Rei
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ein kleiner text zum thema geschworene
Wenn Experten lügen...
Studien belegen, dass Geschworene der Aussage eines sogenannten Experten viel Bedeutung beimessen. Ein Experte kann ein Urteil in die eine oder andere Richtung lenken. Aber was geschieht, wenn ein Experte lügt? Was geschieht, wenn er glaubt, es sei seine Aufgabe, eine Mordanklage zu unterstützen, weil der Ankläger schließlich sein Arbeitgeber ist?
Fred Zain war forensischer Experte der Staatspolizei von West Virginia, der in Hunderten von Kriminalfällen aussagte. Er präsentierte sich gut. Er schien sein Sachgebiet so gut zu kennen, dass Geschworene, Staats- oder Rechtsanwälte seine Laborergebnisse nie in Frage stellten. Die Geschworenen glaubten ihm. Sie verurteilten einen Angeklagten, wenn Zain aussagte, seine Testergebnisse belegen die Schuld – selbst wenn andere Beweismittel dem widersprachen oder überhaupt keine belastenden Beweise vorlagen. Fred Zain wurde so etwas wie ein "Star", den Staatsanwälte immer wieder hinzuzogen, besonders dann, wenn sie in einem schwierigen Fall eine Verurteilung erreichen wollten. Zains Leistung führte schließlich sogar zu einem besseren Job. Er leitete die Abteilung für physikalische Beweismittel des Gerichtsmediziners in Texas. Und er tat für Texas, was er bereits für West Virginia getan hatte. Er log!
Fred Zain leistete immer wieder – beinahe routinemäßig – Meineid und brachte Menschen für Verbrechen ins Gefängnis, die sie nie begangen hatten. Als seine Lügen schließlich bekannt wurden, führte er zu seiner eigenen Verteidigung unzureichende Arbeitsmittel und Arbeitsüberlastung an. Das traf auch zu, was er jedoch verschwieg, war, dass er niemals über die Qualifikation verfügte, gerichtsmedizinische Laboruntersuchungen durchzuführen. Aufzeichnungen belegten, dass er als ein nur mittelmäßiger Schüler im Fach "Organische Chemie" versagt hatte. Das interessierte jedoch niemanden; weder als ihm Jobs angeboten wurden, noch als er seine "Experten"-Aussagen machte.
Was er anhand seiner Laboruntersuchungen nicht finden konnte, suchte er in seiner eigenen Art von Logik: "Wenn der Angeklagte schuldig ist, ist es wahrscheinlich, dass der ein oder andere Beweis auch labortechnisch gefunden wird". Er setzte also die Schuld des Angeklagten voraus und passte seine Untersuchungsergebnisse entsprechend an.
Fred Zain wurde schließlich in Texas wegen wiederholten Meineids, Manipulation und Erfindung von Beweismitteln angeklagt – und wurde freigesprochen. West Virginia legte ihm zur Last, seinen Lohn des Bundesstaates und andere Vergütungen angenommen zu haben, während er Beweise verfälschte und vor Gericht log. Aber auch diese Klage wurde 1999 durch Richter Andrew MacQueen zurückgewiesen, der die Anklage als "zu vage" ansah. Fred Zain war jedoch keine Ausnahme.
Im Sommer 2001 leitete der Bundesstaat Oklahoma Ermittlungen gegen die gerichtsmedizinische Chemikerin Joyce Gilchrist ein, nachdem sich der Verdacht erhärtete, dass sie Laborergebnisse fehlinterpretiert und in ihren Gutachten gelogen hatte. Erste Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit kamen auf, als ein DNA-Test die Unschuld des wegen eines Sexualdelikts angeklagten Jeff Pierce ergab, den Gilchrist jedoch zuvor in ihrem Gutachten für schuldige befunden hatte. Ein FBI-Chemiker überprüfte daraufhin fünf weitere Fälle, in denen Gilchrist Analysen erstellt hatte und fand heraus, dass sie in jedem der fünf Fälle Haare und Fasern falsch identifiziert und damit Angeklagte belastet hatte. Ihre Fehlinterpretationen nahmen schließlich ein derartiges Ausmaß an, dass Oklahoma sich entschloss, jeden der 1.700 Fälle, für die Gilchrist mitverantwortlich war, noch einmal zu überprüfen. Auch in mindestens 23 Todesstrafenfällen führte sie Labortests durch und sagte vor Gericht aus – 11 dieser 23 zum Tode Verurteilten wurden bereits hingerichtet. Einer von ihnen war Malcolm Rent Johnson. Vier Gerichtsmediziner testeten erneut Beweismaterial des Tatortes und ihre Ergebnisse widersprachen den Gutachten von Joyce Gilchrist. Johnson starb am 6. Januar 2000 durch die Giftspritze und beteuerte stets seine Unschuld.
