Hallo liebes Forum.
Herzlichen Dank für alle freundlichen Beiträge. Es berührt mich, dass ihr mir zuhört und mir schreibt.
Bevor ich euch antworte möchte ich nur kurz sagen:
ich kann den Gedanken echt nicht nachvollziehen, dass es etwas mit hipp sein wollen zu tun hat, wenn man sich um seine Gesundheit sorgt und Risiken so gut wie möglich minimieren will und vor allem aufgeklärt werden möchte, welche Risiken es überhaupt gibt. Ein Kind auf die Welt zu bringen ist nie hipp und nie ein feiner Vorgang: Egal wie.
Eigentlich möchte ich darüber garnicht diskutieren, nur so viel:
Mir ging es keinesfalls drum, hipp zu sein, oder zu fein für eine natürliche Geburt zu sein, sondern ich wollte lediglich nach der Geburt kein körperliches Wrack sein und ein normales Leben führen.
Was das mit hipp zu tun hat verstehe ich nicht.
Wenn es ums hipp sein ginge, wäre ich sogar sehr hipp, denn ich hatte zB 4 Wochen nach der Geburt meine alte Figur und mein altes Gewicht wieder. Ich habe aber weder meinen tollen "After-Baby-Body" auf Instagramm zur Schau gestellt, noch wäre das irgendwie für mich entscheidend gewesen.
Ich wollte nur einfach von den Ärzten wie ein erwachsener Mensch behandelt werden und nicht wie ein Kleinkind, dem man nicht die Wahrheit sagt.
Es gibt inzwischen genug Forschung darüber, dass die Kriterien für einen Kaiserschnitt vielschichter sein sollten, als es hierzulande gehandhabt wird. Andere Länder sind da progressiver. Zumindest hätte man mit mir als Frau über 35 zumindest über einen Kaiserschnitt reden sollen, anstatt so zu tun, als könne nichts passieren. Warum sagt man Frauen nicht, dass bis zu einem Drittel aller Erstgebärenden einen Schaden am Beckenboden haben, wenn das doch die Wahrheit ist?
Wer weiß, wie ich mich dann entschieden hätte, aber es wäre einfach ein Unterschied, wenn ich die Entscheidung selbst getroffen hätte, aufgrund der vorliegenden Fakten. Dann wären jetzt auch die Folgen für mich leichter zu ertragen.
Jetzt sitze ich aber da und werde allein gelassen mit Dingen, von denen man mir vorher gesagt hat, die gäbe es nicht und über die man mit mir nicht mal reden wollte. Rein aus ideologischen Gründen.
Klar ist eine Spontangeburt "normal", aber normal ist auch, nicht viel älter als 30 zu werden, an einer Bakterieninfektion zu sterben, oder sein Leben lang zu humpeln, wenn man sich mal ein Bein bricht.
All das ist normal und trotzdem wollen wir das nicht einfach so stehen lassen sondern greifen medizinisch ein, um Schlimmes abzuwenden.
Im Grunde ist keine medizinische Intervention normal, aber wollen wir deswegen drauf verzichten, oder gilt das nur für schwangere Frauen?
Ist es hipp, beim Zahnarzt eine Narkose zu wollen, oder ist man sich zu fein, diese normalen Schmerzen auszuhalten? Oder soll man auf Impfungen verzichten, weil es normal ist, schwere Krankheiten zu bekommen, die man vielleicht mit dem Leben oder mit der Gesundheit bezahlt? Oder wie muss ich das verstehen?
Das ist reine Ideologie und genau deswegen packt mich so die Wut, weil ich eben nicht wie ein mündiger Patient behandelt wurde, sondern mir wesentliche Dinge, die ich für eine mündige Entscheidung gebraucht hätte, verschwiegen und gezielt falsch dargestellt wurden.
Ich will nicht den Behandlungsweg wählen, der dem Arzt lieber ist, sondern er soll zu mir passen.
Ich bin nicht empfindlich und habe zB keinerlei Schmerzmittel bei der gesamten Geburt gebraucht. Aber ich habe meinen Ärzten im Vorfeld gesagt, dass es für mich zentral ist, dass dem Baby nichts passiert ( zB Sauerstoffmangel) und dass ich keine bleibenden Schäden habe: Diese Risiken wollte ich maximal minimieren, so gut es eben geht. Vor dem Hintergrund wäre der Kaiserschnitt einfach das geringere Risiko gewesen.
Letztlich ist mein Baby nämlich bei der Geburt stecken geblieben (auch wenn mir die Ärzte vorher gesagt haben, dass das so gut wie nie passiert) und als dann die Herztöne schwächer wurden, ist mir ganz anders geworden: Wenn dem Baby was passiert wäre, ich hätte sofort sterben wollen.
Das Kleine musste also um jeden Preis und sehr schnell raus.
Ich lag wie eine Kuh auf der Schlachtbank. Mein Mann und die Hebamme haben mich an jeder Seite an den Beinen festgehalten, oben hat sich eine Ärztin auf meinen Bauch geworfen und unten hat der Arzt einen Dammschnitt gemacht. Und ich hab dabei alles gegeben und das Kleine mit aller Gewalt aus mir rausgepresst. Ich habe die Symphyse dabei schnalzen hören, wie sie gerissen ist. Schmerzmittel und PDA hatte ich keine. Zum Glück ist meinem Baby nichts passiert und ich habe es gesund rausbekommen, aber ich habe das eben mit meiner Gesundheit bezahlt. Die Schmerzen bei der Geburt waren ein Klacks gegen die Schmerzen, die ich hinterher hatte.
Und ja: Wenn es hipp ist, auf so eine Erfahrung verzichten zu wollen, dann bin ich halt hipp.
Nach einem Kaiserschnitt kann man zwei Wochen nicht aufstehen.
Und dann kann es auch Probleme mit der Narbe geben wenn man pesch hat.
Darüber kann ich nur lächeln: ich konnte nach der Geburt 2 Monate nicht laufen und saß im Rollstuhl und dann noch 4 Wochen auf Krücken. Ich konnte mein Baby nicht tragen, nicht mit ihm spazieren gehen, oder es wickeln. Ich konnte nich mal allein aufs Klo oder in die Dusche.
Mein Mann musste mich in die Dusche heben (die Schmerzen, die ich dabei jedesmal hatte kann ich garnicht beschreiben), mir das Baby zum stillen bringen und es wickeln.
All diese spannenden Erfahrungen am Anfang sind mir genommen worden. Es tut so weh, sein Baby nicht selbst baden zu können, nicht bei der Untersuchung dabei zu sein. Mein erster Spaziergang mit meinen Baby sah so aus, dass mein Mann mich im Rollstuhl geschoben hat und meine Mutter mein Baby im Wagen.
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Zwei Wochen nicht laufen oder Probleme mit der Narbe? Schreckt mich kaum. Und auch das extrem geringe Risiko, dasss das Kind vielleicht (oder vielleicht auch nicht)einen minimalen Nachteil im Immunsystem hat, wiegt das Risiko nicht auf, was alles hätte passieren können, wenn ich in dem Moment zB keine Kraft mehr gehabt hätte und es länger stecken geblieben wäre.