Ich habe mir die Studie angeschaut. Solche Medienartikel fassen solche Studien oft falsch zusammen - die Journalisten haben schlechte Englischkenntnisse, schreiben irgendwo ab und haben keinen Plan von Statistik. Entsprechend hatte ich Recht:Noch interessanter waren die Ergebnisse für Frauen: Denn eine überschlanke Model-Figur kommt offenbar weniger gut an als landläufig erwartet. Frauen mit deutlichem Untergewicht haben demnach deutlich weniger sexuelle Erfahrungen als normalgewichtige und übergewichtige Frauen. Stattdessen scheinen üppige und selbst fettleibige Frauen mit einem BMI über 30 auf dem Partnermarkt durchaus erfolgreich zu sein: Sie hatten im Durchschnitt bereits acht bis zehn Sexualpartner, wie sich zeigte.
Das wird oben bei Focus (wenig überraschend) sehr verkürzt dargestellt und bezieht sich so nicht auf Frauen. Was oben dargestellt wird, kann nicht auf Frauen übertragen werden, sondern gilt für Männer. Für Frauen galt in der Studie, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Anzahl der Sexualpartner mit je unterschiedlicher Figur gab. Man kann dararus, dass untergewichtige Frauen weniger Sexualpartner haben, auch nicht schliessen, dass das an ihrem Untergewicht liegt, das sagt die Studie explizit - entsprechend lässt es sich nicht kausal auf Übergewicht mit der Anzahl der Sexualpartner übertragen. Die Studie hat auch grosse Limitationen, z.B. ist sie nicht repräsentativ. Sie trägt dahingehend ggf. einen Auswahlbias der Befragten, weil ein solches Thema womöglich stärker sexuell aktive und sexuell offene Menschen anzieht (z.B. - weitere Limitationen, siehe Link).
Für Frauen sagt die Studie - zumindest hinsichtlich Attraktivitätseinschätzung - folgendes zum Forschungsstand:
Preferences for body fat level in women vary substantially across cultures, with relative thinness being considered most attractive in most industrialized countries (Frederick, Forbes, & Berezovskaya, 2008; Gray & Frederick, 2012; Swami et al., 2010). Women at the lower end of the “normal” range of BMI in industrialized countries are generally rated most attractive, and BMI is a particularly strong predictor of attractiveness ratings (Swami & Tovee, 2005; Tovée, Reinhardt, Emery, & Cornelissen, 1998). In parallel, women who have higher body masses tend to be less satisfied with their appearance than women with lower body masses (Frederick, Forbes, et al., 2007; Frederick et al., 2006). Popular media and news media often promote the idea that higher BMI is linked to poorer health, which causes people to have more negative attitudes toward women (and men) with higher body masses (Saguy, Frederick, & Gruys, 2014). Thus, slender women likely have the greatest bargaining hand in industrialized countries. It is unclear, however, whether having a stronger bargaining hand and greater attractiveness will lead to more or fewer sex partners for women.
Ernstzunehmende Quellen ausserdem hier:
https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2019_Diskussionspapier_Adipositas_web.pdf
(unter Stigmatisierung, insbesondere Stroebe, 2008)
Obesity, Stigma, and Discrimination(Archived) - StatPearls - NCBI Bookshelf
www.ncbi.nlm.nih.gov
Obesity and Sexual Functioning - PMC
Sexual functioning is an important, yet often overlooked, aspect of quality of life for many individuals with obesity. With the growing recognition of obesity as a significant, international public health issue, a developing body of research has ...
The Relationships Between Sexual Function, Body Image, and Body Mass Index Among Women - Sexuality and Disability
The cross-sectional study was conducted to examine the relationship between sexual function, body mass index and body image among women. 193 women were included in the sampling. The data was collected using questionnaire form, the Female Sexual Function Index (FSFI), and Body Image Scale (BIS)...
Perception of overweight and obesity from different angles: a qualitative study - PubMed
With these results, this study enlightens lived realities of different groups of people. The results can be applied to improve existing instruments for the measurement of attitudes towards obesity.
Doppelte Last - Übergewichtige Menschen werden durch Mitbürger abgelehnt - DLR Gesundheitsforschung
Kritische Blicke, ein Tuscheln hinter vorgehaltener Hand, verständnisloses Kopfschütteln – diese Reaktionen von Mitmenschen gehören für viele Übergewichtige zum Alltag. Denn Vorurteile, Ausgrenzung und Diskriminierung begleiten übergewichtige und fettleibige Menschen meist ein ganzes Leben lang...
The relationship of female physical attractiveness to body fatness - PMC
Aspects of the female body may be attractive because they signal evolutionary fitness. Greater body fatness might reflect greater potential to survive famines, but individuals carrying larger fat stores may have poor health and lower fertility in ...
Jetzt aber genug mit OT. Wie gesagt, du nimmst das offenbar persönlich. Aber dadurch werden solche Aussagen nicht relativierbar und sie sind von der Forschung entsprechend gedeckt, zumindest hinsichtlich Attraktivitätswahrnehmung und Schwierigkeiten, die mit dem Übergewicht in romantischen Beziehungen assoziiert sind.