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ADS

Teresa_851

Mitglied
Hallo Vogelfrei,
die oben stehende Beschreibung trifft leider komplett auf mich zu. Mich quälen zudem auch Stoffe, die nicht aus Baumwolle sind. Auch enge Kleidung ist für mich unerträglich.
Ich war in der Schule zwar nicht schlecht, wunderte mich aber immer, dass ich in meinen Lieblingsfächern nie im Einserbereich war, obwohl ich wirklich alles verstanden hatte und sehr interessiert war. Im fortgeschrittenen Alter machte ich noch ein zweites Studium, da ging es mir dann viel besser. Ich habe wohl intuitiv gelernt, mit meiner Denke besser umzugehen. Außer in Stresssituationen, da bin ich völlig machtlos (deine oben beschriebene Leere im Kopf). Ich habe aber inzwischen das Selbstbewusstsein erlangt, dass ich mir vieles, was mir wichtig ist, erarbeiten kann. Das war früher nicht der Fall.
Schon vor 20 Jahren suchte ich bei Ärzten und Psychologen Rat. In meiner Nähe gibt es eine Spezialistin und eine Klinik, wo ADS diagnostiziert wird. Ab 40 scheint man aber keine Möglichkeit auf Diagnose mehr zu bekommen. Gerne hätte ich Methylphenidat bei mir ausprobiert, das war aber ohne entsprechenden Arzt und Therapeuten nicht möglich.
Ich weiß also nicht, ob ich tatsächlich ADS habe, oder ob es sich bei mir um Traumafolgestörungen handelt. Obwohl ich mir nicht denken kann, dass meine Hautempfindlichkeit auf so etwas zurückzuführen sein könnte.
Du schreibst, dass Ritalin bei dir nicht geholfen hat. Es gibt allerdings mehrere Produkte auf dem Markt. Vielleicht lohnt es sich, da noch einmal nachzufragen.
Ich bin eigentlich total gegen Medikamente (auch meine Depression wollte ich nie medikamentös behandeln lassen). Der Leidensdruck hinsichtlich der ADS Symptome war und ist allerdings so hoch, dass mir eine Pille dagegen recht lieb gewesen wäre.
Auch für Beziehungen ist eine ADS Persönlichkeit… sagen wir mal eine Herausforderung. Für beide Seiten. Falls man ADS und eine Traumafolgestörung hat, geht man noch unbequemer durchs Leben.

Hätte ich in jüngeren Jahren einen reflektierteren Blick auf mein Persönlichkeitsprofil gehabt (da hast du mir viel voraus), hätte ich einen anderen Beruf gewählt. Einen, der weniger turbulent ist. Letztendlich hat mich die Reizüberflutung in meinem Tätigkeitsumfeld über die Jahrzehnte hinweg kaputt gemacht. ich hoffe, dass du da in beruflicher Hinsicht eine bessere Wahl getroffen hast.
Die negative Nachricht ist, dass die Anfälligkeit für Reizüberflutung leider zugenommen hat. Sie ist inzwischen so schlimm, dass ich Supermärkte nach 11:00 Uhr und stark besuchte Festivitäten meiden muss. Das schränkt das Leben natürlich sehr ein und man findet dafür in seinem Umfeld wenig Verständnis.
Das Chaos hat bei mir zugenommen. Auch die Tatsache, dass ich bei meiner Arbeit die Stunden reduzieren musste, führte zu einer finanziellen Einschränkung. Mit Letzterem komme ich allerdings klar, weil ich ein eher bescheidener Typ bin.
Bei mir steht jetzt hoffentlich bald ein Berufswechsel ins Haus, weil meine alte Tätigkeit einfach nicht mehr geht.
Mein trauriges Fazit: Wer ADHS hat, kann nicht aus seiner Haut. Man muss damit leben lernen. Wichtig scheint mir, sich vor Überforderung und Reizüberflutung zu schützen, damit man nicht in eine Berufsunfähigkeit schlittert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einem Therapeuten helfen können, die kein ADS haben. Eine Verhaltenstherapie von einem guten Therapeuten kann meiner Meinung nach auch nur etwas lindern. Mehr darf man wohl nicht erwarten, sonst wird man enttäuscht.
Ich habe das Problem mit der Kleidung schon immer gehabt. Merke kleinste Etiketten, viele Stoffe empfinde ich als kratzig-wolle zb.
Kann keine Rollkragen Pullis tragen.
 
