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Sind Schulnoten notwendig?

E

EuFrank

Gast
Hallo polgara!

Und was hat Moral und guter Wille mit Noten zu tun?
Du wolltest wissen, welche Kompetenzen Kinder fürs Leben mitbringen sollten. Mit Schulnoten hat das weniger zu tun.

Meines Erachtens sind es wie bereits gesagt zwei Bereiche, die die Schule vermitteln kann:
A) Moral
B) technische Fähigkeiten

Im letztgenannten Bereich geht es kaum ohne Noten. Dennoch sollten die Kinder auch im Bereich A) ein Feedback erhalten.
 
W

whitewine

Gast
Dein Idealismus freut mich - vielleicht ist die Situation in der "heilen Schweiz" auch nicht so extrem wie in Deutschland. Und wenn du die Beziehungsebene mit deinen Schülern so stark beachtest fängt das natürlich viel ab. Hoffe nur, dass du das durchhalten kannst und nicht zerrieben wirst.

Wie würde denn dein Rektor reagieren, wenn plötzlich die ganze Klasse nur Bestnoten hätte - würde er dich nicht drängen, höhere Maßstäbe anzulegen, damit die "Guten" auch wieder gut in Relation zu den "Schlechten" sind?

Habt ihr so was wie eine Hauptschule bei euch - wo die Absolventen sowieso fast keine Chance haben, später einen Ausbildungsplatz zu bekommen und wenn dann noch die schlechten Noten in der Überzahl sind, ist der soziale Abstieg fast vorprogrammiert. Diese Kinder können vieles, auch vieles gut - aber es taucht nicht im Zeugnis auf ... und irgendwann verlieren sie den Glauben daran, dass sie auch etwas wert sind völlig.
Das Schulsystem in der Schweiz hat auch Mängel, wobei das nicht aufs Gymnasium zutrifft. Die Gymnasien hier sind sehr gut! Neben dem Gymnasium gibt's hier in Basel die Weiterbildungsschule (8. und 9. Schuljahr - sehr grosser Ausländeranteil), für die ich gar nichts übrig habe. Dort arbeiten die Schüler gegen die Lehrer und die Lehrer gegen die Schüler... leider! Das liegt allerdings nicht an der Notengebung, sondern an der Mischung von Schülern die wirklich was lernen wollen und Schülern, die nichts lernen wollen in einer Klasse. Sowas wie "Fremdsprachenklassen" gib't da auch nicht - d.h. Schüler die die deutsche Sprache praktisch gar nicht beherrschen, sitzen in der selben Klasse wie Muttersprachler... Wer nach dieser Schule nen Ausbildungsplatz bekommt, hat Glück! Diese idiotische "Zweiteilung" gibt's allerdings nur in Basel - in anderen Teilen der Schweiz gibt's ne Dreiteilung (Realstufe, Sekundarstufe, Gymnasium).

Meinem Rektor liegt genausoviel daran, dass meine Schüler gute Noten schreiben, wie mir selbst! Ich würde ihm wohl negativ auffallen, wenn die Noten sauschlecht wären...
 

Dame

Aktives Mitglied
Neulich kam eine Studie nach der sind (in Deutschland) ein Drittel der Lehrer ausgebrannt und ein weiteres Drittel kurz davor. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass bei sehr vielen die Motivation zum Lehrerberuf in anderen Gründen (sicherer Job, Ferien, Halbtagstätigkeit) liegt als im Interesse am Unterrichten selbst.
Hallo Werner,

das Burn-Out gibt es auch noch bei anderen Berufen ganz arg verbreitet. Heute werden die Menschen mit Maschinen verglichen, so kommt es mir vor. Kein Wunder, dass dann der eine oder andere auf der Strecke bleibt. Dies hat mit unserer Massenarbeitslosigkeit zu tun.

Burn-Out kommt auch, wenn man den falschen Beruf ergriffen hat. Diejenigen, die das bekommen haben, können eigentlich dankbar sein nun endlich die chance zu haben, ihrem Traumberuf nachzugehen.

