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Gefangen in Beziehung mit psychisch kranker Freundin

Futaro

Neues Mitglied
Hallo zusammen, ich suche eure Hilfe, weil ich nach so vielen Jahren an dem Punkt angelangt bin, wo ich jetzt ständig weinen muss und unglaublich traurig bin. Bitte sagt mir Eure Meinung. Ich bin am Ende und weiß nicht mehr weiter. Ich fühl mich einfach nur verloren.

Ich (34) bin mit meiner Freundin (34) seit 14 Jahren zusammen. Seit fünf Jahren steckt sie endgültig in einer ganz tiefen Depression und es geht kaum noch vorwärts. Nach vielen Jahren in denen sie Schlimmes erlebt hat, hat sie vor 4 Jahren ihr Studium abgebrochen und ist seitdem nur noch zu Hause. Sie traut sich ohne mich nicht vor die Tür zu gehen. Und ist so verbittert, resigniert und verängstigt von den vielen schlimmen Dingen, die in ihrer Vergangenheit passiert sind, dass sie nicht mehr den Mut findet wieder etwas anzupacken. Sie versucht Zuhause durch Sport und ganz viele andere Tätigkeiten sich fit fürs Leben zu machen. Aber verrennt sich in Details und will vorher nicht mal draußen einen Job machen. Da sie so viele Jahre angesammelt hat, ohne jemals zu arbeiten, hat sie Angst nirgendwo einen job zu finden oder darin bestehen zu können. Ich finde einfach keinen Weg, ihr Mut zu machen, da diese Situation wirklich sehr schlecht ist.
Ich bin ihr all die Jahre, eigentlich seit mindestens 10 Jahre, intensiv zur Seite gestanden. Ich habe mich aufgeopfert und mein ganzes Leben an sie angepasst, um ihr zu helfen. Hilfe von außen wie eine Therapie lehnt sie immer wieder ab.
Ich habe nach dem Studium und Promotion angefangen zu arbeiten und verdiene unseren Lebensunterhalt. Durch viele psychische Probleme die sie hat kommen wir immer sehr spät ins Bett und ich bekomme nur noch um die 5 Stunden Schlaf. Bis vor einem Jahr waren es immerhin noch sechs Stunden. Durch den geringen Schlaf habe ich immer Kopfschmerzen und meine Muskeln brennen den ganzen Tag.
Wenn ich nur etwas dagegen sage oder sie nicht genügend Aufmerksamkeit von mir bekommt, wird sie wütend und wir streiten.
Es ist alles noch viel komplizierter, als ich das hier schreiben kann. Ich habe gefühlt schon alles versucht.
Die vielen Schmerzen im Körper machen mir es schwierig, meinen arbeitsalltag zu meistern. Was mir auch schwer zu schaffen macht, ist dass sie, weil sie sich vor allen Menschen schämt und alle Zeit, die ich habe, möchte, um sie wieder aufzubauen. Sie lässt mir keinen Raum um meine Eltern oder Freunde zu treffen.
Ich gehe jetzt hier nicht auf den Details ein aber alles ist immer ein Problem. Zumindest meine Eltern, die mir wahnsinnig viel bedeuten, weil sie wirklich so lieb zu mir sind, möchte ich gerne sehen.
Ich weiß einfach nicht weiter. Ich habe so viel mit ihr durchgemacht und kann alles verstehen. Ich liebe sie und kann ihre Gefühle so intensiv spüren. Das macht es mir so schwierig einfach zu gehen. Sie bekommt mich auch immer überzeugt, warum ich jetzt gerade sie unterstützen sollte. Außer mir hat sie niemand zu dem sie gehen können. Deswegen bin ich ihre einzige Bezugsperson.
Ich bin einfach so erschöpft und wünsche mir nur noch, dass alles irgendwie wieder gut wird. Ich habe alle Jahre durchgehalten und wirklich immer ernsthaft daran gearbeitet, ihr zu helfen. Im Moment wünsche ich mir am liebsten einfach keine Verantwortung mehr zu haben.
Ich möchte ihr sagen, dass wir es irgendwie hinbekommen müssen, mehr zu schlafen und dass ich ab und zu meine Eltern besuchen möchte. Und dass, wenn das nicht möglich ist, ich nicht mehr bei ihr bleiben kann. Kann ich das machen?
Eigentlich wünsche ich mir schon lange eine Auszeit oder wollte gehen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Geblieben bin ich weil sie nichts hat, worauf sie sich stützen kann. Kein Beruf, keine eigene Wohnung, keine Eltern oder Freunde.
 
