Danke für eure Antworten!
Mich quälen zudem auch Stoffe, die nicht aus Baumwolle sind. Auch enge Kleidung ist für mich unerträglich.
Das kenne ich ein bisschen. Also teilweise habe ich bei Kleidung eine große Überempfindlichkeit, allerdings ganz unterschiedlich. Meist stören mich größere, etwas schwerer Kleidungsstücken, Witerjacken zB. Ich kann mich aber daran gewöhnen. Also ist das vielleicht auch völlig normal.
An die Masken während der Pandemie habe ich mich auch gut gewöhnt, die erstem Male hab ich es auch kaum ausgehalten, weil ich sie so deutlich auf der Haut gespürt habe. Aber ich vermute, so ging es vielen Menschen.
Ich war in der Schule zwar nicht schlecht, wunderte mich aber immer, dass ich in meinen Lieblingsfächern nie im Einserbereich war, obwohl ich wirklich alles verstanden hatte und sehr interessiert war.
Das war bei mir anders, wenn mich etwas interessiert hat, war ich sehr gut, wenn mich etwas nicht interessiert hat, war ich sehr schlecht. Im Studium war ich dann auch deutlich besser als in der Schule, weil ich die Themen spannender fand.
Mich bewusst hinsetzen & mich in ein für mich nicht interessantes Thema einarbeiten kann ich kaum. Da fehlt mir jegliche Disziplin.
Schon vor 20 Jahren suchte ich bei Ärzten und Psychologen Rat. In meiner Nähe gibt es eine Spezialistin und eine Klinik, wo ADS diagnostiziert wird. Ab 40 scheint man aber keine Möglichkeit auf Diagnose mehr zu bekommen. Gerne hätte ich Methylphenidat bei mir ausprobiert, das war aber ohne entsprechenden Arzt und Therapeuten nicht möglich.
Das klingt sehr frustrierend, aber schau mal, was
@57-55 im Thread geschrieben hat, vielleicht gibts da doch Möglichkeiten?
Ich weiß also nicht, ob ich tatsächlich ADS habe, oder ob es sich bei mir um Traumafolgestörungen handelt. Obwohl ich mir nicht denken kann, dass meine Hautempfindlichkeit auf so etwas zurückzuführen sein könnte.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine sehr hohe Sensibilität auf Reize auch eine Traumafolge sein kann. Da rätsel ich bei mir selbst ja auch. Schlussendlich denke ich, dass es nicht so wichtig ist, ich halte eh nicht so viel von Diagnosen als zu klar abgesteckte Schubladen. Ich dachte jetzt die letzten Tage einfach, dass dann ADS & Trauma einfach die zwei Schlagworte sind, die für mich grade wichtig sind.
Du schreibst, dass Ritalin bei dir nicht geholfen hat. Es gibt allerdings mehrere Produkte auf dem Markt. Vielleicht lohnt es sich, da noch einmal nachzufragen.
Aktuell bin ich nicht so scharf auf Medikamente. Also für mich erzeugt vor allem dieses super stark vernebelte/ neben mir stehen einen Leidensdruck, da ist aber am wenigsten klar, ob das wirklich vom ADS kommt oder ob es vielleicht die Kombi aus vielem ist (Trauma & ich hab auch lange gekifft). Deswegen war ich gerade nach meinem Studium verzweifelt, wie ich so arbeiten soll und habe Hilfe gesucht. Aktuell habe ich einen Job, in dem ich gut so sein kann wie ich bin und bei dem ich mit den Anforderungen klarkomme. Deswegen würde ich erstmal darauf verzichten, mich durch weitere Medikamente zu testen, falls sich die Situation wieder ändert, wäre das aber anders.
Wenn die Umgebung stimmt, kann ich trotz Nebelkopf ganz gut arbeiten & mich auch selbst gut strukturieren. In Praktika war das teilweise anders, aber da war ich ja auch in der Situation, dass ich gar kein eigenes System hatte, sondern mich komplett anpassen musste und das fällt mir schwer. Ich brauche meinen eigenen Rhythmus. Das zu verstehen hat mir auch viel für mein Selbstverständnis geholfen.
Auch für Beziehungen ist eine ADS Persönlichkeit… sagen wir mal eine Herausforderung. Für beide Seiten. Falls man ADS und eine Traumafolgestörung hat, geht man noch unbequemer durchs Leben.
Für mich sind Beziehungen auch schwierig, aber ich bringe das eher mit meinen Bindungsproblemen in Zusammenhang. Magst du beschreiben, wie sich das ADS bei dir auf Beziehungen auswirkt& ausgewirkt hat?
