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Wieder vertrauen lernen

M

Marla256

Gast
Heute ist wieder einmal einer dieser Tage, an denen ich mich einfach nur leer fühle. Ganz egal was ich mache, Hobbies, Zeit mit geliebten Menschen verbringen, nichts erfüllt mich. Es fühlt sich wieder einmal nach totaler Langeweile an.
Ich weiß, dass das nun wieder einmal eine zeitlang so gehen wird. Denn ich kenne das schon. Borderline - Innere Leere manchmal eben da.
Was mich jedoch momentan sehr beschäftigt, in diesem Zusammenhang, ist die Frage wie man nach massiven Enttäuschungen wieder Vertrauen aufbauen kann?

Letztes Jahr sind bei mir drei gute Freundschaften zerbrochen. Und das auf nicht gerade besonders schöne Weise.
Eine Freundin ignorierte als es mir nicht gut ging. Ignorierte meine Nachricht und mein Gesuch nach einem Gespräch bzw. Treffen und als es ihr einen Monat später bei einem Telefonat heraus rutschte und ich mich darüber aufregte, meinte sie nur Na und.
Eine andere Freundin wollte mich emotional erpressen und erfand einen vorgeschiebenen Grund um die Freundschaft zu beenden. Also, sie behauptete, dass ich etwas getan hätte, was ich nicht getan hatte.
Und ein Kumpel meinte einfach mal ich solle mir andere Leute suchen, wenn mir nicht passe wie er reagiere. Mir ging es nicht gut, ich sagte ihm das, er wollte sich später melden. Ja, das war dann 16 Stunden später wo er seine Hilfe anbot. Ging wieder nur um ein Gespräch.

Neue Leute kennenlernen ist nicht das Problem. Ich hatte vor Kurzem auch eine Bekanntschaft kennen gelernt, die sich in Richtung Freundschaft hätte entwickeln können. Doch in einem Anflug eines inneren Tornados wieder verletzt zu werden, lasse ich sie zu nahe an mich heran, habe ich den Kontakt abgebrochen und sie blockiert.

Ich habe schon Vertrauensprobleme. Doch die Erfahrungen des letzten Jahres, haben mein Vertrauen irgendwie noch mehr angekratzt. Weil ich mich einfach frage warum Menschen, die Freunde sein sollten, mich so behandeln? Warum sie mich so enttäuschen und es ihnen dann auch nichts bedeutet in Form von einem schlechten Gewissen, Einsicht, Selbstreflektion oder ähnliches, wie ich mich fühle?
Da ist man für diese Menschen Jahrelang da und braucht man selbst mal Hilfe, dann wird man im Stich gelassen und einfach wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Als wäre man bedeutungslos.

Mir macht das sehr zu schaffen.
Besonders weil ich jetzt zwei nette Mädels kennen gelernt habe. Und es sind dabei auch inzwischen nette Kontakte entstanden. Mit beiden habe ich viel gemeinsam. Aber irgendwo bin ich blockiert, dass ich Angst habe es über eine Bekanntschaft hinaus gehen zu lassen. Sprich einfach jemandem gerade überhaupt die Chance zu geben, dass es sich in Richtung Freundschaft entwickeln könnte. Allein der Gedanke macht mir Angst. Weil ich mir dann denke wieder Zeit zu investieren, wieder für einen anderen da zu sein, nur um dann wieder dieselbe Erfahrung zu machen.
Denn solche Erfahrungen wie die mit meinen letzten drei Freunden habe ich nicht zum ersten Mal.

Als ich 24 war zum Beispiel, wollte die damalige Freundin eines Kumpels meines Mannes, meinen Mann mit ihrer besten Freundin verkuppeln. Und das obwohl wir beide auf die Geburtstagsfeier seines Kumpels eingeladen waren. Wir kannten uns vorher also überhaupt nicht.
Oder ich hörte den ehemals besten Freund meines sagen, dass er ihm von mir abraten würde, denn ich brächte nur Probleme mit mir. Ich aber dachte wir seien auch Freunde. Dabei stellte sich heraus, dass er mich nicht leiden konnte, aber dann jeden Tag damals Zeit mit mir verbrachte. Und zu dem Aspekt mit dem ich brächte Probleme mit mir wegen meiner Krankheit - er war damals selbst in eine Borderlinerin verliebt, mit der er zusammen sein wollte.

