Aber es gibt doch auch Menschen, die nicht gut von sich denken und trotzdem eine Partnerschaft haben? Ob die von langer Dauer ist, sei mal dahingestellt, da ich mir vorstellen kann, dass das Gefühl, nicht gut genug zu sein, langfristig gesehen Gift für eine Beziehung ist.
Klar gibt es die. Aber das sind dann Leute, die sich deshalb häufig schlecht behandeln lassen, weil sie glauben, was Besseres würden sie eh nicht kriegen oder hätten sie halt nicht verdient. Ein gar nicht sooo seltenes Vorkommnis in toxischen Beziehungen ist, dass der eine Partner dem anderen ganz erfolgreich weißmacht: Du kannst froh sein, dass du mich hast. Sonst würde dich doch eh nie jemand nehmen.
Und der zweite Partner, der eh schon so schlecht von sich dachte, fühlt sich bestätigt und denkt: "Recht hat er/sie. Ich hab ja eh nichts besseres verdient. Ich kann dankbar sein, dass diese Person mit mir zusammen ist"
Ist das immer so? Nein, natürlich nicht. Aber die Gefahr, sich schlecht behandeln zu lassen oder eine besch... Beziehung "zu ertragen", obwohl sie einen nicht glücklich macht, ist größer, wenn man selbst nicht glaubt, dass man etwas Gutes verdient hat oder dass es einem zusteht.
Man kann nicht wirklich daran arbeiten, wie andere Leute einen behandeln. Man kann nur daran arbeiten, wie man sich behandeln lässt.
Man kann nicht daran arbeiten, ob sich jemand in einen verliebt. Das hat man nicht in der Hand. Aber man kann daran arbeiten, dass man sich selber liebt und sich selbst ein gutes Leben macht - mit oder ohne Partner. Also warum nicht dort anfangen, was man in der Hand hat?
Selbstzufriedenheit ist so viel wichtiger als "einfach mal ne Partnerschaft finden". Und ich persönlich bin überzeugt, dass man eine größere Chance auf eine gute Partnerschaft hat, wenn man mit sich selbst zufrieden ist.
Ich würde deshalb immer wieder aufs Neue genau dort anfangen: Bei mir selbst und bei meiner eigenen Lebenszufriedenheit.
Edit: Ich war in der Zeit, in der ich seeeehr unzufrieden war, v.a. auch damit, Single zu sein (so in meinen 20ern) sehr aktiv in der Partnersuche. Viele Onlinedates etc. Und dann war ich wieder noch mehr gefrustet, weil es nichts wurde. Einfach, weil ich an einem Symptom herumgedoktort habe: Das Single-Sein war zumindest nur ein Symptom für viel tieferliegende Probleme. Bei dir wäre es vielleicht ein Symptom dafür, dass du dich für "nicht wertvoll genug" hältst?
Als ich die eigentlichen Probleme anging, ich tat das in einer Therapie, war es auf einmal gar nicht mehr SO wichtig, an diesem Symptom herumzuwurschteln. Ich konnte einfach mein Leben leben und völlig zwanglos Menschen kennen lernen.