Also, es ist kein "richtiges" Callcenter, in dem ich arbeite, sondern ein Inhouse Kundenservicecenter eines großen Unternehmens. Die Bezahlung erfolgt nach einem Tarifvertrag, der ok ist. Das und die Arbeitszeiten (keine Nachtschicht-, Wochenend-, Feiertagsarbeit) sind das einzig Gute an diesem Arbeitsplatz.
Keine Hilfe, eher meinen Senf dazu, weil ich auch schon so einen Job gemacht habe. Inhouse Kundenservicecenter klingt nur scheinbar besser als normales Callcenter, aber außer den genannten Kriterien unterscheiden sie sich kaum. In gewisser Hinsicht sind sie sogar schlimmer.
Karriere muss nicht sein. Ich will einfach nur weg aus der Telefonie. Dieser Job ist toxisch. Die Vorgesetzten sind toxisch. Die Arbeitsatmosphäre ist toxisch. Ich kann nur jedem von dieser Art von Tätigkeit abraten.
Kann ich nur zustimmen. Ich hab 2 Jahre so einen Job gemacht und im Großen und Ganzen entwickeln sich die Leute in 2 Richtungen: a) sie gehen psychisch dran kaputt (wie bei mir) oder b) sie werden zum Charakterschwein und stumpfen seelisch ab.
Wir haben momentan mit vielen wütenden Kunden zu tun, die sich m.E. zurecht über das Unternehmen beschweren, da die Kosten im Vergleich zum abnehmenden Service Wucher sind und die Mitbewerber bessere Angebote haben.
Kommt mir bekannt vor. Für einen Außenstehenden mag es unvorstellbar sein, aber es kann extrem belastend sein, wenn man regelmäßig mit "Na ihr Arschl*cher!" oder "Euch sollte man alle aufhängen!" oder auch dem obligatorischen "Nazi" betitelt wird.
Man wird so oft beschimpft und als Prellbock missbraucht...
Besonders viel Unverständnis erntet man als Callcenteragent, wenn man den Kunden sagen muss, dass man keinen Einfluß darauf hat, welcher Techniker kommt und wann er da ist. Und dass man den Anrufer auch nicht bis zum Chef durchstellen kann.
Des Weiteren wird der Druck auf uns Agents immer weiter erhöht, es müssen immer mehr Calls/h geschafft werden, natürlich fallabschließend und mit wenigen Sekunden Nachbearbeitungszeit.
Kommt mir bekannt vor. Ich hab bei einem Maschinenhersteller, d.h. wir waren quasi die "Störungsannahme". Insgesamt waren es nur rund 4000 Kunden mit etwa 7000 Geräten. Irgendwann kam die Chefin des Callcenters auf die dämliche Idee, dem amerikanischen Konzern, zu dem wir gehörten, zeigen zu müssen, wie wichtig unsere Abteilung doch sei, indem sie jedem einzelnen Mitarbeiter eine Anrufzeit von 400min täglich auferlegte (reine Anrufzeit, Nachbearbeitungszeit nicht mitgerechnet). Ähm...das Callcenter war eine Störungsannahme, wie soll man da auf 400min kommen ? Man kann die Kunden ja nicht zwingen anzurufen. Eine Kollegin hats mal spaßenshalber ausgerechnet: damit alle Callcenteragenten auf 400min Telefoniezeit kommen, müsst man mit jedem einzelnen Kunden 3min pro Tag reden...auch wenn gar nichts kaputt ist. Wie soll das funktionieren? An manchen Tagen, wenns ruhiger war, kam man auf 50min, wenn viel los war, waren es mal 300-320min. Ich kann es an einer Hand abzählen, wieviele Tage ich hatte, wo ich tatsächlich mal auf 400min kam.
Ich werde mich jetzt einfach wieder bewerben, da ich diesen Job einfach nicht meiner mentalen und körperlichen Gesundheit vereinbaren kann. Es fällt mir selbst im Urlaub schwer abzuschalten und es gibt Tage, an denen mir nach der Arbeit regelrecht schwindelig ist und ich mich zu schwach fühle, um zu laufen.
Meine Zeit im Callcenter ist schon über 3 Jahre her, aber einen "Schaden" habe ich trotzdem davon getragen. Ich bin in der Zeit dort extrem depressiv geworden, stand zwischenzeitlich sogar kurz vorm Suizid wegen dieses Jobs. Noch heute reagiere ich sehr allergisch auf Stress, speziell dann, wenn zuviele unterschiedliche Sachen in kurzer Zeit auf mich einstürmen. Dann werde ich unorganisiert und kann die Aufgaben nicht mehr nach Wichtigkeit ordnen, was im Beruf meist zu noch mehr Stress führt. Und Stress mach mich auch noch vergesslich, was noch erschwerend hinzukommt.
Nachdem mich eine Psychiaterin für 4 Monate aus dem Verkehr zog, merkte ich damals, dass mir der Abstand zu dieser Firma gut tat. Aber schon die obligatorische Mail, dass ich weiter krankgeschrieben bin, war eine immense Belastung für mich.
Mein Seelenheil suchte ich dann darin, dass ich mir einen anderen Job suchte und ein halbes Jahr ging es mir tatsächlich prima. Bis mein Chef meinte, dass die Sachen, die eintraten, obwohl ich ihn gewarnt hatte (und die er abgelehnt hatte!), ja eigentlich meine Schuld seien. Ab da gings wieder abwärts. Das Ende vom Lied: ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich einfach nicht mehr die Kraft habe, mich mit ständig wechselnden Arbeitsbedingungen rumzuschlagen und mich für Sachen vollmaulen zu lassen, die gar nicht in meine Zuständigkeit und Verantwortung fallen.