Hätte ich in jüngeren Jahren einen reflektierteren Blick auf mein Persönlichkeitsprofil gehabt (da hast du mir viel voraus), hätte ich einen anderen Beruf gewählt. Einen, der weniger turbulent ist
Magst du grob sagen, in welchem Bereich du tätig bist?
Ich hab auch einen recht turbulenten mit viel Stress (Sozialarbeiterin), aber hab zum Glück aktuell eine für mich passende Nische gefunden.
Das schränkt das Leben natürlich sehr ein und man findet dafür in seinem Umfeld wenig Verständnis.
Bei sowas würde evtl. schon ein Begriff/ eine Diagnose helfen, damit du mehr Verständnis bekommst oder würde die das gar nicht interessieren?
Mein trauriges Fazit: Wer ADHS hat, kann nicht aus seiner Haut. Man muss damit leben lernen. Wichtig scheint mir, sich vor Überforderung und Reizüberflutung zu schützen, damit man nicht in eine Berufsunfähigkeit schlittert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einem Therapeuten helfen können, die kein ADS haben. Eine Verhaltenstherapie von einem guten Therapeuten kann meiner Meinung nach auch nur etwas lindern. Mehr darf man wohl nicht erwarten, sonst wird man enttäuscht.
Ich bin der Meinung, dass es bei allen möglichen psychischen Themen vor allem hilft, zu lernen damit zu leben, sich ein passendes Umfeld, passenden Job etc. zu suchen und dass das schon echt sehr viel ausmachen kann in Bezug auf die Lebenszufriedenheit.
Meine erste berufliche Station war mit 16/17 in einer Rechtsanwaltskanzlei, am falscheren Ort hätte ich gar nicht sein können, ich hab super schlecht gearbeitet, Sachen sortieren, einordnen etc. ist halt wirklich null meine Stärke.
Bis auf die Sache mit dem Kreativen und Chaotischen, da bin ich eher vollkommen unkreativ und mag Ordnung und Planbarkeit zu sehr. 🙈
Bei mir gibt`s beide Pole sehr deutlich. Was für mich manchmal schwierig ist, ist mit Menschen zu arbeiten, die auch sehr unorganisiert sind. Das fühlt sich dann so an, als würden wir völlig im lufleeren Raum schweben und gar nicht an ein Ziel kommen. In der Zusammenarbeit mit anderen ist für mich etwas Struktur und Planung schon auch sehr wichtig.
Und auch in meinen Alltag zieht sie immer mehr ein. Früher habe ich Struktur (bzw. mich bewusst zu strukturieren) völlig abgelehnt und fast schon gehasst, wenn damit jemand ums Eck kam. Inzwischen habe ich es zu mögen gelernt & manchmal brauche ich es jetzt schon zu sehr, meinen Tag zu planen und bin da etwas unflexibel geworden.
Aber wenn ich keine Leistungen erbringen muss, mag ich bunte, belebte, leicht chaotische Umgebungen sehr gerne.
Und das mit dem "Nebelgefühl" (bzw. Derealisation und/oder Depersonalisation) ist bei mir selektiv, nämlich immer genau dann, wenn mich etwas nicht von vornherein interessiert und ich dennoch gezwungen bin, mich damit auseinanderzusetzen
Ah spannend! Ne, bei mir ist das immer da, unter Stress stärker, manchmal etwas leichter, aber eben permanent.
Ich habe ADHS, seit ca. 15 Jahren bekannt.
Wurde bei dir noch eine Diagnose gestellt? Das wäre ja sicher für
@ßßx interessant zu wissen (siehe sein Post).
Versuche einfach die Tatsache soweit möglich zu ignorieren, dass Du ADHS hast, im Übrigen nimm es als eine Charaktereigenschaft, damit fahre ich optimal.
Grade ist es für mich erstmal wichtig, mich damit zu beschäftigen. Ob ich dann langfristig die Diagnose vor mir hertrage oder ob sie wieder völlig in den Hintergrund tritt, weiß ich nicht, tendenziell ticke ich eher so, dass mich Sachen kurz sehr doll einnehmen und ich mich viel damit beschäftige und dann tritt es wieder in den Hintergrund.
Aber ich finde hilfreich, wenn ich für manches nochmal konkretere Begriffe finde, um mich mit anderen Menschen, die ähnlich empfinden, austauschen zu könne.
Seit Kurzem besuche ich eine ADHS Selbsthilfegruppe, die letzten Herbst hier in der Nähe gegründet wurde. War zwar erst zweimal da, ich finde den Austausch aber sehr interessant und bereichernd.
Ja, das mache ich vielleicht auch mal. Ich bin generell in der Selbsthilfe aktiv, habe auch eine eigene Gruppe zu einem anderen Thema.