Der Staat hat auch die Anzahl der Lehrer ganz krass gekürzt. Bei Krankmeldungen gibt es keinen Ersatz. Die Stunden müssen dann vorhandene Lehrkräfte übernehmen (was weniger vorkommt) oder die Schüler müssen sich selbst beschäftigen. Kein Wunder, wenn dann am Jahresende schlechte Noten im Zeugnis stehen. Vom wem sollen die Kindern denn etwas lernen, wenn die Lehrer krank sind. (wobei ich hier erstmal an eine Grippe gedacht habe und noch nicht die modernen Krankheitsarten).

Jetzt stell dir mal vor, diese Schüler würden dann nicht mehr benotet werden. So müssen sie sich irgendwie noch selber den Lehrstoff beibringen. Fallen die Noten weg, haben sie gar nichts mehr gelernt. Ein bisschen, von dem was wir früher gelernt haben, bleibt immer hängen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Das Schulsystem gehört mal richtig neu organisiert. Vielleicht passiert in den nächsten Jahren doch noch was entscheidendes.

LG Dame
 

polgara

Aktives Mitglied
das Burn-Out gibt es auch noch bei anderen Berufen ganz arg verbreitet. Heute werden die Menschen mit Maschinen verglichen, so kommt es mir vor. Kein Wunder, dass dann der eine oder andere auf der Strecke bleibt. Dies hat mit unserer Massenarbeitslosigkeit zu tun.


LG Dame

In dem Film "Lernen" von Manfred Spitzer sagt er, dass es in Deutschland die meisetn psychosomatischen Betten gibt und dass diese fast komplett von Lehren belegt sind.
Traurig... ich glaube am schlimmsten haben es Berufsschullehrer..

Deshalb auch im Interesse der Lehrer sollten sie selbst doch was ändern wollen... aber das System ist zu unflexibel und starr.. leider:(
 
W

whitewine

Gast
Es ist bei den Schülern auswendig lernen, deren Themen gerade nicht bearbeitet werden und die sich zwangsweise damit beschäftigen müssen. Und das sind von einer Klasse von 30 mindestens die Hälfte.
"Auswendiglernen" kann man mit interessanten Lehrmethoden aufheben. (Stichwort Werkstattunterricht, Gruppenpräsentationen ("ich bringe meinen Mitschülern was bei"), Portfolios...)

Ich denke, dass Schule (in Deutschland) anden Schülern vorbei geht. Sie bereitet den Großteil NICHT auf das Leben vor und ist extrem chancenungerecht. Und das gibt es mittlerweile schwarz auf weiß.
Mit dem deutschen Schulsystem kenne ich mich nicht aus... Hier in der Schweiz haben die einzelnen Schulen relativ viel Freiraum. Zwar haben alle denselben Lehrplan, aber wie dieser Lehrplan umgesetzt wird, entscheidet jede Schule für sich. Ich arbeite z.B. an einer Schule, die die "klassische" Vermittlung des Lehrplans mit notenfreien und freiwilligen Projekten (Kunst, Musik, Theater, Diskussionsgruppen...) verbindet, was ich persönlich für sehr wertvoll halte für die Entwicklung der Schüler! Auch arbeiten bei mir an der Schule die Lehrer mit den Schülern zusammen. Leider gibt es auch Schulen in denen die Lehrer gegen die Schüler arbeiten und umgekehrt....
 
E

EuFrank

Gast
Hallo Werner!

...
Wieso soll denn bitte eine praktische Fähigkeit etwas mit Leistung zu tun haben? Gerade wenn jemand etwas Praktisches unter Druck lernen soll, macht er die meisten Fehler und verlernt es schnell wieder - braucht man nur einem Klavierunterricht zuzusehen. Entweder es interessiert ihn und er hat Spaß am Lernen oder der Schüler macht es jemand anderem zuliebe und hört sofort auf, wenn derjenige weg ist, der ihn antreibt...
Wenn jemand gut Klavier spielt, ist das eine gute Leistung. Wenn er diese Leistung unmotiviert erbringt, könnte man sie als noch größer bewerten.