Ich habe einfach immer wieder das Gefühl auf Menschen zu treffen, die mich im Endeffekt nur hintergehen oder verletzen. Und inzwischen ist die Angst jemanden zu nahe an mich heran zu lassen einfach ziemlich groß geworden.
Dabei fühle ich mich so auch nicht wohl.

Hat mir jemand vll einen Tipp wie ich wieder Vertrauen aufbauen kann?
 
G

Gelöscht 85988

Gast
Hallo Marla256

Ich kann dein Problem recht gut nachvollziehen mir geht es da recht ähnlich auch in hinsicht der Erkrankung.Die meisten die sich Freunde schimpfen, brauchen einen meist nur so lange wie man ihnen nützt.
Wenn man selbst mal Hilfe braucht sind sie auf einmal nicht mehr da.
Man hat irgendwann eine Mauer aufgebaut weil man einfach nicht mehr enttäuscht werden will,man lässt aber dann evtl. die richtigen Menschen, die wirklich da sein wollen nicht mehr an sich ran.
Wenn du Angst hast das du evtl. enttäuscht wirst in der neuen Freundschaft wirst du nicht weiter kommen, versuch ein bischen auf zu machen und schau dir an wie sie reagieren.
Ob sie da sind, was sie machen, nicht was sie sagen, denn meistens sagen sie ja "ich lass dich nicht hängen", "ich bin da" aber die Taten sprechen meist was anderes.
So mache ich das zumindest nun seit Jahren und es wurde einfacher die falschen Leute in kurzer Zeit auszusortieren, ohne das man gleich zu tiefst enttäuscht wurde.
Ich z.b bin ein extrem hilfbereiter Mensch und das wurde mir schon zu oft zum Verhängnis, ich war immer da für meine sogenannten Freunde, leider waren sie nicht da wo ich sie wirklich brauchte.

Inzwischen sind alles soweit nur Bekannte denn Freunde und das kann ich dir aus meiner Erfahrung her sagen hat man im Leben vieleicht 1-2.Aber wenn du diese gefunden hast wirst du es merken denn sie verstehen dich ohne Worte fragen nicht lange sondern sind einfach da wenn du sie brauchst. Bei ihnen musst du dich nicht Verstellen um ihnen zu gefallen sie werden dich mit deinen Maken akzeptieren.
Folgendes ist es worauf du achten solltest, wenn du regelrecht Betteln musst das wer für dich zeit hat lass ihn gehn. Wenn sie umbedingt mit dir was machen wollen und um dich Kämpfen damit du ihnen erhalten bleibst dann investier Zeit und Kraft und schau was daraus wird, letzlich hast du nichts zu verlieren sondern höhstens einen guten Freund oder Freundin gewonnen.

ich hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen du bist zumindest nicht alleine damit ;)
 

Jörq

Mitglied
Ich finde du sprichst von Versprechen und weniger über Vertrauen.
Du hast eine Vorstellung davon wie ein Kontakt zu sein hat, wie man sich benimmt und welche Verpflichtungen damit einhergehen. Erwartungen als Vertrauen einzukleiden gibt einem das Gefühl von Sicherheit, Zuversicht und Geborgenheit.
Wir alle haben das Bedürfnis von anderen gesehen zu werden, Nähe zu erfahren und für jemanden da zu sein. Dies ist allerdings erst möglich sobald Ehrlichkeit stattfindet. Vertrauen ist daraufhin das gemeinsame Wissen über die Echtheit, die man zusammen erfährt.
Du sprichst von Enttäuschung und Tücke, weil deine Sehnsucht nach Zweisamkeit oder nach Formen der Partnerschaft stärker ist als die Realität: Menschen sind ständig im Wandel und du hast keinen Einfluss darüber wie sie damit umgehen. Es gibt keine Antwort auf ein Rezept für Beziehungen. Du könntest zwar manipulieren und dich anpassen um Räume für Interpretationen zu schaffen, jedoch würde das keinem Innenleben entsprechen und somit bedeutungslos sein.
Es gibt einen guten Grund warum du dich verschließt, genau so wie es einen guten Grund gäbe sich zu öffnen. Wenn dein Herz im Reinen ist und du im Alleinsein leidest, dann nur, weil dein Herz es so möchte und braucht.

