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Sexuelle Gewalt während meines Auslandsaufenthaltes (Triggerwarnung)

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

die Geschehnisse sind schon einige Jahre her. Ich habe es auch lange verdrängt aber zuletzt holt es mich immer wieder ein und beschäftigt mich. Ich traue mich nicht so richtig mit jemandem darüber zu reden aber hoffe, es hilft ein wenig mir das hier von der Seele zu schreiben.

Also es ist schon 10 Jahre her. Ich war für ein paar Monate in Mittelamerika und dort in einer Gastfamilie untergebracht. Meine Gastmutter war sehr nett, der Rest der Familie sprach nicht viel mit mir. Besonders schlimm war mein Gastbruder. Er war richtig eingebildet, arrogant und hielt sich für unwiderstehlich. Ich ignorierte ihn einfach.

Ich war über den Jahreswechsel dort und die Familie wollte ein paar Tage verreisen. Mein Gastbruder fuhr nicht mit und ich fand es schon ein wenig unbehaglich, die nächsten Tage mit ihm alleine Zuhause zu sein. Aber ich dachte wir würden uns eh nicht viel sehen und ich wollte ebenfalls ein paar Tage an den Strand. Es kam aber ein Abend an dem wir beide Zuhause waren. Zu meiner Überraschung bat er mir ein Bier an. Ich nahm an und wir saßen im Wohnzimmer tranken Bier und unterhielten uns (und er hat sonst nicht mal ein einziges Wort mit mir gesprochen). Es entwickelte sich zunächst zu einen richtig lustigen Abend. Wir tranken immer mehr Alkohol und später waren wir auf seinem Zimmer und hörten über den Laptop Musik. Ich war schon sehr betrunken und tanzte ein bisschen. Er saß auf dem Bett und sah mich an. Dann sagte er auf einmal ich solle mich ausziehen und tanzen. Ich war völlig überrascht und sagte "Nein! Mach du doch!" (warum auch immer) Er sprang jedenfalls vom Bett auf, zog sich beim Aufstehen schon das T-Shirt aus. Dann packte er mich und küsste mich, dabei schob er mir schon das Top hoch. Ich war total überrumpelt, wendete mich aber von ihm ab. Als ich mir das Top wieder runterziehen wollte, zog er mir die Hose runter. Und als ich eben diese wieder hochziehen wollte, riss er mir einfach das Top über den Kopf. Dann stand ich da im BH, hielt die Arme vor mich. Die Tür war direkt hinter mir und ich drehte mich um und wollte raus laufen. Aber er war schneller, er drückte die Tür zu und schloss ab. Dann packte er mich und drückte mich aufs Bett.

Ich war so betrunken und es ging alles so schnell. Schneller als ich irgendwie begreifen konnte, lag ich ohne Klamotten da. Er war über mir und drang in mich ein... ich war überhaupt nicht in der Lage mich zu wehren, ich fühlte mich auf einmal so machtlos. Dann habe ich es einfach über mich ergehen lassen... Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, obwohl es wohl gar nicht so lange gedauert hat. Es war einfach zu seiner schnellen Befriedigung. Als er fertig war, rollte er von mir runter und schlief neben mir ein. Er legte sogar den Arm um mich! Ich lag einfach regungslos da, bewegte mich echt keinen Millimeter. Ich lag bestimmt eine Stunde so da bis ich ganz vorsichtig aufgestanden bin und mich aus dem Zimmer geschlichen habe. In meinem Zimmer habe ich mich eingeschlossen. Den Rest der Nacht lag ich wach im Bett und konnte einfach überhaupt nicht verstehen, was da passiert ist.

Er kam noch drei weitere Male auf mich zu. Immer richtig offensiv. Stand einfach nackt in meiner Tür mit seinem Penis in der Hand. Ich habe mich einfach darauf eingelassen auch wenn es mich angewidert hat... Und ich weiß nicht warum. Um die Kontrolle zurück zu bekommen? Oder mir selber die Schuld zu geben? Ich habe auch lange gedacht, es wäre meine Schuld gewesen. Auch wenn es dafür gar keinen Anlass gab. Ich habe ihn nicht angemacht, war nicht aufreizend angezogen (auch wenn das ebenso keine Rolle spielt). Ich habe oft darüber nachgedacht, es aber einfach nicht verstanden. Irgendwann habe ich aufgehört daran zu denken, viele Jahre lang. Ich habe es ein fach verdrängt.

