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Nun doch Kontaktabbruch

Heute durchforste ich meine alten Themen und habe hier nachgelesen. Diesen Thread habe ich vor vierJahren eröffnet.

Es scheint mir im Nachhinein der Auftakt zu einem großen Befreiungsschlag gewesen zu sein, denn mein Leben hat sich seither sehr grundlegend geändert. Natürlich bin ich nicht im Paradies aufgewacht und es gibt immer noch eine Menge anstrengender und auch schwerer Momente. Aber trotzdem: ich führe inzwischen sehr viel mehr ein Leben, von dem ich behaupten kann, es sei uneingeschränkt meins, als jemals überhaupt.

Ein Jahr danach habe ich meinen sehr sicheren Job für die Freiberuflichkeit aufgegeben und bin immer noch damit glücklich https://www.hilferuf.de/thema/einbruch-selbstvertrauen-im-beruf.189294/. Ich kann arbeiten, was, wann, für wen und wie ich will. Das empfinde ich als großen Luxus und als große Freude. Allerdings merke ich in meinem Brotjob (der mich versichert und so), dass ich da zwar genieße, einfach so aufschlagen zu können und einfach nur das machen zu müssen, was man mir sagt und ansonsten keinerlei Verantwortung zu haben, aber dass ich dafür nicht mehr gemacht bin. Ich bin nicht mehr teamfähig, die KollegInnen strengen mich an. Mich gruselt es jetzt schon vor Weihnachtsfeiern und Co.

Dann habe ich nach sehr vielen Jahren des Alleinseins eine sehr große Liebe gefunden 😍🥰😘. Inzwischen ist die rosarote Brille von der Nase gerutscht und wir haben Alltag und auch Zoff und ich sehe auch seine Unzulänglichkeiten und meine in Bezug auf Kontakt, Empathie und Beziehungsfähigkeit. Aber: das beiderseitige Ringen um die Beziehung, die Gewissheit, dass es für beide dann zu Ende ist, wenn es wirklich zu Ende ist. Sein Bemühen um Verständnis für mich und sein Einfordern meines Verständnisses für ihn zu spüren, das ist wirklich eine so wunderbare Erfahrung und hat so viel geheilt.

Mit meiner Tochter habe ich eine sehr enge Verbindung inzwischen. Wir arbeiten sogar an einigen Projekten zusammen. Es ist toll.

Und meine Mutter? Immer noch kein Kontakt. Jetzt werden es bald vier Jahre. Das Thema wurde noch einmal sehr präsent, als mein Partner und ich uns gegenseitig unser Leben erzählten.
Zwischenzeitlich gab es in größeren Abständen Anflüge von Wehmut und Wärmegefühle in ihre Richtung. Und immer genau dann brachte sie es fertig, mich so zu verletzen, dass ich keine Mühe hatte mich daran zu erinnern, warum ich keinen Kontakt zu ihr will.

Inzwischen weiß ich genau, dass ein Kontakt erst dann möglich sein wird, wenn ihr das nicht mehr gelingt. Wenn ich alles, was da von ihrer Seite kommt, auch bei ihr lassen kann. Wenn ich für sie da sein kann, ohne jegliche Ansprüche und Erwartungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder ein Jahr später -und nicht zufällig an Weihnachten- ist das Thema da und präsent.

Meine Mutter wird alt. Totgesagte leben zwar länger, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie hochaltrig wird. Das liegt auch nicht so in unserer Familie. Wir neigen zum Glück auch nicht zu langwierigen chronischen Erkrankungen mit ewigen Leiden, kiloweise Medikamenten und Pflegebedürftigkeit. Wir legen uns ins Bett und sterben, was für ein Segen.

Sie macht sich Gedanken um das Erbe, hat mir meine älteste Tochter erzählt. Schon immer strebte sie, aus einer zwar durchaus gediegenen, aber weit weg von wohlhabend seienden Bauernfamilie stammend, nach Höherem. Schon immer faszinierte sie der gehobene Lebensstil und sie strebte nach Kultur. Sie hat es auch wirklich weit gebracht und dafür gesorgt, dass mein Zweig der Familie teils bewundernd, teils kopfschüttelnd als die Exoten aus der Stadt angesehen wurden.