Hallo Teresa_851,

schau mal hier: ADS. Hier findest du was du suchst.

_vogelfrei

Aktives Mitglied
@Teresa_851 hast du denn auch so große Probleme mit der Konzentration?
Ansonsten gibt's ja viele Menschen, die in eine ähnliche Richtung tendieren von den Persönlichkeitseigenschaften her, meist muss die Ausprägung ja Recht stark sein/ ein deutlicher Leidensdruck vorhanden sein, damit die Diagnose gestellt wird.

Ich sehe das ganze auch mehr als Spektrum, auf dem sich Menschen bewegen.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Heute Nachmittag habe ich meinen Neurologen/Psychiater Termin, bin gespannt, ob mich der Termin weiterbringt oder ich danach wieder alles ganz anders sehe^^
 
G

Gelöscht 117641

Gast
Ich hab ADS und ASS (Autismus).

AD(H)S (ich glaube, inzwischen diagnostiziert man das so, oder?
Es wird sowohl AD(H)S als auch ADS diagnostiziert. Letzteres ist quasi die "ruhigere" Variante. Da fehlt die Hyperaktivität und das Impulsive.

Als krank empfinde ich mich nicht, eher als anders.
Als krank empfinde ich mich auch nicht, aber als behindert. Denn die Kombi ADS/ASS schränkt mich im Leben doch ganz schön ein.

Als Kind war ich vor allem unaufmerksam & unstet, eines dieser Kinder die in der Schule immer gesagt bekommen "Du könntest so viel erreichen, wenn du dich mal anstrengen würdest".
Das war bei mir auch so. Verstärkt noch durch unerkannte Hochbegabung. Ich hab Schule einfach nur gehasst. Der Unterricht war einfach nur mega-stupide und mega-langweilig. Ich hab mich deswegen auch nicht am Unterricht beteiligt und hab nie gelernt (konnte mich ja eh nicht drauf konzentrieren). Aber ich hab trotzdem problemlos den Realschulabschluss geschafft.

Seit der Pubertät leide ich vor allem unter einem "Nebelgefühl", dem Gefühl nie ganz da zu sein, mich sehr anstrengen zu müssen, um meine Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken.
Das kenne ich leider auch zur Genüge. Mir haben Yoga, Meditation und Achtsamkeitstraining geholfen, mehr dazusein und mich fokussieren zu können.

Fühle mich häufig reizüberflutet
Auch das kenne ich zur Genüge. Verstärkt sich bei mir durch ASS leider auch noch. Deswegen bin ich auch nicht gern unterwegs, sondern am liebsten zuhause.

sehr verträumt & in mich zurückgezogen
Dito. Ich kann stundenlang auf dem Sofa sitzen und vor mich hinträumen.

Bei wenig vertrauten Menschen fällt mir kommunizieren schwer, werde häufig missverstanden, weil ich schnell den Faden verliere
Geht mir auch so. Bei mir kommt aber noch dazu, dass ich z. B. ASS-bedingt nicht zwischen den Zeilen lesen kann, ich mit Mimik und Gestik nicht viel anfangen kann und ich Probleme hab, zu erkennen, wann etwas ironisch gemeint ist.

Bei kleinstem Stress ist mein Kopf komplett leer
Kenne ich auch. Dann steht man da wie der letzte Depp, durchsucht seinen Kopf krampfhaft nach irgendwas Hilfreichem, findet aber nichts. Ich hasse es.