Dann kam die MeToo-Debatte. Und ich war richtig mitgenommen und geschockt. Es ist so fruchtbar, wie viele Frauen von Belästigungen und sexueller Gewalt betroffen sind!!! Und ich dachte in dem Moment wirklich noch, zum Glück ist mir sowas noch nie passiert.... Bis es mir irgendwann dämmerte. So sehr habe ich es verdrängt. Die ganze Situation lief immer wieder vor meinen Augen ab. Und auf einmal hat es mich auch richtig getroffen. Ich hatte Panikattacken, mein Herz raste, ich dachte ich bekomme keine Luft mehr. Nachts konnte ich nicht mehr schlafen, lag oft leise weinend neben meinem Mann im Bett. Er weiß es bis jetzt nicht, ich kann es ihm nicht sagen...

Das ging einige Monate so. Und ich war emotional völlig erschöpft. Aber traute mich nicht darüber zu reden. Irgendwann hatte ich es einfach so satt! Das dieser widerliche Typ wieder so eine Kontrolle über mich hatte! Er war es einfach nicht wert, dass ich mich wegen dem so kaputt machte. Wo ich jetzt in einer glücklichen Beziehung war. Außerdem war er so weit weg und ich würde ihn nie wieder sehen. Ich verfrachtete es einfach wieder ganz nach hinten in die dunkelste Ecke meines Gehirns. Für eine Weile klappte das auch.

Es kommt immer wieder mal hoch. Und es fällt mir auch jetzt noch schwer, das Erlebte als das zu bezeichnen was es ist. Ich dachte immer, man würde sich so einer Situation ganz anders verhalten und das ich irgendwas falsch gemacht hätte. Und das es einen auch nachhaltig ganz anders verändern würde. Ach, eigentlich weiß ich nicht, was ich überhaupt dachte. Es gibt ja auch keine Anleitung für solche Situationen.

Vor kurzem jedenfalls, hat er mir eine Anfrage bei Facebook geschickt. Ich wollte es erst einfach ignorieren. Und dann habe sie doch angenommen und dachte, vielleicht hat er irgendwas zu sagen. Oder vielleicht traue ich mich auch, ihm zu sagen, was er damals getan hat. Ich habe mich natürlich nicht getraut. Und das er weiß, was er getan hat, war wohl auch zu viel erwartet. Er kam zwar natürlich auf die Sache zu sprechen, bezeichnete es aber als eine "großartige Erinnerung". Eine großartige Erinnerung! Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Und trotzdem kann ich es ihm einfach nicht sagen! Obwohl es mich so verletzt hat. Wie ich ihn kenne, wird er sich dadurch bestimmt nur noch mehr auf sich einbilden. Und ich fühle mich irgendwie zu stolz zuzugeben, wie sehr er mich erniedrigt hat. Aber es brachte mich dazu, das jetzt endlich mal aus meinem Kopf rauszulassen und mir hoffentlich ein bisschen die Last zu nehmen.

Puh! Nun ist es endlich raus!Es ist wirklich lang geworden. Ich danke euch schon sehr fürs zuhören und muss nun erst einmal die geballten Emotionen wieder sacken lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Ja, das lief über eine Organisation. Ich weiß nicht ob seine Familie noch an dem Programm teilnimmt, er hat ja inzwischen auch seine eigene Familie. Aber das kann ich herausfinden. Ich habe mich auch schon gefragt, ob es vor mir vielleicht auch schon andere getroffen hat.
 

Jusehr

Sehr aktives Mitglied
Ich habe ja nicht unbedingt den Eindruck, dass der sich verändert hat.

Natürlich ist es auch wichtig, wie Du nun klar kommst. Vielleicht solltest Du das professionell aufarbeiten. Mit einer entsprechenden Gesprächspartnerin.
 