Lerne kennen was du fühlst und entwickle mit diesen Erfahrungen eine Beziehung. Herauszufinden wer man ist und was einem gefällt ist eine gute Stütze um zu verstehen, warum man alleine ist.
Bedürfnisse werden für immer bleiben und somit auch ihre Höhen und Tiefen die sie kreieren. Allerdings kann man dafür sorgen, sei es auch in kreativer Form, ihnen Wege des Wandelns zu schenken sobald sie es möchten.
 
M

Marla256

Gast
Danke für eure Antworten.

Sicher wird man altes Vertrauen, so ganz ohne vorangemachte Enttäuschungen, nicht wieder herstellen können.
Jeder hat seine Erfahrungen und somit sein "Päckchen" mit sich zu tragen.

Mir geht es darum wie ich wieder andere Menschen näher an mich heran lassen kann, ohne gleich vom Schlimmsten auszugehen.

Doch gerade das fällt mir gerade so schwer.
Ich merke, kommt mir jemand zu nahe, vertraue ich mich jemandem an, so frage ich mich ob das überhaupt richtig war. Denn dann habe ich wieder Angst, zum Einen, dass die Person zu viel über mich weiß, mir damit innerlich zu nahe kommt. Und zum anderen, dass sie das gegebene Vertrauen misbraucht. Dass sie meine Offenheit ihr über bestimmte Dinge zu berichten dazu verwendet mir später in einer Meinungsverschiedenheit weh zu tun zum Beispiel.
Was auch schon passiert ist. Auch in Bezug auf meine Krankheit. Meine Ex beste Freundin verwendete Symptome meiner Krankheit um eine Begründung zu haben die Freundschaft zu beenden.
So behauptete sie ich hätte sie aus meinen Kontakten gelöscht, was ich nicht getan hatte und aufgrund dessen könnte ich sie gleich gelöscht lassen. Das hätte mit meinem Entwerten zu tun.
Und noch mehr solcher Dinge. Zu sehen wie jemand gegebenes Vertrauen dazu verwendet um einem schlussendlich weh zu tun, tat sehr weh.

Aber wenn ich mich verschließe, bin ich auch nicht glücklich.
Nach außen hin lasse ich mir meist nichts anmerken. Es wirkt als hätte ich all die zerbrochenen Freundschaften des letzten Jahres gut verkraftet. Weil ich vll ein oder zwei Mal kurz darüber geredet habe und wie es mir damit geht, den Rest jedoch innerlich mit mir selbst ausmache.

Ich gebe anderen Ratschläge, weil ich das gut kann. Gestern Abend hat sich eine Bekannte gemeldet, dass ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hatte. Bis zwei Uhr morgens war ich für sie da. Und sie ist lediglich eine Bekannte.
Doch es macht mich nicht glücklich. So denke ich darüber nach ob diese Bekannte auch für mich da wäre, würde es mir mal schlecht gehen.
Dann denke ich darüber nach, dass ich ihr neulich ein Treffen absagen musste aufgrund eines Todesfalls in meiner Schwiegerfamilie. Keine Frage ihrerseits wie es mir geht oder sonst irgendwas.
Zu viel verlangt von einer Bekanntschaft? Keine Ahnung. Zu hohe Erwartungen? Keine Ahnung.

Ich merke, dass dieser Kontakt auch wieder dieses Loch in mir hinterlässt. So geht es mir mit vielen.
Ich bin wieder da. Und dann?