Probleme mit Grenzen, mir kommt oft vieles zu nah, dadurch überfordert mich Kontakt zu Menschen oft
Das hatte ich früher auch. Aber mittlerweile hab ich gelernt, mich abzugrenzen und gewisse Dinge einfach nicht mehr an mich ranzulassen. War aber auch ein sehr harter Weg, denn ich ohne meine Lebensgefährtin wohl nicht geschafft hätte.

intensives Fühlen
Oh ja. Aber sowas von intensiv, dass ich manchmal glatt drin ersaufen könnte.

Sehr plötzliche Stimmungsschwankungen
Das kenne ich von mir nicht.

innere Unruhe, bewege immer Hände oder Füße
Das hab ich auch, aber durch Yoga, Meditation und Aufmerksamkeitstraining hat sich das deutlich verbessert.

Reagiere stark auf äußere Umgebungen, manche Umgebungen machen mich müde, andere machen mich wach
Mich macht das "Aussen" entweder müde oder es sorgt für einen Overload (extreme Reizüberflutung).

Eher kreative, assoziative Art zu denken
Die hab ich auch.

Bei mir streiten ADS und ASS immer, ob nun Chaos oder Ordnung herrschen soll. Aber zum Glück ist ASS meistens stärker und die Ordnung behält die Oberhand.

Fange oft Sachen an, vergesse sie, fange was anderes an, usw.
Ich verliere meistens schnell das Interesse, hab aber auch ein paar Dinge, die ich schon lange mache. Das sind allerdings meine autistischen Spezialinteressen.

Probleme mich in Strukturen einzufügen, wenn ich nach meiner eigenen Struktur arbeiten kann geht alles viel besser
Das geht mir auch so. Ich kann da sehr strikt sein und muss es so machen, wie es mir am sinnvollsten erscheint.

Mir geht es oft im Kontakt zu wenig vertrauten Menschen so, dass ich das Gefühl für mich selbst verliere, ich fühle mich dann oft so leer & weiß gar nicht mehr richtig, wer ich bin oder was ich erzählen könnte.
Das hab ich auch oft. Bei mir liegt das daran, dass ich mich dann zu sehr auf mein Gegenüber und das, was er sagt, fokussiere.

Mich quälen zudem auch Stoffe, die nicht aus Baumwolle sind. Auch enge Kleidung ist für mich unerträglich.
Das kenn ich auch zur Genüge, würde es aber eher dem ASS zuordnen, denn das Problem haben sehr viele Autisten.

Ab 40 scheint man aber keine Möglichkeit auf Diagnose mehr zu bekommen.
Doch, das geht durchaus. Meine Lebensgefährtin hat ihre ADS-Diagnose auch erst mit Ü40 bekommen. Die war dafür allerdings auch zu einer Uni-Klinik.

Obwohl ich mir nicht denken kann, dass meine Hautempfindlichkeit auf so etwas zurückzuführen sein könnte.
Also ich führe meine Hautempfindlichkeit eher auf meine ASS zurück. Das Problem haben nämlich sehr viele Autisten.

Auch für Beziehungen ist eine ADS Persönlichkeit… sagen wir mal eine Herausforderung. Für beide Seiten.
Ja, man ist halt leider alles andere als einfach. Da braucht es schon jemanden, der sehr tolerant und rücksichtsvoll oder selber ADSler ist. Ich hab das Glück, dass meine Lebensgefährtin genau wie ich die Diagnosen ADS und ASS hat. Da passt es einfach.

Die negative Nachricht ist, dass die Anfälligkeit für Reizüberflutung leider zugenommen hat.
Ja, das kann ich bestätigen. Es ist, als würden die eh schon kaputten Reizfilter immer kaputter werden. Und man braucht auch immer länger, um sich von einer Reizüberflutung zu erholen.

Das Chaos hat bei mir zugenommen.
Bei mir hat es zum Glück abgenommen. Dank Yoga, Meditation, Aufmerksamkeitstraining und der Tatsache, dass ich viel mit Listen und Plänen arbeite, in denen jeder Arbeitsschritt einzeln aufgeführt ist und abgehakt werden kann. Sollte ich mich mal wieder verzetteln, brauch ich nur auf den Plan/die Liste schauen und weiss sofort, was ich zuletzt gemacht hab und womit ich weitermachen muss.

