Ich bin nur ein kleiner billiger Arbeitnehmer der das macht was er halt kann.
Du bist kein kleiner billiger Arbeitnehmer, sondern ein Mensch! Ein Individuum. Du bist ein Freund, vielleicht ein Bruder, ein Sohn, ein Kollege, ein Onkel (eventuell)...Du bist so viel mehr als einfach nur ein Arbeitnehmer. Und wird der Wert eines Menschen -sofern man überhaupt von Wert reden kann- nicht dadurch definiert, wie er andere behandelt? Ob er ihnen Verständnis, ehrliches Interesse, Liebe und Mitgefühl entgegen bringt?
Ich würde gerne da oben mitmischen, auch einen angesehenen Beruf haben,
Warum? Wer würde Dir dann mehr Liebe und Wertschätzung entgegen bringen? Irgendwelche Verwandten? Dein Freund? Du selber? Oft denkt man, "wenn ich da oben mitmischen würde, würde ich mich bedeutend, wichtig und anerkannt fühlen." Doch von Menschen, bei denen das der Fall ist, weiß ich, dass es nicht so ist. Fast immer gibt es jemanden, der beruflich über einem steht (egal wie weit oben man ist) und gegenüber dem man Rechenschaft ablegen muss. Auch für das Verhalten seiner Untergebenen. Und bei genau denen muss man sich deshalb oft unbeliebt machen. Ich kenne einen Menschen mit einem Riesen-Monatsgehalt, mit Macht & Verantwortung, der sagt, dass echte Freunde immer weniger werden, je weiter man nach oben kommt. Denn man hat keine Zeit mehr, um Freundschaften zu pflegen.
Wertschätzung oder Anerkennung? Gibt es nicht. Der vermeintlich kleine Arbeitnehmer bekommt vielleicht -nicht heute- aber im Laufe seines Lebens ein Lob vom Chef. Doch der Chef bekommt kein Lob von seinen Angestellten. Sondern oft hinter seinem Rücken Kritik wegen seiner Entscheidungen.
dabei habe ich mich in jeder Schule sehr schwer mit dem Lernen getan, wusste nie so eindeutig welcher Beruf mir überhaupt so 100% liegt.
Wenn einem etwas schwer fällt, verdient es umso mehr Anerkennung, wenn man es durchhält. Jeder einzelne Monat unter erschwerten Bedingungen verdient Anerkennung! Nicht jeder Mensch ist für das gleichgeschaltete deutsche Schulsystem gemacht. Manche Menschen lernen eher intuitiv und sind von ihrem Gehirn her rechtsseitig ausgerichtet. In der Schule wird ist aber fast nur die linke Gehirnhälfte gefragt und lineares Denken.
Und das ist nur
einer von ganz vielen Gründen, weshalb man sehr intelligent sein kann, aber einfach nicht in das System Schule hinein passte. Über Dich als Menschen sagen Deine Schulprobleme nichts aus. Schon gar nicht über Deine Intelligenz. Oder Deine Fähigkeiten.
Da ist jedoch
eine Sache: viele Menschen mit Schulproblemen suchen die Schuld bei anderen und driften ab in Milieus von Aggression und Gewalt. Es spricht total für Dich, dass Du offensichtlich keiner Fliege etwas zuleide tun kannst.
Dass Du über Dich und Dein Leben nachdenkst und in diesem Internet Forum unterwegs bist und nicht beispielsweise in einer Gang.
Nur sei bitte etwas gnädiger zu Dir selber.
Und übrigens mal nebenbei: ich war in der Schule auch schlecht.
😉
Mein bester Freund hält Vorträge, hat riesen Verantwortung, fliegt in ganz Europa herum, kommt wie aus dem Ei gepellt. Ich habe im Vergleich dazu nichts, würde mir bei einem Vortrag in die Hose machen, und verstehe nichtmal das Titelthema seiner Masterarbeit.
Kein Mensch versteht den Titel von Masterarbeiten von Fächern, die man nicht selber studiert hat. Dein bester Freund kann gut Reden halten. Offensichtlich weil er eine hohe Meinung von sich hat (oder so tut als ob). Dafür bist Du -wie es aussieht- nachdenklich und sensibel. Und nachdenkliche, sensible Menschen machen unsere Welt so viel reicher!
Und Dein Freund sieht aus wie aus dem Ei gepellt? Na und? Beurteile ein Buch niemals nach seinem Umschlag. Das Innere ist das, was zählt. Nicht die vergängliche Hülle. Man bereichert die Welt nicht durch seine schöne Kleidung. Sondern dadurch, dass man Liebe und Mitgefühl in sich hat. Dass man der alten Dame oder dem alten Herren in der Straßenbahn zum Beispiel einen Platz anbietet. Dass man zu einer friedlichen Atmosphäre beiträgt, in dem man rücksichtsvoll im Straßenverkehr ist. Dass man sich nicht in den Himmel lobt und über alles und jeden stellt (darin bist Du weltklasse
😉🙁). Und dass man sich selber Liebe, Geduld und Verständnis entgegenbringt. Bitte arbeite daran.
Ich habe mich auch lange nur über meine Hülle (Status, Erfolg, Aussehen, was andere von mir denken, usw) definiert. Dann folgte eine Lebenskrise der nächsten. Und mittlerweile beurteile ich mich nach anderen Werten. Beispielsweise danach, ob ich zum Guten in dieser Welt beitrage (wenn auch nur im kleinen Maße) oder zum Schlechten.
Ich habe erkannt, dass es in dieser Welt nicht um das Besitzen (zB von Status, Prestige) geht, sondern um das Teilen (zB dass man seine zwei gesunden Arme dafür benutzt um anderen die Tür aufzuhalten, jemanden beim zu Tragen helfen, Zuzuhören <-
auch eine Fähigkeit! und und und). Wenn man Fähigkeiten unter dem Gesichtspunkt des Teilens und nicht des Besitzens sieht, wird man viel freier und unabhängiger.
🙂
Wenn ich mal wieder meinen Wert anzweifele, frage ich mich oft: "wie viel habe ich bisher getan, um anderen Menschen bewusst zu schaden oder um mich selber und mein Fortkommen absichtlich zu boykottieren?"
Und siehe da...auf einmal sieht man vor seinem inneren Auge Leute, denen zu dieser Frage viel mehr Situationen aus ihrem Leben einfallen würden als einem selber. Weil: man hat ja (fast) immer Gutes gewollt. Und nicht nur die Ergebnisse, auch die Motivationen zählen.
Mir ist die Putzfrau, die einer alten Frau dabei hilft eine schwere Tasche zu tragen, tausendmal lieber als ein Mensch, der studiert, öde Master-Arbeiten verfasst, jeden Tag malocht, zum Boss aufsteigt und all das nur tut, damit andere seine Hülle und seinen Status hofieren. Ein Mensch, der sich so verhält, ist weder glücklich noch frei.
Und wie gesagt: dort oben bei den Mächtigen ist es wirklich nicht so schön wie man oft denkt. Mein Bekannter nannte die Menschen, die mit ihm oben sind, "Kindergarten" wegen der Machtspielchen. Und man muss innerlich hart werden, damit man diese auf Dauer durchhält. Und
echte Wertschätzung und Anerkennung? Fast immer Fehlanzeige.
Alles Gute von Einer, die beruflich
überhaupt nicht Fuß gefasst hat.