Sicher sollte man nicht in einer Erwartungshaltung leben und würde es darauf ankommen, würde es sich zeigen wer sich freundschaftlich zeigt und wer nicht.

Ich würde mir sowas wie eine ehrliche Freundschaft wünschen. Weil diese Bekanntschaften erfüllen mich nicht.
Es erscheint mir alles so hohl und leer. Womöglich auch gerade intensiver, weil ich mich generell leer fühle.
Ich kann nicht einmal mehr eine Verbindung spüren, wenn mein Mann mich in den Arm nimmt.
Das ist so erdrückend. Doch auch ohne diese Leere fühlt es sich nicht erfüllend an.
 
M

Marla256

Gast
Die beste Entscheidung, die Du meiner Meinung und Erfahrung nach treffen kannst, ist die Freundschaft mit Dir selbst zu pflegen, zu heilen und zu intensivieren. Alles andere kann dann in der Folge eine ähnliche Entwicklung nehmen.

Das Äußere ist oft nur ein Spiegel des Inneren. Fang bei Dir an, sorge für Heilung und Einsicht in die erlebten Enttäuschungen und versorge Dich selbst mit der Aufmerksamkeit, die für Dich passend ist.
Damit hast Du dann auch alleinig die volle Verantwortung dazu.

Eine ehrliche Freundschaft ist wie eine herzliche Liebesbeziehung, sowas gibt es nicht auf Bestellung.
Es passiert oder es passiert nicht. Hat auch mit Schicksal zu tun und ist nur begrenzt zu steuern.
Sollte es passieren, wird es passieren und Du kannst es nicht verhindern.

Aber Du kannst Dich in der Zeit ausgleichen, in dem Du nicht soviel auf die äußerlichen Umstände schaust, sondern auf Dich selbst. Das alles ist eine Ultra-Kurzfassung.

Könnte Dir schon noch mehr dazu erklären, wenn es Dich interessiert?



Heilung wäre mit Sicherheit erstrebenswert. Doch da ist so viel, das heilen müsste. Vielleicht auch nie vollständig heilen wird. Einiges habe ich aufgearbeitet und sicher auch verarbeitet. Doch auch in diesen Bereichen wurde sehr viel Vertrauen erschüttert und zerstört.

Ich habe schon auch Freunde und die sagen immer, wenn sie merken, dass etwas mit mir ist, dass sie für mich da sind, dass ich mit ihnen reden könnte. Aber ich blocke ab. Bedanke mich für das liebe Angebot, aber rede nicht mit ihnen. Seit letztem Jahr noch weniger.

Du kannst mir gerne mehr dazu erzählen. Bin für alle Ratschläge offen.
 
G

GrayBear

Gast
Erfahrungen können die eigenen Entscheidungen für den Rest des Lebens beeinflussen. Da ist was dran. Aber auch Traumata können überwunden werden, wenn man nicht selbst darauf beharrt, dass bestimmte Glaubenssätze und Sichtweisen unveränderbar und unabänderlich sind. Und wie? In dem ich mich heute anders entscheide, als gestern. Aber selbstverständlich sollte eine solche Entscheidung nicht beliebig oder nur aus einer Laune heraus getroffen werden.

Wenn ich bei einem Menschen erlebe, dass er manchmal ohne erkennbaren Grund andere abwertet, ihre Argumente versucht lächerlich zu machen, mit rhetorischen Tricks und falschen Schlüssen versucht, seinen Gegner in Rage zu versetzen, zu manipulieren, sollte ich so einem Menschen vertrauen? Natürlich nicht. Eine solche Frage ist schon manipulativ, weil zu simpel.

Ich versuche, bei meine Entscheidungen möglichst relevante, objektive und absehbare Faktoren mit einzubeziehen, um situationsgerechte Lösungen zu finden. Aber wenn mir meine Angst, meine Trauer, meine Freude oder meine Wut "die Sinne vernebeln"? Und wann tun sie das nicht bis zu einem gewissen Grad? Was ist "objektiv"? Was ist, wenn meine Bewertungen einfach falsch sind, weil mir das notwendige Wissen und die Intelligenz fehlen?

