Ich bin sicher kein aufdringlicher Mensch, dafür bin ich viel zu schüchtern. Ob ich jetzt weiterhin zur Arbeit gehe oder mich krankschreiben lasse, macht keinen Unterschied. Beides bringt mich nicht unbedingt weiter. Ich werde wohl arbeiten, mein Hausarzt ist im Urlaub und sein Vertreter kennt mich nicht persönlich. Also ist es unsicher, ob ich eine Krankschreibung per E-Mail bekomme (in die Praxis will ich in dieser Zeit nicht gehen).
Irgendjemand hat hier gepostet, dass es vielleicht doch an meiner schlechten Arbeitsleistung liegen könnte. Das ist nicht der Fall. Der Chef druckt uns jeden Montag die Statistik von der vergangenen Woche aus und legt sie uns auf den Tisch. Wir erfahren jede Woche die Ergebnisse der gesamten Abteilung (und in letzter Zeit war ich immer die mit Abstand schnellste und die mit den besten Ergebnissen).
Heute ist etwas passiert, womit ich gar nicht gerechnet habe. Christine hat mich angesprochen. Sie ist mir die letzten Wochen aus dem Weg gegangen, weil sie nicht verstehen konnte, dass ich über die Entscheidung des Chefs so enttäuscht war. Mittlerweile versteht sie mich sehr gut. Immer mehr Menschen aus ihrem privaten Umfeld müssen in Kurzarbeit oder werden arbeitslos. Christine hat das Coronavirus am Anfang sehr unterschätzt und dachte, dass ich nach diesem Einsatz bestimmt schnell was Neues finde. Es ist in der Tat nicht einfach. Die Entscheidung steht seit 3 Wochen, ich weiß immer noch nicht wo ich demnächst arbeiten werde. Mein Vertriebsdisponent meinte, dass eine Firma sich für mich interessiert, aber momentan nichts geht, weil die wegen Corona geschlossen haben. Es könnte sein, dass für mich ab Mai Kurzarbeitergeld beantragt wird. Der Disponent ist aber sehr optimistisch und geht davon aus, dass ich schon vorher im neuen Einsatz bin.
Christine hat mir noch gesagt, dass sie mir auf keinen Fall den Job wegschnappen wollte. Jetzt wo sie unsere ganzen Ergebnisse besser kennt, wundert sie sich sehr, dass sie länger bleiben darf als ich. Mein Eindruck ist, dass die Qualität in dieser Firma gar nicht mal so wichtig ist. So nach dem Motto, Hauptsache die Arbeit wird irgendwie gemacht - egal, ob gut oder schlecht. Ich glaube Christine, dass sie mir nichts Böses wollte. Von der Firma bin ich trotzdem enttäuscht. Ich werde meinen Einsatz erhobenen Hauptes beenden und muss mir nichts vorwerfen. Habe tolle Arbeit geleistet und war eine höfliche Mitarbeiterin. Wenn die das nicht zu schätzen wissen, ihr Pech.
Und natürlich möchte ich eine feste Stelle mit besserer Bezahlung finden. Hoffentlich dauert es nicht zu lange.