Nur wenige Monate nach Gilchrist geriet auch ein weiterer ehemaliger Gerichtsmediziner Oklahomas unter Beschuss. Kenneth Ede sagte 1983 gegen Albert Wesley Brown aus, ein am Tatort gefundenes Haar stamme von ihm. Ein DNA-Test bewies jedoch das Gegenteil. Brown hatte eine lebenslängliche Freiheitsstrafe erhalten und war schließlich neben Jeff Pierce bereits der zweite Gefangene, der aufgrund von DNA-Tests seine Freiheit wiedererlangte. Kenneth Ede sagte auch aus gegen Lois Nadean Smith (hingerichtet am
4. Dezember 2001) und Robert William Clayton (hingerichtet am 1. März 2001). Sobald die Untersuchungen der Arbeiten von Joyce Gilchrist abgeschlossen sind, sollen auch 371 Fälle überprüft werden, in denen Ede Gutachten erstellt und sie bei Gericht vorgetragen hatte. Gilchrist wurde inzwischen entlassen.
Nicht nur Fred Zain, sondern auch Joyce Gilchrist und Kenneth Ede genossen stets das Vertrauen der Gerichte, der Geschworenen und Rechtsanwälte. Sie galten schließlich als Experten. Und welcher Geschworene oder Rechtsanwalt kennt sich schon mit DNA, Fingerabdrücken, Blut, Haaren oder Fasern aus, um Laboranalysen anzweifeln zu können?
[SIZE=-1]Quelle: Truth in Justice [/SIZE]
Wenn Experten lügen...
Studien belegen, dass Geschworene der Aussage eines sogenannten Experten viel Bedeutung beimessen. Ein Experte kann ein Urteil in die eine oder andere Richtung lenken. Aber was geschieht, wenn ein Experte lügt? Was geschieht, wenn er glaubt, es sei seine Aufgabe, eine Mordanklage zu unterstützen, weil der Ankläger schließlich sein Arbeitgeber ist?
Fred Zain war forensischer Experte der Staatspolizei von West Virginia, der in Hunderten von Kriminalfällen aussagte. Er präsentierte sich gut. Er schien sein Sachgebiet so gut zu kennen, dass Geschworene, Staats- oder Rechtsanwälte seine Laborergebnisse nie in Frage stellten. Die Geschworenen glaubten ihm. Sie verurteilten einen Angeklagten, wenn Zain aussagte, seine Testergebnisse belegen die Schuld – selbst wenn andere Beweismittel dem widersprachen oder überhaupt keine belastenden Beweise vorlagen. Fred Zain wurde so etwas wie ein "Star", den Staatsanwälte immer wieder hinzuzogen, besonders dann, wenn sie in einem schwierigen Fall eine Verurteilung erreichen wollten. Zains Leistung führte schließlich sogar zu einem besseren Job. Er leitete die Abteilung für physikalische Beweismittel des Gerichtsmediziners in Texas. Und er tat für Texas, was er bereits für West Virginia getan hatte. Er log!
Fred Zain leistete immer wieder – beinahe routinemäßig – Meineid und brachte Menschen für Verbrechen ins Gefängnis, die sie nie begangen hatten. Als seine Lügen schließlich bekannt wurden, führte er zu seiner eigenen Verteidigung unzureichende Arbeitsmittel und Arbeitsüberlastung an. Das traf auch zu, was er jedoch verschwieg, war, dass er niemals über die Qualifikation verfügte, gerichtsmedizinische Laboruntersuchungen durchzuführen. Aufzeichnungen belegten, dass er als ein nur mittelmäßiger Schüler im Fach "Organische Chemie" versagt hatte. Das interessierte jedoch niemanden; weder als ihm Jobs angeboten wurden, noch als er seine "Experten"-Aussagen machte.
