(Man kann die Bücher auch gebraucht auf ebay kaufen. Dann sind sie viel günstiger. Oder Secondhand-Buchläden. Die gibt es auch online. Im Nachhinein hab ich jetzt auch gesehen, dass das von 2016 ist. Vielleicht wurde TE ja in der Zwischenzeit umgestimmt oder whatever. Aber egal. Vielleicht mach ich damit ja doch noch die Serie schmackhaft.
Aber ACHTUNG! Spoilerwarnung!)
Was ich an der Serie mag/mochte?
Das Kostümdesign - Michele Clapton hat hier unfassbar tolle Arbeit geleistet. Jede Robe, jede Verziehrung ist nicht einfach wahllos, sondern es wurde sich unfassbar viele Gedanken gemacht. Die Entwicklung und Geschichte eines Charakter spiegelt sich im Design wieder. Auch ihre inneren Zustände und Gefühle wurden im Kostüm ausgedrückt. Zu wem sie sich verbunden fühlten oder von wem sie unterworfen wurden. Man mag sich da nur mal die Kostümentwicklung von Daenerys ansehen. Vom schüchternen und braven, locker, luftigen bis zur stahlharten Panzerausrüstung, die zum Ende hin so weit hochgeschlossen war, das gefühlt nichts mehr von ihrem "selbst" übrig war. Oder Sansa, die ihre Geschichte um den Hals trägt als Kette, ihre Brautkleider. Uff. Ganz großes Kunstwerk. Es gibt dazu einen wunderbaren reddit, der die ganzen Prozesse verdeutlicht.
Der Soundtrack - uff. Das muss man auch mal live erlebt haben. Mein Partner und ich hatten uns das mal gemeinsam in einer Philharmonie angehört. Einfach - wow. Es gibt ein gewisses Grundtheme, aber jede Fraktion, jeder Charakter, und jede Geschichtswendung hat ihren eigenen Klang. Düster bis melodisch, alles mit der klaren Linie des Themes, immer wieder anders interpretiert. Das kann man sich nicht so nebenbei anhören. Es ist einfach eine unfassbar gut gemacht und komponierte Reise durch die Welt, die da erschaffen worden ist.
Die Charaktere - die Charaktere sind toll herausgearbeitet (bis auf die letzten beiden Staffeln, da gabs totale Einknicke in der Charaktererzählung. Aber gut, die Showmacher wollten zum Ende kommen. Das ging aber leider über Leichen.) niemand hat motivloses Handeln, sondern es gibt für alles einen Grund. Niemand ist einfach nur böse, weil es böse ist, wie es oft Fantasywelten haben, die schlecht erzählt werden. Jemand ist böse geworden, weil er etwas möchte, etwas rächen will, ein Ziel hat. Naja, bis auf Ramsay. Ramsay ist nochmal ein Abgrund für sich. Aber - man hat sich nicht davor gescheut auch diese tiefsten Abgründe zu zeigen. Es gab keine Verschönung. Und vieles wurde aus der Realität genommen. Daenerys die als junges Mädchen verkauft wird nur um eine Allianz aufzubauen und die sich durch harte Kämpfe stellen muss um sich endlich zu emanzipieren und sich von ihren Fesseln der Unterdrückung zu lösen. Das kennen wir auch in unserer realen Welt, in denen junge Mädchen verkauft werden und ihrem Schicksal überlassen werden. Wie sich andere sich dir gegenüber verschwören können und hintergehen. Aber auch, dass du in dunklen Stunden jemanden an deiner Seite findest, von dem du es niemals gedacht hättest (der Hund. Uff.)
Die Storyerzählung ist auch wunderbar gemacht, die erst völlig verstreut in allen Ecken anfängt und langsam alle in Königsmund zulaufen. Alle müssen Zeuge ihres eigenen Schicksals werden (ein total super gemachter Serienanfang. Nur wenige Serien schaffen es schon so einen Paukenschlag zu erreichen.) und erleben aber wie sie nach und nach ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen - und wie selten das aber auch gut gehen kann und vor ganz andere Herausforderungen stellen kann.
Setdesign - das Setdesign ist wirklich gelungen. Es wurde natürlich auch viel Green Screen benutzt und Animatronics, aber vorallem die Spanischen Küsten wurden sehr schön in Szene gesetzt. Hier sieht man auch die wunderbare Kameraführungen, die diese Szenerien nicht nur toll in Szene setzen sondern auch zu imposanten Schlachtfeldern und Hintergründen nutzt für die Story. Es wird eine ganze Welt geschaffen vor dem Auge, das einfach total toll anzusehen ist.
Casting - das Casting ist einfach richtig top. Top top top. Kit Harrington, Emilia Clarke (eine so wunderbare Frau), Peter Dinklage, Lena Headey, ach alle! sind richtig gut gecastet und verkörpern ihre Rollen. Man merkt dass sich da mit den Rollen wirklich auseinander gesetzt wurde. Wieviel Training hinein geflossen ist, an jeder Schraube wurde gedreht um dieses Epos wirklich gut darstellen zu können. Lena Headey hat hier wirklich mit einer ihren besten Leistungen gebracht. Die Frau, die den Tod ihrer Kinder erleben muss, wie ihr Reich untergeht und sie nurnoch zusehen kann. Wow. Gwendoline Christie als Brienne, uff! Wirklich super.
