Was bringt es dem Kind denn, wenn man ihm Verhaltensweisen nahelegt, mit denen es in der Gesellschaft massive Probleme bekommen wird und dann versucht das mit der Aussage "Eigentlich dürfen dich alle anderen dafür nicht verurteilen. Das ist nämlich ignorant!" zu rechtfertigen?
Ein blindes "Du bist schon gut so, wie du bist" ist beispielsweise ein ganz schlechter Erziehungsgrundsatz für einen Jungen. Klar, man wünscht sich das so. Es ist ein erstrebenswertes Ideal. Solange der gesamte Rest der Gesellschaft aber nicht zustimmt, führt man den Jungen damit aber nur in die Irre.
Sch**** doch auf die Gesellschaft! Wenn man sein Kind zur Anpassung und Obrigkeitshörigkeit erziehen will dann ist das ganz super, aber eigentlich ist doch gerade ein wertvoller Aspekt beizubringen:
Ist doch egal was andere/die Gesellschaft haben.
Und ja richtig: "Du bist gut so, wie du bist!" ist eine sehr, sehr wertvolle Lektion die man Kindern (und auch Erwachsenen, denn viele haben's auch als Erwachsene nicht gelernt) immer und immer wieder beibringen sollte.
Vielleicht ohne das Wort "schon", denn Optimierung ist durchaus erlaubt. Der Spruch soll nicht als Verharren in
der Comfort Zone dienen, aber Optimierung eben nur aus eigenem Wunsch und eigener Unzufriedenheit und nicht
aus gesellschaftlichem Druck/Zwang heraus.
Und immer sollte im Hintergrund bleiben, dass man gut ist wie man ist.
Ganz, ganz wichtig.
Und wer da zustimmt oder nicht, das ist egal. Das ist ja Teil dieser wertvollen Lektion.
Aber richtig, viele Erwachsene haben das ja auch nicht verstanden. Umso wichtiger das Kindern beizubringen.
Ein generelles Verbot ist natürlich falsch. Einen weinerlichen jungen Mann heranzuziehen aber auch.
Gratulation. Genau dieser Satz von dir ist das, was in der Gesellschaft falsch läuft.
Das Wort "weinerlich" ist bereits negativ konnotiert. An Weinen ist nichts Schlimmes.
Das sind Gefühle.
Es gibt sensible und hochsensible und empfindsame und empathische und auch melancholische Menschen.
Ja, das kann sein, dass die mal oft weinen müssen. So sind einfach deren Gefühle.
Und es ist so wichtig Kindern beizubringen, dass ihre Gefühle RICHTIG sind.
Und nicht negativ. Da gibt es kein "weinerlich". Es gibt empfindsam und sensibel, ja.
Und das darf man sein.
Auch interessant, dass du nur keinen "weinerlichen Jungen" willst. Bei einem Mädchen scheint es aber ok?
Und das sind genau wieder diese zu kritisierenden Geschlechterrollen.
Mädchen "dürfen" sensibel sein und weinen. Aber sie dürfen nicht einmal wütend oder stark sein.
Das ist dann unweiblich. Da wird bei Mädchen gern einmal gesagt, dass sie sich "beruhigen" sollen
und typisches Tone Policing.
Jungs "müssen" stark sein und wenn überhaupt wütend sein. Empfindsamkeit und weinen
wird als "schwach" und unmännlich gesehen.
Solche Denkweisen sind diskriminierende Genderrollen aus dem letzten Jahrhundert.
Es ist GERADE wichtig, dass wir Mädchen beibringen, dass sie wütend und frech sein dürfen und
sich wehren und diskutieren und einmal laut werden und auch mal stark und hart sein dürfen und
NICHTS davon macht sie weniger weiblich, sondern nur mehr authentisch.
So sind SIE.
Es ist GERADE wichtig Jungen beizubringen, dass sie weinen und empfindsam sein dürfen und verletzlich
und sensibel und auch mal schwach. Immer wenn sie sich danach fühlen, dann auch gern mal weinen.
Und dass es NICHT weinerlich oder jammerig ist und nicht unmännlich ist so zu sein, sondern authentisch.
Ich würde jedes Kind so erziehen, dass es alleine in der Gesellschaft klar kommt. Und damit meine ich, dass Frauen UND Männer kochen lernen, wie man einen Nagel in die Wand schlägt und wie man einen guten Beruf kriegt. Und ich würde es nie als Ausrede akzeptieren wenn jemand sagt "ich kann das nicht weil ich ein Mann / eine Frau bin"
Du hast es nicht verstanden. Du knüpfst diese Fähigkeiten noch immer zu sehr an das Geschlecht.