Was er anhand seiner Laboruntersuchungen nicht finden konnte, suchte er in seiner eigenen Art von Logik: "Wenn der Angeklagte schuldig ist, ist es wahrscheinlich, dass der ein oder andere Beweis auch labortechnisch gefunden wird". Er setzte also die Schuld des Angeklagten voraus und passte seine Untersuchungsergebnisse entsprechend an.
Fred Zain wurde schließlich in Texas wegen wiederholten Meineids, Manipulation und Erfindung von Beweismitteln angeklagt – und wurde freigesprochen. West Virginia legte ihm zur Last, seinen Lohn des Bundesstaates und andere Vergütungen angenommen zu haben, während er Beweise verfälschte und vor Gericht log. Aber auch diese Klage wurde 1999 durch Richter Andrew MacQueen zurückgewiesen, der die Anklage als "zu vage" ansah. Fred Zain war jedoch keine Ausnahme.
Im Sommer 2001 leitete der Bundesstaat Oklahoma Ermittlungen gegen die gerichtsmedizinische Chemikerin Joyce Gilchrist ein, nachdem sich der Verdacht erhärtete, dass sie Laborergebnisse fehlinterpretiert und in ihren Gutachten gelogen hatte. Erste Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit kamen auf, als ein DNA-Test die Unschuld des wegen eines Sexualdelikts angeklagten Jeff Pierce ergab, den Gilchrist jedoch zuvor in ihrem Gutachten für schuldige befunden hatte. Ein FBI-Chemiker überprüfte daraufhin fünf weitere Fälle, in denen Gilchrist Analysen erstellt hatte und fand heraus, dass sie in jedem der fünf Fälle Haare und Fasern falsch identifiziert und damit Angeklagte belastet hatte. Ihre Fehlinterpretationen nahmen schließlich ein derartiges Ausmaß an, dass Oklahoma sich entschloss, jeden der 1.700 Fälle, für die Gilchrist mitverantwortlich war, noch einmal zu überprüfen. Auch in mindestens 23 Todesstrafenfällen führte sie Labortests durch und sagte vor Gericht aus – 11 dieser 23 zum Tode Verurteilten wurden bereits hingerichtet. Einer von ihnen war Malcolm Rent Johnson. Vier Gerichtsmediziner testeten erneut Beweismaterial des Tatortes und ihre Ergebnisse widersprachen den Gutachten von Joyce Gilchrist. Johnson starb am 6. Januar 2000 durch die Giftspritze und beteuerte stets seine Unschuld.
Nur wenige Monate nach Gilchrist geriet auch ein weiterer ehemaliger Gerichtsmediziner Oklahomas unter Beschuss. Kenneth Ede sagte 1983 gegen Albert Wesley Brown aus, ein am Tatort gefundenes Haar stamme von ihm. Ein DNA-Test bewies jedoch das Gegenteil. Brown hatte eine lebenslängliche Freiheitsstrafe erhalten und war schließlich neben Jeff Pierce bereits der zweite Gefangene, der aufgrund von DNA-Tests seine Freiheit wiedererlangte. Kenneth Ede sagte auch aus gegen Lois Nadean Smith (hingerichtet am
4. Dezember 2001) und Robert William Clayton (hingerichtet am 1. März 2001). Sobald die Untersuchungen der Arbeiten von Joyce Gilchrist abgeschlossen sind, sollen auch 371 Fälle überprüft werden, in denen Ede Gutachten erstellt und sie bei Gericht vorgetragen hatte. Gilchrist wurde inzwischen entlassen.
Nicht nur Fred Zain, sondern auch Joyce Gilchrist und Kenneth Ede genossen stets das Vertrauen der Gerichte, der Geschworenen und Rechtsanwälte. Sie galten schließlich als Experten. Und welcher Geschworene oder Rechtsanwalt kennt sich schon mit DNA, Fingerabdrücken, Blut, Haaren oder Fasern aus, um Laboranalysen anzweifeln zu können?
[SIZE=-1]Quelle: Truth in Justice [/SIZE]