Die Welt - die Welt entspringt R.R. Martin, der sich lange und viel mit der Geschichte auseinander gesetzt hat. Die Bücher können in diesen Punkten sogar seeeeeehr langatmig sein. Mit vielen Hintergrundgeschichten, vielen Punkten, Eckpfeilern und ach ohne Ende. Da wird alles bis ins kleinste Detail aufgelegt und dargestellt. Es wurde natürlich nicht alles eins zu eins übernommen, denn dafür kann man einfach keine Serie entwickeln, wenn man sie nicht über gefühlt 40 Jahre laufen lassen möchte um wirklich die GANZE Welt zu verstehen. Aber man bekommt einen guten Einblick, in eine Welt die unserer ähnlich ist, aber auf andere Weise. Die Fraktionen, das Rechtssystem, Religionen, Götter, Bräuche, Traditionen, Wesen, Tierarten, Magie, die Gesellschaft, Interessenkonflikte, Klassensysteme, Betrug, pi pa po. Es wird einem einfach ein Einblick in diese Welt gegeben, wie sie funktioniert, was sie ausmacht, wie sich die Protagonisten darin zurecht finden, was sie darin lernen - über sich selbst und Erkenntnisse.
Hab ich noch was vergessen?
Ich hab die Serie auch erst viel später angefangen, weil ich eher Anti bin, wenn zu viele Menschen einem Hype hinterherrennen. Aber dann hatte ich mich drauf eingelassen und klebte mehrere Tage am Bildschirm und musste alles aufholen.
Also es geht hier nicht nur um die "Sexszenen" an sich. Die können brutal sein. (Ramsay... alter. Wenn es jemals eine Figur gab, die man abgrundtief gehasst hat, dann er. Da kommt erstmal, meiner Meinung nach nicht viel ran.) Aber sie sollen etwas darstellen - es ist im Grunde natürlich eine "Fantasywelt", die sich aber genauso auch mit den gesellschaftlichen Themen unserer Realwelt auseinandersetzt. Wie gesagt, junge Kinder, die verkauft werden um Verbündete zu schaffen im Interessenkonflikt um Macht und die Gier danach. Die Ausbeutung von Armen, die Misshandlung. Es ist keine fröhliche Serie, die "entertaint". Sondern eine Serie, die einen packt, weil sie so schonungslos ist. Martin nahm den Rat "kill your darlings" absolut ernst. Und im Grunde - niemand wird am Ende verschont und du weißt nicht welche Wendung es nimmt. Die Rote Hochzeit war damals so erschütternd, weil man damit nicht gerechnet hat. Man war Serien gewöhnt, indem die Protagonisten am Ende doch "fein raus" waren. Aber so ist Game of Thrones nicht. Es ist erbarmungslos. Sansa, die nach und nach alle gehen hat sehen und zu dem geworden ist was sie am Ende war, Königin des Nordens. Sie musste im Endeffekt auch diesen Weg gehen um überhaupt zu verstehen was es braucht diese Position zu haben. Ihr Weg musste schwer sein um aus dem schüchternen und unterwerfenden Mädchen, das nut gut verheiratet werden sollte zur starken und emanzipierten Frau zu werden, die keine Angst vor den rauen Nordmännern hat. Ebenso Lyanna Mormont, die mit, keine Ahnung, 9 Jahren Lady wird und die Männer der Bäreninsel anführt um sich dann in der großen Schlacht zu opfern. Tyrion, der als Nichtsnutz abgestempelt wird und sich dem Ruf einfach unterwirft, bis ihm seine große Liebe genommen wird indem sie getötet wird, seinen eigenen Vater umbringt und schließlich sich Daenerys anschließt, weil er versteht was das richtige zu tun ist. Schnee, der von seinen eigenen Männern verraten wird um schließlich zu sterben und aufzuerstehen als das wozu er bestimmt war.
Jeder musste Leid erfahren, aber nur um am Ende das zu werden, wozu sie bestimmt waren. Auch wenn das nicht immer etwas positives war.
Es steckt schon ein Gedanke hinter der Geschichte, der auch viel Kritik an Gesellschaft, Machtspielen (Game of Thrones halt), Intrigen, Betrug, Verrat.
Es sind Metaphern, Bilder die unsere Realität widerspiegeln, in einem fantastischen Epos in dieser Welt. Und das noch alles unterlegt mit diesem wahnsinnig tollen Soundtrack.
Also - yey. Aber ja - definitiv nichts für schwache Nerven. Aber so ist das Spiel um Macht. Kaltblütig, jähzornig, schonungslos. Und das hat die Serie richtig gut dargestellt. Das Spiel um den Thron.