Ich glaube, dass die meisten Menschen irgendwann einmal über die Endlichkeit ihres Lebens nachdenken. Damit bist du kein Fall für einen Therapeuten. Solche Gedanken kommen insbesondere dann, wenn man Krisen durchlebt oder etwas Besonderes passiert, das einen innehalten lässt.
Lediglich wenn man an nichts anderes mehr denken kann als an Sinn und Endlichkeit des Lebens fänd ich das pathologisch und würde dagegen angehen wollen.
Wenn du dich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchtest lies mal Literatur zur Positiven Psychologie, einer noch eher jungen Disziplin, die sich mit den Aspekten des Lebens befasst, die das Leben lebenswert machen.
Ich selber wünsche mir für mein Lebensende, dass ich dann sagen kann, dass ich gut und erfüllend gelebt habe mit einem hohen Grad an Zufriedenheit. Wäre ich nochmal jung, ich würde doch einiges anders machen - in meiner Jugend war das nicht angezeigt, ich habe z. B. viel zu lange das gemacht, was meine Eltern für mich für gut befunden haben. Nachkriegsgeneration - denen war wichtig, dass man einen Job ergreift, der Sicherheit bietet für einen gefüllten Kühlschrank. Allerdings war dieser Job, den ich dann artig ergriffen habe, nicht das, was wirklich zu meiner Persönlichkeit gepasst und am Ende auch zu meiner Zufriedenheit geführt hat. Viel später im Leben habe ich das erst erkannt und dann für mich eine Zäsur gemacht, nochmal ganz neu angefangen.
Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sich viel eher Gedanken machen kann, welche Kriterien erfüllt sein sollten, damit sie sich selber verwirklichen können. Womöglich war es auch das, was deine Mutter so befremdet hat, weil ihr selber das, was du getan hast, nie in den Sinn gekommen wäre. Wahrscheinlich wuchs auch sie noch in einem fremdbestimmten, engen Korsett auf und akzeptierte das als Maß der Dinge.
Unterhalte dich z. B. mal mit Alten - bei denen steht zumeist der Leistungsbegriff ganz oben und sie verurteilen den vermeintlichen Schlendrian, den so mancher Heranwachsende an den Tag legt. Erst mal entspannen nach dem ach, so anstrengenden Abi, dann ein paar mal hin- und herentscheiden, welche Ausbildung denn jetzt die richtige ist, gerade erst im Berufsleben und dann schon ein Sabbatical einlegen.... dafür haben nur wenige Ältere Verständnis. Und warum? Weil sie selber so nicht aufgewachsen sind und dann darf das nicht sein. Warum machen es die Jungen? Eben weil sie es sich heutzutage leisten können.