Origami86
Mitglied
Hallo Ihr Lieben,
Im Grunde weiß ich gar nicht so richtig, wie ich hier anfangen soll. Vorweg: Danke an Jede und Jeden, die oder der den Eingangspost bis zum Ende liest. Und: Ich werde das Problem hier definitiv nur anreißen können – mehr dann, hoffentlich, in der Diskussion. Ich verstehe es ja selbst nicht genau, wenn ich ehrlich bin.
Ich bin männlich, dreiunddreißig Jahre alt, Single, seit einem Jahr berufstätig in einem kleinen Teilzeitjob, der mir durchaus Spaß macht und zumindest genug Geld abwirft, um die Rechnungen zu begleichen und ein wenig für die Rente zurückzulegen. Etwas Freizeit ist auch drin – alles okay soweit. Meinen Charakter könnte man wohl als „neugierig und direkt“ beschreiben. Ich will immer alles wissen, hinterfrage alles doppelt und dreifach und habe prinzipiell schon mal Zweifel, wenn eine Meinung von der Mehrheit „einfach so“ vertreten wird. Ich diskutiere gerne – sachlich und auf Augenhöhe, aber dann auch richtig. Das mag nicht jeder, und es hat schon zu Problemen geführt. Pünktlichkeit, Verbindlichkeit und klare Ansagen sind Tugenden, die ich an anderen Menschen schätze. Taten zählen für mich mehr als Worte. Und ich bin bereit, für die Durchsetzung meiner eigenen Werte auch persönliche Nachtteile in Kauf zu nehmen. Letzteres schreibe ich nicht, um mich hier zu brüsten, sondern weil darin durchaus ein Teil des Problems liegt.
Bis vor etwa einem Jahr ging es mir recht gut. Mein Leben verlief einfach, der neue Job fühlte sich interessant an, und sozial war ich durch den Freundeskreis voll ausgelastet. Dann heirateten manche, andere zogen weg, und der Job wurde komplizierter – so die Kurzfassung (mehr braucht es auch nicht). Zwischenzeitlich bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich sehr viel Zeit, aber dafür umso weniger Kraft habe. Kein Wunder, die Anzahl meiner Sozialkontakte ist stark gesunken, was Segen und Fluch zugleich sein kann für einen introvertierten Kreativen wie mich. Neue Freunde – zumindest wirklich enge – findet man in meinem Alter nicht mehr leicht, und Partnerin will ich derzeit keine. Auch aus „erweiterten Gründen“, die jedoch nochmals einen eigenen Thread rechtfertigen würden. Gerade das ist jedoch der Grund dafür, dass man sagen kann: Entweder, ich krempele mein Leben um hundertachtzig Grad um, oder alles bleibt wie es ist (sofern kein Glücksfall passiert). Beides ist nicht zufriedenstellend – zumal die viele Zeit, die ich nun habe, mir in guten Momenten Dinge ermöglicht, die im „Gegenentwurf“ gar nicht vorstellbar wären. Dieses Dilemma ist es, das mich belastet.
Eins meiner „Probleme“ ist sicher, dass ich ein hochgradig gerechtigkeitsliebender Mensch bin. Wie gesagt: Dafür nehme ich auch Nachteile in Kauf. Hier und dort habe ich mich auch schon im Kleinen(!) poltisch engagiert (nicht zu hoch hängen ), bin mal auf Demos mitgelaufen – all sowas. Ich finde, das ist wichtig; meckern reicht nicht. Unter anderem solche Dinge müsste ich aber radikal zurückschrauben, wenn ich nun mein Leben auf Links drehe. Ich fühle mich seit ein paar Monaten, als hätte ich nur die Wahl, nach zwei Modellen zu leben: Nach meinen Prinzipien und Leidenschaften, aber weitgehend unglücklich, oder gegen meine Prinzipien und Leidenschaften, aber dafür weitgehend glücklich. Erstere Version lebe ich jetzt, letztere wäre die nach einer „Umkrempelung“ meines Lebens. Mir ist klar, wie widersprüchlich sich beide Formulierungen anhören, aber hoffentlich ist klar, was ich meine – sonst gern fragen .
