Ich versuche das Thema mal aus meiner persönlichen Sicht zu beleuchten auch wenn ich nicht will, dass jetzt 10 Seiten nur überm ich gesprochen wird. Der nachfolgende Beitrag kann allerdings triggern und beinhaltet Gewalt.
Ich war 15 Jahre alt als ich wie üblich Morgens auf dem Schulweg im Bus saß. Auf dem Weg zu Schule bekam ich mit wie ein Junge aus einer Parallelklasse mit seinem Roller aus seiner Einfahrt kam und von einem Auto erfasst wurde. Die Eltern des Jungen kamen direkt aus dem Haus gerannt. In der Schule erfuhr ich, dass dieser Junge noch an der Unfallstelle verstorben ist.
Es ging ein großes Geheule in der Klasse los. Die Mehrheit der Mädchen lag sich schluchzend in den Armen. Die Lehrerin ging rund, nahm die Mädchen in den Arm. Nach einer Weile fing ich auch an zu weinen. Ich glaube ich habe in meiner weiterführenden Schulzeit nur zweimal geweint. Ich kannte den Jungen nicht nur, ich hatte den Unfall miterlebt. Ich habe mich damals an meine Klassenlehrerin gewendet und stotternd und weinend gesagt was ich erlebt habe. Als Antwort bekam ich ein kurzes Tätscheln auf die Schulter und ein "Weinen macht es auch nicht besser, ein Indianer kennt keinen Schmerz".
Damals begann ich langsam zu rekapitulieren wie diese Gesellschaft teilweise tickt. Jungs nehmen mehr an kompetitiven Gesellschaftsprozessen teil.
In der Pause spielen sie gegeneinander Tischtennis und Fussball. Es geht ums Gewinnen! Ich erinnere mich, dass wir beim Tischtennnisspielen immer "Bayern gegen Dortmund" Fans gespielt haben. Mich interessierte Fussball nicht aber ich behauptete einfach ich sei Dortmund Fan um auf einer Seite mitspielen zu können. Im Sportunterricht wurden Mannschaften danach ausgewählt wer am stärksten war. Man👎 will halt gewinnen.
Das bestätigen auch viele Studien wie etwa die des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Männer sind wettbewerbsorientierter.
Umgekehrt heißt das auch: Der Erfolgsdruck ist auf Männer höher. Man will selber gewinnen und Andere erwarten dass man gewinnt.
Üblich in der Schule war zum Beispiel, dass Mädchen, die sich im Unterricht mündlich wenig beteiligten als schüchtern eingestuft wurden und sozusagen aus Mitleid eine gute Note bekommen haben. Jungs, die sich nicht meldeten wurden eher als faul angesehen, denn "Mann muss kämpfen".
Ich möchte dabei garnicht wissen wie das in Klassen heute aussieht wenn diese einen sehr hohen Migrationsanteil aus Kulturen haben, die ein noch ausgeprägteres Genderbild haben.
Auch Gewalt ist ein Thema. Als Junge prügelt man sich auch mal. Das war bei uns einige Jahre sogar üblich. Selten mit schweren Verletzungen aber sehr oft mit einem Gewissen Dominanzgehabe. Ich kann mich erinnern wie sich ein übergewichtiger und kräftiger Junge ab und zu auf mich drauf setze und alle drum herum lachten. Ich lachte mit, was sollte ich tun? Es war unüblich sich als Junge zu beklagen und sagte man dem Lehrer was, galt man als Petze.
Und dabei war ich noch auf einer guten Schule, ländlich, kaum Migrationsanteil, ehemalige Ordensschule.
Die Hemmschwelle als Junge seine Stärke und seine Rolle durch Kraft zu beweisen ist niedriger als bei Mädchen. Jungs und Männer neigen per se häufiger zu Gewalt. Das zeigen die bereits zitierten Quellen. Gewalt geht häufiger von Männer aus, ABER es wird auch toleriert, wie gesagt bereits auf dem Schulhof. Gewalt gegen Männer wird als generell weniger schlimm empfunden als Gewalt gegen Frauen.
Um den Kreis zum Thema zu schließen:
Stell dir vor du trägst das alles mit dir rum, den Druck, die Gewalt, die mangelnde Anteilsnahme, stell dir vor du wirst als Junge so groß. Stell dir den anerzogenen kompetitiver Druck in allen Dingen vor. Ich glaube, dass Männer mit einer gewissen Beunruhigung darauf schauen wenn irgendeine Ressource (z.B. Frauen) relativ knapp ist.
Hier wird ein Druck nochmal verschärft, dass man besser sein muss als andere Männer um an eine Frau zu kommen. Und dies wird hier im Thread aktiv befeuert.
Wenn ihr einem Mann sagt "Stell dich nicht an, Andere finden ja auch eine Partnerin", dann steigert ihr diesen Druck doch einfach nur. Ihr sagt ihm: Du bist selber Schuld, du bist schlechter als Andere, kämpfe doch mehr!"
Dieser kompetitive Druck macht alles kaputt. Er führt dazu dass sich Männer minderwertig fühlen, lügen und Suizide begehen.
Völlig zu Unrecht übrigens. Niemand ist weniger wert, weil er von Geburt an eine ungewöhnliche Körpergröße hat oder die 100 Meter nicht so schnell laufen kann wie Andere. Aber Männern suggerieren wir das. Männern sagen wir, dass sie ständig miteinander konkurrieren müssen.
Nein, ich habe dafür keine Lösung. Schon garnicht in einer Welt, in der sexuelle Orientierung immer schwieriger und schwammiger wird.
Wir reden über jede Minderheit und springen brav über jede woke Hürde aber eine echte Diskussion über Genderbilder, über Klisches, über Probleme, die meiden wir. Wir beugen uns einer Minderheit, die behauptet unsere Sprache sei diskriminierend, aber wehe jemand sagt, dass sich viele Männer umbringen! Darüber sollte man doch bitte schweigen! Und Statistiken, die Nachteile für ein bestimmtes Geschlecht offenbaren, über die wollen wir auch nicht reden.
Ich persönlich sehe nicht DAS riesen Problem darin, dass es in Deutschland mehr Frauen gibt als Männer. Ich finde es ist ein kleines Problem, weil die Schieflage auch nur klein ist. Aber wisst ihr wo ich ein riesen Problem sehe? Dass Männern nicht zugestanden wird über Probleme zu sprechen. Dass ein toxisches "Männer kennen keinen Schmerz und sollen nicht über Probleme reden" gefördert wird.
Nur um das ein paar Beiträge weiter zu lesen "Männer sind selbst schuld, wenn sie nicht über ihre Probleme reden".