Ich möchte ihr sagen, dass wir es irgendwie hinbekommen müssen, mehr zu schlafen und dass ich ab und zu meine Eltern besuchen möchte. Und dass, wenn das nicht möglich ist, ich nicht mehr bei ihr bleiben kann. Kann ich das machen?
Ja, das musst Du sogar. Sonst gehst Du auch endgültig vor die Hunde.
Eigentlich wünsche ich mir schon lange eine Auszeit oder wollte gehen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Geblieben bin ich weil sie nichts hat, worauf sie sich stützen kann. Kein Beruf, keine eigene Wohnung, keine Eltern oder Freunde.
Das ist sehr löblich, aber nicht der richtige Weg. Vor allem deswegen hier:
Hilfe von außen wie eine Therapie lehnt sie immer wieder ab.
Das geht nicht. Sieht sie das nicht? Sie ruiniert Dein Leben. Natürlich braucht sie mit so einem schweren Krankheitsbild Hilfe von außen. Du bist ja nicht ihr Arzt oders so.

Bitte sorg für Dich. Als Erstes müsst Ihr mehr schlafen und Du gehst zu deinen Eltern, wenn Du das möchtest.

Was hält Euch denn so lange wach? Was macht sie, wenn Du Deine Eltern besuchen möchtest?
 
Hallo, das hört sich sehr schlimm an. Es ist großartig, was Du alles für sie gemacht hast. Vielleicht auch viel zu viel, weil sie sich so dran gewöhnt hat, dass Du alles tust und sie zuhause bleiben kann.

Ohne Therapie oder Aufenthalt in einer Klinik bzw. Antidepressiva wird sie da alleine nicht rauskommen. Du musst mehr an Dich denken, Dir was Gutes tun und auch Dich durchsetzen.

Natürlich sollst Du Deine eltern besuchen können und klar, dass Du mehr schlafen musst - Du gehst ja arbeiten. Und ich würde ihr auch klar sagen, dass sie eine Therapie machen musst, weil es sonst nicht mehr geht. Man kann psychisch Kranken nicht viel helfen, wenn sie sich verweigern. Aber man sollte lernen, Grenzen zu ziehen, so unendlich schwer wie das auch ist. Rede mir ihr darüber, sage ihr, dass es so nicht weitergeht und sie ihren Teil beitragen soll und sich in Behandlung begeben soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Du, das klingt nach einer unheimlich schweren Zeit für euch beide. Es ist sehr lieb, dass du sie so unterstützt, aber du merkst es ja selbst, dass es einfach viel zu viel ist.
Ich finde alternativlos, dass sie professionelle Hilfe annimmt. Mir kam direkt Eingliederungshilfe/ betreutes Wohnen in den Kopf, weil das direkt bei euch Zuhause ansetzt und niedrigschwelliger ist als eine Psychotherapie. Außerdem gibt es auch Soziotherapie, die auch stärker im Alltag ansetzt.

Wenn du möchtest, suche im Internet mal dazu in Kombination mit eurer Stadt/ Gemeinde. Der sozialpsychiatrische Dienst könnte evtl auch hilfreich sein für eine erste Beratung/ Einschätzung.

Ich glaube dir, dass es unheimlich schwer ist, aber ich würde dir wirklich raten, strikt zu sein: Entweder sie nimmt Hilfe an oder du musst dich trennen, so geht es nicht und zieht euch beide immer tiefer in ein Loch.

Ein kurze Warnung noch: Leider gibt es aktuell bei vielen Hilfsangeboten längere Wartezeiten.
 
Geblieben bin ich weil sie nichts hat, worauf sie sich stützen kann. Kein Beruf, keine eigene Wohnung, keine Eltern oder Freunde.
Doch, sie hat dich. Du bist es, der ihr all dies ermöglicht und somit bist du mitschuldig an ihrem und deinem Untergang. Du weisst selber, dass du dich nur retten kannst, wenn du hart bleibst und die Beziehung beendest, aber ich vermute, dass du ausser ihr auch keine sozialen Kontakte hast und Angst hast selber alleine dazustehen. Du hast also die Wahl zwischen Pest und Cholera. In einem solchen Fall hilft nur eine Pro- und Kontraliste bei der du ausschliesslich an dich denkst und deine Freundin nicht mit einbeziehst.