Vor einiger Zeit habe ich angefangen, mich stärker mit Achtsamkeit, Auflösung von Schattenthemen etc. zu beschäftigen, und fand das überraschend sinnvoll und nützlich. 99% davon kann ich inhaltlich mitgehen, auch wenn ich natürlich noch ganz am Anfang stehe. Und nein, ich hatte bis jetzt keine Therapie – ist derzeit auch nicht angedacht, obwohl ich da je nach Tagesform schwanke in meiner Ansicht. Sehr viel hört und liest man ja zum Thema „Akzeptanz“, mit dem ich zwar selbst schon positive Erfahrungen gemacht habe (etwa bezogen auf den Freundeskreis – ist halt wie es ist, auch wenn's mir nicht immer schmeckt), das mir jedoch auch gewisse Probleme bereitet. Praktisch sowieso (wem nicht?), aber auch als Idee. Einerseits wird davon ausgegangen, die Welt und das Leben selbst seinen fundamental amoralisch (glaube ich auch). Dann aber soll dies akzeptiert werden (gute Idee erstmal!), indem man davon ausgeht, alles „passiere immer genau zur richtigen Zeit aus dem richtigen Grund“. Also doch ein übergeordneter Plan? Mal wieder hinterfrage ich...
Ich könnte hier noch ganze Romane schreiben über meine Gedankengänge, aber möge dies ein Vorgeschmack sein. Kern ist: Das Lebven stellt mich vor eine unlösbare Abzweigung, und mir fehlt ein Fundament des Glaubens, anhand dessen ich entscheiden kann. Logik, wie stets in der Vergangenheit, habe ich versucht – funktioniert hier nicht. Und alles andere erscheint mir im Ansatz gut gedacht, doch hapert es an den Details. Willkommen in der Orientierungslosigkeit...
Danke für's Lesen !
Im Grunde weiß ich gar nicht so richtig, wie ich hier anfangen soll. Vorweg: Danke an Jede und Jeden, die oder der den Eingangspost bis zum Ende liest. Und: Ich werde das Problem hier definitiv nur anreißen können – mehr dann, hoffentlich, in der Diskussion. Ich verstehe es ja selbst nicht genau, wenn ich ehrlich bin.
Ich bin männlich, dreiunddreißig Jahre alt, Single, seit einem Jahr berufstätig in einem kleinen Teilzeitjob, der mir durchaus Spaß macht und zumindest genug Geld abwirft, um die Rechnungen zu begleichen und ein wenig für die Rente zurückzulegen. Etwas Freizeit ist auch drin – alles okay soweit. Meinen Charakter könnte man wohl als „neugierig und direkt“ beschreiben. Ich will immer alles wissen, hinterfrage alles doppelt und dreifach und habe prinzipiell schon mal Zweifel, wenn eine Meinung von der Mehrheit „einfach so“ vertreten wird. Ich diskutiere gerne – sachlich und auf Augenhöhe, aber dann auch richtig. Das mag nicht jeder, und es hat schon zu Problemen geführt. Pünktlichkeit, Verbindlichkeit und klare Ansagen sind Tugenden, die ich an anderen Menschen schätze. Taten zählen für mich mehr als Worte. Und ich bin bereit, für die Durchsetzung meiner eigenen Werte auch persönliche Nachtteile in Kauf zu nehmen. Letzteres schreibe ich nicht, um mich hier zu brüsten, sondern weil darin durchaus ein Teil des Problems liegt.
