Also ich muss ehrlich sagen: Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Transmensch fühlt, wie die verschiedenen Ausprägungen aussehen könnten, wie der Leidensweg ist, wie die verschiedenen Therapien und OPs ausehen usw. Ich habe auch nie bewusst einen Transmensch kennengelernt, also kann ich eins mit Sicherheit sagen: Ich habe keine Ahnung und es geht mich nichts an, was andere Menschen mit ihrem Körper machen: Aus und fertig!
Mir steht da einfach kein Urteil zu, weil ich nicht mal das Mindestmaß an Info habe, um überhaupt eine Meinung zu haben. Und so geht es wohl den meisten: Auch wenn man das nicht gerne zugeben mag.
Wovon ich aber Ahnung habe ist von Menschen, die Schwierigkeiten haben, den Lebensweg anderer Menschen zu akzeptieren und zwar unvoreingenommen und eben nicht mit diesem berühmten: Ja ABER....
Und da stellt sich mir die große Frage: All die, die meinen, den Lebensweg anderer menschen als Modeerscheinung abtun zu wollen: Sind sie nicht SELBST dafür verantwortlich, dass die Betroffenen Menschen sich so schwer tun? Also dass sie überhaupt einen Kampf fechten müssen und ihre Entscheidung nicht WIRKLICH frei treffen können? Müsse man keinen Kampf fechten und sich vor der Gesellschaft nicht rechtfertigen, gäbe es auch keinen Grund, das Thema überhaupt groß zu bereden: Dann wäre es einfach DA und niemand müsste von "Modeerscheindung" reden.
Also eigentlich ist diese Empfindung, dass "plötzlich" jeder Trans ist, hausgemacht.
Es ist nicht Mode: Es ist einfach "da": intensiv thematisiert wird es nur wegen denen, die meinen, es verurteilen zu müssen.
Außerdem:
Gäbe es niemanden, der anderen Menschen in dieser Weise reinredet , ihnen Schuldgefühle, Zweifel, Scham usw "säht", gäbe es doch bei weitem weniger gefahr von Fehlentscheidungen.
Eine Fehlentscheidung trifft man doch hauptsächlich dann, wenn man Druck von Außen hat und eben NICHT frei sein kann.
Das ist doch eigentlich ein alter Hut: Wenn ich denke, ich MUSS heiraten, laufe ich viel mehr Gefahr, den falschen partner zu wählen. Wenn ich denke ,ich MUSS hetero sein, laufe ich viel mehr gefahr, unglücklich zu werden, sollte ich doch eher homo sein. Wenn ich denke, ich muss Arzt werden, weil mein Vater einer war....usw...
Das ist doch ein alter Hut: Wann immer uns "die anderen" sagen wollen, was für uns das beste zu sein hat und wann immer wir in dieser Weise Druck bekommen, sind wir in Gefahr, Fehler zu machen: Entweder weil wir uns beugen und Dinge nicht tun, die gut für uns wären, oder weil wir vielleicht aus Protest Dinge eher durchziehen, obwohl wir vielleicht besser einen Rückzieher machen sollten.
Fazit: Menschen, die urteilen, ohne Ahnung zu haben, braucht wirklich keiner: Also lasse ich es!
Die Kardinalfrage: Was treibt Menschen an, die persönliche Entscheidungsfähigkeit Betroffener in Frage zu stellen? Wie kann man derart über die Grenze gehen und sagen: ICH weiß besser als betroffene Personen?
DAS ist für mich etwas, das ich wirklich so garnicht begreifen kann. Ich gehe doch jetzt auch nicht zu einem von euch hin und sage: Hey, ich kenne Dich zwar nicht, ich habe auch keine Ahnung von Autos, aber ich weiß: DU brauchst dieses Auto nicht! Du kannst selber nicht entscheiden, was für Dich richtig ist, weil du nur einer Mode nachrennst, aber ICH weiß, was gut für Dich ist.
Ziemlich übergriffig, oder?
Das finde ich schon sehr bedenklich!
Die Frage, wie viele Menschen sich geschlechtlich angleichen oder verändern wollen, ist nichts, was am Stammtisch oder sonst wo diskutiert werden kann: Das geht nur die Betroffenen, ihre Lieben und die entsprechenden Fachleute etwas an.
Sicher weiß ich nur eins: Nämlich welches Geschlecht und welchen Körper ICH habe!
Und das ist schon viel wert denke ich: Denn damit bleibt mir ein langer Leidensweg mit Zweifeln erspart und darüber sollte man froh sein, anstatt andere zu verurteilen, die dieses Glück nicht haben