So vieles ist möglich. Mein Mut, meine Feigheit, mein Charakter führen manchmal zu Entscheidungen, über die ich mich nur wundern kann. Ist es richtiger zu vertrauen? Ist Vertrauen besser? Mir kommen alle diese Frage wie Nebelkerzen und Rauchgranaten vor, hinter denen etwas verborgen werden soll.

Wem ich gestern vertraut habe, dem fällt es mir heute voraussichtlich leichter, wieder zu vertrauen. Meine Erfahrung mit ihm macht dies wahrscheinlicher. Aber wenn ich heute Informationen habe, die mein Vertrauen in frage stellen, dann sollte ich vielleicht mein Vertrauen überdenken, die Umstände prüfen und neu bewerten und mich dann entscheiden. Auch wenn ich unter Druck gesetzt werde, mich mit meinen vielleicht angstvollen Erfahrungen herumschlagen muss, und all das andere "Zeug" mit einbeziehe, ist es doch schlussendlich meine Entscheidung, ob ich heute vertraue und wie sehr ich das tue.

Ja, man kann wieder lernen zu vertrauen, in dem man lernt, welche Faktoren für meine jeweilige Entscheidung relevant sind und wie ich sie, abhängig von meinen Zielen, bewerten sollte. Manche Menschen bekommen das gut hin, andere weniger. Und wenn ich gerade mit einem starrsinnigen Tunnelblick "gesegnet" bin und nur noch zu sehen vermag, was ich sehen will, dann ist mein Vertrauen vielleicht eine dämliche Entscheidung. Die Chancen für sinnvolle Entscheidungen habe ich. Ob ich diese nutzen kann und will, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.

@Marla: es kann zu keinem Zeitpunkt die Frage sein, OB Du einem Menschen Dein Vertrauen schenkst. Du musst Dich IMMER und im Grunde an jedem Tag neu fragen, ob Dein Vertrauen in diesen Menschen jetzt gerade Sinn macht, oder ob es sinnvoller ist, lieber vorsichtiger zu sein.

Eine ehrliche Freundschaft ist eben kein Schicksal und sie "passiert" auch nicht. Sie ist eben auch wieder eine Folge Deiner und der Entscheidungen des Gegenübers. Für eine Freundschaft sprechen bestimmte Faktoren und es gibt so gut wie immer Gründe, die dagegen sprechen. Und dann kommt es darauf an, ob Du und Dein Gegenüber sich mit diesen "Gegebenheiten" abfinden, oder ob ihr sie verändert und verändern wollt.

Wenn Du voller Angst bist, warum auch immer, dann macht es Dir diese Angst schwerer, auf andere Menschen zu zugehen. Aber auch mit einer Angst kann man umgehen lernen. Es ist Deine Angst und Du kannst ihr Deinen Mut an die Seite stellen.

Ich setze mich jetzt im mein Auto und fahre zu meiner Tochter. Das ist nicht ungefährlich. Sollte ich es also lieber lassen? Was ist wenn ... Aber dann sehe ich meine Tochter nicht. Das ist mir das Risiko wert. Kein "Geheimwissen", keine "Geheimrezepte", kein Scheiß, einfach meine Entscheidung. Und es blitzt und hagelt gerade nicht, die Straßen sind trocken, das Auto funktioniert ... es könnte also klappen.
 
Zuletzt bearbeitet:
M

Marla256

Gast
@Marla: es kann zu keinem Zeitpunkt die Frage sein, OB Du einem Menschen Dein Vertrauen schenkst. Du musst Dich IMMER und im Grunde an jedem Tag neu fragen, ob Dein Vertrauen in diesen Menschen jetzt gerade Sinn macht, oder ob es sinnvoller ist, lieber vorsichtiger zu sein.

Eine ehrliche Freundschaft ist eben kein Schicksal und sie "passiert" auch nicht. Sie ist eben auch wieder eine Folge Deiner und der Entscheidungen des Gegenübers. Für eine Freundschaft sprechen bestimmte Faktoren und es gibt so gut wie immer Gründe, die dagegen sprechen. Und dann kommt es darauf an, ob Du und Dein Gegenüber sich mit diesen "Gegebenheiten" abfinden, oder ob ihr sie verändert und verändern wollt.