Sie hat mir vor ca. 15 Jahren versprochen, dass sie mir etwas vererben wird. Dass das nicht nur so daher gesagt war, war mir damals schon klar. Und tatsächlich hat sie es seitdem zu (für unsere Verhältnisse) erheblichem Wohlstand gebracht. Dafür gesorgt hat eine günstige Heirat und zielstrebiges Handeln. Zielstrebig ist sie, ohne Frage. Schon immer.

Nun sorgt sie sich, dass ich das Erbe ausschlagen könnte und dass alle Mühen umsonst gewesen seien.

Und ich stehe einmal mehr vor diesen Themen. Wie kann ich es denn schaffen, sie unfallfrei in meinem Leben zu haben? Wenn ich mir vorstelle, wie sie anruft, mit am Tisch sitzt, da bekomme ich sofort Beklemmungen, kommt sofort die Angst.

Was, wenn sie doch pflegebedürftig wird? Wobei, so weit bin ich inzwischen schon. Ich werde mich darum kümmern, ich werde sie nicht im Stich lassen und dafür sorgen, dass sie eine gute Pflege bekommt. Geld genug hat sie ja. Aber ich werde sie nicht selbst pflegen und der Kontakt wird so sein, dass er mich nicht verletzt.

Ich frage mich sowieso schon die ganze Zeit, wie ich mit diesen Dingen umgehen werde. Ich würde gern vorbereitet sein für den Fall x. Gern schon entscheiden, zumindest für den Moment, wie ich handeln werde. Mir erscheint es einerseits unmoralisch ein Erbe anzutreten von einem Menschen, zu dem ich keinen Kontakt möchte. Andererseits haben wir alle wirklich viel gelitten, woran sie ihren Teil trägt und finanzielle Sicherheit kann so viel helfen. Und meine Kinder würden das auch nicht verstehen, glaube ich.

Und dann sehe ich auch meine Mutter und wie wichtig ihr das ist. Ich habe das Bedürfnis, ihr einen Brief zu schreiben und ihr zu sagen, dass die Früchte ihrer Bemühungen in der Familie bleiben werden und ich das Erbe nicht ausschlagen werde. Ich habe nur so Angst, dass sie das wieder zum Anlass nehmen wird an mir zu zerren, Vorwürfe zu machen und Bedingungen zu stellen.

Was denkt Ihr zu all dem? Wie würdet Ihr entscheiden?
 
Ich würde das Erbe ehrlich gesagt annehmen und als Art "Schadenersatz" sehen. Ob das nun moralisch verwerflich ist- nö, finde ich nicht.

Letztendlich kann dir der Wunsch deiner Mutter auch egal sein - wie man sich bettet, so liegt man.

Die Frage ist eher - womit findest DU deinen Seelenfrieden? Denn du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben 😉

Wenn du das Geld nicht unbedingt brauchst, kannst du auch einen Teil spenden, so kommt es wenigstens noch wem zu Gute. Auch eine Art der Wiedergutmachung für Menschen oder Tiere, die ähnlich leiden mussten wie du damals.

Ich finde es schon unheimlich großzügig, dass du dich um die Pflege kümmern möchtest. Das du nicht selbst pflegen möchtest, kann ich gut verstehen und das finde ich auch total in Ordnung.

Also - welche Möglichkeit bereitet dir am wenigsten Bauchschmerzen?
 
Danke, liebe Deliverance, dass Du Dich wie so oft meiner Themen annimmst.

Wenn ich denn wüsste, was mir am wenigsten Bauchschmerzen bereitet, dann wäre wohl der Drops gelutscht.

Tatsächlich ist es die Moral, die mir wohl am meisten im Wege steht.

Inzwischen habe ich mir überlegt, ihr einen Brief zu schreiben, in dem ich ihr mitteile, dass ich weiß, wie wichtig ihr das ist und dass ich ihre Wünsche achten werde. Dass sie sich da keine Sorgen machen müsse. Aber dass es ja aktuell noch gar keinen Anlass gibt und ich das deswegen auch nichts besprechen oder sonstwas möchte und dass das nichts an den gegenwärtigen Gegebenheiten ändert.

