Die 24 Stunden-Kitas sind doch nur ein Symptom eines viel größeren Problems, genauso wie die aktuelle Tafel-Problematik: Leben wird immer teurer und es wird immer schwieriger, über die Runden zu kommen, solange man nicht zu den absoluten Gutverdienern gehört oder Oberschicht. Erst recht, wenn man Kinder hat. Weil man dann meistens in einem Alter ist, wo man entweder erst am Anfang seiner beruflichen Karriere steht oder wo man noch drinsteckt, sich zu etablieren und was aufzubauen. Außer, man landet einen Volltreffer und gehört schon mit Anfang 30 zur gut bezahlten "Elite" oder gefragten Besserverdienern. Was aber halt leider nicht die Regel ist. Vor allem in Hinblick darauf, dass man mittlerweile heutzutage locker bis Mitte oder Ende 20 studiert und manche sogar bis Anfang 30 brauchen. Zumal man oft einfach einen Haufen Zusatzqualifikationen und Praktika benötigt. Der Arbeitsmarkt wird meinem Empfinden nach immer härter. Auch, weil man sich oft gegen Billigarbeitskräfte aus dem Ausland und Zeitarbeitsfirmen behaupten muss. Was auch bei Berufen angekommen ist, wofür ein Studium unabdingbar ist.
Das ist verdammt hart und traurig. Und meiner Meinung nach ein prinzipielles gesellschaftliches Problem, das immer größer wird, wenn die Politik nicht eingreift.
Ich habe einen Kumpel, der wurde gerade mit dem Studium fertig (mit Ende 20) und ist unerwartet Vater geworden. Und auch, wenn er das überhaupt nicht bereut, es ist sehr hart. Als frischer Studienabgänger einen soliden bezahlten Job zu finden. Trotz gutem Studium. Und nicht alle Unternehmen sind familienfreundlich. Viele haben ehrlich gesagt, dass ein frischer Studienabgänger, der auch noch Vater von einem Baby ist, jetzt nicht für sie eine Idealvorstellung ist und sie überhaupt ungern Eltern von kleinen Kindern einstellen. Natürlich gibt es auch andere. Er ist jetzt bei einem Arbeitgeber gelandet, der da sehr "pro Familie" eingestellt ist.
Ein anderer Bekannter von mir arbeitet in einem soliden bezahlten Job. Er hat zwei kleine Kinder. Seine Frau bleibt zuhause, weil es auch einfach bei zwei so jungen Kindern nicht anders geht, solange man sie nicht den ganzen Tag zu den Großeltern oder in eine Betreuung stecken will. Aber es ist finanziell nicht einfach. Am meisten macht ihm finanziell die explodierten Mietpreise und allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schaffen. Eigentlich müsste seine Frau wieder arbeiten gehen, damit es finanziell entspannter für sie ist. Sie wollen das aber erst in Angriff nehmen, wenn die Kleinkinder älter sind.
Als er seinem Chef damals eröffnet hat, dass er zum zweiten Mal Vater wird, hat dieser sehr angepisst reagiert. Und abschätzig gesagt, "dass es jetzt aber reicht mit dem Kinderkriegen und er ein weiteres Kind als Arbeitgeber nicht mittragen wird" und "dass Eltern von kleinen Kindern sowieso nicht so belastbar sind und nicht so viele Überstunden machen". Das lässt tief blicken, wie sich unsere Gesellschaft teilweise verändert hat.
Es sind also verdammt viele einfach gezwungen, Vollzeit arbeiten zu gehen und zwar beide Eltern. Und erst recht, wenn man Alleinerziehend ist und keinen gut verdienenden Expartner hat, der die Kinder finanziell gut unterstützt. Leider werden ja gerade bei Trennungen Kinder gerne instrumentalisiert oder zum Mitleiden verdammt, weil nicht jeder so differenzieren kann, dass es trotzdem noch die eigenen Kinder sind, die man gezeugt hat und für die man immer noch Verantwortung besitzt. Und dass es trotz Trennung und neuem Partner/in wichtig ist, dass es den Kindern aus der alten Beziehung gut geht.
Nicht jeder Alleinerziehende hat ein gut funktionierends Netzwerk aus Familie, die entlasten kann. Oder Großeltern, die geregelt die Kinder versorgen, während man Nacht- oder Frühschicht hat oder allgemein arbeiten geht. Ich kann auch verstehen, wenn man das nicht ständig seinen Eltern zumuten will, weil vielleicht auch viele schon ihre Zipperlein und gesundheitlichen Probleme haben. Nicht jeder Opa oder jede Oma sind mit über 60 oder 70 noch total fit. Auch wenn man das natürlich jedem wünscht und es durchaus Rentner gibt, die einen sehr gesunden und fitten Lebensstil pflegen und gut belastbar sind.
24 Stunden-Kitas sind nur ein Ausdruck von diesen ganzen Problemen. Und dass eine Nachfrage besteht, zeigt wie brisant und wichtig das Thema ist.