Wer ADHS hat, kann nicht aus seiner Haut. Man muss damit leben lernen.
Man kann schon dran arbeiten. Klar, man kriegt das natürlich nicht weg, aber man kann sich verbessern.

Wichtig scheint mir, sich vor Überforderung und Reizüberflutung zu schützen, damit man nicht in eine Berufsunfähigkeit schlittert.
Unbedingt! Denn mit jeder Reizüberflutung werden die Reizfilter kaputter und man braucht immer länger, um sich davon zu erholen.

Bis auf die Sache mit dem Kreativen und Chaotischen, da bin ich eher vollkommen unkreativ und mag Ordnung und Planbarkeit zu sehr. 🙈
Bei mir ist es ein ewiger Kampf zwischen Ordnung und kreativem Chaos. ASS will Ordnung, aber ADS will Chaos. Das ist einfach nur nervig.

Meist stören mich größere, etwas schwerer Kleidungsstücken, Witerjacken zB.
Schwerer Kleidungsstücke finde ich sehr angenehm. Die haben eine entspannende Wirkung auf mich. Ist auch so ein ASS-Ding.

Mich bewusst hinsetzen & mich in ein für mich nicht interessantes Thema einarbeiten kann ich kaum. Da fehlt mir jegliche Disziplin.
Das kann ich auch nicht. Da das sowohl für ASS als auch für ADS typisch ist, verstärkt sich das bei mir leider auch noch gegenseitig.

Grade ist es für mich erstmal wichtig, mich damit zu beschäftigen.
Das ist auch ganz wichtig. Je besser man die Zusammenhänge dahinter versteht, desto achtsamer und verständnisvoller kann man mit sich selbst umgehen.

Ich sehe das ganze auch mehr als Spektrum, auf dem sich Menschen bewegen.
So seh ich das auch. Und mich würde es nicht wundern, wenn sich eines Tages rausstellt, dass AD(H)S und ASS eigentlich nur unterschiedliche Ausbildungen ein und desselben Spektrums sind. Ich mein, früher schlossen sich AD(H)S und ASS gegenseitig aus, aber heute weiss man, dass man durchaus Beides haben kann und es werden immer mehr Menschen mit beidem diagnostiziert.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Danke @Tytos Lunare für deinen Bericht!

Es wird sowohl AD(H)S als auch ADS diagnostiziert. Letzteres ist quasi die "ruhigere" Variante. Da fehlt die Hyperaktivität und das Impulsive.
Nach dem, was ich jetzt in den letzten Tagen gelesen habe, hat sich das geändert. Da wurde die Diagnose immer AD(H)S geschrieben oder in Kreisen Betroffener ADxS, und das H stand dann entweder für hyperaktiv oder hypoaktiv, es gibt wohl auch Mischformen. Die Schreibweise "ADxS" gefällt mir, die sieht fancy aus. :D

Mein Antrieb ist auf jeden Fall gemindert, was bisher meinem depressiven Erleben zugeschrieben wurde. Es ist aber tatsächlich auch sehr abhängig von Umfeld & Aktivitäten, manchmal neige ich auch dazu völlig überdreht zu sein. Deswegen klang das mit der Mischform erstmal interessant für mich. Wobei ich es an sich total mag, so überdreht zu sein, ich hab dann nur das Gefühl sehr anstrengend für andere zu sein, weil ich dann auch die Sprunghaftigkeit sehr stark auslebe.

Als krank empfinde ich mich auch nicht, aber als behindert. Denn die Kombi ADS/ASS schränkt mich im Leben doch ganz schön ein.
Ja, kann ich mir gut vorstellen, dass das sehr individuell ist. Ich bin auch in Bezug auf einiges eingeschränkt, viele Jobs kommen für mich auch nicht in Frage, weil ich sehr schnell überfordert bin. Aber in für mich passenden Umgebungen kann ich sehr gut existieren und fühle mich dann ganz gut soweit.