Könnte deine Kontraliste eventuell so aussehen?:
- schlechtes Gewissen
- ich stehe alleine da
- weiss nichts mit meiner freien Zeit anzufangen

Mach dich noch heute an die Liste damit du schwarz auf weiss sehen kannst was für ein Scheissleben du ihr zu verdanken hast, dann fällt dir eine Entscheidung auch viel leichter.
 
Hallo.

Also auch erstmal meinen größten Respekt vor deiner Lebensleistung, Studium+Promotion durchzuziehen und daneben auch noch die Verantwortung für einen psychisch erkrankten Menschen zu übernehmen. Sowas schaffen nicht viele Menschen. Das zeigt wie stark du bist und wie viele Ressourcen du hast. Gleichzeitig zeigen deine Körpersymptome, dass diese nun erschöpft sind. Letztlich gibt es nur zwei Szenarien: Entweder du bleibst bei ihr und wirst in absehbarer Zeit selbst psychisch und körperlich erkranken, oder du löst dich schweren Herzens von ihr und baust dir dein Leben so auf, wie du es dir vorstellst.

Mir erscheint es so, als hättest du all die Jahre alles getan, um ihr die Bedingungen bereitzustellen, unter denen sie heilen kann. Leider jedoch nutzte sie diese Zeit nicht kurativ, um wieder auf die Beine zu kommen, sondern harrt einfach nur aus. Dass sie Sport und andere Dinge zu Hause macht gibt ihr ein Gefühl von Handlungsfähigkeit, aber letztlich packt sie die eigentlichen Probleme überhaupt nicht an. Darum wird und kann sich substanziell auch nichts ändern. Und das schlimmste an der Sache ist, dass sie dich sehenden Auges mit in den Abgrund reißt. Es scheint ihr nicht viel an deinen Bedürfnissen zu liegen oder sie ist einem Zustand, in dem sie diese überhaupt nicht mehr wahrnimmt. Wundert mich auch nicht bei einer schweren Depression.

Offengestanden denke ich bewirkt deine Hilfestellung nicht das, was du eigentlich bezwecken möchtest. Vielmehr fördert es vielleicht eher ihre Untätigkeit. Du bezahlst alles, sorgst für ein Dach über dem Kopf, bist ihr bester Freund, Ersatzeltern und ihr Therapeut. Alles in einer Person. Sry, aber das ist unerträglich viel Verantwortung für eine Person und mega übergriffig. Scheinbar verlangt deine Freundin dies ja von dir. Ich hoffe du wirst einsehen, dass du nicht das geringste tun kannst, um ihr Problem zu lösen. Das kann sie nur selbst. Deine intensive Unterstützung schiebt ihren unausweichlichen Zusammenbruch nur weiter hinaus.
 
Und bräuchtest selbst Hilfe von außen?
Genau dieser Gedanke kam mir auch. Dass deine Freundin dringend eine Therapie bräuchte liegt auf der Hand. Du selbst bräuchtest allerdings gleichermaßen eine, denn du bist wesentlicher Bestandteil dieses Lebenskonstruktes, findest aber selber keine Lösung, die euch weiterbringt. Im Gegenteil raubt sie dir sogar deine Energie - auf Dauer kann das nicht funktionieren. Und es dauert schon viel zu lang.
Es ist sehr egoistisch von ihr, all ihre Sorgen auf deinen Schultern abzuladen und die Augen davor zu verschließen, dass du nun auch selber in die Knie gehst. Wenn ihr beide krank seid, wer soll es denn dann richten?

Eine Therapie oder von mir aus auch erst einmal eine psychotherapeutische Beratung fänd ich auch insofern wichtig, als du selber zu schwach zu sein scheinst, in euer beider Interesse zu handeln. Du versuchst dich selbst als Therapeut obwohl du das KnowHow gar nicht besitzt und vermutlich nur das raten kannst, was ein Freund eben mit Laienwissen raten würde. Deine Freundin ist aber nicht nur ein bisschen hilflos, sie ist krank - und wenn du mich fragst sogar schwer psychisch krank. Und wenn man krank ist, muss man zu einem Arzt, in diesem Fall zu einem Psychiater.

Ich könnte mir vorstellen, dass sie dieses Stigma der mentalen Erkrankungen hemmt, obwohl sie selber sicherlich merkt, dass sie Hilfe bräuchte. Ich würde dir raten, das Gespräch mit deinem Hausarzt zu suchen in der Hoffnung, dass das ein guter ist, der schnell erkennt, dass ihr beide Hilfe braucht.
 
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