Sie könnte ja für ihren Seelenfrieden auch alles einfach den Enkeln vermachen.

Ich kann mir vorstellen, dass sie das aber für sich selbst braucht, mir eben wenigstens über das Erbe was Gutes zu tun noch.
 
Gerne 🙂

Na ja, besprechen muss sie mit dir ja nichts, sie kann ein entsprechendes Testament bei einem Notar verfassen und gut ist. Gut möglich, dass sie das Erbe also als Art der Kontaktaufnahme nutzt, um sich auch ein gutes Gewissen zu erkaufen. Leider kann es auch schnell zum Druckmittel werden.

Wenn dich das moralisch so stört, wäre es eventuell sinnvoll, dass du ihr in dem Brief mitteilst, dass sie es direkt an die Enkel vererbt.
Für mich klingt es so, dass du für dich schon beschlossen hast, dass du damit nichts zu tun haben möchtest und das klingt auch völlig nachvollziehbar.
Ich glaube, dir steht dann trotzdem der Pflichtanteil zu, außer du schlägst das Erbe beim Amtsgericht aus - bin mir da aber unsicher über die aktuellen Regelungen, von daher würde ich dir bei Gelegenheit eine fachliche Beratung empfehlen.

Wenn ich eins im Leben gelernt habe, dann das es keine aktuellen Anlässe braucht- am Ende stirbt man meist doch schneller und plötzlicher als gedacht und dann muss viel geregelt werden, was ganz schön anstrengend ist.
Wenn ich da an den Tod meiner Mutter denke, oh je....da war echt viel zu tun. Zum Erben gab es nur Schulden, dafür eine zugemüllte Messiewohnung. Das war richtig ätzend. Habs auch nur erledigt, damit der arme Vermieter sich mit dem Käse nicht herum schlagen muss.

Deswegen ist es eigentlich ganz sinnvoll, solche Sachen vorher zu klären. Mein Vater hat extra für mich eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen, damit ich mich nach seinem Tod nicht um den ganzen Mist kümmern muss, ich finds super!

Welchen Weg du auch gehst, schau auf dich und mach nicht Dinge, "weil man das so macht". Das gilt für Menschen mit gesunden Verhältnis zu den Eltern.
 
Toller Faden.
Diese Biografie und Mutterbeziehung erinnert mich sehr an meine Geschichte .

Meine Mutter ist nun auch alt..krank...dement...aber reich und jetzt freundlich geworden.
An all die extrem schlimmen Dinge ..welche sie mir antat....konnte sie sich noch nie erinnern...Verdrängung und Verharmlosung ist für sie wichtig ..
Manche Halbgeschwister...welche nicht wie ich bei der Oma aufwachsen.. verstarben als Kind .
Meine Mutter meinte..sie braucht diese Verdrängung um selber überleben zu können.

Meine Biografie habe ich mit Therapie und Familienaufstellungen als junges Mädchen aufgearbeitet.

Nach jahrzehntelangen Kontaktabbruch habe ich wieder Kontakt zu meiner Mutter und wir verstehen uns gut.
Ihr schwieriges Verhalten nehme ich nicht ernst und persönlich....sie ist wegen ihrer Vergangenheit und ihrem Suchtverhalten psychisch krank.
Therapie kennt sie nicht.
Früher waren für sie sowieso nur alle anderen Leute schuld und sie flippte aus wenn man sie berechtigter Weise kritisierte.
Liebe und Fürsorge konnte sie nicht geben.

Ich habe die Vergangenheit nicht vergessen..innerlich werde ich immer sehr viel Distanz zu ihr halten....aber sie ist auch nur ein Opfer ihrer eigenen
Biografie.
Auch ich nehme ihr Erbe an..sehe es als ein Teil einer Wiedergutmachung.

Eine feste Beziehung hilft um mit solch einer Vergangenheit leben zu können.