Ich finde den Behinderungsbegriff auch oft passender, weil er die äußeren Barrieren mitdenkt. Und die spielen ja bei ASS/ADS eine große Rolle.

Das kenne ich leider auch zur Genüge. Mir haben Yoga, Meditation und Achtsamkeitstraining geholfen, mehr dazusein und mich fokussieren zu können.
Ah sehr spannend, würdest du das auch als "Nebelgefühl" beschreiben? Also es fühlt sich für mich nach mehr an, als nur nach schlechter Konzentration. Ich hab das Gefühl zwischen meinem Innen und dem Außen liegt eben Watte oder ein Nebel, alles fühlt sich etwas schummrig an. Ich hab mich auch gefragt, ob das quasi ein Schutz gegen die vielen Reize ist, den sich meine Psyche aufgebaut hat. Oder eben eine Traumafolge.
Ich finde die Symptomatik unter dem Begriff "brain fog" stark wieder, aber das ist ja kein wissenschaftlich anerkannter Begriff. Durch die Post Covid Symptomatik hat er aber ja eine recht breite Bekanntheit bekommen.

Das ist für mich auch das entscheidendste Symptom, das deutlich Leidensdruck erzeugt & mir teilweise große Angst macht, weil so wenig fassbar. Alles andere finde ich an sich ganz gut zu händeln, mich stört es zB nicht so sonderlich, dass ich chaotisch oder vergesslich bin. Aber immer hinter dieser Nebelwand zu leben, das schränkt schon arg ein & es ist so schwer, das anderen zu erklären.

Dito. Ich kann stundenlang auf dem Sofa sitzen und vor mich hinträumen.
Ja, das mache ich auch viel und gerne. Oft will ich mich nur kurz setzen und hups, da sind 2 Stunden um, die ich mit vor mich hinträumen oder bisschen am Handy sein verbracht habe.

Geht mir auch so. Bei mir kommt aber noch dazu, dass ich z. B. ASS-bedingt nicht zwischen den Zeilen lesen kann, ich mit Mimik und Gestik nicht viel anfangen kann und ich Probleme hab, zu erkennen, wann etwas ironisch gemeint ist.
Das ist bei mir gegenteilig, ich hab ein sehr starkes Gefühl für Stimmungen anderer, oft anstrengend stark. Ich nehme vor allem Anspannung oder Stress bei anderen immer sehr stark wahr & es beschäftigt mich dann total.


Das hab ich auch oft. Bei mir liegt das daran, dass ich mich dann zu sehr auf mein Gegenüber und das, was er sagt, fokussiere.
Sehr spannend, weil ich das bisher immer Sozialen Ängsten zugeschoben habe. Vielleicht ist es aber eher so, dass ich Soziale Ängste wegen diesem Zustand habe, bzw. sich da beides gegenseitig bedingt. Ich finde das immer sehr überfordernd, wenn ich mich unter Menschen so fühle und trotzdem irgendwie handlungsfähig sein will.

Doch, das geht durchaus. Meine Lebensgefährtin hat ihre ADS-Diagnose auch erst mit Ü40 bekommen. Die war dafür allerdings auch zu einer Uni-Klinik.
Echt spannend, ich hoffe, das hilft @ßßx nochmal weiter. Oft sind es ja einzelne Ärzt:innen, die auch einfach quatsch erzählen oder einen nicht ernst nehmen.
Wie mein Psychiater, den ich so mit 20 hatte. Meine Therapeutin hatte damals schon den Verdacht auf ADS, ich hatte ihn dann gefragt, ob wir eine Diagnostik machen können. Er hat das dann mit dem, hier im Thread schon irgendwo zitierten Satz "Willst du Ritalin oder was?" abgetan und das nicht weiter verfolgt. Aber mich mit einer hohen Dosis Antidepressiva vollklatschen konnte er, na toll. :rolleyes:
Es ist einfach so unterschiedlich, wie Ernst manche Ärzt:innen Themen nehmen oder auch nicht.

