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Zeit verloren durch Angststörung. Jetzt Angst Studium nicht zu schaffen.

Nikabra73

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich habe mich gerade hier angemeldet im Forum, weil ich einfach einen Rat brauche und nicht weiß an wen ich mich wenden soll.

Kurz zu mir: Ich bin 21 Jahre alt und studiere gerade im 6. Semester Informatik in Karlsruhe.

Ich hab mein Studium im WS 20/21 angefangen, also genau während des ersten Lockdowns. Die ersten beiden Semester liefen bei mir ziemlich gut. Ich habe insgesamt 5 Prüfungen geschrieben und vor allem die sog. Orientierungsprüfungen auf Anhieb bestanden (das sind 3 Prüfungen die man bis zum 3. Semester bestanden haben muss. Ansonsten wird man exmatrikuliert). Soweit so gut.
Kurz nach Beginn des 3. Semesters entwickelte ich bedauerlicherweise eine schwere Angststörung. Herzangst um genau zu sein. Ich hatte jede Woche 2-3 Panikattacken, hatte ständig Angst davor eine schwere Herzerkrankung zu haben und war eigentlich in ständiger Todesangst. Ich konnte nicht einmal einen kurzen Spaziergang machen ohne Herzrasen zu bekommen. In den folgenden 6 Monaten war ich 2 mal beim Kardiologen, beim Lungenfacharzt, beim Neurologen, 2 mal in der Notaufnahme und bestimmt einmal wöchentlich beim Hausarzt. (Jetzt wo ich das so schreibe, komme ich mir völlig bescheuert vor.)
Nach den 6 Monaten war ich endlich davon überzeugt wirklich nichts Körperliches zu haben, sondern etwas Psychisches. Ich bin daraufhin zu einem Psychologen gegangen, der wirklich eine Rettung für mich gewesen ist. Ich war 9 oder 10 Monate bei ihm in Behandlung und habe gelernt mit meinen Panikattacken umzugehen. Ich weiß jetzt, dass ich nicht krank bin und er hat mir einen großen Werkzeugkasten an die Hand gegeben mit dem ich mit diesen Ängsten umgehen kann.

Während dieser gesamten Phase habe ich eigentlich nichts für mein Studium gemacht. Ich habe zwar jedes Semster wieder mit der Online-Lehre angefangen, aber nach ein paar Wochen kamen die Angstzustände wieder zurück in denen ich 20mal am Tag meinen Blutdruck kontrolliert habe (und das ist leider keine Untertreibung). Seit dem Frühjahr diesen Jahres geht es mir deutlich besser. Ich habe 10kg abgenommen, bewege mich mehr als früher und hatte das gesamte Jahr noch keine einzige Panikattacke. Es gibt zwar noch hin und wieder Phasen in denen die Angst wieder da ist, aber es artet nicht mehr aus und klingt auch schnell wieder ab.

Während dieser ganzen Phase, habe ich mehrmals darüber nachgedacht mein Studium abzubrechen und irgendwie einen „Neuanfang“ zu machen. Ich hatte unter anderem überlegt Maschinenbau, Elektrotechnik, Mathematik, Physik, Wirtschaftsinformatik, usw. zu studieren. Dann hatte ich überlegt eine Ausbildung zu machen oder irgendetwas Dual zu studieren. Doch die Wahrheit ist, dass mir die Informatik einfach wahnsinnig Spaß macht und es genau das ist was ich später einmal machen möchte. Ich kann mir einfach nichts anderes vorstellen.

Im Mai diesen Jahres bin ich endlich nach Karlsruhe, also die Stadt in der ich studiere, umgezogen. Ich wollte schon viel früher umziehen, aber es kam Lockdown und dann diese Angstsch****. Ich hab auch das ganze Semester für eine ziemlich schwere Prüfung gelernt die ich nun nächste Woche schreibe. Ich fühl mich ganz gut vorbereitet und bin mir eigentlich auch ziemlich sicher, dass ich die bestehe. Aber das weiß man natürlich nie mit Sicherheit.

Doch jetzt habe ich in den letzten beiden Nächten angefangen mal meinen weiteren Studienverlauf zu planen. Wir haben eine maximale Studienzeit von 9 Semestern die aufgrund von COVID um 3 Semester auf 12 Semester erhöht wurde. Das bedeutet also, dass ich, vorausgesetzt ich bestehe die Prüfung nächste Woche, in den kommenden 5 Semestern jeweils 3-5 Prüfungen hätte, die zum Teil echt schwer sind, und dann im letzten Semster die Bachelorarbeit schreiben würde.