Ja, es ist super, wenn man beiden Geschlechters *anbietet* kochen zu lernen und ihnen die Möglichkeit
dazu gibt.
Allerdings geht es ja darum, solcherlei Fähigkeiten völlig losgelöst von Geschlechtern zu betrachten, sondern eher
auf Individuen bezogen.
Es gibt Menschen die interessieren sich fürs Kochen und es gibt Menschen, die tun es nicht.
Und es ist lächerlich dieses von einigen Menschen nur aufgrund eines Merkmals zu erwarten
oder ihnen deswegen die Möglichkeit nicht zu geben.
Gleiches mit dem Nagel in der Wand: Es gibt Menschen, die können das oder machen das gern
oder packen gern an oder können das gut und Menschen, die das nicht so gut können.
Aber da Mutmaßungen aufgrund des Geschlechts anzustellen fände ich unpassend und es
jemandem nicht "zuzutrauen" ebenso.
Wenn ich einen Nagel in die Wand hauen oder etwas handwerken soll, dann sage ich, als Frau, ehrlich
gesagt auch: "Ich kann das nicht so gut!", aber ich sage es NICHT in meiner Rolle als "Frau", sondern
als Mensch, der soetwas nicht so optimal kann und in solcherlei weniger begabt ist und nicht so stark ist.
Andere Frauen sind da sehr gut drin und können anpacken.
Auch solche, denen man das optisch eventuell nicht zutraut und die klein und zierlich sind.
Ich bin groß und kräftig und kann es nicht so.
Und ja, ich koche gerne. Ich bin auch sensibel und mag Blumen und Feen und Glitzer und Einhörner.
Aber ich verknüpfe das nicht mit meiner etwaigen Weiblichkeit, denn damit täte ich meinen
Geschlechtsgenossinnen unrecht, die da anders sind.
Ich bin einfach so ein empfindsamer und träumerischer Mensch und für mich hat das nichts
mit dem Geschlecht zu tun, sondern damit, wie einige Menschen so sind.
Ich kann nichts dafür, dass man zufällig Frauen dieses zusprechen will und ich zufällig auch
eine Frau bin.
Und ich schließe eben nicht von mir auf andere, sondern übe Solidarität.
Gibt auch genug Männer die so sind.
Eine Anekdot meiner Kindheit:
Früher als ich Kind war, gab's gegenderte Wundertüten.
Sprich: Wundertüten "für Mädchen" und Wundertüten "für Jungen".
Und ja: Ich wollte als Kind immer die "für Mädchen".
Mein Vater war aber immer so verplant und hat regelmäßig die
"für Jungen" gekauft.
Fand ich's toll? Naja, eher nicht so. Da war oft so "Gruselkrams" und "Ekelkrams" drin
und das mochte ich nicht so. Oft so Kram mit Totenköpfen drauf und Gummispinnen.
Das machte mir Angst. Manchmal Sachen mit Monstern drauf.
Ich wollte nichts Gruseliges, das machte mir Angst.
Manchmal war so Glibber drin zum Spielen oder etwas um Streiche zu machen, das
ging dann meist.
Aber in der Wundertüte für Mädchen war eben Glitzerkram drin und Schönes.
Das mochte ich schon lieber.
War immer enttäuscht wenn Papa die Jungs-Tüte kaufte und hatte auch immer etwas Angst
vor etwaigem "Gruselkram".
Am Besten hätte ich aber wirklich neutrales Spielzeug gefunden.
Nichts, was immer gleich in die Grusel- oder Ekelschiene geht und
obwohl ich das ehrlich mochte, wäre Glitzerkram kein Muss für mich
gewesen. Einfach normale, neutrale Spielsachen. Fertig.
Ich habe als Kind übrigens sowohl mit Barbies als auch mit Turtles und Actionfiguren (He-Man, Han Solo, Transformers usw) gespielt, weil ich ältere Brüder hatte.
Allerdings konnte ich nie etwas mit Autos oder Bauklötzen anfangen, da mir das zu "technisch" war.
Ich habe schon lieber soziale Interaktionen gespielt. Aber das mussten keine hübschen Mädels mit Modelmaßen sein.
Die Turtels oder Sturmtruppen oder Playmobil waren da auch ok.