Hallo nochmal, Traubensaft!
Ja, das kenne ich sehr gut, mir geht es da ähnlich, dass ich mich in einer neuen Gruppe zu Beginn oft unwohl/unsicher fühle und es extrem lange dauert, bis ein Gefühl von 'Zugehörigkeit' entsteht. Trotzdem gab und gibt es auch immer wieder Situationen, wo das deutlich weniger ausgeprägt ist und ich weiß, dass es nicht grundsätzlich so sein muss. Und ja, dafür spielt es für mich durchaus eine Rolle, ob/wie ich einer Gruppe vorgestellt werde bzw. mich vorstellen kann. Andere Menschen machen sich vielleicht ganz unkompliziert zwischendurch bekannt oder legen da keinen so großen Wert drauf, aber ich finde schon, dass es für eine/n Leiter/in einer Gruppe spricht, wenn er/sie die gegenseitige Vorstellung wichtig nimmt - für den/die Neue und für die Gruppe.
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich würde nicht schon bei der ersten Kontaktaufnahme per Mail oder am Telefon viel persönliches erzählen, wobei das auf jeden Fall eine ganz individuelle Entscheidung ist und auch davon abhängt, wie wichtig es dir ist die Information los zu werden. Ich habe es bisher (auch in den Dojos, in denen es mir nicht so gut gefallen hat) immer so erlebt, dass der/die Lehrer/in sich vor dem Probetraining oder, wenn das aus irgendwelchen Gründen zeitlich nicht möglich war, zumindest nach dem Training, mit mir unterherhalten hat und dabei auf jeden Fall Gelegenheit gewesen wäre entsprechendes anzusprechen. Allerdings hatte ich auch nie die Befürchtung schon während der ersten Stunde getriggert zu werden oder sonstwie überfordert zu sein und für andere auffällig zu reagieren. Ob ich unter den Umständen überhaupt den Mut hätte zu einem Probetraining zu gehen weiß ich nicht. Vielleicht würde ich mich auch erst einmal für etwas 'harmloseres' wie Feldenkrais oder Qi-Gong entscheiden, das auch in der Gruppe aber ohne direkte Trainingspartner/innen stattfindet.
Auf jeden Fall kenne ich es nur so, dass jede/r IMMER selber entscheidet, was er/sie mitmacht und sich JEDERZEIT an den Rand setzen kann, ohne wenn und aber und ohne Erklärungen. Das alleine hat mir immer viel Sicherheit gegeben und ich wüsste nicht, wie es anders funktionieren sollte. Und es hat ja auch mit meiner Verantwortung für mich selbst und meine/n Partner/in zu tun, dass ich nur in einem Zustand auf der Matte stehe, in dem ich voll zurechnungsfähig bin. Das Bedürfnis ohne Anzug zu trainieren hatte ich selber noch nie, egal wie heiß es war. Es war aber soweit ich mich erinnere auch nie ein Problem, wenn jemand mal nur ein weißes T-Shirt zur Hose an hatte und die Hakama-Träger haben immer selber entschieden, ob sie ihn hitzebedingt weglassen.
Grundsätzlich kenne ich die Überlegungen, was 'normal' und üblich ist und ob ich mich nur anstelle und lernen muss mit gewissen Vorgaben zu leben. In vielen Situationen, immer wieder. Aber dein Post hat mich angesprochen, weil das Aikido für mich ein Bereich ist, wo ich mir diese Fragen nicht (mehr) stellen will und keine 'Kompromisse' mache - wenn es nicht passt, dann passt es nicht und dann gehe ich da auch nicht hin, ganz egal ob es an mir, der Gruppe oder dem/der Lehrer/in liegt.