Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Wie habt ihr eure Glaubenssätze geändert?

LFM

Mitglied
Was ich als Problem auch sehe: Es ist wesentlich leichter, wenn man alleine ist solche negstiven Glaubenssätze für sich zu ändern. Man ist dann Niemandem Rechenschaft schuldig.
Denn was nützt es Einem denn, wenn man eigentlich für sich solche negativen Glaubenssätze ändern kann, aber die Menschen um einen herum (Beziehung, Kinder, Familie, Bekannte) das nicht einsehen wollen/können/daran festhalten wollen aber man diese Menschen dennoch nicht verlieren möchte?
 

Pappenheimer

Aktives Mitglied
Zum Stichwort Wahrheit/en: Ich denke, wenn man (ich folge hier Raimund Popper) nicht von einer, sondern von drei Arten Wahrheit ausgeht, versteht man die Welt besser:

1. Objektive Wahrheiten (z. B. die Existenz der Schwerkraft, dass ein Stein stabil ist etc.)
2. Subjektive Wahrheiten (z. B. mir geht es grade nicht so gut, ich finde etwas nicht schön)
3. Konsensuelle Wahrheiten (z. B. wir einigen uns darauf, dass 1+1=2 ist und nicht 11)

Diese drei Kategorien sollte man unterscheiden und nicht vermischen, um Verwirrung zu vermeiden.

Glaubenssätze, die man für wahr hält, gehören eher in Kategorie 2 oder 3. Sie sind von Naturgesetzen (Physik, Chemie etc.) klar abzugrenzen und auch anders zu behandeln. Also eher konstruktiv, suchend, sprachlich-kreativ.
Also im Sinne von Schmidt-Salomon: "Wahrheit wird nicht gefunden, sondern erfunden. Das heißt nicht, dass sie beliebig ist, denn es gibt gute und schlechte Erfindungen."
Danke, die Unterscheidung bringt mehr Klarheit in die Debatte. Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt, dass Glaubenssätze eher in Kategorie 2 oder 3 gehören. Oft drehen sie sich um Fragen wie "Wie sehen/finden Andere mich?" oder "Was kann ich?" Und das sind ja keine subjektiven Sachen, auch wenn jeder sie subjektiv sieht. Deine Attraktivität, deine Beliebtheit und deine Fähigkeiten lassen sich nicht so exakt bestimmen wie die Schwerkraft, sind aber m.E. genauso real und objektiv.
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Beispiel: "Ich muss stark sein" wird ersetzt durch "Ich kann um Hilfe bitten, ohne mich dumm zu fühlen", wenn dieser Glaubenssatz mich daran hindert, ein gutes Leben zu führen.

Spannend finde ich auch Glaubenssätze, die uns durch Kultur oder Gesellschaft untergejubelt werden und die wir gar nicht als problematisch erkennen. Beispiele: Männer müssen unbedingt in Vollzeit arbeiten, Tiere sind Sachen, Geld ist in jeder Menge wertvoll etc.
Ich denke ,das ist ganz wichtig.
Den Glaubensatz nicht ins Gegenteil drehen ( wodurch einfach für uns unglaublich wird) ,sondern ihn abzuwandeln ,abschwächen oder einem positiven Gedankengang hinzuzufügen.
Beispiel: " Ich mach sowieso alles falsch,es macht keinen Sinn".
Könnte man nicht umwandeln in : " Ich mache alles richtig ".( Weil das ist genauso falsch wie der erste Glaubenssatz)
Man könnte es umwandeln in : " Ich lerne aus meinen Fehlern und beim nächsten Mal klappt es besser."
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Danke, die Unterscheidung bringt mehr Klarheit in die Debatte. Ich bin mir nicht sicher ob es stimmt, dass Glaubenssätze eher in Kategorie 2 oder 3 gehören. Oft drehen sie sich um Fragen wie "Wie sehen/finden Andere mich?" oder "Was kann ich?" Und das sind ja keine subjektiven Sachen, auch wenn jeder sie subjektiv sieht. Deine Attraktivität, deine Beliebtheit und deine Fähigkeiten lassen sich nicht so exakt bestimmen wie die Schwerkraft, sind aber m.E. genauso real und objektiv.
Sorry, aber hier möchte ich deutlich widersprechen. Subjektive Einschätzungen (z. B. zur eigenen Attraktivität oder der von Kim Kardashian :) etc.) sind keinesfalls mit objektiven Wahrheiten zu verwechseln ("Ich habe eine Glatze" vs. "Ich leide darunter, eine Glatze zu haben").

