Jetzt wäre ein langer Spaziergang besser
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Attraktivität = Anziehungskraft. Wenn wir in die Gehirne von allen Menschen sehen könnten, die jemals Kim Kardashian gesehen haben, könnten wir einen Durchschnittswert bestimmen.
Wieso nur Menschen? Objektivität lässt sich nicht durch die Befragung einer einzigen Spezies definieren. Für einen hungrigen Löwen ist fast jeder attraktiv
... aber ernsthaft: das Ergebnis von Umfragen ist nur eine Sammlung subjektiver Eindrücke, mehr nicht. Mehrheiten bestimmen nicht über Wahrheiten (objektive Wahrheiten). Sie sind höchstens noch mehrheitlich-konsensuelle Wahrheiten, also Übereinkünfte. Beispiel: Die gleiche Frage (egal welche jetzt, irgendwas Politisches halt) stellst du innerhalb der Halle auf einem AfD-Parteitag und dann nochmal den Demonstrant:innen draußen. Wer hat jetzt recht?
Die Tatsache, dass jemandes Attraktivitätsgrad für 99 % der Befragten niedrig ist, begründet nicht automatisch eine spezifische Bedeutung, aber sie hat Konsequenzen.
Aber ich muss den Konsequenzen keine sonderliche Bedeutung zumessen bzw. kann sie mir selbst geben. Beispiel: Herr Mendel entdeckt die Regeln der Vererbung. So gut wie niemand interessiert sich dafür. ER weiß aber, dass er recht hat und nutzt es für seine Erbsenzucht. Dass die Mehrheit erst lange nach seinem Tod versteht, was er verstanden hat, ändert nichts am Wahrheitsgehalt und die Bedeutung der Ablehnung ist für ihn nicht von Bedeutung, da es ihm nicht um Ruhm und Anerkennung ging, sondern um die Lösung eines botanischen Rätsels.
Beispiel wenn ich zu dick bin, dann wäre es doch besser, abzunehmen oder in einer anderen Liga zu daten, als zu sagen "Mein Gewicht ist ok, ich bin ok."
Es geht deshalb m.E. darum, eine möglichst realistische Sichtweise auf die Dinge zu bekommen, nicht eine möglichst positive oder negative. Stimmst du mir da zu?
In einer Therapie geht es idealerweise darum, was das Ziel der Klienten ist. Wenn jemand das Ziel hat, eine realistischer Sichtweise auf die Welt zu bekommen, sollte man das unterstützen. Aber wenn er dafür im Moment noch nicht reif ist, weil etwas Anderes wichtiger ist, macht es wenig Sinn, an mehr Realitätsbewusstsein zu arbeiten.
Nur wenn ein "Lernfenster" auch offen ist, wird ein Lernprozess entstehen. Und wenn etwas bessere Stimmung dabei hilft, Vertrauen zu fassen und lernbereiter zu werden, kann man zumindest unschädlich-unrealistische Gedanken durchaus mal stehenlassen. Du kannst einen Menschen mit vielen verschiedenen "Schäden" nicht auf einen Schlag wieder in Ordnung bringen. Das geht nur Stück für Stück und oft wie bei einem Mikado-Spiel (vorsichtig)