ein paar obercoole Super-Faulpelze, die stolz darauf sind, niemals irgendwas von dem zu tun, was ein Lehrer von ihnen verlangt. Lasse ich die damit durchkommen, dann sieht der Rest der Klasse das und tut auch absolut nichts mehr, da man damit ja offenbar durchkommt. Also kann ich diese Faulpelze nicht damit durchkommen lassen. Ich muss denen auf die Füße treten, und zwar frühzeitig, nicht erst bei der nächsten Zeugnisnote. Das wird aber ein aufwendiger Machtkampf - und den führe erstmal mit diversen Schülern, jede Woche wieder.

Wenn du an all diese Probleme planlos rangehst, gehst du unter. Also müssen solche Dinge geplant werden, und das kann weitaus mehr Zeit kosten als die eigentliche Unterrichtsvorbereitung:

Was mache ich mit Kurs A, bei der die Anwesenheitsquote allmählich deutlich unter zwei Drittel sinkt?

Was mache ich mit Klasse B, viel zu groß und in einem Raum mit miserabler Akkustik, die ich einfach nicht leise kriege, weil die schwatzen für ganz normal halten und ich vorne einfach nicht heraushöre, wer da wieder in der letzten Reihe ungefragt was gesagt hat?

Was mache ich mit Klasse C, in der sich alle Schüler weigern, irgendwas zu tun, wenn sie nicht von mir einzeln dazu intensiv angetrieben werden?

Was mache ich mit Schüler D, der höchstens jede zweite Stunde kommt? Ich muss was tun, sonst wird die Anwesenheitsquote der anderen dramatisch sinken, weil die merken, dass D damit durchkommt.

Was mache ich mit Klasse E, in der mehr als ein Drittel der Schüler da überhaupt nicht hingehört und niemals den Abschluss schaffen kann? Wie werde ich diese Schüler möglichst frühzeitig los, damit eine Klasse übrig bleibt, die ich ernsthaft unterrichten kann?

Was mache ich mit Schüler F, dem ich wirklich nichts beibringen kann, weil er, realistisch gesehen, wohl geistig behindert ist?

Was mache ich mit Klasse G, in der immer mindestens ein Drittel der Schüler das Buch vergisst und mindestens ein Drittel den Taschenrechner?

Was mache ich mit Schüler H, mit dem ich dummerweise auf Grund seiner Arbeitsmoral und seiner nicht vorhandenen Kenntnisse regelmäßig Stress habe, von dem ich aber weiß, dass er schon Leute, mit denen er Stress hatte, mit einer Schusswaffe bedoht hat?

Was mache ich mit Schüler I, der mir eine unflätige Zeichnung in die Klausur gemalt hat, und seinem Vater J, der mir unterstellt, ich müsse das da reingemalt haben, weil sein wohlerzogener Sohn so etwas niemals machen würde?

Was mache ich mit Schüler K, der mich unglaubliche Mengen Extra-Arbeitszeit kostet, weil er jeden Test und jede Klausur nachschreibt, immer mit einem Attest, unterschrieben mit einem einfachen Haken, aus der Praxis, in der seine Freundin Arzthelferin ist?

Was mache ich mit Schüler L, der meinen Unterricht nicht verstehen kann, weil er die Tafel nicht lesen kann, sich aber auch seit Monaten keine Brille besorgt?

Und solche Sachen müssen nicht nur geplant werden, sie erfordern auch Gespräche mit den Schülern, den Eltern, Kollegen, Schulleiter, ggf. ganze Konferenzen, das Aufstellen von Extra-Aufgaben für bestimmte Schüler, das Beaufsichtigen dieser Schüler beim Nachsitzen usw.

Und irgendwann sehnst du dich nach einem ruhigen Bürojob, bei dem du um 17 Uhr auch tatsächlich Feierabend hast.
 
@Tänzerin:

Mit Deutsch und Englisch hast du wohl eine Menge mit Korrekturen zu tun. Eventuell hilft Teilzeit: Mit einer halben Lehrerstelle verdienst du ja genauso viel wie mit dem Job, den du nun in Aussicht hast.

@Gast:

Teilzeit im Referendariat kann ich mir kaum vorstellen. Das Referendariat wird richtig hart, das ist eine Zeit, die extrem anstrengend ist - aber halt nicht ewig dauert. Da muss man durch... Danach, spätestens nach endgültiger Verbeamtung, eventuell aber auch schon davor, ist Teilzeit eigentlich ohne große Probleme möglich. Ein großer Teil meiner Kollegen, darunter auch viele männliche, macht nur Teilzeit.
 
Nur noch wenige Jahre, dann werde ich wohl nur noch Multiple-Choice-Aufgaben in den Klausuren stellen, die man aus dem Fernsehen kennt:

Wer ist Angela Merkel?
( ) Bundeskanzlerin
( ) Germanys Next Topmodel 2013

Was ist die Hauptstadt von Deutschland?
( ) Berlin
( ) London

...

Aber ich fürchte, auch dabei wird es noch Fünfen geben.

😀 Deine Humorkompetenzen werden ins Unermessliche steigen, wenn Angela Merkel trotz Offensichtlichkeit mit Germanys Next Top Model 2013 verwechselt wird. Ich schlage Fragen vor, die nur die richtige Antwort zulassen:

Wer ist Angela Merkel?
( ) Bundeskanzlerin
( ) Die obige Antwort ist richtig.

Voraussetzung: Die Schüler müssen lesen können. Ist der Fall nicht gegeben, lässt sich alternativ mit Bildern arbeiten, wie im Kindergarten.
 
Ich schlage Fragen vor, die nur die richtige Antwort zulassen:

Wer ist Angela Merkel?
( ) Bundeskanzlerin
( ) Die obige Antwort ist richtig.

Voraussetzung: Die Schüler müssen lesen können. Ist der Fall nicht gegeben, lässt sich alternativ mit Bildern arbeiten, wie im Kindergarten.
Ich danke für diese Anregungen. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis ich bei Klausuren Bilder für Analphabeten verwenden muss 🙂

Aber werden die Abituraufgaben dann wohl auch ausreichend bebildert sein? 🙂
 
Hi an alle,

ich orientiere mich auch gerade vom Lehrerberuf weg und schreibe meine bisherigen Erfahrungen zu diesem Thema in meinen Blog. Mein Blog beschäftigt sich mit diesem Schwerpunkt der Alternativen. Ich freue mich, wenn ihr reinschaut und wir uns austauschen können. Nach und nach folgen neue Artikel.

Exitteacher - Berufsalternativen für Lehrer
 

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