Wenn Du voller Angst bist, warum auch immer, dann macht es Dir diese Angst schwerer, auf andere Menschen zu zugehen. Aber auch mit einer Angst kann man umgehen lernen. Es ist Deine Angst und Du kannst ihr Deinen Mut an die Seite stellen.
Das stimmt. Es kommen nach jeder Begegnung neue Faktoren hinzu, durch welche es durchaus sinnvoll ist einst getätigte Entscheidungen auch wieder zu überdenken.
Wenn jemand sehr viel in meiner Gegenwart über seine Freunde lästert, dann ist es aus meiner Sicht nur verständlich, dass ich einer solchen Person nicht die intimsten Details meines Lebens anvertrauen werde.
Denn sonst könnte es sein die Person lästert vor Person X über mich und posaunt Anvertrautes unverblühmt hinaus.
Kann jemand Anvertrautes für sich behalten, dann kann man da schon einmal mehr vertrauen, weil man nicht Angst haben muss die Person handelt im nächsten Moment respektlos.

Insofern macht es durchaus Sinn nicht blind allem und jedem zu vertrauen. Auch aus Selbstschutz.
Ich muss nicht in einen Nagel treten, wenn ich ihn direkt vor mir sehe, so in etwa.

So sehe ich das auch. Ich denke auch, dass beides zusammenspielen kann. Dass Freundschaften passieren, indem man die passenden Menschen kennenlernt. Es aber auch wieder diverse Bewährungen bedarf, wie verhalten sich beide bei Meinungsverschiedenheiten, welche Entscheidungen werden getroffen im Sinne von Ehrlichkeit und Loyalität, das Suchen nach Lösungen, wächst die Freundschaft durch gemeinsame Erfahrungen usw.
Es kann passieren, muss sich aber auch mit der Zeit entwickeln.
Sonst hätte ich viele Freunde. Denn, wie gesagt, Kontakte aufbauen ist kein Problem. Irgendwie habe ich eine liebevolle Art (zumindest sagt man mir das immer), die angenehm ist und wo sich andere wohl fühlen.
Dennoch sind es für mich eher Bekanntschaften, weil ich eben denke, dass echte Freundschaften sich erst bewähren und mit der Zeit entwickeln.

Ja, die Angst durch ein Stück weit Mut ersetzen, das wäre schön. Denn so ganz verschließen möchte ich mich nicht. Denn gerade dadurch fühle ich mich abgeschnitten von anderen. Leer.

Ich habe schon versucht die Entscheidung zu treffen mich nicht von dieser Angst leiten zu lassen. Zuletzt beendete ich dennoch einen Kontakt, weil die Angst so extrem wurde.
Daher möchte ich vermeiden, dass so etwas noch einmal passiert.
 
G

GrayBear

Gast
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Liebe @Marla, Du hast es auf den Punkt gebracht: man darf niemandem vertrauen, nur weil man vertrauen möchte. Freundschaften können wachsen und sich entwickeln, aber den Raum für diese Entwicklung bestimmen Du und ich mit unseren Entscheidungen mit. Es gibt diesen uralten Kaufmannsgrundsatz: "Do ut des" = "Ich gebe, damit Du gibst". Am Wochenende war ich bei Freunden. Sie haben eine scheue Katze. Sie hat mich vorsichtig beäugt und mich immer wieder beäugt. Nach einiger Zeit kam sie immer näher, bis sie zum Schluss auf meinem Bauch saß und sich streicheln ließ. Es war das Ergebnis eines gegenseitigen Vertrauensaufbaus und es brauchte Mut von beiden Seiten.

Auch mit Menschen läuft es nicht viel anders. Ein gewisses Mißtrauen ist sinnvoll und notwendig. Aber ich sollte auch an das Gegenüber Signale senden, auf die der andere vertrauen kann. Natürlich geht das immer wieder mal schief. Na und? Es gibt keine Methode und keine Vorgehensweise, bei denen ich immer "save" bin! Aber ich kann einen Mittelweg suchen.

