@Werner: Notenvergabe und eine Förderung wie du sie dir vorstellst, müssen kein Widerspruch sein.
Ich kann dir nur meine Schule als Beispiel bringen. Wir sind zwar "Elite"-Schule und haben deswegen mehr Fördergelder von Firmen und mehr Freiheiten gehabt, aber etliche Konzepte werden und worden schon bundesweit umgesetzt. Z.b. Hatten wir schon in den 90ern drei Leistungskurse (einer davon wurde bei der Abiprüfung als Grundkurs geprüft, aber eben auf LK-Niveau unterrichtet). Bei uns gab es im Vorfeld zum Abi, in allen Klassen Druck auf die Schüler zur Leistung. Teilnahme Mathe-Olympiade verpflichtend. Wenn einer in Mathe nicht mitkam, rechnete er teilweise 6-7h durchgehend alles an der Tafel mit Hilfe des Lehrers. Irgendwann setzt man sich auch zuhause hin, und ist zwangsweise im Stoff.
Wir wurden vor der Abizeit extrem streng benotet, hatten auch mehr Stoff als andere Schulen (vieles im Ingenieur-Grundstudium hab ich schon in der Schule gehabt). Aber dadurch waren die anforderungen des Abiturs dann locker zu bewältigen. Unser abijahrgang lag vom Durchschnitt 0,5 Notenpunkte vor dem zweitbesten in Sachsen, dann folgen die restlichen in kürzeren Abständen.
Aber, jetzt kommt dein Lernkonzept ins Spiel: Jeder Lehrer bot nachmittags Arbeitsgemeinschaften an, das war für die Lehrer verpflichtend (ist ihr Beitrag gewesen zur Qualität der Schule). Viele Lehrer opferten dafür auch ihre Freizeit. Wenn sie z.B. mit ihrer Bumerang-AG mit Neon-angestrichenen Bumerangs abends im dunkeln Photos von Bumerangflugbahnen machten.
Da hat man die Schüler direkt abgeholt. Während wir unsere Bumerangs bauten (handwerkliche förderung), lernten wir gleichzeitig die Gesetze der Aerodynamik.
In einer anderen AG, ebenfalls von nem Phy-Lehrer angeboten, brachte einer ein kaputtes, altes Moped mit, meist vom Schrott, und das wurde über ein Schuljahr unter Anleitung restauriert. Die Mopeds wurden in alle Einzelteile zerlegt, incl.Motorblock, und wieder zusammengesetzt. Handwerkliche Förderung und man lernte gleichzeitig über die physikalischen Hintergründe von Verbrennungsmotoren, Hydrauliksystem, etc.pp.
Wir hatten lauter so tolle AGs, Radioastronomie mit zwei normalen TV-Sat-Schüsseln (mit nem großen Abstand wirken die wie eine große Antenne).
Auf der Homepage der Schule findeste irgendwo ne Liste mit den AG:
www.ostwaldportal.de
Hier mal die Liste der aktuell angebotenen AGs:
http://www.ostwaldgymnasium.de/images/image/gta.pdf
[EDIT]Hab grad selbst mal geschaut, bin wieder beeindruckt, weil total ganzheitliches Angebot mittlerweile. Capoiera, Graffitti, Selbstverteidigung für Mädels; Hip-Hop[/EDIT]
Weiterhin, in der 11.ten Klasse war für alle verpflichtend die Teilnahme an der Erstellung einer Facharbeit (Niveau wie eine diplomarbeit). In 2er Gruppen durfte sich jeder sein Forschungsgebiet selbst suchen. Die einen programmierten für den Zoo ne Software für die Katalogisierung des Pflanzenbestands incl. Ort. Andere bauten Roboter. Das lief alles in enger Zusammenarbeit mit Professoren der Universität und der anderen Hochschulen und großen Unternehmen der Stadt. Man machte also je nach Wahl seines Gebiets schon richtig sinnvolle Forschungsarbeiten. Es gab ne Diplommäßige Abschlussarbeit (unsere hatte an die 60 Seiten, ohne Anhänge), und ne Verteidigung vor dem Prof und Lehrern. Dafür bekamen wir jeden zweiten Dienstag in der 11.ten Klasse frei, und die Stunden wurden auf die restlichen Tage verteilt.
Das wurde auch benotet, aber das hat keinen gestört, weil man selbst entscheiden konnte ob man die Note ins Abi reinrechnen lässt (dadurch wären die Prüfungen etwas weniger stark gewichtet). Aber vor allem hat es tierischst Spass gemacht (wir haben Grillen gegeneinander kämpfen lassen in der Phase der Datenerhebung
), und man lernte wie so ne Arbeit anzufertigen ist.
Elite: Zwischen Physik und Märchen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - SchulSPIEGEL
Epidemie der Leistungsfreude - Artikel - SPIEGEL WISSEN - Lexikon, Wikipedia und SPIEGEL-Archiv
Mein Fazit: Es sind nicht die Noten das Problem, die Qualität der Lehrer, ob sie es schaffen die jungen Leute bei ihren Interessen abzuholen, ist das Entscheidende. Und da reicht es mMn schon, dass man für den Spass an der Schule solche AGs nachmittags anbietet.