...Ich nehme mal als Beispiel meine eigene Ausbildung als Werbetechniker: So gut wie alles, was wir damals für die Prüfungen lernen mussten, habe ich vergessen. Geblieben ist mir, was mich für die Praxis interessierte (und womit ich meinen Meister übertrumpfen und damit ärgern konnte) - und das, was mir Spaß machte und was ich auch ohne Prüfungen lernen WOLLTE, auch praktisch. Wir hatten nur wenige Stunden Schriftunterricht, aber ich mochte die Kalligrafie sehr, fand das reizvoll, übte jede freie Minute und ein Lehrer erkannte das Talent und ermutigte mich, obwohl er mir nicht mehr viel beibringen konnte.

Noch Jahre später habe ich mir die besten erreichbaren Kalligrafen als Lehrer gesucht, bin weit gefahren und habe viel Zeit und Geld aufgewendet, dort lernen zu können. Hätte mein Vater noch gelebt und mich gedrängelt, das alles zu tun wäre mir der Spaß zum Beispiel rasch vergangen. Viel mehr haben mich meine eigenen Fortschritte motiviert - und der Zuspruch derjenigen, für die ich etwas kalligrafiert habe und natürlich auch von denen, die dafür etwas bezahlt haben, dass ich ihnen etwas kalligrafiere :)

Mich interessiert also schon bei einem Arzt, was ich da an Motivation erkenne und wie er menschlich so drauf ist - nicht nur seine Technik (die setze ich einfach mal voraus).
Ich verstehe nicht ganz. Gilt für Dich nur das als Leistung, was gerne gemacht wird?
 
C

Catherine

Gast
:confused: öhm........übrigens bin ich dieser Außerirdische. Ich bin in der Zeit zurückgereist, weil ich mit meinem Freund ne Wette am laufen habe.

Ich wette: da besteht DOCH noch Hoffnung.

Er wettet: da besteht KEINERLEI Hoffnung mehr.

Er hat gewonnen :cool:

Ich reise dann mal wieder ab :)
Lebt lange und streitet schön weiter ;)
 

Dame

Aktives Mitglied
mir fällt gerade ein, dass ich mal eine Fremdsprache bei der VHS lernen wollte. Dort gibt es keine Noten. Auch keine Proben. ich fand diese Art zu lernen mühsam und uninteressant.

Bei Nebenfächern wie Musik oder Turnen könnte die Benotung abgeschafft werden, dann würden diese Fächer auch mehr Spass machen.

LG Dame
 
W

whitewine

Gast
Ich bin auch mal wieder weg.. Ich muss noch lernen für meinen Master... Und ja, es macht mir Spass, obwohl die Prüfungen ziemlich streng benotet werden! :D
 

maximilian

Aktives Mitglied
@Werner: Notenvergabe und eine Förderung wie du sie dir vorstellst, müssen kein Widerspruch sein.

Ich kann dir nur meine Schule als Beispiel bringen. Wir sind zwar "Elite"-Schule und haben deswegen mehr Fördergelder von Firmen und mehr Freiheiten gehabt, aber etliche Konzepte werden und worden schon bundesweit umgesetzt. Z.b. Hatten wir schon in den 90ern drei Leistungskurse (einer davon wurde bei der Abiprüfung als Grundkurs geprüft, aber eben auf LK-Niveau unterrichtet). Bei uns gab es im Vorfeld zum Abi, in allen Klassen Druck auf die Schüler zur Leistung. Teilnahme Mathe-Olympiade verpflichtend. Wenn einer in Mathe nicht mitkam, rechnete er teilweise 6-7h durchgehend alles an der Tafel mit Hilfe des Lehrers. Irgendwann setzt man sich auch zuhause hin, und ist zwangsweise im Stoff.