"Real" sind solche subjektiven Einschätzungen und Wahrheiten also durchaus, aber eben nicht im physikalischen, objektiven, unveränderbaren Sinne.

Wäre dem so, wäre jegliche Therapie und Eigentherapie sinnlos. Aber weil sich die eigene Wahrnehmung und Einschätzung verändern lässt, macht sie Sinn. Man muss hier zwischen "Landschaft" (objektiv vorhanden, real) und "Landkarte" (Abbildung der objektiven Wirklichkeit) klar unterscheiden.

Dazu kommt der Unterschied zwischen "Information" und "Bedeutung". Die Information, dass mein Attraktivitätsgrad für 99 % der Befragten niedrig ist oder dass ein Kunstwerk 99 % der Betrachtenden nicht gefällt, begründet nicht automatisch eine spezifische Bedeutung. Die Bedeutung einer Information wird subjektiv in einem Gehirn erzeugt. Auch das Vorhandensein einer Maus z. B. hat eine andere Bedeutung für den Bäcker als für seine Katze :)
 
Zuletzt bearbeitet:

MarinaM

Mitglied
Mal eine Frage:
Was heißt es für euch: " Ich mache einen Realitätscheck?" .
Wie macht ihr das konkret?
Passt es für dich hier dazu @Pappenheimer ,oder soll ich dazu einen eigenen Faden aufmachen?
Nun ja, nicht ALLES kannst du in der Realität abchecken. Manches aber schon.
"Niemand mag mich" - dabei rufen täglich 3 Freunde an und wollen etwas mit dir unternehmen oder auch nur quatschen .....
"Ich bin hässlich" - aber wenn ich mich ein wenig herrichte kann ich mich auf Parties vor Männern nicht retten .....
"Ich kann nichts" - dabei habe ich gerade eine Beförderung erhalten .....

Manchmal ist es einfach. Leider nicht immer.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Mal eine Frage:
Was heißt es für euch: " Ich mache einen Realitätscheck?" .
Wie macht ihr das konkret?
Ich denke da immer an die Szene aus "Beautifil Mind" denken, wo der Erkrankte lernt, zwischen Realität und seiner Fantasie zu unterscheiden: https://www.youtube.com/watch?v=vNa37tOB4rE

Super auch, wo er eine andere Person fragt, ob sie die dritte Person auch sieht :)

Aber wie oben gesagt: Es lassen sich drei Realitäten unterscheiden. Wenn es also für mich so ist, wie ich das fühle, hat das eine gewisse Berechtigung und einen Realitätsgehalt – nur halt nicht automatisch für andere oder absolut-objektiv.
 

Pappenheimer

Aktives Mitglied
Subjektive Einschätzungen (z. B. zur eigenen Attraktivität oder der von Kim Kardashian :) etc.) sind keinesfalls mit objektiven Wahrheiten zu verwechseln (...).
Attraktivität = Anziehungskraft. Wenn wir in die Gehirne von allen Menschen sehen könnten, die jemals Kim Kardashian gesehen haben, könnten wir einen Durchschnittswert bestimmen. Hilfsweise durch eine Umfrage. Ein wissenschaftlich ermittelter Durchschnittswert aus vielen subjektiven Eindrücken ist was? Objektiv? Intersubjektiv? Jedenfalls mehr als subjektiv. Es gibt einen bestimmten Grad an Attraktivität für jeden Menschen, also wie stark sich andere Menschen angezogen fühlen vom äußeren Erscheinungsbild dieser Person. Dieser Grad ist wechselhaft und nicht exakt zu bestimmen, trotzdem ist er "objektiver" als "ich finde die schön".

Wäre dem so, wäre jegliche Therapie und Eigentherapie sinnlos. Aber weil sich die eigene Wahrnehmung und Einschätzung verändern lässt, macht sie Sinn.
Klar, Therapie ist ja auch i.d.R. nur Reden. Es kann aber gerade auch hilfreich sein, bestimmte negative Glaubenssätze als realistisch zu erkennen. Zum Beispiel wenn ich zu dick bin, dann wäre es doch besser, abzunehmen oder in einer anderen Liga zu daten, als zu sagen "Mein Gewicht ist ok, ich bin ok."