Wenn ich eine DVD verleihe und sie nicht zurückbekomme, dann warte ich nicht schmollend in der Ecke, sondern frage nach. Wenn ich gerne mit jemandem näher Kontakt hätte, dann mache ich den Haifisch-Test: ich biete den kleinen Finger an und wenn der andere meinen Arm fressen möchte, dann überlege ich mir eine zweite Kontaktaufnahme nochmal. Und für eine Kontaktaufnahme würde ich vielleicht nicht in ein Haifischbecken springen.

Ängste und der Umgang mit Ihnen sind manchmal simpel und eben leider manchmal nicht. Aber das liegt nicht an den Ängsten, sondern an meinem Umgang mit ihnen. Ich stand schon so oft vor einem "Berg" und bin an der Vorstellung, ihn nicht überwinden zu können fast verzweifelt. Und dann fanden sich doch Wege, bekam ich Hilfe, hatte eine Idee und dann noch eine und so hat sich der Berg nicht in Luft aufgelöst, sondern ich habe mich nicht unterkriegen lassen und das war oft genug nicht mein Verdienst.

Erlaube Dir Fehler zu machen. Wenn Du einen Kontakt abgebrochen hast, dann melde Dich wieder, wenn die Angst weniger geworden ist, wenn Du den Kontakt doch gerne hättest. Das meine ich mit dem Aufbau von inneren Mauern. Verknüpfe nicht Dinge und lass sie Dir auch nicht von anderen "verknüpfen". Was gestern schief ging, nun ja, muss das auch heute so sein? Du scheinst trotz Deiner Ängste ein rationaler Mensch zu sein, der sich um vertrauenswürdige Entscheidungen bemüht und erkennen kann, dass alle Menschen auch irrational Anteile in sich tragen. Manche verbergen sie besser, manche eben nicht.

Dass Du über Deine Ängste sprichst, dass Du Deine Entscheidungen überdenkst und Ansatzpunkte suchst, wie Du besser damit umgehen könntest, zeigt doch, dass Du auf einem guten Weg bist. Misstraue Menschen, die Dich glauben machen wollen, dass sie wüssten, was gut für Dich ist und es nur ins Ohr flüstern wollen. Und wenn Dir ein Lächeln Angst einjagt, auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Jeder von uns hat Schwachstellen, die sie/er vielleicht niemals ganz überwinden kann. Aber mit vielem kann man umgehen lernen. Und manchmal braucht es dazu Freunde oder die "gekaufte Freundschaft" einer Therapie.

Gehe nicht zu hart mit Dir ins Gericht. Deine Ängste sind kein Versagen, sie sind nicht Ausdruck Deines Charakters. Unser Hirn ist ein Chemiebaukasten, in dem manche Experimente schief laufen. Du darfst auch mit Dir selbst lächeln und freundlich mit Dir umgehen.
 
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Marla256

Gast
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Erlaube Dir Fehler zu machen. Wenn Du einen Kontakt abgebrochen hast, dann melde Dich wieder, wenn die Angst weniger geworden ist, wenn Du den Kontakt doch gerne hättest. Das meine ich mit dem Aufbau von inneren Mauern. Verknüpfe nicht Dinge und lass sie Dir auch nicht von anderen "verknüpfen". Was gestern schief ging, nun ja, muss das auch heute so sein? Du scheinst trotz Deiner Ängste ein rationaler Mensch zu sein, der sich um vertrauenswürdige Entscheidungen bemüht und erkennen kann, dass alle Menschen auch irrational Anteile in sich tragen. Manche verbergen sie besser, manche eben nicht.