An deiner Stelle würde ich das Erbe annehmen..und ihr Verhalten nicht so ernst und persönlich nehmen..da sie von ihrer eigenen Vergangenheit geprägt ist.
Ihr schlimmes Verhalten hatte damals absolut nix mit dir persönlich zu tun .
Es ist wichtig immer eine grosse Distanz zu bewahren.
Und es ist gut..dass du es deinen Kindern erzählt hast.
Bei meinen Kindern tat ich es nicht..weil die Erinnerungen an früher in Bezug auf meine Mutter zu schlimm für mich sind.
Wenn meine Kinder psychische Schwierigkeiten hätten, würde ich ihnen mehr von meiner Mutter erzählen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich das Erbe ausschlage, geht es an die nächsten Erben über - der Pflichtteil wird einem ja nicht aufgezwungen.

Aber ja, mehrere Befürchtungen: wenn ich jetzt zu ihr Kontakt aufnehme, um sie zu beruhigen, dann könnte sie das zum Anlass nehmen, ihrerseits wieder auf der Matte zu stehen und mich mit allem Möglichen zu bombardieren.

Nächste Befürchtung: was, wenn sie auch weitere Familienmitglieder bedenkt und ich mich dann mit den Missbrauchstätern wegen des Erbes auseinander setzen muss? Kann ich von ihr verlangen, dass sie das vorab so klärt, dass ich das nicht muss? Können kann ich das sicher, aber ob das Sinn macht?

(puh, gerade fällt mir ein, dass die ja auch zur Beerdigung kommen werden - nee, also das wäre mir wirklich zu viel)

Außerdem bürde ich bei einer Ausschlagung meinen Kindern die komplette Abwicklung auf. Ich habe schon meinen Vater beerdigt, ich weiß, was das für ein Kram ist.

@cucaracha
Danke für Deine Geschichte. Eigentlich bin ich ja auch durch mit dem, was mir als Kind passiert ist. Zumindest in der Form, dass ich das als zu mir gehörig akzeptieren kann.

Aber es sind viele Dinge auch später noch passiert, in der jüngeren Vergangenheit. Und meine Mutter schafft es eben immer wieder, allem noch das Krönchen aufzusetzen.

Sie ist weder dement noch psychisch krank, sie könnte sich anders verhalten. Und ja, sie ist grenzenlos einsam und sicher sehr traurig. Das tut mir auch echt leid. Ich würde nicht so alt werden wollen.

Deinen Satz, sie habe mich nicht persönlich gemeint, der hat mich schon ein bisschen getroffen.
 
Wenn du befürchtest, dass sich deine Mutter weiterhin psychisch fies verhalten würde,
würde ich den Kontakt zu ihr nicht aufnehmen.

So wie sich deine Mutter zu dir verhalten hat, wirkt sie auf mich nicht psychisch gesund.
 
Du solltest schauen was es zu erben gibt. Wenn es eine bestimmte Summe Geld ist oder Grundstücke/Haus, welches nur an dich fällt, würde ich das nehmen. Auf jeden Fall. Wenn du aber Miteigentümer von Firmanteilen, Immobilien oder was auch immer wirst, Stelle ich mir das schlimm vor. Darüber zerstreiten sich schon "normale" Familien, von deiner Situation ganz zu schweigen. Du weißt das aber nicht genau, was vererbt wird, so liest sich das
Es spricht vieles dafür das vorher abzuklären. Das geht nur mit Kontaktaufnahme. Du kannst natürlich warten bis das Erbe anfällt und dann schauen. Aber wenn der Fall komplex ist hast du nur paar Wochen Zeit zu entscheiden. Und dann wird dir der Sinn wohl nicht danach stehen, Erbschaftsrecht durchzuhecheln was sich lohnt und was nicht.
 
Doch, ich weiß es ziemlich genau, weil meine Mutter mir das detailliert auseinander gesetzt hat, als wir noch Kontakte hatten und weil sie mit meiner ältesten Tochter öfter darüber spricht.

Es handelt sich um Schmuck, Geld und Immobilien. Wenn sie nicht gerade noch alle möglichen Familienmitglieder mitbedenkt, wäre ich Alleinerbin.

Nein, das erfrage ich auf keinen Fall.

Ich muss mich mit meinen Kindern zusammen setzen und besprechen, was jede einzelne Möglichkeit bedeuten würde, was da auf sie zukäme und ob und wie wir das händeln wollen.
 
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