Ich sehe das nun an und fühle mich total überfordert und für nicht stark genug um das zu schaffen. Ich frage mich ob ich das schaffen kann, habe Angst davor wieder eine meiner Angstphasen zu bekommen oder davor eine Prüfung nicht zu bestehen was dann automatisch dafür sorgt, dass ich die maximale Zeit übersteige. Der Puffer, den „normale“ Studenten haben, ist weg und ich habe Angst am Ende 12 Semester für nichts studiert zu haben.

Ich weiß einfach nicht weiter. Ich wünschte ich könnte einfach 2 Jahre in der Zeit zurückreisen und dann normal weitermachen ohne diesen ganzen Mist. Gleichzeitig kommt es mir so vor, als hätte ich mir meine gesamte Zukunft verbaut und das Studium ist irreparabel zum Scheitern verurteilt.
Dazu kommt noch, dass ich niemanden aus meinem Studium kenne. Die wenigen Online-Kontakte die ich hatte sind alle abgebrochen und wegen der räumlichen Entfernung während des Online-Studiums habe ich auch keinen Bezug zur Uni. Ich weiß nicht mal im Ansatz was wo liegt.

Momentan erlebe ich eine Achterbahn der Gefühle zwischen „Ich schaffe das sicher“ und „ich werde es niemals zu irgendwas bringen und bin ein Versager“. Außerdem schäme ich mich auch dafür dass meine Eltern mich finanzieren während ich Zeit verschwende und nichts gebacken bekomme. Andere, die mit mir begonnen haben, schreiben im nächsten Semester ihre Bachelorarbeit und ich bin auf Stand des 2. Semesters und selbst da fehlen mir noch 2 Prüfungen.

Ich entschuldige mich schon mal für den langen Text, doch ich musste mir das mal von der Seele schreiben und hoffe, dass ich alles einigermaßen nachvollziehbar aufgeschrieben habe.

Ich wäre wirklich jedem dankbar, der mir einen Rat oder eine Tipp geben könnte was ich weiter machen kann oder wie ich mit dieser Situation umgehen soll.

Vielen Dank im Voraus!
 

Buntehäsin

Aktives Mitglied
Ach Du liebe... willkommen im Forum 🌷

Atme mal tief durch....
Natürlich schaffst Du das.
Hast Du die Möglichkeit Dich coachen zu lassen oder mit jemandem über Deine Probleme zu sprechen? Deine Therapie weiter zu machen?
Du hast Angst vor der Angst. Obwohl Du weißt, dass Du keine haben brauchst.
Du bist sooo jung, Du schaffst das.
 

Soul-Sister

Aktives Mitglied
Hey Nikabra,
ich kann mich nur anschließen, tief durchatmen, du schaffst das!

Ein bisschen Zeit hast du verloren, aber du bist wirklich noch so jung. Einfach einen Schritt nach dem anderen machen. Und auch wenn das ein bisschen länger dauert, mach dir nicht zu viel Druck. Sei froh, dass dich deine Eltern unterstützen. Die wollen doch auch, dass du am Ende glücklich bist. Und motiviert bist du doch auch und hängst dich rein soweit du kannst.

Ich habe in meinem Leben so viele unterschiedliche Lebensentwürfe erlebt. Menschen, die nach dem Studium noch eine Ausbildung angefangen haben, noch ein zweites Studium, oder sich selbständig gemacht haben mit etwas ganz anderem und nun erfolgreich sind.

Wenn Informatik dein Traumfach ist, solltest du das weitermachen. Sonst bereust du am Ende, dass du es nicht versucht hast.

Und wegen des sozialen Anschlusses. Gibt es nicht vielleicht Arbeitsgruppen in deinen Seminaren, Tutorien oder ein schwarzes Brett (ggf. auch virtuell), auf dem du nach Lernpartnern suchen kannst? Gemeinsam lernen ist doch tatsächlich besser, man bringt sich gegenseitig auf gute Gedanken, kann Informationen austauschen, die anderen sind vielleicht entspannter und nehmen dir die Angst.

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Glück und Erfolg! Du wirst sehen das wird schon. 🍀
 
G

Gelöscht 122945

Gast
Wenns dich beruhigt, ich habe mit 21 mein BA Informatik Studium (FH) angefangen und war mit 26 fertig. Vom Alter her bist du noch jung genug, guck nur, dass du nicht endgültig durchfällst, dann darf man das Fach nicht mehr woanders weiter studieren in Deutschland.

