Was mir viel mehr auffällt ist, dass Kinder aus einem Heim nicht wirklich ein Familienleben kennen. Viele leben in Fam.ähnlichen Strukturen aber eben nur Fam.ähnlich...und das Thema Belohnungssystem was mein Sohn kennt das hat sich so eingebrannt das bekommst du überhaupt nicht mehr raus oder nur sehr schwer...
Wie soll denn bitte ein Kind/Jugendl. jemals im Leben lernen, dass er sich nen Job
sucht, wenn er für alles was er macht belohnt wird/werden möchte?
Warum führt man ein solches System überhaupt?
Nur damit man die Kids animiert seine Aufgaben zu erledigen?
Gesund ist für mich etwas anderes, denn fällt zu Hause das Belohnungssystem weg,
was bleibt dann noch? Eigenmotivation Fehlanzeige!
Ohne dem belohnungssytem wäre ich untergegangen. Ein Kind bzw jeder Mensch braucht eine gewisse Motivation, sonst endet alles in Antriebslosigeit, Sinnlosigkeit, Perspektivlosigkeit.
Normalerweise übernehmen die Aufgabe des Belohnenden die Eltern. Nicht im materiellen sinne, aber ein kind wird umarmt, wenn es gute Noten schreibt, bekommt Schultüten, wenn es eingeschult wird, kriegt Geburtstagsgeschenke, kriegt Anschiss wenn es Ärger macht und wird gelobt, wenn es gutes vollbringt.
DAS ALLES hat ein Heimkind nicht. es kennt keinen anderen Motivationsfaktor außer Materielles. Aus welchen Gründen auch immer es aus seiner Familie genommen und in ein Heim gebracht wurde oder in eine Pflegefamilie, Fakt ist, das natürliche 'Belohungs' bzw 'motivationssystem' fiel in seiner eigentlichen Familie flach: nämlich die ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit der Mama und des Papas.
Man kann sich jetzt noch so schön reden, das ganze versuchen rechtfertigen oder zu pauschalisieren, Fakt aber ist: Heimkinder haben Probleme sich Inder Familie einzugliedern, weil sie diese Art von Zusammenleben nur als Zweckgemeinschaft kennen. das ist traurig und es sollte keinem Kind widerfahren, aber es passiert nun mal. Leben im Kreise der Liebsten existiert für diese Kids nicht (mehr, sollten sie zurück dürfen).
alles ist zweck und materialorientiert.
Wäschst du das Geschirr, bekommst du belohungspunkte gutgeschrieben,
hast du genug belohnungspunkte, kannst du das in Taschengeld oder was auch immer eintauschen und du kannst dir kaufen was du willst.
machst du diese Woche die Wäsche, bekommst du zwei euro.
wenn du die Woche nicht rumbrüllst wie ein verrückter, fährt die Betreuerin mit dir zum Comicbuchladen.
dieses System ist nicht unbedingt perfekt, aber effektiv, um dem Kindern zumindest eine chance für eine geregelte Zukunft zu geben. Natürlich ersetzt NICHTS, rein gar nichts auf der Welt ein gutes Elternhaus und harmonische Verhältnisse, aber Kinder die mit Gewalt und ohne sicherer Stütze der Eltern aufwachsen mussten, brauchen wenigstens diese art von Motivation, um nicht in die oben benannte antriebslosigkeit abzurutschen.
Mich persönlich hat dieses System mehr oder minder sehr dazu angeregt, mich in der Schule und auch sonst massiv hochzuarbeiten. Ich wusste, ich krieg für jede Stunde, die ich in Referate und freiwilligenarbeit in der schule investiere, eine gute Mitarbeitsnote. Ich wusste, wenn ich Klassenbester bin, bekomm ich die Aufmerksamkeit meiner Schulkameraden und einen guten Ruf als 'Alleskönner'. Ich wusste, wenn ich ein 1, Abi schreib, stehen mir alle Wege offen. Ich wusste, wenn ich Medizin studiere und irgendwann Arzt werde, hab ich mein Ziel erreicht: Raus aus der 'heimkind'nummer.
Ich hab dieses Belohungs und Punktesystem sehr genossen, es machte mich strebsam und ehrgeizig.
dass mir eine mich liebende mama und ein toller Papa lieber gewesen wäre als das, ist denke ich selbstredend, trotzdem will ich diese 'Heimsysteme' diese 'Erziehungssysteme' nicht verteufeln. Ich hab daraus einfach gelernt, dass es sich lohnt für das Leben, für die Schule und für das Glück zu arbeiten.