Ich finde dich sehr sachlich und stringent in deiner Argumentation. Je länger ich hier lese, desto klarer wird mir, dass das hier zumindest für die nächste Zeit und damit auch den anstehenden Geburtstag die passende Vorgehensweise für dich ist:
Ich habe meinem Mann immer gesagt, dass ich auf keine Familienfeiern bei ihm mehr mitgehe und ich seine Familie zu meinen Feiern nicht mehr einlade. Er sie aber gerne zu seinen Feiern einladen kann und ich trotzdem erscheine. Ich dachte, das sei alles klar.
Ich halte das auch für keine schlechte Lösung. Der Mann kann tun, was er für richtig hält und den Kontakt zu seiner Familie pflegen so wie er möchte. Die TE macht das ebenfalls auf ihre Weise und so, wie sie das für richtig hält. Gut so.
Diese Sippen-Denke kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen. Konnte ich noch nie. Kann man nicht ein Paar sein und trotzdem als eigenständige, freie, individuelle Personen empfinden und agieren? Die TE hat ein Problem mit ihren Schwägerinnen und für sich einen Umgang damit gefunden, mit dem sie gut leben kann. Ihr Mann tut sich damit schwer und ist davon enttäuscht. Das gilt es gemeinsam anzuschauen, aufzudröseln und in der Beziehung zu lösen, klar.
Aber, dass die einzige Art von Lösung sein soll, dass die TE ihre Ansichten und ihre Probleme mit den Schwestern ihres Mannes über den Haufen werfen soll und sich so verhalten, wie ihr Mann es für richtig hält, weil "ist seine Familie und in Familien hat Frieden zu herrschen"...ne.
Ich persönlich wäre nach der Vorgeschichte jedenfalls superirritiert, dass mein Mann nach diesem Konflikt und einer Ewigkeit ohne Kontakt, plötzlich mit der Erwartung ankommt, die Schwestern sollen eingeladen werden, denn sonst gibt's nen Gewissenskonflikt. Woher soll dieser Gewissenskonflikt denn eigentlich herkommen?
Die Frau und Schwestern kommen nicht miteinander klar, es gab Streit und seither wurde kein Wort mehr miteinander gewechselt. Es ist doch total absurd, jemanden, zu dem man keinen Kontakt mehr hat und mit dem man ein Problem hat, einzuladen. Wenn den Mann die Situation stört, kann er sich ja grundsätzlich um Klärung und Versöhnung bemühen bzw. dahin gehend argumentieren, aber die direkt Beteiligten dennoch selbst entscheiden lassen, wie sie sich verhalten wollen. Alles ganz unabhängig vom anstehenden Geburtstag.
Mein letzter runder Geburtstag fiel übrigens grade in den ersten Pandemie-Herbst, aber ich habe im Sommer nachgefeiert. Im Freien, aber trotzdem mit der Bitte an alle, sich zu testen, bevor sie kommen. Den Impfstatus fand ich persönlich superirrelevant (...)
Naja, wie auch immer: zu der Fete habe ich meine Schwiegereltern nicht eingeladen, obwohl wir weder Streit, noch irgendein Problem miteinander haben.
Aber ich hatte einfach keine Lust darauf. Ich wollte laute Musik und, dass sich alle, die möchten, betrinken und total eskalieren und so richtig die Kante geben. Da will ich keine pikierten Schwiegermutterblicke und auch nicht ständig befürchten müssen, dass die elektronische Musik oder der Punkrock beim Schwiegervater nen Schlaganfall auslöst. Brachte das meinen Mann in einen Gewissenskonflikt? Ne. Wieso auch? War meine Fete. Hat den Schwiegereltern gefallen, dass sie nicht eingeladen wurden? Vermutlich nicht, sie sind auch von der Sorte "Die engste Familie muss doch eingeladen werden!", es gab auch den ein oder anderen verschnupften Kommentar, soweit ich mich erinnere. Voll okay, sie dürfen ruhig verschnupft sein. Aber letztendlich war es meine Entscheidung, ich muss in Kauf nehmen, wie sich andere Leute damit fühlen. Wenn mein Mann deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, wäre das doof für ihn, aber letztlich sein Bier. Er hätte sich Verantwortung für etwas genommen, was gar nicht "seins" ist, weil nicht seine Entscheidung. Im Fall der TE ist das alles natürlich vertrakter, aber ich finde schon, dass der vermeintliche Gewissenskonflikt gar nicht sein müsste, wenn der Mann der TE sich und seine Frau nicht als Symbiose empfindet, sondern mehr als zwei eigenständige Menschen, die jeweils ihre eigenen Entscheidungen treffen und dafür alleine Verantwortung tragen dürfen.