M

Mia77

Gast
Er sprang jedenfalls vom Bett auf, zog sich beim Aufstehen schon das T-Shirt aus. Dann packte er mich und küsste mich, dabei schob er mir schon das Top hoch. Ich war total überrumpelt, wendete mich aber von ihm ab. Als ich mir das Top wieder runterziehen wollte, zog er mir die Hose runter. Und als ich eben diese wieder hochziehen wollte, riss er mir einfach das Top über den Kopf. Dann stand ich da im BH, hielt die Arme vor mich. Die Tür war direkt hinter mir und ich drehte mich um und wollte raus laufen. Aber er war schneller, er drückte die Tür zu und schloss ab. Dann packte er mich und drückte mich aufs Bett.
Nein, so einen würde ich nicht davon kommen lassen. Das ist ein Täter.
Natürlich ist es etwas kompliziert der Sache juristisch nachzugehen, da es über Jahre und Ländergrenzen hinweg verläuft. Das kostet viel Kraft, die Du momentan vielleicht nicht aufbringen willst.
Das Mindeste was Du aber tun kannst, ist ein ausführliches Schreiben über das zu verfassen, was sich zugetragen hat. Und zeitgleich an seine Ursprungsfamilie und die Organisation zu senden. Die sollen da weiter ermitteln. Da Du ihm nicht sagen möchtest/kannst, das er kriminell ist, stell ihn bloß.

Ich weiß nicht ob seine Familie noch an dem Programm teilnimmt, er hat ja inzwischen auch seine eigene Familie.
Oh Gott! Gerade dann würde ich es nicht auf sich beruhen lassen.

Ich dachte immer, man würde sich so einer Situation ganz anders verhalten und das ich irgendwas falsch gemacht hätte.
Nein, Du hast nichts falsch gemacht.
Manche haben kein Gewissen und sind einfach schlechte Menschen.
Man geht immer von seinen Werten aus, und hinterfragt sich dann am Ende selbst wenn andere schockierend handeln.
So wie er verhält sich nicht ein gesunder Mensch.

Frauenrechte sind eine schöne Sache. Aber man muss auch seine Stimme erheben, was soll sich sonst ändern ...
 

Amory

Aktives Mitglied
Er kam zwar natürlich auf die Sache zu sprechen, bezeichnete es aber als eine "großartige Erinnerung". Eine großartige Erinnerung! Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
Nun, er sieht sich nicht als Täter. Und wird immer behaupten, dass Du es genauso gewollt hast wie er. Weil er es leider so empfunden hat, da er sich ja als toller Hecht sieht, der Dich beglückt hat. Und nicht bemerkt hat, dass es für Dich alles andere als gewollt war.

Egal was Du dieser Organisation schreibst, oder was Du sonst versuchst, länderübergreifend und 10 Jahre nach der Tat, gegen ihn vorzubringen. Er wird es abstreiten.

Ich würde mir das nicht antun. Sondern versuchen einen anderen Weg zu finden, dieses Erlebnis für mich selber zu verarbeiten. Therapie. Oder vielleicht reicht es Dir schon, dass Du es hier endlich mal rauslassen kannst! Oder vielleicht hast Du auch die Kraft, Dich Deinem Mann oder einer Freundin zu öffnen.
 

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Hallo,

Ich wollte mich schon mal für Eure Rückmeldungen bedanken! Da ich mit meinem kleinen Sohn Zuhause bin, finde ich momentan wenig Zeit und Ruhe zum Antworten. Es fühlt sich aufjedenfall gut an, es sich von der Seele geschrieben zu haben und ich bin auch ermutigt das Thema weiter anzugehen. Ich denke, das war ein guter Anfang
 

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Ich habe ja nicht unbedingt den Eindruck, dass der sich verändert hat.

Natürlich ist es auch wichtig, wie Du nun klar kommst. Vielleicht solltest Du das professionell aufarbeiten. Mit einer entsprechenden Gesprächspartnerin.
Der hat sich nicht verändert! Das zeigen schon die Gespräche mit ihm...

Also ich glaube, das hier hat mich zumindest auf den richtigen Weg gebracht. Das hier loszuwerden tat schon sehr gut aber ich weiß auch, dass noch mehr passieren muss.

