Hm, eigentlich habe ich mich immer schon zurückgezogen als Kind, war auch extrem schüchtern, um nicht zu sagen, eingeschüchtert.
Ich bin nie gerne auf Kindergeburtstage gegangen, wusste nie, wie ich die Eltern der Kinder anreden sollte, wenn es sich nicht vermeiden ließ (ich wollte nicht unhöflich sein, wusste aber ihre Vornamen nicht, und wusste einfach nicht, wie man solche Leute dann anspricht, hab es eine Zeit lang mit "Du" versucht, woraufhin meine Mutter mir sagte, das gehöre sich nicht...damals schier unlösbare Probleme für mich). Genauso schlimm wars, wenn mein Dad mich sonntags zwang, Brötchen zu kaufen, ich bin an der Backtheke immer halb gestorben, hab vorher panisch den Text auswendig gelernt und irgendwie runtergeleiert. Eigentlich ab ich mich als Kind im Umgang mit anderen Leuten, ausgelöst hauptsächlich durch meine Eltern, immer unfassbar geschämt).
An meinem fünften Geburtstag hab ich mich kurzerhand in meinem Zimmer eingeschlossen, um da in Ruhe alleine mit meinen Geschenken zu spielen. Andere Kinder haben immer alles kaputt gemacht, die haben nichts verstanden und waren mir fremd.
Später hatte ich dann zwei Gesichter, in der Grundschule. Ich saß mit wachsender Begeisterung alleine in der Leseecke die ganze Pause oder auf Kindergeburtstagen, genauso konnte das wechseln und ich war tagelang wild und hab überall draußen mitgemacht.
Das Hauptproblem war, glaub ich, dass ich immer eher wie eine Erwachsene gedacht habe und mit den Kindern einfach nichts anfangen konnte. Und paradoxerweise empfinde ich Erwachsene heute ähnlich wie damals Kinder. Sie sind laut, sie riechen (wenn man eingepfercht im Zug steht, riecht immer irgendwer zu doll nach irgendwas), sie blubbern Zeug daher, das ich nicht verstehe, ändern von einer Sekunde auf die andere ihre Meinung und denken oft nicht nach. Ich nehme mich davon auch überhaupt nicht aus, aber so erlebe ich andere Leute oft, genauso wie ich erlebe, dass sie eben andere gedankenlos und vorschnell bewerten, und so eine Bewertung bringt, genau wie in Kindertagen, Nachteile mit sich. Das habe ich schon oft genug am eigenen Leib erfahren. Deswegen graut mir oft vor Menschen, sie kommen mir oft vor wie eine entfesselte Herde von Orks.
Auf der anderen Seite finde ich große, grölende Menschenmassen super, z.B. wenn ich grade auf einem Konzert poge und Stage Diving mache, mit anderen betrunken im Chor Blödsinn gröle oder mich irgendeinem Herdentrieb füge, weil ich ihn lustig finde und weil ich die Macht, die davon ausgeht, faszinierend finde, genauso wie generell alles, was mit Menschen und Psychologie zu tun hat.
Wie wart ihr als Kinder? Hattet ihr ähnliche Probleme? Find das interessant!