Ja, man ist halt leider alles andere als einfach. Da braucht es schon jemanden, der sehr tolerant und rücksichtsvoll oder selber ADSler ist. Ich hab das Glück, dass meine Lebensgefährtin genau wie ich die Diagnosen ADS und ASS hat. Da passt es einfach.
Ich könnte jetzt bei mir nicht sagen, dass die ADS Symptome so viel Einfluss auf meine Beziehung haben, bis auf die Sozialen Überforderungen, die ich aber bisher eher auf Soziale Ängste geschoben habe. Das führt schon oft zu Problemen, weil mich viele Anlässe sehr stressen.
Ansonsten bin ich halt chaotischer und manchmal sehr sprunghaft und vor allem oft unpünktlich, das nervt schon manchmal, denke ich, aber mein Freund geht entspannt damit um.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass bei einem gemeinsamen Zusammenleben + gemeinsamen Kind nochmal deutlich mehr Probleme entstehen würden. Das ist aktuell nicht der Fall.

Ja, das kann ich bestätigen. Es ist, als würden die eh schon kaputten Reizfilter immer kaputter werden. Und man braucht auch immer länger, um sich von einer Reizüberflutung zu erholen.
Oh, das ist natürlich keine so tolle Perspektive :/ ich hab auch das Gefühl, dass das Thema Reizüberflutung stärker ist als mit 20, damals war das noch nicht so ein Thema. Ich finde es aber nicht nur schlecht, also ich merke einfach stärker, wann mich Reize beleben oder wann sie mich überfordern. Es ist halt auch oft der Fall, dass ich Reize, eben vor allem buntes, für mich nutzen kann, um mich wacher zu fühlen. Dadurch fühle mich insgesamt aktiver, als ich es mit 20 war.

So seh ich das auch. Und mich würde es nicht wundern, wenn sich eines Tages rausstellt, dass AD(H)S und ASS eigentlich nur unterschiedliche Ausbildungen ein und desselben Spektrums sind. Ich mein, früher schlossen sich AD(H)S und ASS gegenseitig aus, aber heute weiss man, dass man durchaus Beides haben kann und es werden immer mehr Menschen mit beidem diagnostiziert.
Nachdem, was ich in den letzten Tagen gelesen habe, gibt es einen starken Zusammenhang zwischen ADS und Asperger. @Streifenkarl schrieb ja auch davon und ich habe die Kombi oft in Foren entdeckt.

Inzwischen wir ja auch oft der Begriff "neurodivergent" genutzt, der, soweit ich das überblicke, sowohl unter AD(H)S & Autismus Betroffenen sehr geläufig ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Ja, ich könnte mir gut vorstellen, dass meine traumatischen Erfahrungen & auch der Drogenkonsum vieles verstärkt haben. Aber grade denke ich mir: Kann ja einfach beides sein, also (vielleicht eher leichter ausgeprägtes) ADS + Traumasymptomatik.

Ich denke eh nicht, dass alles, was mir so Schwierigkeiten bereitet in eine Diagnose passt & ich bin ja auch keine Diagnose, sondern ein Mensch mit Psyche, die halt auf viele äußere Umstände reagiert hat und jetzt so einige kleinere & größere Macken hat.

Aber für mich ist es gerade nochmal ganz sinnvoll, mich in einiges einzulesen & einzudenken, um manches etwas einzuordnen & vielleicht auch Tipps zu finden, wie andere damit umgehen.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Mein Antrieb ist auf jeden Fall gemindert, was bisher meinem depressiven Erleben zugeschrieben wurde. Es ist aber tatsächlich auch sehr abhängig von Umfeld & Aktivitäten, manchmal neige ich auch dazu völlig überdreht zu sein. Deswegen klang das mit der Mischform erstmal interessant für mich. Wobei ich es an sich total mag, so überdreht zu sein, ich hab dann nur das Gefühl sehr anstrengend für andere zu sein, weil ich dann auch die Sprunghaftigkeit sehr stark auslebe.
Man merkt es wahrscheinlich auch an meiner Antwortgeschwindigkeit, dass ich gerade auch recht überaktiv bin, hier zu lesen & zu verarbeiten, weil mich das Thema grade so interessiert. Das kann sich dann leider manchmal plötzlich ändern und irgendwas interessiert mich gar nicht mehr und dann ist es für mich sehr mühsam, darauf zu antworten.
Das ist ein Stück weit sicher bei vielen Menschen so, aber ich finde es schon manchmal belastend, dass es dann immer so ein "ganz oder gar nicht" ist und ich habe dann auch oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich auf manches nicht mehr antworte, weil ich nicht mehr ins Thema reinkomme.
 
