Hallo Isabell,
es ist bestimmt der falsche Weg illegal zu Werke zu gehen...was meinst du eigentlich damit?? Meistens sind der Polizei die Hände gebunden und die können ja auch nicht immer präsent sein. An sich kann und darf deine Freundin alles mögliche zu ihrem Selbstschutz tun. Selbstverteidigung erlernen, einen Waffenschein machen etc. Als Beamtin sehe ich keine Schwierigkeiten dafür. Allerdings ist natürlich Grundvoraussetzung, dass sie vorher weggegangen ist und sich auch endgültig getrennt hat...ohne Zip und Zap! Hier haben Gefühle erstmal keinen Platz, sondern der Verstand und die Vernunft müssen jetzt ran. Weggehen um nicht mehr im Zugriffsbereich des Typen zu sein ist der erste wichtige Schritt. Wichtig ist dieses Machtspielchen mit der Angst einer (vermeintlich) schwachen Frau zu unterbinden. Meist reicht es schon, wenn der Kerl sieht: oha, die gibt Contra und ich bin gefährdet, damit die den Schwanz einziehen und sich verdrücken. Wittern die allerdings die allergeringsten Unsicherheiten oder eine Spur von Zögern und Angst, hat die Frau/in diesem Fall das Opfer versch***..tschuldigung für die Ausdrucksweise, aber bei der Gewaltthematik verfalle ich automatisch in eine rudimentäre Ausdrucksweise....passt ja auch irgendwie zu dem rudimentären Kampfgeschehen, mit dem man es hier zu tun hat, oder? Allerdings nochmals erschwert durch diese psychische Erkrankung.
Da er diagnostiziert psychisch krank ist, ist an sich auch der sozialpsychiatrische Dienst mit zuständig...an den kann man sich wenden und den Typen erstmal auf deren Veranlassung in eine Klinik einweisen lassen. Bei erwiesener Gewalttätigkeit, also Fremdgefährdung besteht ohnehin ständige Lebensgefahr für deine Freundin, ich würde keine fünf Minuten mehr in dessen Nähe bleiben! Auch der behandelnde Psychologe, oder früher behandelnde Ärzte wäre/n ein Ansprechpartner, die können auch etwas mit Klinik oder so veranlassen.
Um vom Opferhabitus (Grundhaltung, die sich in der Körperhaltung etc. wiederspiegelt) runterzukommen ist es nicht schlecht einen Selbstverteidigungskurs zu machen, sich mal den chinesischen oder japanischen Kampfkünsten zuzuwenden, in denen man Wichtiges lernen kann, z.b. seine Angst zu kontrollieren, Selbstsicherheit auszustrahlen, zu bluffen, notfalls einen GEgner effektiv umzuhauen. In Krisensituationen ist man letztlich öfter als man denkt auf sich allein angewiesen.
Falls sie immer noch bei dem Typen hockt, soll sie sich nen heimlichen Abgang organisieren, bei Freunden oder ner Freundin unterkriechen und erstmal immer schön unter Leuten bleiben, vielleicht kann man ja ne Schutzeinheit aus Freunden bilden...immer Handy dabei, Strafanzeige bei der geringsten Bedrohung, einen Anwalt mit einschalten, der Druck bei der Polizei macht und im Falle unterlassener Schutzmaßnahmen Schadensersatz, Presseveröffentlichung etc ankündigt...wenn's um Kohle oder Prestige geht, spuren die meist und machen auch wat...aber wie gesagt ist an allererster (Kampf-)Front deine Freundin gefragt. Die muss a) wegwollen um jeden Preis und b) sich auf keinen Fall unterkriegen lassen. Deine Hilfe kann so aussehen, dass du als Zeugin für die Gefährlichkeit des Typen oder Angriffe etc. fungieren kannst. Allerdings gerätst du dadurch auch ins Getümmel...mir persönlich wäre das ja als trainierte Kampfassel oder auch De-Eskalations*-Engelchen je nach Lage...egal...kommt drauf an, ob du dir das zutraust, aber wie heißt es so schön: gemeinsam ist man stärker!
Der Typ darf nicht so viel Macht erhalten, er muss effektiv, aber situationsangemessen Contra kriegen und notfalls weg in den Knast oder in eine Klinik und wenn sie's immer noch nicht kapieren wieder weg in den Knast oder eine Klinik etc.
Ihr könnt euch auch zusätzlich noch in einer Beratungsstelle für Gewaltopfer beraten lassen, was es noch für Möglichkeiten gibt.
Auf jeden Fall wünsche ich dir und deiner Freundin viel Glück!
LG
Tyra
* De-Eskalation: in diesem Fall: ruhige Stimme, Beschwichtigung, einfache Sätze, positive Wortwahl, also nicht verneinen, sondern immer sagen, ja wir machen das und das, aber immer bewusst lenken. Keine Gefühlsausbrüche, rational und sachlich bleiben. In diesem Fall würde ich im Falle eines gemeinsamen Gespräches mit dem Typen die Lage erklären, die verständliche Angst der Freundin, dass es nicht richtig ist, dass er sie einschüchtert, dass er krank ist und sich erst einmal um sich selber kümmern muss....also nicht auf Trennung oder Endgültigkeit hinweisen, sondern offenhalten, verlangen, dass er erst einmal was tut, von sich aus auf Abstand geht, sich ärztlich helfen lässt...immer sanft auf seine Verantwortung für sich hinweisen...Bedingungen stellen und auf ein ....dann sehen wir weiter...hinweisen...Ruhig und konsequent bleiben. Mitgefühl zeigen, aber keine Angst oder Schwäche, man sollte das Ruder in der Hand behalten. Es sollte ne klare Struktur, einen konkreten Plan geben, nämlich z.B. die, bzw. den dass erstmal bis zur weiteren Therapiefortschritten (die es wahrscheinlich eh nicht geben wird, aber egal) eine Trennung besteht, er aus der Wohnung deiner Freundin geht, oder umgekehrt sie geht etc.
Ein solches Gespräch kann oder sollte mit neutralen DRitten = behandelnden Ärzten, Psychologen od. ä. geführt werden, wichtig ist das ihm das Gefühl gegeben wird, dass er nicht weggedrängt oder ausgeschlossen wird, sondern eine gemeinsame Lösung gesucht wird...das nimmt in der Regel ne Menge Aggression, die ja z.T. auf Ängsten, wie Verlustangst etc. beruht, aus der Situation raus.