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8. Mai 1945

Status
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Daoga

Urgestein
Meinem Vater haben die Nazis übel mitgespielt, was später sein ganzes Leben geprägt hat. Er wurde sogar als Verfolger des Regimes eingestuft. Als junger Bursche landete er in Dachau, weil er überzeugt katholisch und sozialdemokratisch war (komische Kombination, als typische Sozis galten damals eigentlich die Protestanten) und obendrein eine ältere Schwester hatte, die er immer wie eine Heilige verehrt hat, sie wurde Nonne und hatte von Anfang an eine instinktive Abneigung gegen die Nazis, was sich auf ihn übertrug. (Sie ist allerdings früh gestorben, keine Ahnung was da los war, er hat mir längst nicht alles erzählt, nur wenige Stichpunkte.)
Das alles zusammen in Verbindung mit seiner losen Klappe reichte damals schon, ihn zuerst ins KZ nach Dachau zu bringen und später in ein Strafgefangenenbataillon nach Sibirien, und diese Sträflinge galten bei den normalen Soldaten als unterster Abschaum und reines Kanonenfutter. Er hat nie darüber erzählt, was da alles passiert ist, nur daß - nach seiner eigenen Empfindung - viel "wertvollere" Menschen als er krepiert sind, während er, der kleine Feigling mit der großen Klappe, überlebt hat, weil er ganz fix lernte, frühzeitig den Kopf einzuziehen. Nach Gefangenschaft und Kriegsende, im Zivilleben, hat er nie wieder was anbrennen lassen, was kleine Vergnügungen anging (so begegnete er meiner Mutter, obwohl verheiratet, war er nie einem Techtelmechtel abgeneigt), weil er aus Erfahrung wußte, wie schnell und plötzlich das gute Leben vorbei sein kann, wenn es einem Mächtigeren nicht gefällt.

... und daran hat sich ja bis heute nicht geändert. Siehe Syrien, Flüchtlingswellen, Assad.
 
G

Gelöscht 86383

Gast
Nja, wie auch immer, gibt es noch andere, die so alt sind wie ich, und die sich erklären können, wie diese fürchterliche Zeit auch sie beeinträchtigt hat, halt in zweiter oder dritter Generation?
Ich peile so langsam die 40 ins Auge.
Meine Großväter haben beide den Löwenanteil des Krieges unter der Waffe vebracht.
Opa mütterlicherseits war schon länger vorher Soldat, die wirtschaftliche Lage eben. Im Krieg in Norwegen und Frankreich gewesen, dort 1944 in Gefangenschaft geraten. Er war dann in Südfrankreich auf einem Bauernhof als Helfer eingesetzt. Ich glaube, die Zeit dort auf dem Bauernhof war den Umständen entsprechend ganz in Ordnung.
Opa väterlicherseits war im Osten. Gegen Ende von den Briten gefangen genommen. Er hat wohl nie über den Krieg gesprochen bzw. hat sich dahingehend entwickelt, dass er Emotionen total heruntergeschluckt hat und auch stur und distanziert wurde. Probleme (zB mit seiner jüngsten Tochter, contagangeschädigt) wurden heruntergeschluckt.
Mein Vater spricht auch nicht gerne Probleme an, geht ihnen aus dem Weg, schluckt runter.
Ich habe zwei ältere Brüder, die sind auch eher so. Der älteste ganz extrem. Der mittlere ist auch kein Meister darin. Und mir selbst gelingt es bei Menschen, mit denen ich eng bin, gut. Im nicht ganz so engen Umfeld (zB der Gemeinde) fällt es mir sehr schwer. Dass ich selbst es bei eng vertrauten Menschen (zum Bsp meiner Frau) hinbekomme, liegt wohl nicht im Können, sondern weil ich wohl einfach ein bisschen sensibler bin als die Brüder. Zumindest wurde mir oft gesagt, ich sei wohl ein eher sensibler Mensch.
Ich will keinen streng linearen Zusammenhang herstellen, bloß weil Opa väterlicherseits an der Ostfront war und das wohl nicht wirklich verarbeiten konnte.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass dieser Umstand schon seine Kreise gezogen hat.
 
L

Lebinfrieden

Gast
Ist nicht nur nach Kriegen so.
Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.
Ich fürchte mich eher vor dem Frieden, im Krieg kennt man den Feind.
Vor dem Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft.
Auf der Welt wird es nur noch eine Generation aus Idioten geben.
 
S

Sollsosein

Gast
Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.