Zuletzt bearbeitet:

weidebirke

Urgestein
Ich reihe mich mal ein. ADHS-Verdacht, gerade setze ich mich damit auseinander, ob eine Diagnostik Sinn macht. Es ist nicht stark ausgeprägt, daher tendiere ich dazu, es als special effect zu werten und die guten Seiten mitzunehmen.

Eine Menge der Dinge, die hier erzählt wurden, erlebe ich bei mir auch. Wobei es besser wird, je älter ich werde.

Aber auch als Kind war ich nie der typische ungestüme Zappelphillipp. Ich war sehr nervös, ja, konnte nicht still sitzen und mit mir fernzusehen, war wohl sehr anstrengend, fand zumindest meine Großmutter. Sie hat mich unentwegt ermahnt.

In meinem Hausaufgabenheft stehen Einträge wie „Weidebirke bekommt ein Lob, weil sie heute den Unterricht nicht gestört hat.“

Ich hatte nie meine Arbeitsmaterialien vollständig, kam ständig zu spät, obwohl nicht klar war, warum ich für die 200 Meter von zu Hause bis zur Schule eine halbe Stunde brauchte. Ich kann mich zumindest für einige Male erinnern, dass ich andere große Bögen gelaufen bin, weil ich den Weg so langweilig fand. Immer derselbe…

Es ist schwierig zu beurteilen, weil ich auch stark vernachlässigt wurde und einfach kein Mensch mit mir Mappe packte. Es war ganz bestimmt nicht alles ADHS, sondern das konnte ich als 6-Jährige einfach nicht leisten. Und dann habe ich so ein strukturiertes Leben eben auch nicht gelernt. Das spiegelt sich heute in sehr vielen Bereichen meines Lebens. Eigentlich in allen. Alles ist so anstrengend, weil ich viele Routinen des Lebens einfach nicht gelernt hatte, die man normalerweise in der Kindheit und Jugend erwirbt.

Daher habe ich mir in sehr mühsamer jahrzehntelanger Kleinstarbeit eigene Routinen erarbeitet, an denen ich trotzdem regelmäßig scheitere. Die ich mir dann immer wieder neu aneignen muss. Inzwischen ist es nicht mehr ganz so schwer.

Dinge zu Ende zu bringen, fällt mir auch sehr schwer.

Positiv ist: die Begeisterungsfähigkeit, die Entscheidungsfreudigkeit, die Kreativität, die vielseitigen Interessen (es gibt eigentlich nichts, was nicht interessant sein kann) und auch die Impulsivität.

Diese Dinge haben auch ihre Schattenseiten. Das macht meine Lebenserfahrung inzwischen oft wett. ADHS bei Erwachsenen stellt sich ja auch anders dar.

Nur mit der Emotionskontrolle habe ich oft noch Schwierigkeiten. Ich bin dann überflutet, kann nicht denken, bin stark schwarz-weiß, kann die andere Perspektive nicht einnehmen. Blöderweise, wenn ich mich dann etwas beruhigt habe, wechselt das in einer Form, dass ich meine eigene Perspektive dann oft verliere. Das ist noch sehr anstrengend.
 

_vogelfrei

Aktives Mitglied
Ich reihe mich mal ein. ADHS-Verdacht, gerade setze ich mich damit auseinander, ob eine Diagnostik Sinn macht. Es ist nicht stark ausgeprägt, daher tendiere ich dazu, es als special effect zu werten und die guten Seiten mitzunehmen.
Du bist auch über 40 oder? Ich frage, weil es hier im Thread Thema war, ob ü40 überhaupt noch diagnostiziert wird.

