Mir ist vor einem Jahr genau das Gleiche passiert - ich durchlebe auch deinen Schmerz und verstehe dich vollkommen. Ich bekomme auch nur Feedback, dass doch eigentlich alles gut ist, aber die Kinder (egal wie alt) verlieren bei sowas am Meisten (die Geborgenheit der Familie/Verlust der Sicherheit der Familie).
Ich 32 j. Tochter, immer gelitten, dass Eltern in einer unglücklichen Ehe festhängen. 30 Jahre, davon 15-20 unglücklich, mit 3 Jahren Trennung. Hatte dasselbe Gefühl: Sie waren zwar mehr eine Zweck-WG, aber im Notfall haben wir alle zusammen gehalten. Habe mich immer sicher gefühlt, dass er mich/uns die Familie nie verlassen wird. Er hat mir immer erzählt, wie er für mich/uns im Alter vorgesorgt hat (Aktien/Immobillien).
Irgendwann wurde meine Mutter aber so depri, dass sie monatelang nicht mehr geredet haben, sie Angstzustände bekam etc. Ich habs nicht mehr ausgehalten, viele Gespräche mit meinem Vater geführt und ihm klar gemacht, dass wir daran alle zerbrechen werden und dass sie sich trennen müssen.
Meine Mutter war immer unglaublich eifersüchtig, dass er ne Freundin haben könnte seit der ersten Trennung, außerdem war sie finanziell abhängig von ihm(Hausfrau/Alleinverdiener) und fühlte sich kontrolliert. Er sagte immer er hat keine Freundin, könne er ihr ja nicht antun.
Ein paar Wochen später hatte er dann plötzlich doch eine und wir wissen, dass er diese Frau schon nen Jahr kannte. Ich bin eigentlich froh, dass sie auseinander sind, es war immer klar, dass es so kommt.
Aber die Art und Weise wie er sich getrennt hat ("Ich war ja eh wie ein Junggeselle..."), wie das alles rauskam etc. Wie er sich zu seiner Freundin absetzt und ich seit Monaten nichts mehr gehört habe. Es fühlt sich einfach nur wie Verrat an. Er hat uns einfach verlassen. Und ich bekomme mit jedem weiteren Monat das Gefühl, dass es ein Abschied für immer war. Er sorgt finanziell noch für meine Mutter, aber Liebe/Geborgenheit/Vertrauen/meine kindliche unkonditionelle Verbundenheit - was auch immer - ist endgültig gestorben.
Klar, ich habe die Trennung beschleunigt, meine Mutter ist ohne ihn glücklicher. Er hat endlich ne Frau die ihn glücklich macht. Aber ich habe gefühlt alles verloren und es interessiert keinen. Muss man selber mit klar kommen. Tut unglaublich weh, aber war vermutlich die richtige Entscheidung.
Er hatte mir mal angeboten seine neue Familie kennenzulernen und wie toll ihre 3 Söhne sind(toller als ich...?), aber ich kann da einfach nicht hin. Sie ist einfach nur die Frau, die mir meinen Vater weggenommen hat. Die Treffen mit ihm danach waren komisch. Vielleicht hat sie einen "komischen" Einfluss auf ihn, dass er sich jetzt um sie und nicht um uns kümmern soll. Dadurch distanziert er sich jetzt von mir und die gemeinsamen Themen verschwinden. Wir waren verdammt austauschbar, das hätte ich nie gedacht.
Hatte mal vorsichtig die Wohnung angesprochen, die sie auf mich überschreiben wollten (schon länger geplant), weil die ja bei ner Scheidung auch draufgehen könnte, und er meinte nur "Damit du mich rausschmeißen kannst?" Tjaaa, jetzt warten wir alle, wer wohl die Scheidung einreicht und wie dreckig es wird.
EDIT: Achso noch ein paar praktische HInweise für dich, bei mir ist es ja schon 1 Jahr her.
In der ersten Woche war meine Mutter so durch, dass sie 3 Tage nicht schlafen konnte und nur zittrig orientierunglos durch die Wohnung gelaufen ist. Sie hat dann vom Hausarzt "Stimmungsaufheller" bekommen. Das sind Medikamente mit denen dir alles egal wird. Sie war dann plötzlich sehr fröhlich und man konnte zwar mit ihr darüber reden, aber sie schien einfach ruhig, gut gelaunt, "mir ist alles egal" zu sein. War übrigens sehr gruselig, aber besser als ohne. Nach einigen Wochen verschwand dann die Wirkung und es wurde wieder ernster, aber sie konnte schlafen.
Wir haben ca. 6 Monate gebraucht meinem Vater klar zu machen, dass er bitte- zumindest nicht unangekündigt - einmal die Woche in die Wohnung kommt, um zu schauen ob seine Sachen noch da sind. Da meine Mutter immer panisch geflohen ist oder sich nicht mehr aus ihrem Zimmer getraut hat. Sie hat einen kleinen Garten, wo sie dann schlafen kann. Er war der Meinung, er könne ja noch mit ihr in einer Wohnung schlafen, weil es ja auch seine Wohnung ist "und sich ja auch nicht viel verändert habe".
Erst danach konnte sie sich erholen und hat jetzt ihre Ruhe (er nimmt sich ein Hotel), allerdings hört man jetzt von ihm auch nicht mehr viel... hat sich wohl irgendwie erledigt.. ich versuche mich inzwischen rauszuhalten, und ignoriere alles, wir reden auch nicht mehr darüber- weder mit meiner Mutter noch Vater. Ich habe das Gefühl, dass meine Eltern in der Kindheit da waren und jetzt muss man halt alleine klar kommen, Pflege wird vllt noch mal spannend. Und Erbschaft... oje..
Ich hatte selber nie das Bedürfnis zu heiraten oder Kinder zu kriegen. Bin kein Familienmensch geworden 🤔