Albert Einstein
 

Daoga

Urgestein
Glaubt das noch jemand? Nach jedem Krieg blieben Arsenale übrig. Und die Forschung blieb nicht stehen.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Mein Vater spricht auch nicht gerne Probleme an, geht ihnen aus dem Weg, schluckt runter.

Ich will keinen streng linearen Zusammenhang herstellen, bloß weil Opa väterlicherseits an der Ostfront war und das wohl nicht wirklich verarbeiten konnte.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass dieser Umstand schon seine Kreise gezogen hat.
Vielleicht liegt es auch nicht nur an der Ostfront, sondern daran, dass die Opas in der Nazizeit großgeworden sind. Hitler war ja selber wahnsinnig, hätte in die Klapsmühle gehört und propagierte, die deutsche Jugend müsse sein: "Flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl". :devilish::eek::sick:😡

Was soll bei einem solchen Erziehungs"ideal" wohl herauskommen?!

Letztlich wurde eine Generation von Psychopathen und Verdrängern herangezogen, die von nichts etwas gewusst hat, auch nach dem Krieg noch mehr oder weniger ausländerfeindlich eingestellt war, ihre Kinder wegen Nichtigkeiten verprügelte und alles ablehnte, was aus dem gewohnten Rahmen fiel.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bergere.S

Aktives Mitglied
Letztlich wurde eine Generation von Psychopathen und Verdrängern herangezogen, die von nichts etwas gewusst hat, auch nach dem Krieg noch mehr oder weniger ausländerfeindlich eingestellt war, ihre Kinder wegen Nichtigkeiten verprügelte und alles ablehnte, was aus dem gewohnten Rahmen fiel.
Meine Großeltern und meine Eltern waren KEINE gewalttätigen ausländerfeindlichen Psychopathen. Zudem bin ich zu einem Teil tschechisch und wir haben Verwandtschaft in Frankreich und mir sind bisher keine Unterschiede in der Ausländerfeindlichkeit und Gewalttätigkeit zwischen Deutschen, Tschechen und Franzosen aufgefallen. Es gibt überall solche und solche.

Pauschal eine ganze Generation als ausländerfeindliche gewalttätige Psychopathen hinzustellen, grenzt für mich an Volksverhetzung.
 

Daoga

Urgestein
Letztlich wurde eine Generation von Psychopathen und Verdrängern herangezogen, die von nichts etwas gewusst hat, auch nach dem Krieg noch mehr oder weniger ausländerfeindlich eingestellt war, ihre Kinder wegen Nichtigkeiten verprügelte und alles ablehnte, was aus dem gewohnten Rahmen fiel.
Was meinst Du, warum die darauffolgende Generation ganz anders ausfiel? Die 68er, Musik, Love and Peace and Flower Power. Demonstrationen gegen Vietnamkrieg, gegen atomare Stationierungen, gegen WAA, Greenpeace, Grüne ... Der Anfang der Nachkriegsjahre war seelisch wie erstarrt, während der Wiederaufbau voranschritt, nicht zuletzt weil zu viele der alten Nazi-Oberbosse noch und wieder in Machtpositionen saßen, hübsch "entnazifiziert", aber danach hat sich nicht nur die deutsche Gesellschaft massiv verändert. Man vertraute keinen selbsternannten "Autoritäten" mehr, hatte die Lektion zuerst Kaiser (ging schief) dann Führer (ging schief) gründlich gelernt.
Die Demokratisierung durch die amerikanischen Besatzer hätte nie so gründlich Wurzeln schlagen können, wenn die Deutschen selber nicht bereit dafür gewesen wären. Siehe islamische Welt heute, Irak, Afghanistan, Iran, wo alle entsprechenden Versuche schiefgehen - weil die dortigen Gesellschaften, Kulturen mit unserem Demokratieverständnis nix anfangen können. Die sind noch lange nicht bereit dafür.
 

Insta

Sehr aktives Mitglied
Letztlich wurde eine Generation von Psychopathen und Verdrängern herangezogen, die von nichts etwas gewusst hat, auch nach dem Krieg noch mehr oder weniger ausländerfeindlich eingestellt war, ihre Kinder wegen Nichtigkeiten verprügelte und alles ablehnte, was aus dem gewohnten Rahmen fiel.
Auch in meiner Familie war das keinesfalls so.
Erstaunlich dass Du die ganze Generation kennst um so ein pauschales Urteil zu fällen.
 
Status
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