Es ist schwierig zu beurteilen, weil ich auch stark vernachlässigt wurde und einfach kein Mensch mit mir Mappe packte. Es war ganz bestimmt nicht alles ADHS, sondern das konnte ich als 6-Jährige einfach nicht leisten. Und dann habe ich so ein strukturiertes Leben eben auch nicht gelernt. Das spiegelt sich heute in sehr vielen Bereichen meines Lebens. Eigentlich in allen. Alles ist so anstrengend, weil ich viele Routinen des Lebens einfach nicht gelernt hatte, die man normalerweise in der Kindheit und Jugend erwirbt.
Nachdem, was ich mir aktuell so angelesen habe (das ist alles mir Vorsicht zu genießen, die meisten meiner Infos entstammen aus Internetrecherchen) wird ja inzwischen davon ausgegangen, dass AD(H)S ein Zusammenspiel aus Veranlagung + schwierigen Entwicklungsbedinungen ist. Ergibt für mich viel Sinn & passt ja auch zu dem, was du und viele hier im Thread schreiben/ erlebt haben.

Mein Vater tendiert auch in eine ähnliche Richtung wie ich, also vergesslich, chaotisch, oft durcheinander, schwächer ausgeprägt, aber schon so, dass das Umfeld oft ächzt und angestrengt ist. Das passt zu dem Aspekt, dass ein Teil auch Veranlagung ist.

Positiv ist: die Begeisterungsfähigkeit, die Entscheidungsfreudigkeit, die Kreativität, die vielseitigen Interessen (es gibt eigentlich nichts, was nicht interessant sein kann) und auch die Impulsivität.
Ja, das klingt ziemlich gut. Entscheidungsfreudig bin ich tatsächlich nicht sonderlich. Also meist verzettel ich mich sehr & schwanke zwischen sehr impulsiven Entscheidungen & never Ending. Ich denke ein Teil davon hat aber auch damit zu tun, dass die Welt heute auch einfach ultra komplex ist & es tatsächlich schwierig ist, sich zwischen 100000 Möglichkeiten zu entscheiden.

Nur mit der Emotionskontrolle habe ich oft noch Schwierigkeiten. Ich bin dann überflutet, kann nicht denken, bin stark schwarz-weiß, kann die andere Perspektive nicht einnehmen. Blöderweise, wenn ich mich dann etwas beruhigt habe, wechselt das in einer Form, dass ich meine eigene Perspektive dann oft verliere. Das ist noch sehr anstrengend.
Ja, der emotionale Aspekt führt bei mir auch zu vielen Problemen, womit das Problem jetzt auch immer zusammenhängt. Ich hab dolle Stimmungsschwankungen & ich finde schwer, Emotionen schnell wieder in den Griff zu kriegen.
Wobei ich insgesamt nicht zu "schwarz - weiß" denken tendiere, sondern eher im Gegenteil, ich mich eher darin verliere alle 100 verschiedenen Perspektiven durchzudenken, die es so gibt & dadurch sehr differenziert wirke/bin.

In meinem Hausaufgabenheft stehen Einträge wie „Weidebirke bekommt ein Lob, weil sie heute den Unterricht nicht gestört hat.“
Ich hab alte Zeugnisse nicht mehr, alles bei meiner Mutter geblieben. Aber ich musste schon in der 1- Klasse häufig nachsitzen, weil ich immer dazwischen gequatscht habe und es mir schwer fiel, mich einzufügen.
In der 4. Klasse bekam ich dann trotz 1,7er Schnitt nur eine Realschulempfehlung, weil mein Lehrer mich für zu wenig strukturiert und lernbereit empfand.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
soweit ich das verstehe, hat ADS eine neurologische Ursache, Hochsensiblität ist eher eine Folge der Auseinandersetzung mit der Umwelt.
ich selbst bin mit circa 40 ads-diagnostiziert worden und nehme seitdem Ritalin.
 

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Regeln Hilfe Benutzer

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