Bis vor etwa einem Jahr ging es mir recht gut. Mein Leben verlief einfach, der neue Job fühlte sich interessant an, und sozial war ich durch den Freundeskreis voll ausgelastet. Dann heirateten manche, andere zogen weg, und der Job wurde komplizierter – so die Kurzfassung (mehr braucht es auch nicht). Zwischenzeitlich bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich sehr viel Zeit, aber dafür umso weniger Kraft habe. Kein Wunder, die Anzahl meiner Sozialkontakte ist stark gesunken, was Segen und Fluch zugleich sein kann für einen introvertierten Kreativen wie mich. Neue Freunde – zumindest wirklich enge – findet man in meinem Alter nicht mehr leicht, und Partnerin will ich derzeit keine. Auch aus „erweiterten Gründen“, die jedoch nochmals einen eigenen Thread rechtfertigen würden. Gerade das ist jedoch der Grund dafür, dass man sagen kann: Entweder, ich krempele mein Leben um hundertachtzig Grad um, oder alles bleibt wie es ist (sofern kein Glücksfall passiert). Beides ist nicht zufriedenstellend – zumal die viele Zeit, die ich nun habe, mir in guten Momenten Dinge ermöglicht, die im „Gegenentwurf“ gar nicht vorstellbar wären. Dieses Dilemma ist es, das mich belastet.
Eins meiner „Probleme“ ist sicher, dass ich ein hochgradig gerechtigkeitsliebender Mensch bin. Wie gesagt: Dafür nehme ich auch Nachteile in Kauf. Hier und dort habe ich mich auch schon im Kleinen(!) poltisch engagiert (nicht zu hoch hängen ), bin mal auf Demos mitgelaufen – all sowas. Ich finde, das ist wichtig; meckern reicht nicht. Unter anderem solche Dinge müsste ich aber radikal zurückschrauben, wenn ich nun mein Leben auf Links drehe. Ich fühle mich seit ein paar Monaten, als hätte ich nur die Wahl, nach zwei Modellen zu leben: Nach meinen Prinzipien und Leidenschaften, aber weitgehend unglücklich, oder gegen meine Prinzipien und Leidenschaften, aber dafür weitgehend glücklich. Erstere Version lebe ich jetzt, letztere wäre die nach einer „Umkrempelung“ meines Lebens. Mir ist klar, wie widersprüchlich sich beide Formulierungen anhören, aber hoffentlich ist klar, was ich meine – sonst gern fragen .
Vor einiger Zeit habe ich angefangen, mich stärker mit Achtsamkeit, Auflösung von Schattenthemen etc. zu beschäftigen, und fand das überraschend sinnvoll und nützlich. 99% davon kann ich inhaltlich mitgehen, auch wenn ich natürlich noch ganz am Anfang stehe. Und nein, ich hatte bis jetzt keine Therapie – ist derzeit auch nicht angedacht, obwohl ich da je nach Tagesform schwanke in meiner Ansicht. Sehr viel hört und liest man ja zum Thema „Akzeptanz“, mit dem ich zwar selbst schon positive Erfahrungen gemacht habe (etwa bezogen auf den Freundeskreis – ist halt wie es ist, auch wenn's mir nicht immer schmeckt), das mir jedoch auch gewisse Probleme bereitet. Praktisch sowieso (wem nicht?), aber auch als Idee. Einerseits wird davon ausgegangen, die Welt und das Leben selbst seinen fundamental amoralisch (glaube ich auch). Dann aber soll dies akzeptiert werden (gute Idee erstmal!), indem man davon ausgeht, alles „passiere immer genau zur richtigen Zeit aus dem richtigen Grund“. Also doch ein übergeordneter Plan? Mal wieder hinterfrage ich...
Ich könnte hier noch ganze Romane schreiben über meine Gedankengänge, aber möge dies ein Vorgeschmack sein. Kern ist: Das Lebven stellt mich vor eine unlösbare Abzweigung, und mir fehlt ein Fundament des Glaubens, anhand dessen ich entscheiden kann. Logik, wie stets in der Vergangenheit, habe ich versucht – funktioniert hier nicht. Und alles andere erscheint mir im Ansatz gut gedacht, doch hapert es an den Details. Willkommen in der Orientierungslosigkeit...
Danke für's Lesen !