Es geht deshalb m.E. darum, eine möglichst realistische Sichtweise auf die Dinge zu bekommen, nicht eine möglichst positive oder negative. Stimmst du mir da zu?

Die Information, dass mein Attraktivitätsgrad für 99 % der Befragten niedrig ist (...), begründet nicht automatisch eine spezifische Bedeutung. Die Bedeutung einer Information wird subjektiv in einem Gehirn erzeugt.
Die Tatsache, dass jemandes Attraktivitätsgrad für 99 % der Befragten niedrig ist, begründet nicht automatisch eine spezifische Bedeutung, aber sie hat Konsequenzen.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Jetzt wäre ein langer Spaziergang besser :) ...

Attraktivität = Anziehungskraft. Wenn wir in die Gehirne von allen Menschen sehen könnten, die jemals Kim Kardashian gesehen haben, könnten wir einen Durchschnittswert bestimmen.
Wieso nur Menschen? Objektivität lässt sich nicht durch die Befragung einer einzigen Spezies definieren. Für einen hungrigen Löwen ist fast jeder attraktiv :) ... aber ernsthaft: das Ergebnis von Umfragen ist nur eine Sammlung subjektiver Eindrücke, mehr nicht. Mehrheiten bestimmen nicht über Wahrheiten (objektive Wahrheiten). Sie sind höchstens noch mehrheitlich-konsensuelle Wahrheiten, also Übereinkünfte. Beispiel: Die gleiche Frage (egal welche jetzt, irgendwas Politisches halt) stellst du innerhalb der Halle auf einem AfD-Parteitag und dann nochmal den Demonstrant:innen draußen. Wer hat jetzt recht?

Die Tatsache, dass jemandes Attraktivitätsgrad für 99 % der Befragten niedrig ist, begründet nicht automatisch eine spezifische Bedeutung, aber sie hat Konsequenzen.
Aber ich muss den Konsequenzen keine sonderliche Bedeutung zumessen bzw. kann sie mir selbst geben. Beispiel: Herr Mendel entdeckt die Regeln der Vererbung. So gut wie niemand interessiert sich dafür. ER weiß aber, dass er recht hat und nutzt es für seine Erbsenzucht. Dass die Mehrheit erst lange nach seinem Tod versteht, was er verstanden hat, ändert nichts am Wahrheitsgehalt und die Bedeutung der Ablehnung ist für ihn nicht von Bedeutung, da es ihm nicht um Ruhm und Anerkennung ging, sondern um die Lösung eines botanischen Rätsels.

Beispiel wenn ich zu dick bin, dann wäre es doch besser, abzunehmen oder in einer anderen Liga zu daten, als zu sagen "Mein Gewicht ist ok, ich bin ok."

Es geht deshalb m.E. darum, eine möglichst realistische Sichtweise auf die Dinge zu bekommen, nicht eine möglichst positive oder negative. Stimmst du mir da zu?
In einer Therapie geht es idealerweise darum, was das Ziel der Klienten ist. Wenn jemand das Ziel hat, eine realistischer Sichtweise auf die Welt zu bekommen, sollte man das unterstützen. Aber wenn er dafür im Moment noch nicht reif ist, weil etwas Anderes wichtiger ist, macht es wenig Sinn, an mehr Realitätsbewusstsein zu arbeiten.

Nur wenn ein "Lernfenster" auch offen ist, wird ein Lernprozess entstehen. Und wenn etwas bessere Stimmung dabei hilft, Vertrauen zu fassen und lernbereiter zu werden, kann man zumindest unschädlich-unrealistische Gedanken durchaus mal stehenlassen. Du kannst einen Menschen mit vielen verschiedenen "Schäden" nicht auf einen Schlag wieder in Ordnung bringen. Das geht nur Stück für Stück und oft wie bei einem Mikado-Spiel (vorsichtig) :)
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
P Eigene Situation akzeptieren und glücklich werden, aber wie? Ich 22
D Wie schafft man es auf Menschen zu zugehen? Ich 36
G Tagebuch: Wie geht es weiter? Ich 1

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben