Also ich bin 21 und hatte bis jetzt auch keine wirkliche "Beziehung", aber nicht weil ich das nicht können würde.
Ich hab einfach noch keinen kennegelernt, der mir wirklich gefällt und mit dem ich gerne sehr viel Zeit verbringe oder intim werden möchte. Ist einfach so.
Anfangs hat mich das selbst auch verunsichert, hab die Schuld bei mir gesucht, mich an Fehlern und Persönlichkeitszügen aufgehangen und mich selbst sozusagen runter gezogen. Aber das ist Blödsinn.
Ich bin kein Mensch, der ungerne auf andere Menschen zugeht, aber nur wenn sie mich interessieren. Oder ich das Gefühl habe es gibt Interesse an mir. Aber ansonsten? I don't give a f*ck.
Ich glaube ein großes Problem deinerseits ist, dass du ein falsches Bild des Konzepts "Beziehung" hast. Eine Beziehung passiert, indem zwei Menschen eine Beziehung zueinander aufbauen. Da ist kein Zwang bei, vielleicht eher der Wille. Auch versklavst du dich nicht dabei, es ist aber in Ordnung auch mal den Abwasch zu machen, das macht dich noch zu keiner Hausfrau. Auch im Bett mal die Sau rauszulassen, macht dich zu keiner Hure. Wenn du mal das Abendessen kochst, macht dich das zu keiner Köchin.
Wie gesagt, ich habe damit kein Problem. Es ist aber nicht so, dass ich damit deinem Problem seine Berechtigung abschlagen möchte, sondern einfach nur sagen, du wirst davon nicht sterben. Es ist keine Krankheit.
Wie gesagt, ich lerne oft Männer kennen, die auch oft Interesse an mir haben, aber ich keines an ihnen. So ist das nunmal. Ich habe keinen Bock mich in eine Beziehung zu stürzen, nur um mir endlich eine "Last" abzunehmen, mit einem Typen den ich eigentlich nicht sooo wirklich mag. Wenn ich jemanden mag und er mich, dann würde ich gerne eine Beziehung mit ihm haben. Und dann mach ich auch mal den Abwasch, schlafe gerne mit ihm und koche auch mal was. Aber das mache ich nicht NUR für ihn, sondern auch zu 51% für mich. Weil die Beziehung zu mir selbst immer wichtig ist.
In der Zeit in der ich damit Probleme hatte, habe ich mich, wie gesagt, immer selbst bemängelt und darunter hat auch die Beziehung zu mir selbst gelitten, ich wurde immer verunsicherter mit dem was ich tue und wie ich es tue, wie ich mich gebe, was ich sage. Wurde immer weniger ich selbst und immer mehr etwas, an dem ich mich nichtmehr festhalten konnte. Meine Gedanken wurden immer zerstreuter und ich hatte das Gefühl einen Teil von mir selbst zu verlieren.
Bis ich vor einer Freundin zusammengebrochen bin und einfach nurnoch geheult hab, mich bemitleidet habe, gefragt was bloß falsch mit mir ist, etc. Sie sagte eines der wichtigsten Dinge die mir je einer gesagt hatte "Niemand, außer du selbst, ist die wichtigste Person in deinem Leben. Du bist die einzige Person, die IMMER da sein wird, auch wenn alle anderen nach Hause gegangen sind." und das war wichtig für mich. Das zu verstehen.
Eine Beziehung zu jemandem wird nicht die Beziehung zu mir selbst heilen, sie wird mir auch nichts geben, womit ich etwas anfangen kann, wenn ich es nciht selbst verstehe. Ich kann das Gefühl, wenn mich jemand liebt, nur dann verstehen, wenn ich mich selbst liebe. Wenn mich jemand mag, verstehen WARUM er mich mag. Weil ich diese Dinge auch in mir selbst sehen kann. Ab da an habe ich nichtmehr daran zweifeln wollen warum ich keine Beziehung zu jemandem habe, sondern daran zu arbeiten eine Beziehung mit mir selbst zu beginnen. Ich mache Dinge, die MIR gefallen. Das heißt, habe ich jemanden zu Besuch, dann koche ich etwas, weil mir das Spaß macht, weil ich das gerne mache und jemanden daran teilhaben lassen möchte. Wenn ich den Abwasch mache, dnan mache ich das weil ich gerne die Spüle frei habe, und ich weiß dass das jeder gut findet. Deswegen spüle ich auch wenn ich bei Freunden bin und wir dort zusammen gegessen haben.
Und damit kam auch eine Art Selbstbewusstsein. Mir ist es egal ob jemand denkt ich rede zu laut oder zu schnell. So bin ich. Mir ist es egal, wenn jemand denkt ich wäre von mir selbst eingenommen, weil ich jedem meine neue o8/15-Jacke unter die Nase reibe, wenn sie mir total gut gefällt und sage "Ist die nicht mega toll?" oder ich im Bikini rumlaufe obwohl ich ein wenig speckig bin. Weil das MEIN Leben ist.
Ja, ich habe früher auch gedacht, dass es daran liegt, weil meine Mutter keine Beziehungen führen konnte. Sie ist mehrmals geschieden und ich hatte viele Stiefväter. Aber im Grunde hab ich mich irgendwann davon abgekapselt. Das ist ihr Leben und ich bin nicht dafür verantwortlich. Ich muss keine "Bürde" tragen, die ich mir versuche einzubilden um etwas anderes zu kaschieren. Meine Mutter ist eine tolle Frau, nur mit der Beziehung scheint es bei ihr einfach nicht so zu klappen. Und das ist nicht schlimm. Auch dass ich nicht so wirklich eine Vaterfigur im Leben hatte ist für mich nicht schlimm. Wie man Feuer macht hab ich mir selbst beigebracht. Mag ja sein, dass andere Familien das besser geregelt bekommen haben und womöglich seit 60 Jahren verheiratet sind, und die Kinder deswegen eine gute Partnerschaft führen können, aber um ehrlich zu sein. Who cares? Jeder hat seine eigene Story. Ich mag meine Story. Sie ist was besonderes. Aber sie ist nur eine Story, und wer ich morgen sein werde, das kann ich immernoch selbst bestimmten. Ich kann auch noch genug eigenen Unsinn anstellen.
Mach dich nicht selbst fertig, nur weil du mit 23 noch Single bist. Na und? Du bist seit 23 Jahren in einer Beziehung mit dir, und diese Beziehung scheint grade eine Krise zu haben. Arbeite an der... alles andere kannst du nicht beeinflussen, das kommt wie es kommt.