Ansonsten käme ja vielleicht ein Wechsel mit Anerkennung derbisherigen Studienleistungen in Frage für einen Neustart an einer Uni/FH oder auch eine Ausbildung, die Studenten mit Kusshand nehmen. Manchmal ärgern sich Leute, dass sie nicht studiert haben und dann auf der Karriereleiter festhängen, aber die wichtige Praxis lernt man in der Ausbildung am besten. Und manche bleiben auch gar nicht hängen nach Ausbildung, sondern flitzen die Karriereleiter einfach so hoch. Oder man studiert wie ich und programmiert aber nicht gerne, dann gibt es diese Traumgehälter für Softwareentwickler auch nicht 😃

Wir hatten an der Fachhochschule auch viele die das Studium an der Uni zu schwer fanden und die meinten es wäre viel besser und einfacher und praxisnäher an der FH. Und diese Abschlüsse sind nicht mal weniger wert, oft mögen die Unternehmen sogar mehr Praxis als Theorie.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 122945

Gast
PS: Ach ja. Der Königsweg wäre vielleicht auch ein duales Studium, dann bist du direkt im Unternehmen. Ich habe mich im Studium viel zu sehr aufs theoretische Lernen konzentriert, aber alles was zählt ist die praktische Erfahrung und ab und zu mal Leute, die dich ohne Abschluss nicht in Führungspositionen lassen, wenn man da überhaupt hin will.
 

Boone92

Aktives Mitglied
Schaffst du, gib dir noch 1-2 Jahre Zeit um zu sehen wie es anläuft, wenn es gut läuft, ziehst du weiter durch, wenn es wirklich nicht klappen sollte, kannst du immernoch umwählen, du bist ja noch super jung.

Kannst du vlt sogar noch 1-2 Semester "gutschreiben" lassen wegen Krankheit? Glaube nicht dass du das brauchen wirst, einfach nur so für's Gefühl.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Momentan erlebe ich eine Achterbahn der Gefühle zwischen „Ich schaffe das sicher“ und „ich werde es niemals zu irgendwas bringen und bin ein Versager“.
Das gehört dazu Nikabra, das ist die übliche Hürde und so viel ich weiß, gehts gerade jenen so, die dann sehr erfolgreich sind. Alles hat auch eine Kehrseite.
Wenn du richtig beobachtest, dann bist du zuversichtlich, solange du dich wohl fühlst, gehts dir nicht richtig, dann fühlst du "verkehrtherum".

Zuerst einmal, herzlichen Glückwunsch zu den bestandenen Prüfungen, die du bisher geschafft hast.
Du schreibst, dass du dieses Fach liebst, dass du dich "daheim" fühlst mit diesem Stoff und du dich sehr gern mit Informatik beschäftigst. Mehr brauchst du wohl nicht wissen, das reicht, um zu erkennen, du bist auf dem richtigen Weg. Falsch wärst du dran, wenn du dich unvorstellbar anstrengen müsstest und plagen, um zu kapieren, was vor dir liegt an Lernstoff.

Es heißt nicht umsonst: glaub ans Glück. Zwei Stimmen in dir raunen dir zu, eine davon sagt dies, eine das, was glaubst du? Der Pessimist sagt nicht dasselbe wie der Optimist in dir. Lass dich nicht abhalten.

Viel Glück für deine Zukunft. Du kannst dir später aussuchen, wo du arbeiten möchtest, man wird dir überall einen roten Teppich ausrollen, weil dein Beruf ja sehr gefragt ist.
 

Nikabra73

Neues Mitglied
Vielen lieben Dank für die ganzen aufbauenden Antworten. Ich fühle mich gleich viel besser. Wirklich!

Das mit dem nachträglichen Einreichen eines Urlaubssemesters wäre natürlich richtig super und würde alle Probleme lösen. Ein Attest würde ich auf jeden Fall bekommen von meinem Arzt und meinem Psychologen. Aber ob das möglich ist an meiner Universität quasi rückwirkend ein oder zwei Urlaubssemester zu nehmen, aufgrund psychischer Probleme, weiß ich nicht. Ich hatte sowieso vor nach meiner Prüfung einmal zur Studienberatung zu gehen und mich zu erkundigen was die mir raten würden. Das nehme ich auf jeden Fall in Angriff.

Ich glaube auch, dass mir das Studium und der Druck sehr viel leichter fallen wird wenn ich erstmal ein paar Leute kennengelernt habe mit denen ich dann auch zusammen lernen kann. Ich habe bis jetzt immer nur alleine gelernt und ich merke schon, dass es eben manchmal fehlt den man um Rat fragen kann oder der einem auch etwas erklären kann.
 

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