Teresa_851
Mitglied
Ich habe das Problem mit der Kleidung schon immer gehabt. Merke kleinste Etiketten, viele Stoffe empfinde ich als kratzig-wolle zb.Hallo Vogelfrei,
die oben stehende Beschreibung trifft leider komplett auf mich zu. Mich quälen zudem auch Stoffe, die nicht aus Baumwolle sind. Auch enge Kleidung ist für mich unerträglich.
Ich war in der Schule zwar nicht schlecht, wunderte mich aber immer, dass ich in meinen Lieblingsfächern nie im Einserbereich war, obwohl ich wirklich alles verstanden hatte und sehr interessiert war. Im fortgeschrittenen Alter machte ich noch ein zweites Studium, da ging es mir dann viel besser. Ich habe wohl intuitiv gelernt, mit meiner Denke besser umzugehen. Außer in Stresssituationen, da bin ich völlig machtlos (deine oben beschriebene Leere im Kopf). Ich habe aber inzwischen das Selbstbewusstsein erlangt, dass ich mir vieles, was mir wichtig ist, erarbeiten kann. Das war früher nicht der Fall.
Schon vor 20 Jahren suchte ich bei Ärzten und Psychologen Rat. In meiner Nähe gibt es eine Spezialistin und eine Klinik, wo ADS diagnostiziert wird. Ab 40 scheint man aber keine Möglichkeit auf Diagnose mehr zu bekommen. Gerne hätte ich Methylphenidat bei mir ausprobiert, das war aber ohne entsprechenden Arzt und Therapeuten nicht möglich.
Ich weiß also nicht, ob ich tatsächlich ADS habe, oder ob es sich bei mir um Traumafolgestörungen handelt. Obwohl ich mir nicht denken kann, dass meine Hautempfindlichkeit auf so etwas zurückzuführen sein könnte.
Du schreibst, dass Ritalin bei dir nicht geholfen hat. Es gibt allerdings mehrere Produkte auf dem Markt. Vielleicht lohnt es sich, da noch einmal nachzufragen.
Ich bin eigentlich total gegen Medikamente (auch meine Depression wollte ich nie medikamentös behandeln lassen). Der Leidensdruck hinsichtlich der ADS Symptome war und ist allerdings so hoch, dass mir eine Pille dagegen recht lieb gewesen wäre.
Auch für Beziehungen ist eine ADS Persönlichkeit… sagen wir mal eine Herausforderung. Für beide Seiten. Falls man ADS und eine Traumafolgestörung hat, geht man noch unbequemer durchs Leben.
Hätte ich in jüngeren Jahren einen reflektierteren Blick auf mein Persönlichkeitsprofil gehabt (da hast du mir viel voraus), hätte ich einen anderen Beruf gewählt. Einen, der weniger turbulent ist. Letztendlich hat mich die Reizüberflutung in meinem Tätigkeitsumfeld über die Jahrzehnte hinweg kaputt gemacht. ich hoffe, dass du da in beruflicher Hinsicht eine bessere Wahl getroffen hast.
Die negative Nachricht ist, dass die Anfälligkeit für Reizüberflutung leider zugenommen hat. Sie ist inzwischen so schlimm, dass ich Supermärkte nach 11:00 Uhr und stark besuchte Festivitäten meiden muss. Das schränkt das Leben natürlich sehr ein und man findet dafür in seinem Umfeld wenig Verständnis.
Das Chaos hat bei mir zugenommen. Auch die Tatsache, dass ich bei meiner Arbeit die Stunden reduzieren musste, führte zu einer finanziellen Einschränkung. Mit Letzterem komme ich allerdings klar, weil ich ein eher bescheidener Typ bin.
Bei mir steht jetzt hoffentlich bald ein Berufswechsel ins Haus, weil meine alte Tätigkeit einfach nicht mehr geht.
Mein trauriges Fazit: Wer ADHS hat, kann nicht aus seiner Haut. Man muss damit leben lernen. Wichtig scheint mir, sich vor Überforderung und Reizüberflutung zu schützen, damit man nicht in eine Berufsunfähigkeit schlittert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einem Therapeuten helfen können, die kein ADS haben. Eine Verhaltenstherapie von einem guten Therapeuten kann meiner Meinung nach auch nur etwas lindern. Mehr darf man wohl nicht erwarten, sonst wird man enttäuscht.
Kann keine Rollkragen Pullis tragen.