Wir wurden vor der Abizeit extrem streng benotet, hatten auch mehr Stoff als andere Schulen (vieles im Ingenieur-Grundstudium hab ich schon in der Schule gehabt). Aber dadurch waren die anforderungen des Abiturs dann locker zu bewältigen. Unser abijahrgang lag vom Durchschnitt 0,5 Notenpunkte vor dem zweitbesten in Sachsen, dann folgen die restlichen in kürzeren Abständen.

Aber, jetzt kommt dein Lernkonzept ins Spiel: Jeder Lehrer bot nachmittags Arbeitsgemeinschaften an, das war für die Lehrer verpflichtend (ist ihr Beitrag gewesen zur Qualität der Schule). Viele Lehrer opferten dafür auch ihre Freizeit. Wenn sie z.B. mit ihrer Bumerang-AG mit Neon-angestrichenen Bumerangs abends im dunkeln Photos von Bumerangflugbahnen machten.
Da hat man die Schüler direkt abgeholt. Während wir unsere Bumerangs bauten (handwerkliche förderung), lernten wir gleichzeitig die Gesetze der Aerodynamik.

In einer anderen AG, ebenfalls von nem Phy-Lehrer angeboten, brachte einer ein kaputtes, altes Moped mit, meist vom Schrott, und das wurde über ein Schuljahr unter Anleitung restauriert. Die Mopeds wurden in alle Einzelteile zerlegt, incl.Motorblock, und wieder zusammengesetzt. Handwerkliche Förderung und man lernte gleichzeitig über die physikalischen Hintergründe von Verbrennungsmotoren, Hydrauliksystem, etc.pp.

Wir hatten lauter so tolle AGs, Radioastronomie mit zwei normalen TV-Sat-Schüsseln (mit nem großen Abstand wirken die wie eine große Antenne).
Auf der Homepage der Schule findeste irgendwo ne Liste mit den AG:
www.ostwaldportal.de

Hier mal die Liste der aktuell angebotenen AGs:
http://www.ostwaldgymnasium.de/images/image/gta.pdf
[EDIT]Hab grad selbst mal geschaut, bin wieder beeindruckt, weil total ganzheitliches Angebot mittlerweile. Capoiera, Graffitti, Selbstverteidigung für Mädels; Hip-Hop[/EDIT]

Weiterhin, in der 11.ten Klasse war für alle verpflichtend die Teilnahme an der Erstellung einer Facharbeit (Niveau wie eine diplomarbeit). In 2er Gruppen durfte sich jeder sein Forschungsgebiet selbst suchen. Die einen programmierten für den Zoo ne Software für die Katalogisierung des Pflanzenbestands incl. Ort. Andere bauten Roboter. Das lief alles in enger Zusammenarbeit mit Professoren der Universität und der anderen Hochschulen und großen Unternehmen der Stadt. Man machte also je nach Wahl seines Gebiets schon richtig sinnvolle Forschungsarbeiten. Es gab ne Diplommäßige Abschlussarbeit (unsere hatte an die 60 Seiten, ohne Anhänge), und ne Verteidigung vor dem Prof und Lehrern. Dafür bekamen wir jeden zweiten Dienstag in der 11.ten Klasse frei, und die Stunden wurden auf die restlichen Tage verteilt.

Das wurde auch benotet, aber das hat keinen gestört, weil man selbst entscheiden konnte ob man die Note ins Abi reinrechnen lässt (dadurch wären die Prüfungen etwas weniger stark gewichtet). Aber vor allem hat es tierischst Spass gemacht (wir haben Grillen gegeneinander kämpfen lassen in der Phase der Datenerhebung :D), und man lernte wie so ne Arbeit anzufertigen ist.

Elite: Zwischen Physik und Märchen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - SchulSPIEGEL
Epidemie der Leistungsfreude - Artikel - SPIEGEL WISSEN - Lexikon, Wikipedia und SPIEGEL-Archiv

Mein Fazit: Es sind nicht die Noten das Problem, die Qualität der Lehrer, ob sie es schaffen die jungen Leute bei ihren Interessen abzuholen, ist das Entscheidende. Und da reicht es mMn schon, dass man für den Spass an der Schule solche AGs nachmittags anbietet.
 
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