Hallo K.,
so gut, wie ein erfahrener Psychologe kenne ich mich mit dieser Sache nicht aus. Nur als Betroffener. Ich hatte nur das Glück, dass ich erst sehr spät an dieser Krankheit erkrankt bin. Ich denke, dass das der Grund ist, weshalb ich mich gut an mir selber festhalten kann.
Aber ich war auch mal da, wo du dich gerade befindest, wenn auch anders.
Ich finde es wichtig seine Situation anzunehmen und von sich zu wissen, dass man sich pflegen muss. Schizophrenie ist keine einfache Sache.
Deshalb solltest du versuchen deine Seele zu pflegen. Auf sie zu hören und das zu tun, wo sie dir zeigt, dass es dir gut tut. Ich hatte auch lange Antriebsschwierigkeiten. Ich hab mich dann in mein Bett verzogen und es mir da gemütlich gemacht. Da ich sowieso wenig soziale Kontakte hatte. Wenn ich Hunger hatte, dann habe ich das gemacht, worauf ich Lust hatte. Und wenn ich auf nichts wirklich Lust hatte, dann habe ich so lange gewartet bis ich so richtig Essensbedarf hatte und mir dann einfach ein Toast mit einer Wurstscheibe dazwischen verschlungen.
Und das ist eine gute Erfahrung. Eine die zur Genesung führt. Weil man fühlt in diesem Moment so richtig, wie das einfachste Essen die lebensnotwendigen und erhaltenen Symptome befriedigt und man so echte Lebensgefühle in sich weckt.
Bei der Krankheit ist es ja so, dass man alle möglichen Wahrnehmungen hat und alles ist ein großes Durcheinander. Aber so glaube ich trainiert man seine Gefühlswelt sich auf die wirklichen Probleme zu lenken und zeigt so seiner innen Welt, worum es wirklich geht!
Man redet so tacheles mit ihr. Genauso ist es finde ich mit dem Duschen oder dem Aufräumen.
Die normale Gesellschaft bekommt immer alles auf die Reihe. Die Menschen essen bevor sie Hunger haben, gehen ins Bett bevor sie müde sind, waschen sich bevor sie schmutzig werden. Und das alles habe ich erst dann gemacht, wenn es notwendig war. Dann, wenn ich fühlen kann, dass es etwas nutzt, etwas verändert und meine gefühlsmäßige Lage verbessert.
Wenn du Lust hast kannst du mir/uns ein bisschen aus deinem tristen Alltagsleben als psychisch Kranke erzählen? Ich kenne die Geschichten von anderen und habe sie selber erlebt. Und hier gibt es bestimmt auch noch andere. Es hilft dir deine Gedanken zu ordnen und meinem Eindruck nach tut es bei dieser Krankheit gut, wenn man von sich erzählt. Und vielleicht können wir dir noch andere Tipps geben?
Mir hat es gerade mit dem Essen gut getan so klare Signale von Innen zu bekommen und naütrlichen Gefühlen folgen zu können. Ich hoffe, dass es für dich auch ein kleines Schlüsselerlebnis werden kann. Weil es bewusst zu verstehen gibt einen bei diesem Chaos finde ich eine gute Orientierung und man kann so klarer die Impulse aus der Innenwelt einordnen.
lg t.