Wenn ich weiß, dass seine Familie oder er immer noch am Programm teilnehmen und noch andere Freiwillige betroffen sein könnten, dann würde ich die Organisation auch informieren. Aber ich glaube sonst fange ich diesen öffentlichen Kampf nicht an.
 

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Nein, so einen würde ich nicht davon kommen lassen. Das ist ein Täter.
Natürlich ist es etwas kompliziert der Sache juristisch nachzugehen, da es über Jahre und Ländergrenzen hinweg verläuft. Das kostet viel Kraft, die Du momentan vielleicht nicht aufbringen willst.
Das Mindeste was Du aber tun kannst, ist ein ausführliches Schreiben über das zu verfassen, was sich zugetragen hat. Und zeitgleich an seine Ursprungsfamilie und die Organisation zu senden. Die sollen da weiter ermitteln. Da Du ihm nicht sagen möchtest/kannst, das er kriminell ist, stell ihn bloß
Grundsätzlich stimme ich Dir da zu, dass man so jemanden nicht davonkommen lassen sollte. Es ist aber wirklich schwierig nach so vielen Jahren und das möchte ich mir auch nicht antun. Wie schon gesagt, sollten wirklich andere gefährdet sein, dann würde ich zumindest Kontakt mit der Organisation aufnehmen.

Das mit dem bloßstellen ist so eine Sache. Mir ist eigentlich richtig danach sein Leben zu zerstören, ich habe so eine Wut! Vor allem weil er mir jetzt immer noch anzügliche Sachen schreibt und mich belästigt (das ich mir das gerade antue muss noch irgendeinen guten Grund haben). Ich lasse mich darauf gar nicht ein aber das interessiert ihn auch nicht. Und er hat eben Familie! Ich weiß wer seine Frau ist. Und ich überlege einfach, ob ich sie informiere. Sie sollte wissen was für ein A**** er ist. Sie sitzt mit drei Kindern Zuhause und er zieht sowas ab.

Frauenrechte sind eine schöne Sache. Aber man muss auch seine Stimme erheben, was soll sich sonst ändern
Dem stimme ich Dir vollkommen zu! Ich verstehe aber auch warum es für viele so schwierig ist... Als ich das hier geschrieben habe, wollte ich das auch erstmal nur loswerden. Einfach ein bisschen Last loswerden. Jetzt fühle ich mich aber auch dazu ermutigt mehr zu tun! Es seiner Frau sagen und es ihm vielleicht doch einfach auch direkt zu sagen, dass er ein schlechter Mensch ist! Dazu brauche ich noch etwas Mut aber ich habe es mir fest vorgenommen. Und dann muss auch der Kontakt endgültig beendet sein.
 

dunkelbunt90

Neues Mitglied
Nun, er sieht sich nicht als Täter. Und wird immer behaupten, dass Du es genauso gewollt hast wie er. Weil er es leider so empfunden hat, da er sich ja als toller Hecht sieht, der Dich beglückt hat. Und nicht bemerkt hat, dass es für Dich alles andere als gewollt war.

Egal was Du dieser Organisation schreibst, oder was Du sonst versuchst, länderübergreifend und 10 Jahre nach der Tat, gegen ihn vorzubringen. Er wird es abstreiten.

Ich würde mir das nicht antun. Sondern versuchen einen anderen Weg zu finden, dieses Erlebnis für mich selber zu verarbeiten. Therapie. Oder vielleicht reicht es Dir schon, dass Du es hier endlich mal rauslassen kannst! Oder vielleicht hast Du auch die Kraft, Dich Deinem Mann oder einer Freundin zu öffnen.
Auch Dir nochmal vielen Dank für Deine Rückmeldung! Gerade habe ich mal wieder etwas Luft.
Das hier hat mich schon auf den richtigen Weg gebracht. Auch wenn ich es anfangs gar nicht machen wollte, werde ich nun doch mit einer Freundin, der ich sehr vertraue, darüber sprechen. Wir treffen uns bald. Und inzwischen bin ich ja auch entschlossen ihn damit zu konfrontieren (ob er es nun einsehen will oder nicht). Mir fehlt momentan immer noch der Mut. Und da erhoffe ich mir auch noch etwas Unterstützung von meiner Freundin.
 

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