Dass Du über Deine Ängste sprichst, dass Du Deine Entscheidungen überdenkst und Ansatzpunkte suchst, wie Du besser damit umgehen könntest, zeigt doch, dass Du auf einem guten Weg bist. Misstraue Menschen, die Dich glauben machen wollen, dass sie wüssten, was gut für Dich ist und es nur ins Ohr flüstern wollen. Und wenn Dir ein Lächeln Angst einjagt, auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Jeder von uns hat Schwachstellen, die sie/er vielleicht niemals ganz überwinden kann. Aber mit vielem kann man umgehen lernen. Und manchmal braucht es dazu Freunde oder die "gekaufte Freundschaft" einer Therapie.

Gehe nicht zu hart mit Dir ins Gericht. Deine Ängste sind kein Versagen, sie sind nicht Ausdruck Deines Charakters. Unser Hirn ist ein Chemiebaukasten, in dem manche Experimente schief laufen. Du darfst auch mit Dir selbst lächeln und freundlich mit Dir umgehen.
Danke für deine Worte.
Ich bin, zugegeben wohl oftmals zu hart zu mir selbst. Wobei ich denke, dass Selbstreflektion auch sehr wichtig ist.

Was den Kontakt, welchen ich abgebrochen hatte angeht, so hatte ich sie blockiert und sie daraufhin mich. Ich wollte mich einige Zeit später erklären, doch diese Option habe ich nun nicht mehr.
Insofern bleibt mir nur die Akzeptanz des geschehenen Umstandes und der Lerneffekt es beim nächsten Mal anders bzw. besser zu machen.

Eine liebevolle Haltung mir selbst gegenüber ist tatsächlich etwas, das ich noch lernen muss. Es ist zwar schon besser geworden, aber dennoch nicht immer liebevoll. Eher eine Berg- und Talfahrt.
 
M

Marla256

Gast
Hallo Marla256,

Deine Gedanken klingen sehr vernünftig und sind bestimmt für Dich weiterführend.
Alles Gute

Hast Du nichts dagegen, wenn "wir" Dein Thema - wie schon teilweise angerissen - auch in Bezug auf Trauma besprechen?

Borderline findet nur am Rande eine Bemerkung...
Meinst Du, das könnte viel eher ein Thema sein, als Traumata?
Danke dir.

Nein, ihr könnt auch Traumata, genauso wie Borderline thematisieren.
Solange es in Bezug auf Borderline nicht unbedingt die Verknüpfung gängiger Klischees ist. Solche Ansätze habe ich schon zu Genüge gelesen und auch in meinem Privatleben viel zu oft gehört.
So etwas wäre dann auch für mich nicht mehr weiter hilfreich.

Ich habe einige Traumata die, wie bereits erwähnt, dazu geführt haben, dass ich ohnehin schon Vertrauensprobleme habe.
So ein Bindungstrauma. Meine Mutter hatte oft tagelange Wutausbrüche. Genauso wie emotionale Kälte. Oder die ständige Drohung ins Heim gegeben zu werden. Ein paar Mal ist ihr auch die Hand ausgerutscht.
Dann musste ich mal mit ansehen wie mein Vater in einem Ausbruch seiner Shizophrenie meine Mutter erwürgen wollte. Er stand dann mit einer Axt vor meiner Zimmertür, während meine Mutter heulte und ich die Polizei rief.
Sexueller Missbrauch.
Und noch ein paar Sachen.

Mir geht es heute ehrlich gesagt überhaupt nicht gut.
Ich fühle mich so leer. Mein Mann gibt sich sehr viel Mühe, aber ich spüre zu niemandem gerade eine Verbindung.
Heute ist auch so einer der Tage, an denen ich weine, mich beruhige, nur um wieder zu weinen, am liebsten nur noch da liege und mir denke: Wieso?
Ich kann dieses schwarze Loch, das mich in sich verschlingen will regelrecht in mir pochen spüren.
Das ist so schlimm.

Dabei ging es mir nun längere Zeit gut.
Ich war so stabil und nun das. Immer dieses Auf und ab.
Sobald ich fröhlich bin oder ein emotionales Hoch habe, kommt das Loch wieder.
Und auch für andere ist das dann nicht leicht. Da bin ich oft froh, dass manche Menschen mir nicht zu nahe kommen.
 
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