Ich sehe es vollkommen anders. Weder ist die Ausbildung nichts mehr wert, noch gibt es Quatsch Lehrberufe, noch sind die Nicht-Akademier einfach die Abgehängten.
Dazu möchte ich ein paar ausgewählte Zitate aufgreifen
quatsch-ausbildungen wie Kaufmann im Einzelhandel oder Fachlagerist
Diese Ausbildungen sind kein Quatsch, sondern sie sind wichtig und halten heutzutage viele systemrelevante Bereiche am Laufen. "Warum sind sie dann schlecht bezahlt?" möchte man fragen. Es sind nunmal auch Tätigkeiten, zu denen generell viele Menschen fähig sind. Es sind keine Spezialkenntnisse oder -fähigkeiten nötig, man braucht keine überdurchschnittliche Begabung etc. Dadurch können viele so eine Arbeit und Ausbildung absolvieren. Dementsprechend sind aber auch die Fähigkeiten nach der Ausbildung nicht extraordinär, sondern halt eine Basis, mit der man mit 20 arbeiten kann zum Mindestlohn oder darüber. Wer mit 50 nicht mehr vorzuweisen hat als so eine Ausbildung, wird halt immernoch in Arbeitsverhältnissen stecken, die für frisch Ausgelernte vorgesehen sind. Sie werden natürlich für ihre Ansprüche zu wenig verdienen, da sie nicht mehr 20 sind und einen höheren Lebensstandard wollen als frisch Ausgelernte.
nach dem Abschluss nur auf Leihfirmen hoffen können
Wer mit 50 nicht mehr vorzuweisen hat als so eine Ausbildung, wird halt immernoch in Arbeitsverhältnissen stecken, die für frisch Ausgelernte vorgesehen sind. Sie werden natürlich für ihre Ansprüche zu wenig verdienen, da sie nicht mehr 20 sind und einen höheren Lebensstandard wollen als frisch Ausgelernte.
Man braucht schon Weiterbildung oder tiefere Kenntnisse, um eben nicht in solchen Jobs zu landen. Man kann im Einzelhandel z.B. eine Fachkraft für Fleischwaren werden oder mit Elektroweiterbildungen ein Fachverkäufer im Saturn werden oder sowas. Man kann Fortbildungen zur Kommunikation machen oder zum Verkaufsgespräch. Auch Gucci oder Prada Läden zählen zum Einzelhandel.
Man muss nicht zwingend aufsteigen, aber wenn man sich nicht weiterentwickelt, bleibt man halt zurück und findet irgendwann nur noch Leihfirmen, weil man selbst einfach nichts mehr anzubieten hat. Ob jemand 4 Jahre an der Kasse saß oder 30 jahre macht keinen Unterschied.
zu deren Zeit konnte eine Ausbildung noch zu einem gut bezahlten Job führen
Zur heutigen Zeit auch noch, aber eben nicht mehr "nur" mit einer Ausbildung und sonst gar nichts. Schauen wir doch mal unsere Großeltern an, wie die mit Ausbildung zu guten Jobs gekommen sind. Mein Opa hat in der Sparkasse Sonderschichten Samstags am Schalter geschoben, damit sie in den Urlaub fahren konnten und das Haus abbezahlen. Er hat selbst auf der Baustelle mitgearbeitet, um Geld zu sparen. Da stand keiner und hat ihm 100.000 Mark geschenkt, weil er ne Ausbildung hatte. Er musste auch damals schon die Extrameile gehen, damit es ihm gut geht.
Wir haben keinen Arbeitskräftemangel, sondern einen Fachkräftemangel. Eine Fachkraft wirst du nicht mit abgeschlossener Ausbildung, sondern mit Fortbildung und besonderen Kenntnissen.
Es gibt dazu eine Liste mit Mangelberufen
Mangelberufe und der Großteil dieser Berufe sind Ausbildungsberufe. Da geht es z.B. um Orthopädietechniker, um Hoch- und Tiefbau, um Handwerk, Sanitär, Altenpflege, Krankenpflege etc. Und bevor jemand kommt mit schlechter Bezahlung etc. : Es werden Fachkräfte gesucht, nicht Leute mit abgeschlossener Ausbildung oder Helferfortbildung. Eine Freundin von mir hat mit Ende 20 als Krankenschwester und Pneumologieweiterbildung (Lunge etc.) schon mehr als 2,5k netto verdient ohne viele Nachtdienste. Solche Verdienste sind gut und nicht utetrbezahlt. Sie ging dann in die Intensivpflege von Behinderten und hat mehr verdient.
Aber auch hier gilt: Nein, nur mit abgeschlossener Ausbildung und ohne weitere Kenntnisse bist du keine Fachkraft. Dafür braucht es Weiterbildungen.
Arbeitsbedingungen in nicht akademischen Berufen oft sehr schlecht
Stimme ich überhaupt nicht zu, daher würde ich da gerne einen Beleg für diese Aussage haben.
Warum denn alle studieren wollen
Stimmt halt auch nicht. Die Akademikerquote steigt, ja, und auch seit Jahrzehnten, aber übrigens steigt sie seit Mitte des 19. Jh., also ca. ab 1850. Anfang des 20. Jh gab es auch schon 10x so viele Akademier wie Mitte des 19. Jh. Heute sind es ca. 20 % im Vergleich zu knappen 10 % vor 50 jahren, aber das heisst auch, dass 80 % keine Akademiker sind. Die Behauptung, dass alle studieren wollen, ist falsch.